Okaqy und wo sollte ich das Micro (falsl ich ihn abnehmen sollte/muss) an der Box am besten platzieren? Handelt sich dabei um eine 4x12er, sinnvoll wäre dich an einem der Speaker oder? Spielt es dabei eine Rolle ob einer der beiden oberen Speaker oder einer der beiden unteren?
Uijeeee, jetzt kommen wir langsam vom Hundersten ins Tausendste...
Also noch mal ganz von vorn (damit auch wirklich alle Unklarheiten beseitigt sind), und von da aus dann weiter zur aktuellen Frage:
Grundsätzlich geht es beim Gitarrensignal - und bei allen anderen Tonsignalen der Band - darum, dass es zum einen fürs Publikum, zum anderen eben auch für die Band hörbar ist. Logisch, gelle?
Punkt 1: Publikum
Klar KANN man das Publikum mit dem eigenen Amp beschallen, das ist aber so gut wie nie die beste Lösung. Machbar ist das noch in sehr kleinen Locations (Jugendzentren, Kneipen, sehr kleine Clubs). Dort ist meist so wenig Platz, dass ähnlich wie im Proberaum alle die Gitarre einigermaßen gleichmäßig hören können.
Bei allem, was auch nur ein bisschen größer ist, wird es dann sehr problematisch, wenn man auf eine PA verzichtet: Die einen können dein Megasolo quasi nur "pantomimisch" verfolgen, während den anderen (denen in Abstrahlrichtung deiner Box) fast der Kopf platzt. Irgendwo dazwischen haben dann drei oder vier Personen einen einigermaßen annehmbaren Sound
Schon allein deshalb sollte man sein Signal einer PA anvertrauen, ganz zu schweigen von den hier schon genannten Vorteilen: Anpassung des Klangs an den Raum ("Entzerrung") mit geeignetem Werkzeug (Terzband-EQ, diverse Dynamikbearbeitungs-Geräte, gaaaaanz viel Erfahrung), womöglich sogar durch einen Profi! Ums noch mal ganz klar zu sagen: Sobald das Publikum größer wird als der typische Mucker-Freundes- und Familienkreis, sollte man wann immer möglich mit einer PA arbeiten!
Punkt 2: Bühnensound
Wenn wir also brav unsere PA fürs Publikum benutzen, bleibt noch die Band, die mit Sound zu versorgen wäre - und zwar völlig unabhängig vom PA-Sound! Und hier kommen jetzt unsere Amps ins Spiel:
Zum einen als Sounderzeugungsgerät: Neben deinen Fingern und deinem Instrument sorgt natürlich auch dein Verstärker für einen bestimmten Sound. Also nutzt du diesen als Klangquelle für die PA. Zum anderen natürlich als persönliche Monitorbox: Du richtest deinen Verstärker möglichst auf deine Ohren (mit den Knien hört es sich einfach nicht so gut), so dass du schon mal versorgt bist. Dein Tontechniker greift sich dieses Signal für die PA ab, und zwar mit dem vielfach zitierten Mikrofon vor deinem Amp. Er zweigt sich also sozusagen deinen Sound für seine eigenen Zwecke (Beschallung des Publikums) ab. Dazu ist das Mikro da.
Du bist jetzt also versorgt - was ist mit dem Rest der Band? Entweder sie hören dein Signal direkt aus deiner Box laut genug, oder aber sie brauchen das sogenannte Monitoring. Die Monitorboxen sind dazu da, der Band all das auf die Ohren zu geben, was sie sonst nicht hören würden, also z.B. den Gesang oder die Akustikgitarre ohne Amp. Idealerweise stehen für das Monitoring mehrere "Wege" zur Verfügung, d.h. verschiedene Monitorboxen können mit verschiedenen Abmischungen versorgt werden, so dass z.B. der Keyboarder mehr Keyboard und der Sänger im Verhältnis mehr Gesang hören kann.
Manche Schlaumeier kommen dann auf die Idee, sich einfach "alles" auf die Monitore geben zu lassen - möglichst so, wie es auch über die PA geht. Das ist gleich aus mehreren Gründen eine schlechte Idee. Die beiden wichtigsten Gründe dagegen sind zum einen, dass Monitorboxen durchaus damit überfordert sein können, alle Instrumente und Frequenzbereiche wiedergeben zu müssen. Und wenn sie überfordert sind, liefern sie nur noch Matsch. Also nicht gut. Und zum anderen sind da ja auch noch das Schlagzeug, der Gitarren- und der Bassamp und vielleicht noch anderes Zeugs, die euch neben dem Monitoring Lärm um die Ohren hauen. Auch das führt dann zu Matsch, wenn "alles" auf den Monitorboxen zu hören ist.
Die goldene Regel fürs Monitoring lautet: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Das gilt sowohl für Anzahl der zu hörenden Instrumente (wer genau neben dem Schlagzeug steht, braucht nicht unbedingt noch mal ein bisschen HiHat auf dem Monitor), als auch für die Lautstärke des Monitorsignals. Je leiser, desto besser. Wirklich! Glaubt mir!
So, und jetzt kommen wir endlich zu deiner eigentlichen Frage: Wo kommt das Mikro denn idealerweise hin?
Und zack! sind wir mittendrin in diversen Glaubenskriegen, wissenschaftlichen Abhandlungen und esoterischen Quasi-Religionen. Schauen wir doch mal kurz, wodurch der Sound eigentlich beeinflusst wird:
- Klang des Amps (logisch)
- Eigenklang des Mikros (anderes Mikro = anderer Sound)
- unterschiedlicher Klang der Speaker innerhalb (!) einer Box
- Position des Mikros - Rand oder Mitte?
- Abstand des Mikros zum Speaker
- Reflexionen durch den Raum
- Übersprechen auf andere Mikros (z.B. Gesang) und evtl. daraus resultierende Klangverschiebungen (z.B. Phasenverschiebungen)
- und so weiter und so weiter...
Alle diese Faktoren spielen mehr oder weniger eine Rolle und beeinflussen sich auch noch gegenseitig. Eine echte Wissenschaft. Wenn du Glück hast, hat sich dein Tontechniker eingehend mit der Materie befasst und positioniert das Mikro so, wie er es für richtig hält. Ansonsten hilft eigentlich nur ausprobieren - wenn denn beim Soundcheck so viel Zeit bleibt...
Tontechniker ist ein wirklich anspruchsvoller Job, und nicht umsonst sind gute Tontechniker auch ziemlich teuer. Mit jemandem, der jeden Tag nichts anderes tut, als sich mit dem besten Sound auf unterschiedlichsten Veranstaltungen zu beschäftigen, kannst du niemals mithalten. Wenn du also so jemanden am Pult stehen hast - vertraue ihm/ihr!
Wenn nicht: Sammle Erfahrungen, halte Augen und Ohren offen und probiere möglichst viel selbst aus. Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen.
Und was das 100Watt-Topteil angeht: Bandkollegen und Tontechniker werden dich hassen, wenn du so ein Monster mit rumschleppst! Fürs Publikum bei größeren Veranstaltungen ist die PA zuständig (s.o.), und ob deine Mitmusiker sich wirklich über den ausgewachsenen Tinnitus freuen, den du ihnen mit einiger Sicherheit bescherst, sei mal dahin gestellt...
Ich hoffe, die wichtigsten Fragen sind damit erst mal beantwortet