Also, ich lass den Oberlehrermodus heute mal weg, und hoffe, daß ich hier nichts überlesen habe, aber die Lösung für das Problem ist eigentlich ganz einfach. Eigentlich geht es bei unsauberem Spiel bzw. bei der Beseitigung dessen um etwas Grundlegendes, und das ist die Synchronisation der Bewegungsabläufe beider Hände.
Anfängertypisch (findet sich aber auch bei Fortgeschrittenen) ist, das die linke Hand grundsätzlich nur mit einzelnen Fingern auf der jeweiligen Saite greift. Dreht man das Prinzip um, und greift mit möglichst vielen Fingern auf den einzelnen Saiten, tritt Besserung ein.
Spielt man z.B. eine chromatische Tonleiter aufwärts, dann greift erst der Zeigefinger und bleibt liegen, während der Mittelfinger den zweiten Ton greift. Dann die beiden liegenlassen und den Ringfinger mit aufsetzen, dann die drei liegenlassen, während der kleine Finger ins Spiel kommt.
Abwärts macht man das Spiel genau andersrum, also erst vier Finger auf der Saite, dann drei, dann zwo und letztendlich nur noch einer.
Wenn man/frau das schön langsam macht, und dabei darauf achtet, möglichst nahe hinter den jeweiligen Bundstäbchen zu greifen, dürften sich schon innerhalb der ersten Minuten gewisse Erfolgserlebnisse einstellen, es wird aber trotzdem Monate dauern, bis man sich das verinnerlicht hat.
Erst wenn das geschafft ist, kann/sollte man an so Sachen wie die Spinne oder sonstige Fingerübungen herangehen, obwohl ich persönlich von denen gar nichts halte. Es gibt nämlich genügend Zeugs, das man mit den Tonleitern anfangen kann um damit sowohl Technik wie auch musikalische Zusammenhänge zu üben bzw. die Motorik zu trainieren.
Was die rechte Hand angeht: das Plek sollte immer im 45Grad-Winkel zur Saite stehen, und zwar sowohl bei Ab-, wie bei Aufschlägen. Wenn man das richtig macht, gleitet es über die einzelnen Saiten ohne hängenzubleiben, und der Ton wird besser. Man sieht das je nach Anschlagsstärke und Dicke des Picks nach einiger Zeit an seiner Spitze. Ist die "Propellerartig" auf beiden Seiten abgeschliffen, macht man es richtig. Fehlt nur auf einer Seite Material, spielt man zuviel mit Abschlägen, und wenn es beim Spielen permanent quietscht und Nebengeräusche entstehen, hält man es eher parallel und bringt damit zuviel Kraft auf die Saite, was dann wieder einen höheren Kraftaufwand für die Greifhand bedeutet.
Nebenbei, wahre Könner dämpfen nicht mit der rechten Hand, sondern nur mit der linken, bei der dann der obere Teil der Fingerkuppe des Zeigefingers ganz leicht an die nächsttiefere Saite anstösst, um sie zu dämpfen, man mit der Mitte der Fingerkuppe den jeweiligen Ton greift und der untere Teil die nächsthöhere Saite dämpft. Auch das sollte man langsam einüben und sich die Bewegungsabläufe klarmachen, um zu Erfolgserlebnissen zu kommen.
Ohne angeben zu wollen, ich dämpfe wirklich nur mit der linken Hand und kann die rechte Hand freischwebend über den Saiten platzieren. Meist liegt aber mein rechter Daumenballen an den Saiten an, um beim Anschlag mit der rechten Hand dann zusätzlich zu dämpfen, wobei es hier nur um Betonungen oder bestimmte Klangeffekte geht, die man damit erzielen kann.
Und wenn man die Aufgabenstellung mit beiden Händen gelöst hat, kann man jeden Tag mit einer Legatoübung auf allen Einzelsaiten beginnen, in dem man erst Viertel, dann Achtel, dann Triolen, Sechzehntel und am Ende ein Tremolopicking auf jeder einzelnen Saite macht. Vorgabe ist hier aber, daß erst angeschlagen werden darf, wenn der jeweilige Finger der linken Hand in seiner Position ist. Dabei sollte man auch darauf achten, daß die rechte Hand immer an der gleichen Position anschlägt. Also z.B. Hinterkante vorderer Tonabnehmer, was dazu führt, daß man bei den hohen Saiten mit dem rechten Arm nach vorne gehen muss, um die Position halten zu können.
Man kann es nun glauben, oder auch nicht, aber wenn man das alles so macht, wie hier geschrieben, wird der Eine oder Andere bestimmt noch eine (positive) Überraschung erleben. Nebenbei kann in Bezug auf den Ton/Anschlag auch noch eines von den dickeren V-Picks (also über 2, besser über 4mm) helfen, weil man durch deren Dicke und den Kantenschliff längeren Kontakt mit den einzelnen Saiten hat.
So, probiert mal schön!
Bis die Tage!