Beatler90
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Fender Kurt Cobain Mustang
Vorgeschichte:
Ich habe jetzt nun wirklich lange kein Review mehr verfasst...dafür gibt es diverse Gründe. Zum Einen, weil es nichts Spektakuläres gabs, das ich hier hätte besprechen können, zum Anderen...es gibt eigentlich kein zum Anderen, mir hat lediglich entsprechend interessantes Equipment zum Besprechen gefehlt ich mache mich hier wieder wichtiger als ich eigentlich bin.
Das hat sich nun aber mit der Fender Kurt Cobain Mustang geändert, die ich jetzt schon seit knapp einem Monat mein Eigen nennen darf. Inzwischen hat die Kleine schon ca. 8 Proben und einen Gig hinter sich, ich konnte sie also gut genug kennenlernen.
Warum aber eine Mustang? Das sind doch diese doofen zu kurz geratenen Anfängergitarren mit dem abartigen Quietschsound und den Winzbünden! Ja, genau, das sind die Teile! Nur dass man inzwischen keinen Anfängerpreis dafür bezahlen muss, sondern einen knappen Tausender auf den Tresen knallt wenn das mal nix ist?!
Nein, Spaß beiseite. Es fing eigentlich schon vor 8 Jahren an. Damals war ich 13 und hatte seit einem Jahr eine schrecklich laute Langhaar-Band namens Nirvana für mich entdeckt. Das war nicht nur der Startschuss für meine Karriere als Punk (mit 17 beendet!), nein, es war auch der Beginn meiner Leidenschaft für das 6-saitige Instrument, das die Viersaiterfraktion zu gerne Eierschneider nennt (ich schätze mal Penisneid 4 Saiten vs. 6 Saiten und so). Naja, auf jeden Fall fiel mir damals beim stundenlangen betrachten der Livemitschnitte der In Utero Tour schon diese wahrhaft putzige, kleine, aber verdammt gut krach-machende blaue Gitarre auf, welche sich nach Internetrecherchen als Fender Mustang entlarvte. ''Die musst du haben!'', spukte es damals in meinem Langhaarkopf herum. Aber keine auf dem Markt verfügbare Gitarre dieser Art hat mich damals dann so begeistern können, wie eben jene kleine Blaue mit dem roten Pickguard. Mit der Zeit kamen andere Bands, eine andere Subkultur (bis heute treu geblieben) und auch andere Gitarren, die eher meine 60s-beatigen Bedürfnisse stillen sollten.
Das alles änderte sich, als ich erfuhr, dass Squier dieses Jahr auch die Mustang einführen würde...in Sonic Blue mit rotem Pickguard! Da war es klar, die musste ich haben! Die ließ aber lange auf sich warten...und wie der Zufall es so wollte, bot mir mein Stammladen an, mal diese Cobain Mustang zu bestellen, damit ich sie ''testen'' kann. Jaja, die Jungs kennen mich, das Fleisch ist schwach und so weiter. Es endete 899 leichter und mit einer Gitarre mehr auf dem Rücksitz...
Spezifikationen:
Korpus: Erle
Hals: Ahorn mit Palisander Griffbrett (C-Shaping); Vintage Frets; 7,25'' Radius; 24'' Mensur
Pickups: Mustang Singlecoil (Neck), Seymour Duncan JB Model (Bridge)
Elektronik: Standard Mustang, lediglich die Schalter sind verkürzt, so dass man beim Spielen nicht daran hängen bleibt
Hardware: Chrom
Steg: Adjusto-Matic Bridge mit Dynamic Vibrato Tailpiece
Zubehör: Das Standard Werkzeug, eine Pappschachtel (heyhey!)
Made in Japan
Erster Eindruck:
Ich erhielt die Gitarre frisch aus der Fender Box in die Hände, da hatte seit Japan keiner mehr seine Finger dran. Hatte schon ein paar Zweifel, wie das so mit dem Setup sein wird, aber hier wurde ich wirklich überrascht. Von oben bis unten perfekt eingestellt (wirklich makellos), kein einziger Verarbeitungsfehler, egal wo und wie gut man guckt. Ich kann wirklich offen und ehrlich sagen, dass das seit meiner Rickenbacker (die eine gute Ecke teurer war), das best-eingestellte Instrument ist, das ich je gekauft habe und ich habe mittlerweile einige.
Handling:
Aufgrund der sog. Offset Bauweise liegt die Mustang wirklich perfekt ausgeglichen auf dem Schoß, am Gurt das gleiche Bild. Das Gewicht liegt mit exakt 3,5kg in einem angenehmen Bereich und wird auch nach langem Spielen keine Belastung.
Der Hals ist wirklich sehr dünn und schmal geraten. Kein Wizard Hals, aber doch um deutlich dünner als das typische C-Stratprofil, das man so kennt. Die Vintagebünde sind ebenfalls extrem schmal und flach; man könnte hier fast von fretless sprechen! Ich mag a) diese kleinen Bünde sehr gerne und habe b) auch keine riesigen Hände, also kommt mir das sehr entgegen. Wer aber Hände wie ein Schraubstock hat, der sollte sich gut überlegen, ob so ein graziler Hals wirklich das Richtige ist. Cobain war unter Anderem aufgrund des sehr schmalen Halses so verliebt in die Japan Mustangs (hatte mit knapp 1,70 und sehr kleinen Händen aber auch top Vorraussetzungen für so ein Instrument)! Die Tuner laufen sehr gut (übrigens auch Vintage Style), die Regler arbeiten sauber und auch die Mustang-typischen Schieberegler verrichten ihren Dienst zuverlässig. Lediglich die Schalterstellungen müssen am Anfang erst nur erlernt werden: stehen die Schalter in der Mitte, sind die Pickups grundsätzlich aus. Schiebt man sie nach links, oder rechts, sind sie an. Befinden sich beide Schalter ganz außen, also der linke Schalter (von oben betrachtet) ganz in Richtung Hals und der Rechte ganz in Richtung Steg, arbeiten beide Pickups zusammen, das gleiche gilt, wenn der rechte Schalter ganz nach links Richtung Hals gestellt ist. Um die berühmte Out-Of-Phase Schaltung zu erreichen, schiebt man den linken Schalter ganz nach Rechts und den rechten ganz nach links, oder den linken ganz nach rechts und den rechten ganz nach rechts. Klingt furchtbar kompliziert, findet man dann aber beim Spielen ganz schnell selbst raus.
Kurz zum Vibrato: Ich nutze es nicht, hatte den Hebel bisher auch nur einmal montiert. Für leichte Benutzung sicherlich nicht schlecht, es läuft butterweich und anstandslos, bei stärkerer Beanspruchung verstimmt sich die Mustang aber schon kräftig.
Ansonsten zur Stimmstabilität: Top! Hatte ich nicht erwartet. Hatte jetzt erst einen 4-stündigen Gig und musste nicht einmal nachstimmen!
Sound:
Der schwierigste und zugleich interessanteste Teil eines Reviews. Ich tue mich da immer sehr schwer, das so zu beschreiben, dass es der Gitarre wirklich gerecht wird, aber ich gebe mein Bestes:
Zunächst einmal der trockene Sound der Mustang. Von der Lautstärke her recht leise, meiner Meinung nach leiser als die meisten Strats. Mittleres Sustain (ja, genau, nicht annähernd so mies, wie es den Mustangs immer unterstellt wird!). Der Gesamtsound ist recht mittig mit einem relativ schwachen Bassfundament. Dennoch ist die Mustang unglaublich resonant, so dass man den gesamten Korpus und den Hals beim Anschlag deutlich vibrieren spürt.
So, dann stöpseln wir mal ein. Getestet wird hier jetzt an einem VOX VR-30R (erste Serie), gespielt wird sie aber hauptsächlich am AC30, welcher allerdings momentan im Proberaum steht. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass der Eindruck an beiden Amps der Selbe ist.
Neck Pickup: Deutlich spritziger, als der Neckpickup einer Strat. Schön drahtig mit einem guten Höhenanteil, welcher sich allerdings mit dem Toneknob sehr gut regulieren lässt. Das Bassfundament ist hier nicht das Allergrößte, aber durchaus ausreichend. Für mich DIE Position für Songs à la Red Hot Chili Peppers, aber auch Hendrix lässt sich hier klasse verwirklichen. Mit einer kleinen Portion Delay, den Toneknob etwas zurück und man bekommt einen astreinen 'Little Wing' Sound. Kleine Anekdote: Hendrix war zwar für seine Strats bekannt, bei den Alben Electric Ladyland und Axis: Bold As Love soll aber eine Fender Mustang den nötigen Kick geliefert haben!
Im Crunchbereich schmatzt der Pickup richtig schön, so dass man richtig amtlich dreckige Bluessoli improvisieren kann. Lediglich im High Gain Bereich klingt der Kamerad doch sehr schwachbrüstig, wofür er aber ja auch nicht gedacht ist.
Neck + Bridge IN PHASE: Erstaunlich, aber der Grundcharakter des Neckpickups dominiert diese Position trotz des heißen JB Humbuckers weiterhin, bekommt aber eine gute Portion Bass dazu serviert...die Metalfraktion würde wohl sagen, dass der Sound jetzt richtig Eier bekommen hat. Ebenfalls ist eine leichte Anhebung der Lautstärke vernehmbar, welche sich aber noch im Rahmen befindet. Mir gefällt diese Position clean mit zurückgedrehtem Toneknob sehr gut, da man hier fast schon pianoähnliche Sounds zaubern kann.
So, drücken wir mal aufs Crunch Knöpfchen. Aha! Hier haben wir also den Grund für den Zusatz 'Kurt Cobain'. Sofort fühlt man sich an das berühmte Smells Like Teen Spirit Intro erinnert. Einerseits spritzig, frech, rauh, andererseits gut drückend mit kräftig Schub. Je nach der Härte des Anschlags kann man hier dann tatsächlich fast cleane, aber auch richtig amtlich verzerrte Sounds kreieren. Im High Gain Bereich bleibt dieser Eindruck bestehen.
Neck + Bridge OUT OF PHASE: Yeah! Very superstitious writings on the wall! Das ist genau der funkige Sound, den wir von Stevie Wonders 'Superstition' kennen und lieben...oder von falsch verdrahteten Gitarren, suchts euch aus. Man kann ihn als 'The Mother Of Twang' bezeichnen. Ein wahrer Traum für jeden Funkgitarristen. Beschreiben kann ich den Sound leider nicht gut, den muss man gehört haben. Aber ich glaube die Meisten können sich was darunter vorstellen.
Im Crunchbereich wird das aber schon extrem fies für die Ohren, da extrem höhendominiert, extrem quakig, einfach extrem. Woran es mich dennoch sehr erinnert ist Peter Frampton. Nehmt diese Schaltung, geht in die oberen Gainbereiche im Crunchkanal und spielt doch mal das Intro zu 'Show Me The Way'...da braucht kein Mensch mehr eine Talkbox!
Bridge: So, widmen wir uns mal dem bösen Buben der Mustang, dem JB Humbucker. Schon im Cleankanal baut das Teil einen unheimlichen Druck auf, der jeden Röhrenamp ohne riesigen Headroom zum ''umkippen'' bringt. Hier haben wir richtig mächtig donnernde Bässe und ein sehr gutes Mittenfundament. Ich halte mich hier aber nicht lange clean auf, das Teil möchte gerockt werden, also ab in den Crunch Kanal! Aha! Da haben wir jetzt fast schon SG-esque Sounds! Ich erwische mich dabei das alte Black Sabbath Geschrammel runterzuspielen...weiter gehts mit Deep Puple...ja, das ist ein echter Rocker. Die Mustang fängt richtig amtlich an zu singen...von wegen reine Rhythmusgitarre!
Ich wage nun einen weiteren Knopfdruck, der uns in den High Gain Bereich katapultiert. Und wieder haben wir den Grund für das Anhängsel ''Cobain''. Hier sind wir sofort bei 'Breed', bei 'Lithium', bei 'Radio Friendly Unit Shifter'...da lebt die Jugend wieder richtig auf. Aber auch der typische Hardrocker findet hier bestimmt Sounds, die ihm gefallen...falls er sich mit einer himmelblauen Gitarre auf die Bühne traut, versteht sich!
Fazit:
Pro:
Contra:
Noch ein paar abschließende Worte: Die Fender Kurt Cobain Mustang ist sicherlich eine sehr spezielle Gitarre. Wer sie kauft, weiß warum er dies tut. Dennoch muss gesagt werden, dass dieser Zusatz 'Kurt Cobain' zunächst erstmal nichts zu sagen hat. Erstens findet man nirgends auf der Gitarre einen schriftlichen Vermerk, dass es ein Nachbau seiner Gitarre ist und zweitens ist diese Mustang klanglich so flexibel, dass man nie eine reine Grunge-Gitarre erwarten würde. Ich persönlich bin aus dem Grunge-Alter raus, spiele mittlerweile hauptsächlich Blues und Retrokram und dennoch kann ich die Mustang bei jedem Song einsetzen; mittlerweile ist sie sogar meine Hauptgitarre neben der Rickenbacker geworden.
Ich hoffe, dass man Review hilfreich und interessant zu lesen war und würde mich über Rückmeldungen jeglicher Art, sei es Kritik oder Lob, sehr freuen.
In diesem Sinne,
MfG
Vorgeschichte:
Ich habe jetzt nun wirklich lange kein Review mehr verfasst...dafür gibt es diverse Gründe. Zum Einen, weil es nichts Spektakuläres gabs, das ich hier hätte besprechen können, zum Anderen...es gibt eigentlich kein zum Anderen, mir hat lediglich entsprechend interessantes Equipment zum Besprechen gefehlt ich mache mich hier wieder wichtiger als ich eigentlich bin.
Das hat sich nun aber mit der Fender Kurt Cobain Mustang geändert, die ich jetzt schon seit knapp einem Monat mein Eigen nennen darf. Inzwischen hat die Kleine schon ca. 8 Proben und einen Gig hinter sich, ich konnte sie also gut genug kennenlernen.
Warum aber eine Mustang? Das sind doch diese doofen zu kurz geratenen Anfängergitarren mit dem abartigen Quietschsound und den Winzbünden! Ja, genau, das sind die Teile! Nur dass man inzwischen keinen Anfängerpreis dafür bezahlen muss, sondern einen knappen Tausender auf den Tresen knallt wenn das mal nix ist?!
Nein, Spaß beiseite. Es fing eigentlich schon vor 8 Jahren an. Damals war ich 13 und hatte seit einem Jahr eine schrecklich laute Langhaar-Band namens Nirvana für mich entdeckt. Das war nicht nur der Startschuss für meine Karriere als Punk (mit 17 beendet!), nein, es war auch der Beginn meiner Leidenschaft für das 6-saitige Instrument, das die Viersaiterfraktion zu gerne Eierschneider nennt (ich schätze mal Penisneid 4 Saiten vs. 6 Saiten und so). Naja, auf jeden Fall fiel mir damals beim stundenlangen betrachten der Livemitschnitte der In Utero Tour schon diese wahrhaft putzige, kleine, aber verdammt gut krach-machende blaue Gitarre auf, welche sich nach Internetrecherchen als Fender Mustang entlarvte. ''Die musst du haben!'', spukte es damals in meinem Langhaarkopf herum. Aber keine auf dem Markt verfügbare Gitarre dieser Art hat mich damals dann so begeistern können, wie eben jene kleine Blaue mit dem roten Pickguard. Mit der Zeit kamen andere Bands, eine andere Subkultur (bis heute treu geblieben) und auch andere Gitarren, die eher meine 60s-beatigen Bedürfnisse stillen sollten.
Das alles änderte sich, als ich erfuhr, dass Squier dieses Jahr auch die Mustang einführen würde...in Sonic Blue mit rotem Pickguard! Da war es klar, die musste ich haben! Die ließ aber lange auf sich warten...und wie der Zufall es so wollte, bot mir mein Stammladen an, mal diese Cobain Mustang zu bestellen, damit ich sie ''testen'' kann. Jaja, die Jungs kennen mich, das Fleisch ist schwach und so weiter. Es endete 899 leichter und mit einer Gitarre mehr auf dem Rücksitz...
Spezifikationen:
Korpus: Erle
Hals: Ahorn mit Palisander Griffbrett (C-Shaping); Vintage Frets; 7,25'' Radius; 24'' Mensur
Pickups: Mustang Singlecoil (Neck), Seymour Duncan JB Model (Bridge)
Elektronik: Standard Mustang, lediglich die Schalter sind verkürzt, so dass man beim Spielen nicht daran hängen bleibt
Hardware: Chrom
Steg: Adjusto-Matic Bridge mit Dynamic Vibrato Tailpiece
Zubehör: Das Standard Werkzeug, eine Pappschachtel (heyhey!)
Made in Japan
Erster Eindruck:
Ich erhielt die Gitarre frisch aus der Fender Box in die Hände, da hatte seit Japan keiner mehr seine Finger dran. Hatte schon ein paar Zweifel, wie das so mit dem Setup sein wird, aber hier wurde ich wirklich überrascht. Von oben bis unten perfekt eingestellt (wirklich makellos), kein einziger Verarbeitungsfehler, egal wo und wie gut man guckt. Ich kann wirklich offen und ehrlich sagen, dass das seit meiner Rickenbacker (die eine gute Ecke teurer war), das best-eingestellte Instrument ist, das ich je gekauft habe und ich habe mittlerweile einige.
Handling:
Aufgrund der sog. Offset Bauweise liegt die Mustang wirklich perfekt ausgeglichen auf dem Schoß, am Gurt das gleiche Bild. Das Gewicht liegt mit exakt 3,5kg in einem angenehmen Bereich und wird auch nach langem Spielen keine Belastung.
Der Hals ist wirklich sehr dünn und schmal geraten. Kein Wizard Hals, aber doch um deutlich dünner als das typische C-Stratprofil, das man so kennt. Die Vintagebünde sind ebenfalls extrem schmal und flach; man könnte hier fast von fretless sprechen! Ich mag a) diese kleinen Bünde sehr gerne und habe b) auch keine riesigen Hände, also kommt mir das sehr entgegen. Wer aber Hände wie ein Schraubstock hat, der sollte sich gut überlegen, ob so ein graziler Hals wirklich das Richtige ist. Cobain war unter Anderem aufgrund des sehr schmalen Halses so verliebt in die Japan Mustangs (hatte mit knapp 1,70 und sehr kleinen Händen aber auch top Vorraussetzungen für so ein Instrument)! Die Tuner laufen sehr gut (übrigens auch Vintage Style), die Regler arbeiten sauber und auch die Mustang-typischen Schieberegler verrichten ihren Dienst zuverlässig. Lediglich die Schalterstellungen müssen am Anfang erst nur erlernt werden: stehen die Schalter in der Mitte, sind die Pickups grundsätzlich aus. Schiebt man sie nach links, oder rechts, sind sie an. Befinden sich beide Schalter ganz außen, also der linke Schalter (von oben betrachtet) ganz in Richtung Hals und der Rechte ganz in Richtung Steg, arbeiten beide Pickups zusammen, das gleiche gilt, wenn der rechte Schalter ganz nach links Richtung Hals gestellt ist. Um die berühmte Out-Of-Phase Schaltung zu erreichen, schiebt man den linken Schalter ganz nach Rechts und den rechten ganz nach links, oder den linken ganz nach rechts und den rechten ganz nach rechts. Klingt furchtbar kompliziert, findet man dann aber beim Spielen ganz schnell selbst raus.
Kurz zum Vibrato: Ich nutze es nicht, hatte den Hebel bisher auch nur einmal montiert. Für leichte Benutzung sicherlich nicht schlecht, es läuft butterweich und anstandslos, bei stärkerer Beanspruchung verstimmt sich die Mustang aber schon kräftig.
Ansonsten zur Stimmstabilität: Top! Hatte ich nicht erwartet. Hatte jetzt erst einen 4-stündigen Gig und musste nicht einmal nachstimmen!
Sound:
Der schwierigste und zugleich interessanteste Teil eines Reviews. Ich tue mich da immer sehr schwer, das so zu beschreiben, dass es der Gitarre wirklich gerecht wird, aber ich gebe mein Bestes:
Zunächst einmal der trockene Sound der Mustang. Von der Lautstärke her recht leise, meiner Meinung nach leiser als die meisten Strats. Mittleres Sustain (ja, genau, nicht annähernd so mies, wie es den Mustangs immer unterstellt wird!). Der Gesamtsound ist recht mittig mit einem relativ schwachen Bassfundament. Dennoch ist die Mustang unglaublich resonant, so dass man den gesamten Korpus und den Hals beim Anschlag deutlich vibrieren spürt.
So, dann stöpseln wir mal ein. Getestet wird hier jetzt an einem VOX VR-30R (erste Serie), gespielt wird sie aber hauptsächlich am AC30, welcher allerdings momentan im Proberaum steht. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass der Eindruck an beiden Amps der Selbe ist.
Neck Pickup: Deutlich spritziger, als der Neckpickup einer Strat. Schön drahtig mit einem guten Höhenanteil, welcher sich allerdings mit dem Toneknob sehr gut regulieren lässt. Das Bassfundament ist hier nicht das Allergrößte, aber durchaus ausreichend. Für mich DIE Position für Songs à la Red Hot Chili Peppers, aber auch Hendrix lässt sich hier klasse verwirklichen. Mit einer kleinen Portion Delay, den Toneknob etwas zurück und man bekommt einen astreinen 'Little Wing' Sound. Kleine Anekdote: Hendrix war zwar für seine Strats bekannt, bei den Alben Electric Ladyland und Axis: Bold As Love soll aber eine Fender Mustang den nötigen Kick geliefert haben!
Im Crunchbereich schmatzt der Pickup richtig schön, so dass man richtig amtlich dreckige Bluessoli improvisieren kann. Lediglich im High Gain Bereich klingt der Kamerad doch sehr schwachbrüstig, wofür er aber ja auch nicht gedacht ist.
Neck + Bridge IN PHASE: Erstaunlich, aber der Grundcharakter des Neckpickups dominiert diese Position trotz des heißen JB Humbuckers weiterhin, bekommt aber eine gute Portion Bass dazu serviert...die Metalfraktion würde wohl sagen, dass der Sound jetzt richtig Eier bekommen hat. Ebenfalls ist eine leichte Anhebung der Lautstärke vernehmbar, welche sich aber noch im Rahmen befindet. Mir gefällt diese Position clean mit zurückgedrehtem Toneknob sehr gut, da man hier fast schon pianoähnliche Sounds zaubern kann.
So, drücken wir mal aufs Crunch Knöpfchen. Aha! Hier haben wir also den Grund für den Zusatz 'Kurt Cobain'. Sofort fühlt man sich an das berühmte Smells Like Teen Spirit Intro erinnert. Einerseits spritzig, frech, rauh, andererseits gut drückend mit kräftig Schub. Je nach der Härte des Anschlags kann man hier dann tatsächlich fast cleane, aber auch richtig amtlich verzerrte Sounds kreieren. Im High Gain Bereich bleibt dieser Eindruck bestehen.
Neck + Bridge OUT OF PHASE: Yeah! Very superstitious writings on the wall! Das ist genau der funkige Sound, den wir von Stevie Wonders 'Superstition' kennen und lieben...oder von falsch verdrahteten Gitarren, suchts euch aus. Man kann ihn als 'The Mother Of Twang' bezeichnen. Ein wahrer Traum für jeden Funkgitarristen. Beschreiben kann ich den Sound leider nicht gut, den muss man gehört haben. Aber ich glaube die Meisten können sich was darunter vorstellen.
Im Crunchbereich wird das aber schon extrem fies für die Ohren, da extrem höhendominiert, extrem quakig, einfach extrem. Woran es mich dennoch sehr erinnert ist Peter Frampton. Nehmt diese Schaltung, geht in die oberen Gainbereiche im Crunchkanal und spielt doch mal das Intro zu 'Show Me The Way'...da braucht kein Mensch mehr eine Talkbox!
Bridge: So, widmen wir uns mal dem bösen Buben der Mustang, dem JB Humbucker. Schon im Cleankanal baut das Teil einen unheimlichen Druck auf, der jeden Röhrenamp ohne riesigen Headroom zum ''umkippen'' bringt. Hier haben wir richtig mächtig donnernde Bässe und ein sehr gutes Mittenfundament. Ich halte mich hier aber nicht lange clean auf, das Teil möchte gerockt werden, also ab in den Crunch Kanal! Aha! Da haben wir jetzt fast schon SG-esque Sounds! Ich erwische mich dabei das alte Black Sabbath Geschrammel runterzuspielen...weiter gehts mit Deep Puple...ja, das ist ein echter Rocker. Die Mustang fängt richtig amtlich an zu singen...von wegen reine Rhythmusgitarre!
Ich wage nun einen weiteren Knopfdruck, der uns in den High Gain Bereich katapultiert. Und wieder haben wir den Grund für das Anhängsel ''Cobain''. Hier sind wir sofort bei 'Breed', bei 'Lithium', bei 'Radio Friendly Unit Shifter'...da lebt die Jugend wieder richtig auf. Aber auch der typische Hardrocker findet hier bestimmt Sounds, die ihm gefallen...falls er sich mit einer himmelblauen Gitarre auf die Bühne traut, versteht sich!
Fazit:
Pro:
- perfektes Setup
- perfekte Verarbeitung
- das Wahlinstrument einer Ikone
- ein Offset Instrument (ja, Pro, man kann sich ruhig mal von der Masse abheben!)
- Unglaubliche Soundvielfalt
Contra:
- knapp 900 für ein ursprüngliches Einsteigerinstrument
- gewöhnungsbedürftige Schaltung
- auch rein optisch nichts für jedermann
Noch ein paar abschließende Worte: Die Fender Kurt Cobain Mustang ist sicherlich eine sehr spezielle Gitarre. Wer sie kauft, weiß warum er dies tut. Dennoch muss gesagt werden, dass dieser Zusatz 'Kurt Cobain' zunächst erstmal nichts zu sagen hat. Erstens findet man nirgends auf der Gitarre einen schriftlichen Vermerk, dass es ein Nachbau seiner Gitarre ist und zweitens ist diese Mustang klanglich so flexibel, dass man nie eine reine Grunge-Gitarre erwarten würde. Ich persönlich bin aus dem Grunge-Alter raus, spiele mittlerweile hauptsächlich Blues und Retrokram und dennoch kann ich die Mustang bei jedem Song einsetzen; mittlerweile ist sie sogar meine Hauptgitarre neben der Rickenbacker geworden.
Ich hoffe, dass man Review hilfreich und interessant zu lesen war und würde mich über Rückmeldungen jeglicher Art, sei es Kritik oder Lob, sehr freuen.
In diesem Sinne,
MfG
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