[Zubehör] Harley Benton Power Plant (Stromversorgung)

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Uli
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Da die Harley Benton Power Plant sich - vermutlich hauptsächlich wegen des günstigen Preises - allgemeiner Beliebtheit erfreut, werde ich hier ein paar Anmerkungen dazu, hauptsächlich aus technischer Sicht, einfließen lassen.

Außen
Das Netzteil ist ein ziemlicher Klotz, der auf dem Floorboard schon einigen Platz braucht und auch ohne Kabel stolze 1,5kg wiegt. Gerechtigkeitshalber muß man aber erwähnen, daß ein Teil dieses Gewichtes dem stabilen Metallgehäuse geschuldet ist, das immerhin zu Abschirmzwecken bei empflindlichen Geräten geeigneter ist, als die üblichen Kunststoffgehäuse (die dann allerdings auch oft an der Steckdose sind und nicht so nah an den Endverbrauchern wie hier). Außerdem trägt ein hohes Gewicht natürlich zur Stand- und Rutschfestigkeit bei und ist da eher als Vorteil zu sehen - beim Schleppen aber eben nicht unbedingt.

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Falls die Ausführungen im Folgenden dem ein oder anderen etwas zu technisch sind, verweise ich auf meinen älteren Beitrag Wissenswertes über die Stromversorgung für Effektgeräte, wo einiges Basiswissen dazu vermittelt wird.

Die Ausstattung ist mit reichlich Kabeln für Effektgeräte und einigen Verlängerungen ziemlich üppig, auch wenn ich gerade bei Verlängerungen sehr skeptisch bin, da hat man auf der Bühne wieder eine zusätzliche Steckverbindung, die aufgehen kann, schlechten Kontakt haben kann...etc. Bei näherer Betrachtung stellt sich allerdings heraus, daß die 3 Verlängerungen nicht der Reichweite dienen, sondern zum Umpolen der Gleichspannungsleitungen, falls ein Gerät eine andere Polarität haben sollte als das Gros der Bodentreter. Über die Cleverness dieser technischen Lösung kann man sicher streiten, ich finde sie ok, da preiswert und einleuchtend, allerdings läßt sich so ein 'Umpolkabel' auch leichter mal verlieren.

Für die am häufigsten verwendeten 9V-Geräte gibt es 8 Anschlüsse, was allerdings erstmal nur ein theoretischer Wert ist, denn 500mA Gesamtstromstärke sind jetzt nicht die Welt, ein (oder gar mehrere) richtige Stromfresser können da die Rechnung schnell ad absurdum führen.

Für 12V-Verbraucher gibt es einem Wechsel- und einen Gleichspannungsanschluß, letzteren habe ich zB für ein Effektgerät von TC-Helicon benötigt. Insgesamt ist somit ein relativ sauberer Aufbau möglich, wenn das Kaltgeräte-Netzanschlußkabel seitlich weggeführt werden kann, wie in meinem Fall (siehe vorstehendes Bild).

Als erstes habe ich mal die einfachste Messung durchgeführt und nachgemessen, was jetzt an Spannungen tatsächlich rauskommt. Da es in der heutigen Zeit mit Festspannungsreglern wirklich keine Hexerei mehr ist, geregelte Netzteile aufzubauen, war ich ziemlich überrascht, daß die versprochenen 9V unbelastet tatsächlich nur 8,3V, die 12V nur 11,5 und die Wechselspannung hingegen über 15V~ betrug. Als ich dann meinen im obigen Bild sichtbaren Aufbau anschluß, sanken die Spannungen noch weiter - eigentlich gerade der Effekt, den ein geregeltes Netzteil verhindern sollte...

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Innen
Da mir bei dem relativ hohen Gewicht die sowohl relativ geringe Leistung als auch das eher mäßige Regelverhalten seltsam vorkam, habe ich mal aufgeschraubt, um das Wunder der Technik näher zu betrachten. Das geht relativ einfach und nach Abheben der oberen Gehäuseschale sieht man den recht übersichtlichen Aufbau:

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Es ist für einen nicht ganz fachfremden sofort zu sehen, daß es sich um ein längsgeregeltes Netzteil handelt, was bei dem Gewicht auch nicht anders zu erwarten war, die Form des vergossenen Trafos läßt allerdings darauf schließen, daß es sich dabei nicht um einen Ringkern oder wenigstens Schnittbandkern handelt, sondern um einen EI-Kern, eine sehr alte und angesichts heutiger Möglichkeiten mit einem unterirdischen Wirkungsgrad ausgestattete Bauform, die u.a. noch viel ihrer Leistung in Wärme umsetzt. Anhand des Aufdrucks stellt sich heraus, daß es jeweils zwei Wicklungen für den 12V und zwei für den 9V Bereich gibt. Die Primärwicklung ist ganz offensichtlich noch für 220V ausgelegt, was leider heutzutage nur noch für China, Hongkong und Thailand passt, in Europa hat man seit 1987 230V! Dem Trafo und der Isolation seiner Wicklungen ist das zwar egal, aber dadurch, daß er dann hierzulande mit Überspannung betrieben wird, gibt er auch sekundärseitig höhere als die aufgedruckten Spannungen ab!

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Da es außer den Elkos (die höheren zylindrischen Bauteile) nicht viel auf der Platine gibt, habe ich schnell die Schaltung aufgenommen und heraus kommt ein Netzteil einfachster Bauart, das erwartungsgemäß mit zwei Festspannungsreglern arbeitet.

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Sorry für die schlechte Qualität der Schaltung, ich bin da nicht so fit wie Cadfael...;)

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Um die Beschriftung der Festspannungsregler lesen zu können, benutze ich übrigens einen kleinen Rundspiegel und spiegele das Bild hinterher wieder (zB mit Irfanview).

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Die Regler sind 1A-Typen, die man wohl ungekühlt gelassen hat, weil sie bei dieser Trafoleistung eh unterfordert sind. Bei höherer Leistung könnte man die Spannungsregler zwar kühlen und/oder gegen 2A-Typen tauschen, aber um die Leistung des Netzteiles zu erhöhen, müßte man ja zunächst den Trafo auslöten und einen leistungsfähigeren Typ einbauen, wobei es allerdings äußerst unwahrscheinlich ist, daß man ausgerechnet einen Trafo mit identischer Montagesituation findet, so daß man die vorhandenen Löcher verwenden könnte. Es finge also bereits bei der Trafofrage das Basteln an, wobei sich zwangsläufig die Frage stellt, ob man bei höherem Strombedarf nicht gleich ein stärkeres Netzteil kauft...

Auch die recht niedrige Spannung ließe sich noch mit diversen Diodentricks geringfügig erhöhen, aber eigentlich kann so ein Eingriff nicht Sinn der Sache sein, weshalb ich aus Sicherheitsgründen hier auch nicht näher darauf eingehe.

Fazit
Für ca. 40 Euro erhält man viel Gewicht fürs Geld, ein einfach zu handhabendes Gerät mit üppiger Ausstattung und zwar etwas niedriger, aber in meinem Fall ausreichender Spannung und ebenfalls ausreichender Glättung. Die Leistung halte ich bei der Größe für etwas zu schwach und daß die Spannung unter Belastung noch absinkt, ist eher kein Pluspunkt. Das Schaltungskonzept halte ich für technisch überholt, allerdings muß man es auch in der Relation zum Preis sehen. Ähnlich wie in der Medizin, wo man sagt 'wer heilt hat recht' könnte man auch hier sagen: wenn der Durchschnittsfuhrpark an Effektgeräten damit problemlos arbeitet, kann es nicht schlecht sein. Insofern muß es - wie immer - jeder für sich selbst entscheiden, ob ihm das Gerät den erwarteten Dienst tut. Ich persönlich habe mich wieder davon getrennt, für den ein- oder anderen kann es aber durchaus eine Kaufempfehlung sein.


Technische Daten:
Abmessungen: L165 B85 H50
Gewicht: ca. 1,5kg
Ausgänge:
8 X 9V Gleichspannung bis ingesamt 0,5A
1 X 12V Gleichspannung 0,25A
1 X 12V Wechselspannung 0,25A
 
Eigenschaft
 

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ich halte die Schaltungen nicht nur für Überholt, sondern auch für falsch dimensioniert:

10V auf 9V per 7809? Eigentlich braucht ein 7809 so mindestens 11V, um ordentlich arbeiten zu können...
Und dann einen 13V-Ausgang als 12V nach außen geführt...der Trafotyp neigt aber nun mal zu höheren Spannungen, wenn er keine Last hat...von daher sind die gemessenen 15V nichts wirklich überraschendes. Eigentlich wäre da ein Ringkerntrafo mit 12V besser gewesen, da ist die Leerlaufspannung geringer.

Aber die Leute wollen halt was billiges...
 
Hallo,
ich halte die Schaltungen nicht nur für Überholt, sondern auch für falsch dimensioniert:

10V auf 9V per 7809? Eigentlich braucht ein 7809 so mindestens 11V, um ordentlich arbeiten zu können...

die 10V sind aber Wechselspannung und vor der Brückengleichrichtung und Glättung - das könnte also schon reichen, je nachdem wie belastbar der Trafo tatsächlich ist.
Blöd nur eben die seriellen Dioden jeweils hinter den Reglern - kein Wunder, wenn die möglichweise noch einigermaßen passenden 9V/12V nach den Reglern nicht an den Ausgängen ankommen.


Gruß
Ulrich
 
Die 10V Wechselspannung reichen in diesem Fall wohl schon aus, mit normalerweise etwas höher dimensionierter Wicklung und nach Gleichrichtung sollten genügend Regelreserve vorhanden sein.
Als antiquiert würde ich die Schaltung nicht bezeichnen, das Arbeiten mit diesen Festspannungsreglern ist immer noch sehr verbreitet und auch bewährt.
Allerdings sind die seriellen Dioden schon gewöhnungsbedürftig, es fehlt auch noch die eine oder andere sinnvolle Schutzbeschaltung, vor allem wenn man bedenkt, dass man von Aussen alles Mögliche anstellen könnte...
Ist tatsächlich eher billig als preiswert.
 
Als antiquiert habe ich sie auch nicht bezeichnet, sondern als technisch überholt...und meinte damit eigentlich im Zeitalter der Schaltregler die Verwendung eines Kleintrafos mit einemem Wirkungsgrad <50%, der zu einem 1,5kg Klotz mit weniger als 5VA Leistung auf der 9V Seite führt, dessen Spannung unter Last einbricht...;)

Vllt sind die Dioden ja dafür gedacht, daß man sie überbrücken kann, um die Ausgangsspannung um 0,7V zu erhöhen? :D
 
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In Bezug auf EMV kann so ein konventionelles Netzteil einem Schaltnetzteil durchaus überlegen sein, sowohl bei Immunität als auch bei Emission - gerade bei Audio-Anwendungen. Aber Du hast recht, dazu sollte es schon richtig dimensioniert sein;).
Einen gewissen Verpolungschutz bieten die Dioden ja schon - trotzdem könnte man Deine Idee mit der Erhöhung der Ausgangsspannung mit dem Löwen-Beispiel vergleichen - Dem Forscher der in der Savanne immer einen großen, schweren Stein mit sich herumträgt und nach der Frage warum meint: Wenn ein Löwe kommt, werfe ich den Stein weg und kann schneller davon laufen..
 
Als ich dann meinen im obigen Bild sichtbaren Aufbau anschluß, sanken die Spannungen noch weiter - eigentlich gerade der Effekt, den ein geregeltes Netzteil verhindern sollte...

...und wie groß war die Spannungsdifferenz? Und wie hoch war ca. der entnommene Strom? Vielleicht ja schon zu viel?
Bis auf die Diode im Ausgang (Falsche Stelle zum Schützen des Reglers) ist doch das Ding eine ganz solide Basis um weiter zu tunen:great:
1.) Kapazität erhöhen
2.) Brückengleichrichter verbessern
3.) Blockkapazitäten an div. Stellen einfügen
4.) 18V Spannung generieren (da eröffnen sich sogar mehrere Mögl.)
5.) Nervige blaue Led auswechseln!!!

...und das ist der Anfang meiner Ideen:D
 
Klar...Trafo umwickeln, beim RWE anrufen, ob sie nicht die Netztfrequenz erhöhen können...etc....:rolleyes:

Ich nehm das mal als joke, denn es ist zwar schön, daß du so schlaue Sachen weißt, aber wie ich oben schon in einem Nebensatz erwähnte, kann es für den Durchschnittskäufer weder der Sinn der Sache sein, eine als Netzteil getarnte Bastelbasis zu kaufen, noch werden allzu viele auch dazu bereit und in der Lage sein.
 
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ich habs vor einiger Zeit mal durchgerechnet: wenn man mit kleinem Blocktrafo, Gleichrichter und Spannungsregler (und natürlich dem nötigen "Zubehör" wie Kondensatoren) sich ein "konventionelles" 9V-Netzteil baut, kommt man billiger als 10€, was die Schalt-Steckernetzteile von Thomann kosten. Meiner Meinung nach die beste Methode, sich ein "für Audiozwecke richtig gutes konventionelles" Netzteil zu bauen, für Boards packt man halt mehrere solche Platinen in ein Gehäuse.
Und dennoch hab ich Thomann-Schaltnetzteile genommen...der Grund ist einfach: das magnetische Störfeld konventioneller Trafos fällt weg. Da kann sich das Netzteil direkt neben dem Effekt befinden, man hört nix :)
 
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