Zunächst mal muß ich Foxx und singingtutor zustimmen. Wenn's wehtut, sofort aufhören!!!
Klar gibt's Leute, die das nicht tun und damit dann ihr Ziel erreichen, aber da ist eine gehörige Menge Glück mit bei. Dummerweise werden halt nur die bekannt, bei denen's geklappt hat - von den Legionen an Sängern, bei denen die Stimme einfach weg war, hört man eben nie wieder was (in zweifacher Hinsicht). Wenn man einfach nur rumschreien müßte, so daß es wehtut, und solange weitermachen bis die Stimme geil klingt, dann wäre die Welt voll von Cornells, Coverdales, Johnsons, Kilminsters etc. - IST SIE ABER NICHT! Das sollte Beweis genug sein.
Ich singe seit 20 Jahren Rock, nicht nur, aber so gut wie ohne Unterbrechung und zeitweise als Vollprofi. Und mir hat noch nie was wehgetan (also stimmlich gesehen
), wobei meine Stimme auch eher zu den stabilen gehört. Es war auch noch nie nötig, die Stimme künstlich kaputt klingen zu lassen. Meiner Ansicht nach ist der Hauptfaktor im Rockgesang nicht der Dreck, sondern die Power. Wenn die erstmal da ist, kann man auch etwas Dreck beimischen. Umgekehrt funktioniert das aber nicht. Wenn eine Stimme nur aus Dreck besteht, aber keine Power hat, hat man ein Problem. Als Voraussetzungen für den guten Rocksänger würde ich auch eher körperliche Fitness und Disziplin nennen, anstatt steinharter Leber und schwarzer Teerlunge. Ich will mal sehen, wie jemand 2-3 Wochen lang jeden Abend einen 3-4 Stunden-Gig singt, wenn Schmerzen, Suff oder Kettenrauchen zur Notwendigkeit gehören. Und da sind wir noch lange nicht im Bereich einer Tour - Studioaufnahmen brauche ich nicht erst zu erwähnen, oder?
Es gibt noch einen Punkt zu bedenken. Wenn man es tatsächlich schafft, die Stimme "
gut" kaputt zu kriegen (daß es auch ein schlechtes, viel wahrscheinlicheres Kaputt gibt, sollte mittlerweile klar sein), bleibt sie so. Man will das vielleicht in jungen Jahren nicht wahrhaben, aber Geschmäcker ändern sich. Ich habe mir früher mal geschworen, niemals etwas anderes als Heavy Metal zu machen. Dieser Vorsatz hat - glücklicherweise - nicht länger als 3-4 Jahre gehalten. Wenn du dir mit 19 die Stimme zerballerst und das Glück hast, sie "
gut" kaputtzukriegen, gefällt sie dir (vielleicht) bis du 25 bist; und das ist schon ganz schön lange wenn man bedenkt, daß kaputt natürlich auch weniger Power, Kontrolle, Färbungmöglichkeiten etc. bedeutet. Es wird einfach langweilig, weil man sehr stark festgelegt ist. Das Blöde ist nun, diese unflexible, kaputte Stimme hast du für den Rest deines Lebens. Von 25 bis 30 findest du sie nicht mehr geil, sondern singst halt damit. Dann packt dich auf einmal die Liebe zum Jazz und du bist 50 Jahre lang gekniffen. Herzlichen Glückwunsch!
Lern richtig singen. Das heißt zunächst einmal Atempower. Danach kannst du einiges besser einschätzen und bist in der Lage dorthin zu gehen, wohin du willst. Und vor allem: du behältst diese Entscheidungsmöglichkeit. Dummerweise gibt's keine Abkürzung, sorry. Aber soooo lange dauert der richtige Weg nun auch wieder nicht.