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waldgyst
HCA Knopfakkordeon
So ist es:Ich bin mir auch nicht sicher, ob das nicht ein Konstrukt aus der Frühromantik ist, zuvor gab es wohl eher Regionalmusik, oder Dorfmusik, in Dialekten, die im Nachbarort gerade noch knapp verstanden wurden (das gilt jetzt eher für die Schweiz )
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Volkslied
Letztlich sind alle Entwicklungen der letzten 100 Jahre im Umgang des "Volkes" mit seinen Liedern auf die immer massivere Präsenz von Medien zurückzuführen. So natürlich das menschliche Bedürfnis nach Musik ist, so bequem ist der Mensch auch, wenn dieses Bedürfnis zu jeder Zeit und an jedem Ort mittels iphone ersatzbefriedigt werden kann.
Und dennoch darf man nicht vergessen: Wo Schatten ist, ist auch Licht - heute kann man gerade dank moderner Medien die Lieder für sich entdecken, die das eigene Lebensgefühl am besten ausdrücken, sich inspirieren lassen, mitrappen (nur als Beispiel) und sich mit Gleichgesinnten verbinden. Popmusik ist eben die Volksmusik der heutigen Zeit (lat. populus = Volk). Und diese Musik steht qualitativ nicht unbedingt immer unter der "Popmusik" des 19. Jahrhunderts, welche das Gros unseres Volksliedrepertoires stellt.
Ein großer Teil der "Heimatlieder", die wir damals im Harzklub gesungen und gespielt haben, stammte gar aus der Feder von Liederschreibern des 20. Jahrhunderts wie Erich Storz.
Natürlich ist es immer schade, wenn man merkt, dass schöne alte Dinge langsam ihre Bedeutung verlieren, aber wenn Neues hinzukommt ist das eben ein natürlicher Prozess. Zumal auch wieder dank der medialen Möglichkeiten heute nichts mehr wirklich verloren geht und wir immer darauf zurückgreifen können, wenn wir wollen.
Ich habe z.B. seit einiger Zeit die Idee, Volksliedersingen zum Akkordeon etwa als Geburtstagsgeschenkidee für Senioren anzubieten. Wenn die Zielgruppe stimmt, ist alles gut und alle freuen sich (bis auf die Gäste, die sich grundsätzlich nicht trauen, mitzusingen...)
Was bei der ganzen Sache die Frage ist: Wie passiv macht uns der Musik-"Konsum"? Viele sicherlich sehr. Aber wären das auch die gewesen, die damals in der Spinnstube das "Sabinchen" mitgesungen hätten? Oder eher die, die ihren Feierabend in der Regel bei Bier und Kartenspielen im Wirtshaus verbrachten und auch sonntags in der Kirche die Lippen nicht auseinander kriegten? Wenn ich sehe, wie viele Kinder und Jugendliche heute musikalisch aktiv sind, denke ich kaum, dass früher alles besser war.
Tut mir leid, dass das jetzt nicht sehr akkordeonspezifisch war, aber das wollte ich gern zu diesem Thema sagen.