Sänger singt gegen Kompressor an

rusher
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Hallo, ich arbeite zzt. tontechnisch viel mit einem Gesangsensemble zusammen. Gerade eine Sängerin scheint mir Probleme mit dem Kompressor zu haben. Dh. sobald ich den Kompressor einschalte, versucht sie den Dynamikverlust wieder auszugleichen. Das ist logischerweise suboptimal, weil ich herade das natürlich zu unterbinden versuche. Selbstverständlich ist der erste Ansatzpunkt die Sängerin selbst. Trotzdem würde ich gerne wissen, mit welchen Mitteln und Übungen ich der Sängerin helfen kann, sich auf das Gefühl der geringeren Dynamik einzulassen(das Niveau des Ensembles ist schon recht hoch. Alle studieren Musik. Nur entsprechende Person hat einfach nicht so wahnsinnig viel Erfahrung im Ungang mit Technik).
Besten Dank für die Tipps.
Julius
 
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warum gibst du ihr nicht ihr Gesang unkomprimiert auf den Monitor?
 
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Wie ist denn die allgemeine Situation? Geht's um live? Um's Studio?
Woher weiß die Sängerin, wann komprimiert wird? Ist es so deutlich zu hören?
Ein paar weitere Angaben wären hilfreich :gruebel:
 
Sry für die knappen Infos. Also: Es geht um Live. Das Ensemble besteht aus 2 Mädls und 2 Kerlen. Alle singen über den gleichen Monitormix, weil die Sänger/innen auf Grund der Choreographien sich viel auf der Bühne bewegen und inEar-Monitoring (noch) nicht vorhanden ist. Bei ruhigen und mittellauten Parts ist noch alles in Ordnung. In den Fortestellen ballert die Sopranistin aber (wohl auch auf Grund der Höhe) alles weg, weshalb ich dort den Pegel durch den Kompressor gerne geglättet hätte. Habe ich das Teil aber am Laufen, gibt sie noch mehr Stoff. Ich gehe davon aus, dass das daran liegt, dass sie gewohnt ist, die Dynamikunterschiede zu hören, die sie selbst macht.

Gesang unkomprimiert auf den Monitor geben wäre auch automatisch pre-EQ.
 
Mal ne ganz banale Frage: was wäre, denn (wie du selbst schon angemerkt hast), wenn du es ihr einfach sagst, an den Stellen vielleicht ein wenig Abstand vom MIkro zu nehmen (oder ihr noch mehr Kompressor drauf gibst, bis sie nicht mehr dagegen ankommt ;))
 
Joa, mir ist auch bewusst, dass man da am besten an der Basis arbeitet. Leider haben nicht alle die Möglichkeit, auch zuhause (vernünftig) mit Mikrofon und sonstiger Technik üben zu können. Ein oder zwei wöchentliche Proben (von denen auch nicht alle mit Technik stattfinden, weil die Jungs und Mädls gerade zum Einstudieren der Arrangements auch häufig unverstärkt singen) sind halt schon recht wenig, um diesbezüglich schnelle Fortschritte zu machen. Ist natürlich auch nicht einfach, zu viert gleiche dynamische Bögen zu singen.

(Das ist hier auch schon Motzen auf hohem Niveau, die vier sind wirklich gut und liefern ne tolle Show. Könnte aber eben alles noch ein klein bisschen besser sein :))
 
Sag es halt immer wieder. Sooo lange wird schon nicht dauern, bis sie sich dran gewöhnt hat. Besser als jetz auf die Schnelle ne technische Lösung zu suchen. Irgendwann muss sie es ja eh lernen.
 
Sehe ich genauso. Wenn alle denselben Mix haben, kannst Du auch schlecht was dran drehen - sonst löst Du hier das Problem und dort tun sich 3 neue auf...
Mit Equipment singen zu lernen gehört eben einfach dazu. Sie wird nicht drumherum kommen, sich dran zu gewöhnen.
Aber Du hast die Frage nicht beantwortet. Hast Du's ihr denn eigentlich mal gesagt? Ich weiß, bei Sängern löst man Probleme am liebsten so, daß sie gar nix davon mitkriegen ;) - aber manchmal muß man halt doch kommunizieren. Weiß sie, was ein Kompressor ist und warum man ihn benutzt? Erklär's ihr doch mal, damit sie versteht, daß es für den Gesamtklang nunmal notwendig ist. Und der Gesamtklang ist eben das, was zählt.
Viel Choreographie heißt Headmics, richtig? Dann bleibt wirklich nur der Weg, daß sie es begreift. Oder Du sie auflaufen läßt - nach antipastis Vorschlag - den Kompressor einfach so lange aufdrehen, bis sie nicht mehr lauter kann. Aber das kann halt auch Ärger geben.

Vermutest Du denn, daß sie unbewußt lauter singt oder aus Ego-Gründen? Kann ja sein, daß sie im Mix immer min. 20% lauter sein will als alle anderen - gibt's alles :rolleyes:
 
Ich hab's vor allem beim letzten Mal gemerkt. Generell hab ich schon mit denen darüber gesprochen, dass wir an der Ensembledynamik bei manchen Stücken noch ein wenig arbeiten müssen. Nach dem German Acapelle Contest nächstes Wochenende werden wir dahingehend auch noch einige Probesessions veranstalten.

Nein, keine Headmiks. Ich bin mir sicher, dass sie unbewusst lauter singt. Mit Egoproblemen hat man in dem Ensemble glücklicherweise garnicht zu kämpfen
(übrigens, damit ihr wisst um wen es überhaupt geht: http://www.youtube.com/watch?v=cCzl5qNIpus)

Naja, dann werde ich mal schauen, wie ich den Jungs und Mädls da weiterhelfen kann. Danke jedenfalls für eure Meinungen.
 
Ist der Kompressor auch nach draußen? Oder nur auf dem Monitor? Weiß sie darüber bescheid?
Das hat wirklich nix mit Eitelkeit zu tun, sondern mal ganz im Ernst ist eine essenzielle Geschichte: Wie würde ein Sologitarrist sich fühlen, wenn er plötzlich von seinem Solo dynamisch gar nix mehr zurückkriegt? Da geht ja die ganze Kunst flöten. Klar geht es hier um ein Ensemblegefühl, und du hast ja schon gesagt, dass mikrotechnisch noch wenig erfahrung in punkto gesamtsound besteht. Das ist das eine- dynamik ist nun mal ein wichtiger Bestandteil des Gesanges, sonst bleibt der ganze Spaß ja weg.

KOmpressor geht ja auch in human- wenn etwas so krass glattgebügelt ist, dass ich versuche, selbst auszugleichen, muss schon viel passieren !!! Könnte das vielleicht auch teil des Problemes sein?
Die andere Seite ist die rein technische- ein Instrument, dass sehr über Gehör funktioniert und weniger über das Körpergefühl- da ist jeder Sänger anders- fühlt sich ohne entsprechende akkustische Dynamik schnell verunsichert und "schwimmt". Ich würde versuchen, dass herauszufinden ! Gerade wenn solche "Gehörsänger" ein Mikro in die Hand kriegen, müssen sie sich an diese neue Form von Akkustik erstmal gewöhnen.
Das mit den Abständen ist dann natürlich eine entsprechende weitere Falle- da ja über dynamik die Stimmtechnik überprüft wird, verwirrt man sich im Kopf ja noch dazu, wenn man weiter weggeht. Letzten Endes ist aber genau das das, was sie lernen muss.
Da musst du dich aber entscheiden- entweder du bügelst den Kompressor so drüber, dass ein Abstand nehmen um die Dynamik leicht auszugleichen unnötig wird (dann lernt sie es aber nie), oder du setzt ensemble-mikroproben an und übst nur das (was du ja auch vorhast).

Letzten Endes ist es wirklich eine Übungssache- vorrausgesetzt, der Tontechniker führt sich (und das Gefühl hab ich bei Dir nicht) nicht auf wie der letzte Depp (was ja schon vorgeschlagen wurde).
 
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Kompressor nur auf dem Monitor hätte ja keinen Sinn. Es geht auch nicht um "glattbügeln". Gerade Acapellamusik lebt ja sehr von Dynamik. Ich habe auch nicht vor, alleinverantworltlicher Lautstärkenchef zu sein. Ich studiere, wie die Mitglieder des Ensembles auch, selbst Musik bin in genügend Formationen unterwegs, um mich in die Lage reinfühlen zu können. Die Gainreduktion ist (Beatbox mal ausgenommen) sehr moderat. Es geht darum, das Gesamtpaket etwas zu zügeln.

Morgen steht die nächste Technikprobe an. Vielleicht kann man da schonmal was versuchen. Auf jeden Fall werde ich spezielle Proben dafür anordnen und mir ein paar Übungen überlegen, was Mikrofontechnik angeht (gerade das Spiel mit der Distanz: Mund - Mikrofon).
Besten Dank für eure Hinweise und Tipps!
 
(gerade das Spiel mit der Distanz: Mund - Mikrofon)

Das wäre dann wohl mal der erste Schritt. Daran kommt sie sowieso nicht vorbei, das muß jeder irgendwann lernen.

Ansonsten sehe ich das ähnlich wie stimme17, mir scheint der Kompressor ziemlich heftig einzugreifen. Bis jemand (dem dazu noch die Equipment-Erfahrung fehlt) merkt, daß ein Kompressor werkelt und das dann auszugleichen versucht, muß der Unterschied schon ganz schön deutlich sein :gruebel:
 
Gainreduction betrug an den heftigsten Stellen kurzzeitig 6 db. Da wars aber wirklich richtig richtig laut. Vielleicht liegt das Problem darin, dass sie sich dann nicht genug hört und deswegen lauter singt. Oder sie denkt, sie gibt nicht genug. Ich werde einfach mit ihr reden und dann klärt sich das sicherlich.
 
Hm, ist ja eigentlich nicht übermäßig. Evtl. liegt's auch daran, daß sie in den hohen Passagen einfach mehr Stoff geben muß und hat mit dem Kompressor gar nix zu tun :gruebel: Den Abstand zum Mikro variieren ist trotzdem noch der beste Tipp. Sag' mal Bescheid woran's tatsächlich lag und wie ihr's gelöst habt...
 
Ein Problem dabei ist: gegen den Kompressor anzusingen, ist sehr anstrengend und kann schnell zu Heiserkeit führen. Das ist einerseits beschrieben bei Pieper: PA-Handbuch oder Eisner: Mixing Workshop (find jetzt auf die Schnelle die Stelle nicht). Aber erlebt hab ich's neulich auch erst wieder. Unser Sänger hatte bei der Probe aus Versehen Kompressor auf seinem Monitor und war schlagartig heiser. Es war beeindruckend, wie schnell er sich erholte, nachdem der Kompressor wieder aus war.

Der nächste Punkt ist: Kompressor auf dem Monitor erhöht deutlich die Feedbackgefahr.

Ich würde also unbedingt ohne Kompressor auf dem Monitor arbeiten und versuchen, das Problem mit der Distanz Mikro zu Mund in den Griff zu kriegen. Die pre-EQ-Einstellung sollte nicht das Problem sein - zur Feedback-Unterdrückung drängt sich ja sowieso ein 31-Band-EQ auf.
 
@Floyd Pepper

... so wie du es formulierst, klingt es beinahe, als würde der Kompressor über eine magische Strahlung verfügen: Kompressor an: heiser. Kompressor aus: Heiserkeit weg. :)

Einen automatisch erzeugten Lautstärkepegel physisch ausschalten / übertönen zu wollen, ist natürlich wie gegen Windmühlen kämpfen und führt zur Stimm-Erschöpfung. Klar.

Vernünftig eingesetzt kann man mit einem Kompressor allerdings wiederum das frustierende "Gegen die Band ansingen"-Problem in den Griff kriegen, was Sänger bekanntermaßen ebenfalls heftig frustieren kann
 
@Floyd Pepper

... so wie du es formulierst, klingt es beinahe, als würde der Kompressor über eine magische Strahlung verfügen: Kompressor an: heiser. Kompressor aus: Heiserkeit weg. :)

Du, das war tatsächlich verblüffend. Wir hatten die Probe angefangen, und der Sänger jammerte nach den ersten Titeln, er kann nicht weitersingen. Nach 'ner Weile fand ich dann den "Korken" und noch im Verlauf des Abends gings dem Sänger besser. Zum Ende der Probe war er wieder top fit.
 
Ich glaube das mit dem Kompressor ist nur ein besonders auffälliges Symptom eines Grundproblems. Dass alle den gleichen Monitormix haben, finde ich grundsätzlich kritisch, das ist ja auch nicht wirklich Sinn der Sache. Da würde ich mich jedenfalls bedanken. Wenn der Gesang so ausgepegelt ist, dass er sich in den Mix integriert, dann ist er für den Sänger selbst oft deutlich zu leise. Und dadurch fängt man eben das Anbrüllen an, ganz unterbewusst.

Gebt Euren Sängern einen eigenen Monitor, dann sind alle glücklicher. Es gibt Kopfhörervorverstärker, durch die man das Mikrofonsignal auf dem Weg zum Pult durchschleusen kann und dann einzeln und nur für den eigenen Mix lauter drehen. Dann hat der Sänger ganz allein in der Hand, wie laut er sich hört, ohne dass es den Rest stört.
 
Dass alle den gleichen Monitormix haben, finde ich grundsätzlich kritisch, das ist ja auch nicht wirklich Sinn der Sache. Da würde ich mich jedenfalls bedanken. Wenn der Gesang so ausgepegelt ist, dass er sich in den Mix integriert, dann ist er für den Sänger selbst oft deutlich zu leise. Und dadurch fängt man eben das Anbrüllen an, ganz unterbewusst.

Öhm - es geht hier konkret um ein Gesangsquartett. A Capella. Da muß niemand gegen Schlagzeug und Gitarre anbrüllen.

In in diesem Spezialfall finde ich einen einheitlichen Monitormix sogar insofern nützlich, als daß man als Sänger genau einschätzen kann, ob man zu laut ist oder sich einfügt. Das setzt natürlich voraus, daß man auch beriet und in der Lage ist, auf die anderen, auf das Ensemble zu hören und sich nicht nur auf sich selbst zu konzentrieren.
 
Ups. Sorry, das hatte ich komplett überlesen. :redface: Entschuldigt!
 

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