Kann ich nicht nachvollziehen......wieso soll das (Treble Bleed, d. Zitierer) gerade bei Humbuckern "sinnfrei" sein ?
Gerade wenn man outputstärkere Doppelspuler hat und auch mal clean-Sounds spielen möchte, bringts doch was, wenn ich mit dem Volume runtergehe, ohne dass das Signal total Saft- und kraftlos wird (weil Höhen fehlen)
Da gebe ich Dir zwar recht, trotzdem wollten die verschiedenen Varianten des Treble Bleed bei mir nicht recht zünden. Irgendwie klang es bei mir auch bei aufgedrehtem Poti immer anders, und zwar schlechter. Das gilt komischerweise vor allem im Tieftonbereich, wo dann irgendwie was zu fehlen schien. Ich hab es dann aber aufgegeben, weil ich mit dem 50ies Wiring besser zurechtkomme und es den Höhenverlust auch deutlich abmildert. Dazu kommt noch, dass man damit auch die Mitten etwas ausdünnen kann, wenn man neben Tone gleichzeitig Volume leicht zurücknimmt. Das Tonpoti bekommt dann nämlich eine andere Wirkung, die fast etwas paradox ist - es wird durchsichtiger statt dumpfer. Manche finden das auch nervig und bevorzugen deshalb das Modern Wiring.
Bei heißeren HB in Strats komme ich damit auch besser zurecht, aber in Kombination mit einer Parallel-Umschaltung. Die ist auch leiser, bleibt brummfrei und klingt zugleich durchsichtiger.
Zur Funktionsweise des ominösen "50s Wiring":
Ist es Hauptbestandteil dieser Schaltung, dass das Volume- Poti 500 kOhm bekommt ??
Und dass man den Ton- Kondensatoren geringere Werte gibt ?
Nein, mit "50ies Wiring" bezeichnet man in erster Linie eine bestimmte Art, die Tonpotis mit den Volumepotis zu verbinden. Allerdings wurden damals bei Gibson durchgängig 500 kOhm-Potis benutzt, in sofern funktioniert es damit erst richtig. Die 300 kOhm-Potis machen den Sound insgesamt etwas dumpfer, was die Variationsmöglichkeiten mit einer passiven Klangregelung dann logischerweise einschränkt. Tatsächlich klingt es für mich im verzerrten Bereich oft besser, wenn ich das Tonpoti ganz minimal runternehme, so auf 8 oder 9. Zusätzlich das Volume etwas zurück, und es wird schön bluesig. Im Grunde klingt das dann den alten 300er Potis gar nicht mal so unähnlich; durch die Umrüstung auf 50ies Wiring bleiben mir aber mehr Höhenreserven für Clean- und Crunchsounds oder im heftigen Distortionbereich.
Die Werte der Tonkondensatoren haben auch nicht zwingend mit der Verdrahtungsweise zu tun, es sind bei Gibson in den 50ern und auch heute noch halt standardmäßig .022 uF-Caps dringewesen. Bei der Paula komme ich dabei mit den Standardwerten gut zurecht. Ich hatte auch mal .047uF PIO-Caps, die klangen auch gut, aber der Regelbereich war mir nicht weit genug gespreizt. Gerade beim HalsPU gehen aber viele auch gerne zu .015uF, das habe ich aber selbst noch nicht probiert, da mein Pearly Gates in der Position recht kräftige Höhen produziert.
Authentisch 50er-Jahre-mäßig sind dabei Kondensatoren, die mit Ölpapier gefertigt wurden ("Paper in Oil", abgek. PIO). Bei meiner Studio haben die schon nochmal einen Klanggewinn gebracht. Ich hatte aber mal eine Paula mit 500T / 496R-Bestückung zum Aufarbeiten da, die klang am Besten mit 50ies Wiring und den originalen Keramik-Caps. Danach wollte mein Kumpel die PUs auf einmal gar nicht mehr rausschmeißen, die ihm vorher immer zu heiß erschienen. Jetzt konnte er sie einfach dahin regeln, wo er sie haben wollte. Ich hab mich selber gewuindert, selbst Clean-Spounds kamen hervorragend.
Bisher ist es mir hauptsächlich bei Strats aufgefallen, dass das Ton- Poti von Stufe "3" abwärts nur noch dumpf und leise macht.... hatte allerdings bisher auch weit mehr Strats als Paulas hier.....
In dem Zusammenhang fand ich es schon recht "bemerkenswert", dass man selbst im Custom- Shop von Fender bei einer Custom Relic 60s Strat nicht auf die Idee kam, mal nen kleineren Kondensator ans Ton- Poti zu machen !
Das untere Drittel vom Poti- Regelweg war praktisch überhaupt nicht mehr sinnvoll nutzbar.....
Das dürfte sich wohl aus dem Anspruch einer Relic erklären, dem alten Vorbild gleich zu kommen. Viele Strat-Spieler sind diese Wirkungsweise halt auch gewohnt und benutzen das Tonpoti eben maximal leicht zurückgedreht. Was die Paulas betrifft, kommen da wohl mehr Leute mit den Standard-Werten klar, die ja ganz zugedreht diesen "hupenden" Sound produzieren. Das liegt wohl auch daran, dass bei der Paula viel mehr Mitten im Klang sind, während bei einer Strat ohne Höhen nicht mehr viel da ist, was den Ton noch definiert.
Ich selber verwende deshalb auch sehr kleine Werte in meiner Strat, die selbst ganz zugedreht noch für mich funktionieren (und dann eher nach HB klingen als einfach dumpf). Ist aber auch kein Ding, sowas an den eigenen Geschmack anzupassen.
Gruß, bagotrix