Das Musiker-Board zur Werksbesichtigung bei ROTOSOUND in Seven Oaks/England

Uli
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Der deutsche Vertrieb Musik&Technik (M&T) für Rotosound-Saiten hat dem Musiker-Board angeboten, einen MB-Vertreter zur Werksbesichtigung beim Saitenhersteller nach London mitzunehmen. Der Termin soll schon in genau 2 Wochen sein, wodurch die Zeit für die Vorbereitungen etwas knapp wurde, was die Wahl des Kandidaten etwas verkürzt hat - und ich den Jackpot gezogen habe. :) (habe leider keine größere Klammer-zu gefunden, um mein Grinsen etwas breiter zu machen)...

Inzwischen habe ich mit dem zuständigen Produktmanager von Musik&Technik Johannes Pitz telefonieren können und es hört sich für mich alles sehr interessant an. Der jetzige Besitzer der Firma Jason How


scheint mit Leib und Seele in der Fabrik zu stecken und hat auch selbst an den Maschinen mitentwickelt, die großenteils Unikate sind. In einem Promo-Video spricht er selbst über die Firma, die er von seinem Vater übernommen hat:



Wenn alles so klappt, wie es bisher geplant ist, werde ich also am Donnerstag nachmittag, dem 24.05. nach London fliegen, wo ich dann abgeholt und zum ersten Treffen nach Seven Oaks gebracht werde. Da dieser Tag dann quasi vorbei ist, wird man ihn voraussichtlich in einem schönen Landgasthof ausklingen lassen (in dem ich sogar schonmal war, wenn ich mich nicht sehr irre...).
Da kommt dann auch der Werkseigner mit seiner Frau dazu und ich habe Abende in englischen Pubs als sehr gemütlich in Erinnerung (außer, daß ich beim Dart immer gnadenlos verloren habe).

Der Folgetag ist als das eigentliche event geplant. Am Vormittag findet die ausführliche Werksbesichtigung statt, bei der ich sicher viele Fragen haben werde, denn meine erste Handwerkslehre fand zwischen ähnlichen Maschinen statt, wie sie in der Saitenfabrik verwendet werden.
Rotosound hat laut Johannes Pitz gute Verbindungen zu den Abbey Road Studios in London (ich weiß gar nicht, ob die derzeit immernoch CBS gehören?) und wenn alles klappt, wird wohl am Nachmittag eine Besichtigung der weltberühmten Studios möglich sein. Ob ich da auch das alte Mellotron sehen kann, auf dem Paul McCartney den Anfang von Strawberry Fields Forever gespielt hat?
Ein möglicher Konzertbesuch am Abend ist noch nicht zu Ende gedacht, ich pack aber mal auf jeden Fall meine Elacin 15dB ein...

Am Samstag fliege ich dann zurück und erhole mich über Pfingsten beim Verfassen eines (Bild)-Berichtes über diese Reise, der dann auch hier zu lesen sein wird.
Wenn das mit den Abbey Road Studios klappen sollte und ich dadurch über Nacht berühmt werde, gebe ich gerne Autogramme am 10.06. beim Thomann Sommerfest...
 
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Super, Uli!

Ich freu mich auf geile Fotos aus der Fertigung. Ich finde das irre interessant, daß da noch richtig viel Handarbeit angesagt ist.
Ich hätte auch mal wieder richtig Böcke auf ein paar Flatwounds auf meiner Gretsch...:D;)
 
Ja, auf die Besichtigung bin ich echt gespannt. Ich weiß gar nicht, ob man so etwas zum heutigen Stand der Technik überhaupt total automatisieren kann...aber Jason How wird das sicher wissen...:)

Ich hab auch Flats auf meiner Talman, finde aber, daß die auf A-Gitarren etwas mumpfig klingen (sind ja auch nicht von Rotosound :D). Ich hab sie auch nur draufgemacht, weil sich die Greifgeräusche bei Rounds so stark übertragen...Auf den meisten meiner Bässe hab ich auch Flats...da allerdings bewußt wegen des Sounds.
 
Rotosound gehört zu den wenigen Herstellern - wenn es sich nicht sogar um den einzigen handelt - die/der einen anständigen, knackigen 0.30/0.50/0.70/0.90-Saitensatz zum Taschengeldbudget (Strassenpreis 18,00 EUR) anbieten:

ROTOSOUND SWING BASS FUNKMASTER BASS STRINGS

Von ein paar einschlägigen, deutschen Netzanbietern abgesehen, sind diese Saiten leider kaum gelistet - auch nicht bei den großen Instrumentenhändlern.

However: viel Spaß beim Besuch, Uli. Ich freue mich schon auf Deinen ausführlichen Bericht. In Sachen Rezensionen hast Du ja Maßstäbe gesetzt, die nun eine gewisse Erwartungshaltung Deiner Leserschaft birgt... ;)
 
Ich hab auch Flats auf meiner Talman, finde aber, daß die auf A-Gitarren etwas mumpfig klingen (sind ja auch nicht von Rotosound :D). Ich hab sie auch nur draufgemacht, weil sich die Greifgeräusche bei Rounds so stark übertragen...Auf den meisten meiner Bässe hab ich auch Flats...da allerdings bewußt wegen des Sounds.

Das ist bei den E-Gitarren nicht anders, hat aber wohl mit Saitenmasse und Steifigkeit usw. zu tun.
Bei manchen Gitarren kann das sehr geil klingen (z.B. Hollowbodies mit spitzen Singlecoils ala D'Armonds) und das Spielgefühl ist natürlich großes Kino. Aber umwickelte G-Saiten benden.....:ugly: Spaß ist anders:D
 
So...wie doch die Zeit vergeht - schon wieder 14 Tage rum!

Ich mach mich jetzt mal langsam auf zum Flughafen, in 3 Stunden geht mein Flieger und der Wettergott scheint auch Musiker zu sein...:)
Wenn ich es zeitlich und rechnertechnisch schaffe, schaue ich heute abend nochmal rein, ansonsten spätestens Samstag abend, wenn ich wieder zurück bin von der Insel...

wxlo.jpg
 
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Hab viel Spaß dort drüben - wünsche einen angenehmen, interessanten Aufenthalt! :)
 
Viel Spaß, Uli. :great:

Auf deinen Bericht freue ich mich schon. Der wird, so wie ich dich kenne, absolut hochkarätig.
 
London ist groß - don't get lost ;)
 
better: be sure to get lost in the right places;)
 
So...safely landed...
Der Flug über den Kanal dauerte etwa eine halbe Stunde, eine weitere halbe Stunde dauerte dann das Kreisen über Heathrow, wo alle 90 Sekunden ein Flieger landet und der traffic jam halt entsprechend ist.. Der Transfer mit dem Taxi dauerte hingegen anderthalb Stunden, die aber dank guten Wetters und gesprächigem Fahrer recht kurzweilig waren. Gegen Abend habe ich dann auch den Rest der Crew getroffen und bei der Gelegenheit erst erfahren, daß M&T zeitgleich ein professionelles Promotion-Video über Rotosound dreht, Teile davon sind auch heute in London selbst gedreht worden, was wohl stellenweise bei den Temperaturen nicht so angenehm war, weshalb die Jungs auch etwas platt waren...

Morgen früh geht es dann in die Firma, auf die ich schon sehr gespannt bin. Dummerweise hatte ich im letzten Moment umgeplant und meinen Laptop doch mit ins Bordgepäck genommen, weil dort halt noch Platz dafür war...und dabei meinen Cardreader aus der Laptoptasche vergessen, weshalb ich jetzt keine Bilder anhängen kann. Der Laptop hat zwar einen eigenen SD-Reader, leider aber noch ziemlich jurassic und deshalb (noch) nicht für SDHC Karten geeignet...better luck tomorrow with a borrowed one...perhaps...
 
Hätteste mal lieber einen 36er Film gekauft... :D
 
:rofl: naja, bisher ist es noch kein wirklicher Verlust...was ich bisher fotografiert habe ist eher weniger musikrelevant.

Ob ich morgen abend noch meinen ganzen Bericht auf die Schiene bringe, ist ohnehin eher zweifelhaft, hängt sicher auch davon ab, wie platt ICH dann morgen sein werde...
 
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Wie kann in London was nicht musikrelevant sein - wo doch selbst die Queen eine eigene Band hatte ... ;) :D
 
So, mittlerweile bin ich wieder zurück in good old Germany...wo war ich stehengeblieben? Ach ja:

...Der Folgetag ist als das eigentliche event geplant. Am Vormittag findet die ausführliche Werksbesichtigung statt...

Gesagt, getan...
...um halb neun traf man sich also im gegenüber dem kleinen Hotel gelegenen Diner zum Frühstück, wo uns Jason How persönlich abholte, danach ging es dann durch die malerische Landschaft von Kent ('The Garden of England') zum Rotosound Werksgelände. Wahrscheinlich hatte ich mir unter einer Fabrik etwas vom Kaliber der Ford-Werke in Köln vorgestellt, jedenfalls war ich zunächst überrascht, wie 'übersichtlich' doch das Gelände ist. Das liegt natürlich zum einen schonmal daran, daß ein Päckchen Saiten etwas kleiner ist als ein Auto, zum anderen aber auch einfach an der Tatsache, daß Rotosound bislang eher ein kleinerer Hersteller ist, der damit auch etwas die Tradition ehemaliger englischer (z.B. Auto-) firmen aufnimmt, Qualität durch Handarbeit einer weitestgehend automatisierten Massenproduktion gegenüberzustellen.

Nach einem kurzen ersten Überblick in der Werkshalle geht es vor der eigentlichen Führung durch den gesamten Produktionsprozess zunächt erstmal hoch in Jasons Büro, wo man doch besser reden kann, als unten in der Werkshalle neben den laufenden Maschinen, außerdem sollen ja noch weitere Filmaufnahmen stattfinden...

jasonsoffice.jpg


Geschichte:
Bemerkenswert sind die Namen und Portraits großer Bands an den Wänden, wenn man die schmale Treppe zum Office des Firmeneigners Jason How hochgeht. Daß Pink Floyd, Jimi Hendrix, The Who oder The Move (aus denen später das Electric Light Orchestra hervorging) Rotosound Endorser waren, hat man ebensowenig auf dem Schirm wie die Tatsache, daß z.B. Paul McCartney auf dem Apple rooftop concert die schwarzen 'Tru Bass' Nylonstrings des Herstellers auf dem Höfner Bass hatte.

pinkfloyd.jpg


themove.jpg


thewho.jpg

Wie so oft in der Geschichte, ist der Auslöser, der Jasons Vater zur Gründung der Firma brachte, ziemlich trivial: James How sah 1950 den Film 'Der dritte Mann' und war so begeistert vom Zitherspiel des Anton Karas, das den Film als durchgängiges Thema begleitet, daß er sich auch so ein Instrument besorgte.

Die Begeisterung erhielt dann aber bald einen Dämpfer, als sich nämlich herausstellte, daß es zumindest im weit von der Filmhandlung entfernten England nirgendwo Saiten für eine Zither zu kaufen gab. James How war allerdings selbst Ingenieur und so sah er es als persönliche Herausforderung an, diesen Mangel abzustellen. Er ersann die ersten Maschinen zur Saitenherstellung (einige davon sind für Spezialanwendungen noch heute in Betrieb) und gründete die Firma, die sich bald auf Bass- und Gitarrensaiten verlegte, da der Zither wohl im Königreich doch irgendwie der große Durchbruch versagt blieb...

Es schloß sich ein mühsamer Weg an, bei dem die Verfahren zur Saitenherstellung von Grund auf erarbeitet werden mußten, um die Erkenntnisse dann in die Entwicklung entsprechender Maschinen stecken zu können. Der Sohn des Gründers und heutige Besitzer hat die einstigen Maschinen mit Ingenieurstudium und achtjähriger Entwicklungsarbeit dorthin gebracht, wo sie heute sind, im folgenden Post kommentiere ich den Herstellungsprozeß einer Saite...
 

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Produktion:
Am Anfang aller Dinge liegt das Materiallager, das hier hauptsächlich aus Drahtrollen besteht. Während der Trägerdraht (core) aus Klavierdraht sechseckig (hexagonal) ist, sind die unbewickelten hohen Saiten und die Bewicklungsdrähte aus Runddraht unterschiedlicher Materialien. Sowohl die Ballends als auch die Drähte werden hinzugekauft, diese Teile auch selbst herzustellen würde sich beim Gesamtausstoß der Firma nicht rechnen...

drahtlager.jpg


cores.jpg


Um z.B. eine Bass-Saite entstehen zu lassen, muß also zunächst ein Stück core-Draht abgelängt und mit einem Ballend versehen werden, was noch in einer älteren deutschen Maschine passiert. Das Verzwirbeln des Klavierdrahtes zur Befestigung des Ballends erfordert schon einen erheblichen Kraftaufwand, was neben der Frage der Qualitätsstreuung die Handarbeit in diesem Bereich auf das Füttern der Maschine mit Draht und Ballends beschränkt...

ballends.jpg


Oben ist ein Spiegel angebracht, mit dem man den Füllstand des Vorratsbehälters für die Ballends überwachen kann, darunter hinter Plexiglas findet der eigentliche Vorgang der Drahtumschlingung und Verzwirbelung statt, dann rutscht der fertige Saiten-Rohling an einer schiefen Ebene hinunter.

ballending.jpg


Die Maschine, an der die Saite dann bewickelt und in einem weiteren Arbeitsgang mit silk ends versehen wird, ist eine Eigenentwicklung von Jason How, auf die er mit Recht stolz ist. Sie gleicht im Prinzip einer Drehbank, bei der allerdings beide Seiten angetrieben werden. In diese beiden Schnellspannfutter rechts und links wird der Draht eingehängt und nach Verdrillen des Anfangs mit automatischem Vorschub bewickelt. Dabei muß der Vorschub natürlich genau berechnet sein, bei dünnerem Draht muß die Führung z.B. langsamer erfolgen als bei dickerem. Jeder Arbeiter bedient gleichzeitig zwei Maschinen - während der Bewicklung der einen Saite dreht er sich rum und spannt bereits den nächsten Rohling ein. In der schwarzen Röhre im Vordergrund stecken die bereits mit Ballends versehenen Rohlinge (ein weiterer Bund liegt als Nachschub noch zusammengewickelt oben rechts über der Kante).
Ist die Drahtbewicklung abgeschlossen, werden die Enden mit rotem Textilfaden bewickelt und mit einem Pinseltupfer Klebstoff fixiert. Früher nahm man dazu Seide, heute ist es eine Kunstfaser, die sich ähnlich verarbeiten läßt. Oben ist die 'Dachrinne' zu sehen, in der die packfertigen Saiten dann abgelegt werden.

silking.jpg


Rotosound stellt auch Flatwound Saiten her, wozu zwei verschiedene Produktionsverfahren angewendet werden. Zum einen wird zunächst normaler Runddraht in Handarbeit mit einer Walze platt gewalzt...

flatwoundpress.jpg


...dieses Verfahren wird z.B. auch für die schwarzen Nylon Saiten verwendet, wozu der Ursprungs-Runddraht in diesem Fall bereits mit Nylonmantel angeliefert wird...

...zum anderen werden die Saiten in einem relativ aufwendigen Verfahren abgeschliffen:
Mehrere Reihen zweier mittels Haken an den Ballends verbundener Saiten werden in eine daher relativ lange Maschine eingespannt und in Rotation versetzt. Dann werden Schleifböcke zunächst mit gröberem, anschließend feinerem Schleifpapier 'geladen' und während sich die Saiten dabei weiterdrehen, automatisch hin- und her bewegt. Die Dauer, bzw Anzahl der Schleifbewegungen ist natürlich genau festgelegt, damit die Saiten immer gleich ausfallen.

flatwoundgrinder.jpg


Auf der einzigen verbliebenen alten Maschine, die noch vom Firmengründer gebaut worden war, werden heute spezielle Custom Saiten von Hand poliert, was für jede einzelne Saite mehrere Minuten dauert.

oldmachine.jpg


Qualitätskontrolle und Verpacken der fertigen Saiten geschieht in einem Arbeitsgang. Die Packerinnen sind dabei so schnell, daß man kaum mit dem Auge folgen kann...die schnellste packt über 800 Saiten pro Stunde in die entsprechenden Tüten.

packingandqc2.jpg


Fertige Saitensätze kommen anschließend in die bekannten Faltschachteln, für die es im ersten Stock ein weiteres Lager gibt.

packages.jpg



Am beeindruckendstan ist aber das Lager der auslieferfertigen Saitensätze, dessen Kapazität aber trotzdem nur für wenige Wochen reicht...

bassersparadise.jpg
 

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Da für den Dreh des Promofilms noch ein paar Einstellungen aus dem privaten Studio von Jason How fehlten, ging es nach der Werksbesichtigung noch kurz in sein Privathaus, einem restaurierten alten Cottage im Grünen, wo ich auch die Frau des Hauses kennenlernen durfte, die mir nach dem einzigen guten Kaffee in England Haus und Garten zeigte, in letzterem gibt es sogar eine 500 Jahre alte Eibe...

Anschließend ging es dann zum Bahnhof, um mit dem Nahverkehrszug nach London reinfahren zu können, denn die Erfahrung des Vortages ließ den ohnehin nahezu täglich eintretenden Londoner Verkehrskollaps als sicheren Rechenparameter erscheinen...

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In London sollten nämlich in der Denmark Street noch die letzten Aufnahmen vor der Kulisse der zahlreichen dort ansässigen Musikgeschäfte stattfinden, wozu das Wetter natürlich ideal war. Wie man uns mehrfach versicherte, hatte es bis zu unserer Ankunft allerdings mehrere Wochen geregnet...:D

Nachdem alles im Kasten war, gab es als tolles Highlight zum Ausklang des Tages nach einem Abendessen noch den Besuch des Musicals Jersey Boys - das dann letztlich doch bis fast 23:00h dauerte.

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Danach war dann auch die ganze Mannschaft ziemlich platt und hing im Zug zurück nach Sevenoaks ziemlich in den Seilen. Die Wege sind halt lang in London und bis ich nach dem Autotransfer Bahnhof-Hotel dann endlich im Bett war, war es nach 01:00 Uhr...an sich nichts besonderes, bis auf die Tatsache, daß um punkt 06:00 das Taxi nach Heathrow vor der Tür stand...:rolleyes:

Alles in allem aber auf jeden Fall ein toller Kurztrip, bei dem vom Wetter angefangen alles gestimmt hat. Ich habe mir zwar bis dato nie eingehendere Gedanken darüber gemacht, wie wohl der Herstellungsprozess einer Bass- bzw Gitarrensaite sein mag, aber mit so viel Handarbeit verbunden hatte ich es mir zumindest nicht vorgestellt. Wenn man sich allerdings den mechanischen Vorgang des Saite-Umwickelns einmal vor Augen hält, wird es doch schnell klar, daß sich so etwas nicht mit akzeptablem Aufwand völlig automatisieren läßt, aber wie oft die Saite in die Hand genommen werden muß, bis sie der Musiker aus der Tüte nehmen kann, ist m.E. in einer Zeit, wo in der Industrie fast alles vollautomatisch von Maschinen erledigt wird, trotzdem sehr bemerkenswert.

Als ich meine schwedische Axt gekauft habe, bekam ich ein kleines Heftchen dazu, in dem alle Mitarbeiter der Schmiede vorgestellt wurden. Jeder hatte sein eigenes Monogramm, anhand dessen der Besitzer Feststellen kann, welcher Schmied genau seine Axt hergestellt hat...
Als ich aus Jasons Fabrik kam, war ich fast versucht, auf den Saitenpäckchen nach dem Monogramm des Wicklers zu suchen, so sehr hatte man den Eindruck, hier etwas besonderes bekommen zu haben, daß sich von der Massenware abhebt. Johannes Pitz und ich standen mehr als einmal staunend neben den Arbeitern, die ihre Arbeit mit Passion und unglaublicher Fingerfertigkeit verrichteten und dabei noch mit uns reden konnten. Vielleicht ist es aber einfach nur der selten gewordene Umstand, daß man Einblick in einen Familienbetrieb bekommt, in dem der Sohn das Erbe des Vaters mit Stolz und Sachkenntnis weiterführt und ständig verbessert. Mittlerweile ist auch eine Erweiterung der Produktpalette geplant, Prototypen konnte ich schon sehen...;)

Ich werde sicher in der nächsten zeit noch die Muße finden, mich näher mit meiner Tüte 'Andenken' zu beschäftigen, die mir Jason How großzügig mitgegeben hat, vielleicht ergibt sich daraus ja auch noch das ein- oder andere Saiten-Review. Bis dahin hoffe ich, daß ich ein bißchen von dem Erlebnis transportieren konnte und danke allen Beteiligten und Verantwortlichen für ein paar unvergessliche Stunden. :)
 
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Danke, Uli :great:
 

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