Was ist Groove?

Groove ist das, was im reinen Computersatz mit MIDI kaum nachzubilden ist.


Das möchte ich bezweifeln bzw. verneinen. Es ist nur eine Frage des Könnens desjenigen, der die Midi-Daten in der Hand hat, und vor allem der ZEIT, die man zu investieren bereit ist ... Aber Du schreibst ja eh "kaum" und nicht "nicht" .... insoferne relativiert sich mein Posting schon wieder selbst ... :)

LG, Thomas
 
Es ist nur eine Frage des Könnens desjenigen, der die Midi-Daten in der Hand hat, und vor allem der ZEIT, die man zu investieren bereit ist...
Genau das meinte ich: In der Praxis in einem vernünftigen Zeit- und Arbeitsaufwand kaum nachzubilden. Z.B. diese Art von Groove:

B.B. King - Blues Boys Tune
Keth Jarrett - Summertime

bob beschrieb den Fall eines Musikers ohne Groove: zu nüchtern, zu sehr ungewollt mechanisch

Richtig! Ich betrachtete eine andere Art von Groove bisher nicht: die Version 2.0. Das geschieht später.

Zunächst:

Welche Musik möchte so klingen, als ob sie von Maschinen erzeugt wurde? Eine kalte unmenschliche Musik, die an Robotermenschen erinnert?

170px-Mastermystery-1919poster.jpg
(Quelle: Wikipedia)

Es geht also darum, die maschinell erzeugte MIDI-Musik zu humanisieren.
Also aus der Schreckensgestalt einen humanoiden Roboter zu machen.

220px-Toyota_Robot_at_Toyota_Kaikan.jpg
(Quelle: Wikipedia)

Was sind diese menschlichen Eigenschaften in der Musik? Es ist der "Groove", der "Gefühlsfaktor", der v.a. in geringen, aber beabsichtigten Abweichungen von der notierten Musik besteht. Dabei heißt "beabsichtigt" noch lange nicht "bewußt beabsichtigt". Ein ausübender Musiker mit "Groove" kann so in seiner Darbietung aufgehen, daß er alles um sich herum vergisst und schon gar nicht weiß, was er da eigentlich genau tut.

Worin besteht der Gefühlsfaktor? Das ist allgemein nicht zu beantworten. Man kann aber in einem einzelnen Stück versuchen, zu analysieren, worin er meßbar besteht.

MIDI-Programmierer Michel Stweart entdeckte z.B., warum das Spiel von Ron Tutt (Drummer von Elvis) so viel Power hat und das von John Guerin (Jazz-Rock-Drummer) leicht und flott für ihn klang:

Bei Tutt war die Bass-Drum immer auf dem Beat, die Snare etwas hinter dem Beat, die Toms und Becken liefen noch mehr hinterher.
Bei Guerin war die Bass-Drum ebenfalls auf dem Beat, doch das andere umgekehrt: die Snare etwas vor dem Beat, das Hi-Hat und andere Trommeln noch weiter vor dem Beat.
(nach Prögler: Searching for Swing)

Allerdings gibt es auch umgekehrte Bestrebungen:

Menschen ahmen Maschinen nach (populär ab Kraftwerk). Der menschliche "Groove" wird genau nicht gewollt. Er wird teilweise als schwach, weibisch empfunden, im Gegensatz zu exakter, harter, männlicher Musik in definierten Schlägen. Das menschlich-weiche wird eliminiert, selbst die menschliche Stimme wird durch Vocoder quantisiert/mechanisiert. Elektronisch und mechanisch erzeugte Geräusche/Klänge werden favorisiert.
"Groove" wird gezielt eingebaut und wirkt gewollt mechanisch. (Void gab ein Beispiel.)

Das ist eine ganz andere Liga als der zuerst genannte Groove. Jedenfalls bewirkt dieser Groove ebenfalls das Mitmachen, es wird dazu getanzt, sogar exzessiv. Hier werden die Erkenntnisse aus dem unbewußten Groove 1.0 wohl ganz bewußt in der Version 2.0 eingesetzt. Die Musik ist praktisch absichtlich designed zum mitmachen und das gelingt auch sehr erfolgreich:
Über 89 Mio. Aufrufe von z.B. SKRILLEX - Scary Monsters And Nice Sprites sprechen für sich.

Viele Grüße
Klaus
 
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Also zuerst möchte ich allen hier für die Antworten und Beispiele danken.:)

Für meinen Geschmack ist die von zonquer bereits verlinkte Definition in Wikipedia doch ganz gut. Was fehlt Dir da noch?

Mir war die Wikipedia-Definition durchaus schon vorher bekannt. Allerdings konnte ich mir nicht bei allen Punkten des Artikels genau vorstellen, was gemeint ist und zudem habe ich schon andere Definitionen gehört und habe mich deshalb gefragt, ob es wohl noch weitere Definitionen gibt.
 
Worüber Du gar nichts geschrieben hast, wie geht das denn in deiner musikalischen Praxis?
Im Proberaum kommt es doch immer wieder vor, dass man sich für einen guten Groove genauer abstimmen muss und darüber disktuiert.

Gruß Claus
 
Ich bin gerade auf dieses Thema gestoßen und gleich kam mir ein Gedanke, der mir erwähnenswert vorkam.

Wenn ich mir Groove vorstelle, erlebe, oder auch die Wirkung sehe und spüre, so sehe ich gewisse Aspekte,
die bei Hypnose oder Trance zum Tragen kommen. Vielleicht könnte man sich da mal Gedanken drüber machen.

Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass man bestimmte Rhythmen nur mit bestimmten Körperteilen
mitklopfen kann. Die Finger sind bestimmt schneller als die Füße...
Auch wird es bestimmt auch Verzögerungen zwischen den Ohren und den Füßen geben.
Und dennoch gibt es eine Rückkopplung zw. Ohren und Füßen, die bewirkt, dass man den Takt halten kann.

Ich kann es nie ertragen, wenn ich ein Instrument spiele, und irgend jemand klopft den Takt mit seinen
Füßen gegen den Stuhl auf dem ich sitze. Denn dann stimmt diese Rückkopplung nicht mehr.

Bringt man nun alles in Resonanz, dann hat man das, was man unter Groove versteht.

Also die Finger spielen die "schnellen" Noten
Die Füße schlagen die Viertel oder Halbe
der Körper wippt (im Takt)

Und das alles wiederum in Rückkopplung zu den anderen Musikern.


Das ist jetzt mal so eine spontane (wirr klingende) Theorie von mir. Würde mich aber trotzdem interessieren
was ihr davon haltet.
 
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Für mich spielt bei einem richtigen Groove auch immer der Bass eine tragende Rolle und es muss ein Zusammenspiel verschiedener Instrumente geben. Oder bin ich da auf der falschen Spur?

Diese Songs grooven für mich wie verrückt und liefern einen fetten Bass dabei. Hier zuckt es automatisch bei mir im Fuss und man geht mit;-):

Simple Minds - Sleeping Girl


Bryan Ferry - I Put A Spell On You



A-ha - Minor Earth Major Sky


 
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Bin auch grade auf dieses Thema gestossen...
Mein Hintergrund: Alt (63) Trommler (schon lange). etwas verbohrt, immer mehr uneinsichtig und oft nostalgisch verklärt...
Meine Anmerkungen:
Groove ist, wenn es "zuckt" beim Hören...
Wenn besonders Männer, die niemals tanzen würden (zum Leidwesen ihrer Partnerinnnen) anfangen, bei bestimmten Musikstücken eher verschämt erst mt dem Fuss zucken, dann mit den Hüften unmerklich wackeln um dann letzlich sogar die Arme in Bewegung zu versetzen (spätabendes mit etwas Alkohol), dann "groovt" es. (Es sei denn , Sie haben einen 70er Jahre Disco Hintergrund und mussten Beatfox tanzen...).
Ich sag mal so:
Stones, Beatles, Pink Floyd, Genesis, Deep Purple, ELP, Queen, AC/DC und alle anderen Bands ( weisse Musiker) dieser Zeit (70-80er) sind das pure Gegenteil von "Groove".
Damals war für mich "Groove" gleichbedeutend mit Black Music, Motown, und alle "weissen" Bands waren "grooveless".
Später kamen für mich (obwohl schon in dieser Zeit) auch "weisse" Bands dazu (Chicago, Deodato etc.).
Wenn es nicht "groovt", ist es Deutschrock insbesondere (auch Amirock), Schlager, Country, Folk und Disco.
Was groovt, ist Soul (in Grenzen ) Funk (unbedíngt), Jazz-Rock (bedingt) und i.d.R. Black Music.
Deutsche (im speziellen) z.B. klatschen heute noch auf 1 und 3 bei jedem Konzert egal von Wem, (da kriege ich manchmal das Kotzen). Amis (Schwarze immer) klatschen auf 2 und 4, und schon geht die Nummer ab...
Ich war vor Kurzem bei "Power of Tower", grooviger Funk vom Feinsten, und DIE haben so geklatscht (okay, ich bin Trommler) zum Weglaufen....
Nochmal, wenn ein Lagerfeuergitarrenspieler einen belibiebigen etwas schnelleren Song klampft und die Zuhörer auf 1 und 3 dazu klatschen, geht der Song "unter. Wenn Sie auf 2 und 4 mitklatschen (können nur männliche musikafine Menschen), gewinnt er...
Um es auf die Spitze zu treiben....
Groove ist, wenn es zuckt...
Grooven können nur Schwarze Musiker (Ausnahmen erlaubt).
Weisse Musiker, besonders " Studierte", können es gar nicht, und wenn sie es versuchen, klingts "zickig".
ein paar Beispiele:
Weisse Musik, die für mich groovt:
Original von Chicago 1970, hier als "Edelcover"

auch weisse Musiker (Deodato)

"gemischte Bestetzung" (Billy Cobham)

Black (Tower of Power)
 
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