Besetzung der Sänger bei Opern - Beispiel: Carmen

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Musikr
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Hallo Leute,

ich würde gerne von Euch erfahren, wie wichtig das äußere Aussehen im Vergleich zum Gesang bzw. zur Stimme ist. Also, kann das Musikalische das Äußere wettmachen?

Ich habe hier mal ein Beispiel:
Es ist die Oper "Carmen" und die Inszenierung in Milan.
www.youtube.com/watch?v=oePfBPHDfaY#t=21m05s

Anita Rachvelishvili, die hier Carmen spielt, ist gesanglich top. Da gibt's nichts zu meckern.
Ich finde persönlich aber, dass sie etwas schlanker sein könnte. Das klingt jetzt erstmal etwas hart, aber unter Carmen stelle ich mir eine sehr feurige, attraktive Frau vor, die durchaus erotisch und verführerisch auftreten kann. Bei Anita Rachvelishvili ist dies weniger der Fall.

Was ist Eure Meinung dazu? Ist es bei Opern durchaus üblich, dass das Äußere nicht immer den Vorstellungen entspricht und die sängerischen Leistungen dieses überbietet? Ich kenne man in dem Genre nicht so gut aus.

Vielen Dank und ich freue mich auch eure Antworten! :)

Gruß,
Musikr
 
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Grüß Dich Musikr,

also erst einmal ist festzuhalten, dass die Oper als Gattung des Theaters musikalische und optische Reize verbinden sollte. Das Musikalische kann das äußere Erscheinungsbild also nie ersetzen!

Ich persönlich hatte bei der Oper Aida ähnliche Probleme, hier schienen so ziemlich alle weiblichen Akteure ein bisschen zu starke Knochen zu haben...
Das große Problem ist, dass zu einer voluminösen Stimme auch ein entsprechender Resonanzkörper gehört - in der Regel ist das fast proportional: Je dicker die Frau, umso mehr Kraft kann die Stimme haben (salopp ausgedrückt).

Gerade bei Opern und speziell Arien wirst Du also leider eher selten optische Reize erfahren...
Allerdings bestätigen Ausnahmen die Regel, beispielsweise kommt die Prager Carmen, Lucie Bílá [http://www.pokrok.eu/foto/lucie_bila.jpg] Deinen Ansprüchen doch wahrscheinlich etwas näher als das bei Deinem Opernauftritt der Fall gewesen sein wird ;)

Ein anderes Thema ist aber die Frage nach den Vorstellungen: Während ich Dir mit deiner Einschätzung der Carmen eindeutig recht gebe, muss das bei den Verantwortlichen absolut nicht der Fall sein.
Und deren Tendenz liegt ganz klar auf der musikalischen Seite: Eine Oper mit gräuslichen Sängerinnen und Sängern werden garantiert weniger Leute besuchen als eine, in der ein paar Protagonistinnen etwas zu wenig dünn sind!

Beste Grüße.
 
ich würde gerne von Euch erfahren, wie wichtig das äußere Aussehen im Vergleich zum Gesang bzw. zur Stimme ist. Also, kann das Musikalische das Äußere wettmachen?

Ja, das Musikalische kann das Äußere durchaus wettmachen, und umgekehrt - zumindest für die Zuschauer, die ihre Wahrnehmung so fremdlenken lassen. Aber die meisten Zuschauer IMHO entscheiden selbst, von was sie sich beeindrucken lassen und was sie als störend empfinden. Positive und negative Eindrücke können durchaus gleichzeitig existieren, ohne in Zusammenhang bzw. Konkurrenz zu treten: eine Sängerin kann z.B. durchaus gut singen und zu dick sein - aber das eine hat mit dem anderen nicht direkt etwas zu tun. Daher kann das eine das andere auch nicht ausgleichen. Wenn du da einen Zusammenhang siehst - okay, aber viele andere Zuschauer sehen den meiner Erfahrung nach nicht unbedingt.

Anita Rachvelishvili,

Zu ihrer Carmen gibt's übrigens eine schöne Kritikerstilblüte aus der FAZ aus dem Dezember 2009: "Ein erdiger, schwarzschlundiger Mezzosopran war zu bestaunen, dem es keineswegs an Beweglichkeit und Tonreinheit fehlte." :D. Fällt mir nur gerade so auf, weil ich Kreislers "Musikkritiker" gerade lerne...;)

unter Carmen stelle ich mir eine sehr feurige, attraktive Frau vor, die durchaus erotisch und verführerisch auftreten kann. Bei Anita Rachvelishvili ist dies weniger der Fall.

Na gut, wenn deine Ideale eben so liegen, liegen sie eben so. Carmen ist in meinen Augen zunächst mal eine Frau aus dem prallen Leben, die in der Männerwelt hin- und hergerissen ist. Da spielen ein paar Kilo mehr oder weniger nicht die entscheidende Rolle. Das wichtigste Kriterium ist, ob die Darstellerin auf der Bühne glaubhaft wirkt. Und das tut sie in diesem Video meiner Ansicht nach voll und ganz. 2009 war sie 25 Jahre alt, also ist da auch noch Entwicklung und Anpassung an die Rollen zu erwarten.

Ich finde persönlich aber, dass sie etwas schlanker sein könnte.

Schreib's ihr doch mal hier:rofl: http://www.anitarachvelishvili.com/CONTACT.html . Falls du's machst, schreibst du hier im Thread auch die Antwort?

Harald
 
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Das große Problem ist, dass zu einer voluminösen Stimme auch ein entsprechender Resonanzkörper gehört - in der Regel ist das fast proportional: Je dicker die Frau, umso mehr Kraft kann die Stimme haben (salopp ausgedrückt).

Das ist ein Mythos. Eventuell von genussfreudigen OpernsängerInnen in die Welt gesetzt.;) Denn die Resonanzkörper beim Singen befinden sich nicht im Bauchspeck.

Hier dazu ein Artikel aus "Die Zeit":

4. Müssen Opernsänger dick sein?

Wer in dieser Saison bei den Bayreuther Festspielen war, konnte in den Hauptrollen wieder viele Schwergewichte der internationalen Opernszene erleben. Bei den sogenannten hochdramatischen Gesangspartien, also sehr lauten und sehr langen Rollen, wie wir sie vor allem von Richard Wagner oder Richard Strauss kennen, dominieren übergewichtige Sopranistinnen oder Tenöre. Gertenschlanke Brünnhildes, magere Salomes und schlaksige Tristans sind die Ausnahme.

Aus medizinischer Sicht gibt es allerdings keinen Grund dafür. Die Stimme wird im Kehlkopf mit den Stimmlippen gebildet. Ein dicker Bauch hat darauf keinen Einfluss, trägt also nicht zur Stärke und Belastbarkeit der Stimme bei.

Eine mögliche Erklärung für die vielen dicken Sänger sehen Mediziner in ihrem Tagesablauf. Vor kräftezehrenden Partien wird in der Regel nicht zu Mittag gegessen, dafür essen die Sänger abends nach der Vorstellung. Das setzen die Kalorien einfach schneller an.

Also: Erfolgreiche Sänger müssen nicht dick sein, sondern viele erfolgreiche Sänger werden dick
.

Was ist Eure Meinung dazu? Ist es bei Opern durchaus üblich, dass das Äußere nicht immer den Vorstellungen entspricht und die sängerischen Leistungen dieses überbietet? Ich kenne man in dem Genre nicht so gut aus.

Die Darsteller müssen zunächst einmal den Vorstellungen des Regisseurs entsprechen. Die müssen sich nicht zwingend mit den meinigen decken. "Skandalregisseur" Calixto Bieito ZB spielt gern mit diesen Erwartungen: bei ihm ist Don Giovanni kein eleganter Verführer, sondern ein Dosenbier trinkender Proll in Ballonseide. Bei Peter Sellars dagegen ist Don Giovanni schwarz und schön und die Handlung wurde in die heutige Bronx verlegt. Ein hellhäutiger, dicker aber besser singender Don Giovanni hätte also keine Chance gehabt.

In der Aufführung von AIDA, die ich gesehen habe, war die Hauptrolle ebenfalls schwergewichtig. Bei den meisten anderen Opern, die ich kenne, entsprachen die Darsteller aber etwa der landläufigen Erwartung.

Liest man sich diverse Definitionen über Stimmfächer durch (Sopran, Alt, Bariton, Bass usw), findet man den Hinweis, dass neben der Range und der Klangfarbe auch die körperliche Präsenz zum Fach, also zur Rolle passen sollte.

Ganz egal ist also das Äußere nicht.

Ich fürchte, dass es zudem - je nach Kultur-Budget - nicht immer die freie Wahl gibt.

Top Aussehen, freier Terminplan, viel Erfahrung und die richtigen gesanglichen Fähigkeiten sind ja durchaus Ansprüche, die nicht ganz selbstverständlich erfüllbar sind. Und da gibt man die schwierige Hauptrolle dann lieber der bekannteren, zuverlässigen, vakanten und besseren Sängerin, auch wenn sie etwas fülliger geworden ist, statt der schlanken Newcomerin.

Zusammengefasst: kommt auf den Regisseur und die Inszenierung an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gehört der thread nicht eigentlich ins Klassikforum ?
 
Merci mon capitain :)
 
ich würde gerne von Euch erfahren, wie wichtig das äußere Aussehen im Vergleich zum Gesang bzw. zur Stimme ist. Also, kann das Musikalische das Äußere wettmachen?

Ich finde, ja.

Ich habe hier mal ein Beispiel:
Es ist die Oper "Carmen" und die Inszenierung in Milan.
www.youtube.com/watch?v=oePfBPHDfaY#t=21m05s

Anita Rachvelishvili, die hier Carmen spielt, ist gesanglich top. Da gibt's nichts zu meckern.
Ich finde persönlich aber, dass sie etwas schlanker sein könnte. Das klingt jetzt erstmal etwas hart, aber unter Carmen stelle ich mir eine sehr feurige, attraktive Frau vor, die durchaus erotisch und verführerisch auftreten kann. Bei Anita Rachvelishvili ist dies weniger der Fall.

Und Du findest, eine etwas schwergewichtigere Frau könne nicht erotisch und verführerisch auftreten? :gruebel: Seltsam.

Was ist Eure Meinung dazu? Ist es bei Opern durchaus üblich, dass das Äußere nicht immer den Vorstellungen entspricht und die sängerischen Leistungen dieses überbietet? Ich kenne man in dem Genre nicht so gut aus.

Meine Meinung dazu ist, dass auch eine fülligere Frau verführerisch auftreten kann. Dass das in diesem Fall der Carmen vielleicht nicht so klappt, schiebe ich persönlich eher auf die etwas unterkühlte Inszenierung, genauer gesagt, auf die grauen Fähnchen, die die Darstellerinnen sich antun müssen.

Zur anderen Frage: es ist wohl so, dass beispielsweise Bässe, die daherkommen wie ein Hungerhakerl, größere Schwierigkeiten haben, eine Anstellung zu bekommen als fülligere, und wenn die Stimme der dünnen noch so satt ist. Weil eben mit den Rollen, die Bässe haben, jeweils auch ein gewichtiger Mann verbunden wird. Das halte ich persönlich zwar in vielen Fällen für Blödsinn, es gibt ja auch spargeldürre Richter z.B., aber es halt sich anscheinend so eingebürgert.

Ich persönlich hatte bei der Oper Aida ähnliche Probleme, hier schienen so ziemlich alle weiblichen Akteure ein bisschen zu starke Knochen zu haben...

Das halte ich für eine persönliche Geschmacksfrage

Das große Problem ist, dass zu einer voluminösen Stimme auch ein entsprechender Resonanzkörper gehört - in der Regel ist das fast proportional: Je dicker die Frau, umso mehr Kraft kann die Stimme haben (salopp ausgedrückt).

Ein Glück, dass das die Piaf nicht wusste, beispielsweise!

Gerade bei Opern und speziell Arien wirst Du also leider eher selten optische Reize erfahren...


http://www.youtube.com/watch?v=HHqBMEyke7g&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=Y8XwjdS6rvE&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=0u0M4CMq7uI
http://www.youtube.com/watch?v=KWsMzlJL9WY

Die finde ich jetzt alle gar ned so häßlich. Also so als Frau. Weiss ned, ob Ihr Männer das anders seht?


Denn die Resonanzkörper beim Singen befinden sich nicht im Bauchspeck

LOL. Gut, dass ich um diese Uhrzeit keinen Wein trinke - es wäre dem Rechner schlecht bekommen :)

Ich bin ja der Meinung, Speck dämpft eher. Die Knochen klappern :D
 
Das Äußere und die Ausstrahlung sollten schon halbwegs zur Rolle passen, denn schließlich ist Oper gesungenes Schauspiel und die Akteure sollten glaubwürdig rüberkommen. Sonst kann es unfreiwillig komisch wirken.
Ein kleiner, pummeliger Tenor kann eben nicht so gut den feurigen Liebhaber abgeben wie z.B. ein Bild von einem Mann á la Jonas Kaufmann oder Rolando Villazón. Die sind geschaffen für solche Rollen, weil sie nicht nur unverschämt gut singen, sondern auch unverschämt gut aussehen.
Und wäre z.B. Montserrat Caballé ein Mezzo - ich hätte sie nicht in der Carmen-Rolle sehen wollen. Das paßt wirklich nicht. Carmen muß weiß Gott kein Hungerhaken sein, aber eine solche Leibesfülle paßt hinten und vorne einfach nicht zur Bühnenfigur. Manchmal kann das Können des Sängers einen diesen Umstand vergessen machen - aber erst wenn das Aussehen zur Rolle paßt, ist es perfekt. Man kann sich auch Danny de Vito schlecht als 007 vorstellen - und wenn, dann nur als Parodie.
Ich hätte es übrigens auch sehr schwer im klassischen Fach. Von der Figur und vom Gewicht her eine Soubrette, allerdings viel zu alt für jugendliche Rollen - und für die femme fatale, die Liebhaberin oder an der Liebe großartig Leidende fehlt es mir einfach an Bühnenstatur. Eine gewisse Körpergröße ist ebenfalls wichtig. Und auch an der Schönheit hätte es gehapert, da mache ich mir nix vor. Das alles bringt aber z.B. eine Netrebko perfekt rüber. Die Leute stehen nicht ohne Grund dort, wo sie stehen - abgesehen davon, daß sie gut singen können (das können aber etliche andere auch) - sie haben eine große erotische Anziehungskraft, eine unglaubliche Präsenz, eine attraktive Aura - und davon lebt die Oper mit all ihren Gefühlsdramen schließlich. Wer will da Durchschnittsmenschen sehen, wenn es doch schöne gibt, die auch noch gut singen können ?
Ungerecht, ja. Aber so ist es nun einmal im Leben. Schönheit, Talent und Glück waren stets ungerecht verteilt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und auch an der Schönheit hapert es, da mache ich mir nix vor.

Wobei wir wieder beim Thema Selbstwahrnehmung / Fremdwahrnehmung wären ;)

Ansonsten gebe ich dir aber recht. In der Opernwelt ist es - von Ausnahmen abgesehen - nicht viel anders als sonst auch: Die ganz großen Legenden und Göttinen erfüllen neben einem sängerischen oft auch ein visuelles oder zumindest charismatisches Ideal.
 
In der Opernwelt ist es - von Ausnahmen abgesehen - nicht viel anders als sonst auch: Die ganz großen Legenden und Göttinen erfüllen neben einem sängerischen oft auch ein visuelles oder zumindest charismatisches Ideal.

Vor allem eine große erotische Anziehungskraft, würde ich sagen. So wie es bei den Hollywood-Göttern und Göttinnen auch war bzw. ist.
Warum soll das auf der Opernbühne anders sein ?
Ich schmelze ja auch dahin, wenn ich Jonas Kaufmann sehe - noch bevor er seine Goldkehle überhaupt aufgemacht hat ;)
 
Ist es bei Opern durchaus üblich, dass das Äußere nicht immer den Vorstellungen entspricht

Der Trend:

Die Stars von gestern:

http://www.youtube.com/watch?v=DzA1jjWPzvw
http://www.youtube.com/watch?v=Gd2WMHwXELE
http://www.youtube.com/watch?v=7KPbQCqvc08

...und die von heute:

http://www.youtube.com/watch?v=zvoHNZeU-KQ
http://www.youtube.com/watch?v=96iaZreNPCY&feature=results_main&playnext=1&list=PL0AF427DCAC61A17C
http://www.youtube.com/watch?v=D7THcKkdgd8

Noch Fragen? ;)


Die Tendenz ist ganz eindeutig: die Opernsängerin von heute braucht nicht nur eine schöne Stimme und gutes Schauspielvermögen, sondern auch ein ansprechendes Äusseres. Finde ich z.T. ok, die Oper ist ein Gesamtkunstwerk, die Person sollte schon in etwa zur Rolle passen die sie verkörpert. Zudem müssen sich in den modernen Inszenierungen die Sänger während dem singen oft sehr viel bewegen, eine sehr schwere Sängerin käme da vermutlich bald einmal an ihre Grenzen. Wenns andererseits aber übertrieben wird, d.h. nur noch jemand mit Modelmassen hat Chancen auf eine internationale Karriere, dann geht das meiner Ansicht nach in die falsche Richtung. Viele hervorragende Stimmen könnten auf diese Weise der Allgemeinheit vorenthalten werden.


Denn die Resonanzkörper beim Singen befinden sich nicht im Bauchspeck.

Ganz genau :D

Und der aufgeführte Zeitungsartikel trifft es ganz gut. Die Lebensweise trägt sicher viel dazu bei. Singen macht Hunger, richtig essen kann man aber erst nach der Vorstellung, dann ist es spät, man geht anschliessend gleich ins Bett und schwupps, schon wieder ein halbes Kilo mehr :mad:

Wenn man im Laufe der Karriere etwas an Gewicht zulegt macht das wahrscheinlich nicht so viel aus, siehe Netrebko oder Bartoli (und wenn man zusätzlich noch so hübsch ist wie diese zwei, dann sowieso nicht :)), aber starten tut man seine Laufbahn sicher besser im schlanken Zustand.


Die im ersten Beispiel gezeigte Carmen finde ich übrigens, wie moniaqua, überhaupt nicht unpassend. Sicher sie ist etwas füllig, aber doch noch durchaus im Rahmen. Wer sagt denn, das alle jungen Zigeunerinnen gertenschlank sein müssen :gruebel: Feurig und verführerisch - sicher, aber das kann sie doch auch mit ein paar Kilos mehr?! Aber eben, als Frau bin ich da vllt nicht ganz so ausschlaggebend und ihr Männer seht das ev. ein bisschen anders ;)
 
Und wäre z.B. Montserrat Caballé ein Mezzo - ich hätte sie nicht in der Carmen-Rolle sehen wollen. Das paßt wirklich nicht. Carmen muß weiß Gott kein Hungerhaken sein, aber eine solche Leibesfülle paßt hinten und vorne einfach nicht zur Bühnenfigur.

Sie war nicht immer so füllig :) Ich kann sie mir allerdings auch früher schlecht als Carmen vorstellen, da fehlt es einfach vom Ausdruck her an Temperament.

Ich stimme dem charismatischen Ideal gerne zu, visuell hilft meiner Meinung nach nicht immer:
http://www.youtube.com/watch?v=ERsjRsCBlBo

Hübsch ist sie ja, singen tut sie auch gut imho, trotzdem entspricht sie meinem Bild einer zornigen Königin der Nacht, in ihrem Zorn dem Wahnsinn nah, absolut nicht. Selten so eine unterkühlte Königin der Nacht gesehen.

Da ist das hier etwas ganz anderes, obwohl Patricia Petitbon rein äußerlich vielleicht etwas zu klein für eine Königin der Nacht ist, überzeugt sie mich weit mehr:
http://www.youtube.com/watch?v=XsKx5MaIa2w Und das, obwohl das nicht einmal gespielt ist.

Und das mit der Schönheit - Eigen- und Fremdbild? :) Wenn sogar schon ein Mann da gleicher Meinung ist wie ich ... ;)

---------- Post hinzugefügt um 11:39:43 ---------- Letzter Beitrag war um 11:16:05 ----------

Der Trend:

Die Stars von gestern:

1996 "gestern"? Mann, ich werd alt! "Gestern" ist bei mir

http://www.youtube.com/watch?v=n5Ui1wSa8QE (die war übrigens grad ned füllig)
http://www.youtube.com/watch?v=R3NItbi7PDY
http://www.youtube.com/watch?v=gA3yuwDq2H4

:)

oder noch mehr gestern:
http://www.youtube.com/watch?v=hkZMenvNFKU
http://www.youtube.com/watch?v=kB3gTiwl7p4
http://www.youtube.com/watch?v=_6jRLezhqN0&feature=related
 
Eindrückliche Beisiele, @ Tonja.

Ich bin ja nicht so der Opernfan. Aber ich hab mal im Fernsehen ein Stück einer Inszenierung von Aida gesehen und war entsetzt. Wie kann die Aida, eine nubische Prinzessin und Sklavin in Ägypten - ein barockes Kleid tragen und dermaßen matronenhaft und füllig sein?

Im Musical wäre das absolut undenkbar. Ich habe Aida, das Musical, zweimal gesehen. Beim ersten Mal war Aida mt einer Afrikanerin besetzt. Beim zweiten Mal war es zwar eine deutsche Darstellerin, aber entsprechend gestylt.

Ich finde schon, daß die DarstellerInnen auch optisch zu ihren Rollen passen sollten. Das würde ich schon erwarten, wenn ich in ein Musical gehe und ich frage mich, warum es in der Oper anders sein sollte? Weil die Stimmen länger brauchen, um den Rollen gesanglich gewachsen zu sein? Und dann die Sängerinnen bereits zu Matronen geworden sind, wenn sie Aida und Carmen singen können?
 
Ich stimme dem charismatischen Ideal gerne zu, visuell hilft meiner Meinung nach nicht immer:
http://www.youtube.com/watch?v=ERsjRsCBlBo

Hübsch ist sie ja, singen tut sie auch gut imho, trotzdem entspricht sie meinem Bild einer zornigen Königin der Nacht, in ihrem Zorn dem Wahnsinn nah, absolut nicht. Selten so eine unterkühlte Königin der Nacht gesehen.

Bin da nicht ganz deiner Meinung. Sicher der Gesichtsausdruck entspricht über weite Teile nicht unbedingt dem Bild das wir von der Königin haben - aber: es ist hier nicht eine Operninszenierung, sondern konzertant, da darf es meiner Ansicht nach ruhig auch mal etwas weniger rollentypischer Gesichtsausdruck sein. Und wie sie ansonsten diese schwere Arie mit einer absoluten Leichtigkeit, null Anstrengung im Gesicht und ganz ruhiger Körper, singt: das ist ganz grosses sängerisches Können! :hail: Und gefällt mir jetzt viel besser, als wenn für jedes f''' die verrücktesten Grimassen geschnitten werden ;)

Und schau hier, gleiche Sängerin, jetzt aber nicht mehr konzertant.

http://www.youtube.com/watch?v=H_xfC9RXicU&feature=related

Natürlich helfen hier auch noch Kostüm und Schminke mit, das passende Rollenbild zu erreichen.

Und zum Beispiel von Patricia Petitbon, obwohl ich sie stimmlich (schon immer) toll finde/fand, hier zappelt sie mir zu viel herum. Ok, ist eine CD-Aufnahme und nicht mit Publikum, aber trotzdem, wir können es ja jetzt trotzdem sehen und ihre Bewegungen lenken, mich zumindest, stark von ihrem Gesang ab.
 
Und dann die Sängerinnen bereits zu Matronen geworden sind, wenn sie Aida und Carmen singen können?

Nicht jede Frau muß dazu werden. Ich bin ja auch schon im "Matronenalter", aber schlank und rank wie eh und je ;)

Und trotzdem - würdest du einer fünfzigjährigen schlanken Carmen die Rolle des männermordeneden Vamps abnehmen ? Nicht wirklich, oder ? Auch dann nicht , wenn sie auf jugendlich gestylt ist. Einer üppigen 30jährigen Carmen aber schon. Und das macht eben den Unterschied aus.
 
Und schau hier, gleiche Sängerin, jetzt aber nicht mehr konzertant.

http://www.youtube.com/watch?v=H_xfC9RXicU&feature=related

Natürlich helfen hier auch noch Kostüm und Schminke mit, das passende Rollenbild zu erreichen.

Sorry, auch hier überzeugt sie mich - schauspielerisch, wohlgemerkt - nicht. Das dürfte Geschmackssache sein, meiner wird es nicht. Von einer wütenden, kochenden Königin der Nacht erwarte ich einfach etwas Temperament, das kann man aber mit Sicherheit auch anders sehen. Vermutlich ist die Sängerin einfach so, insofern passt es ja zu ihr. :nix: Und dafür gibt es ja viele verschiedene Inszenierungen, dass das Publikum die ihm gefallende (hoffentlich) findet :)

Was konzertant singen angeht, einer Cecilia Bartoli ist das z.B. ziemlich egal, dass da die Mimik weniger sein darf :) Und ich selber finde rein konzertante Aufführungen von Opern etwas unbefriedigend. Da bin ich ehrlich gesagt ganz froh, dass der Trend weg von den Statuen, die ich zu meiner Kindheit/Jugendzeit in Konzerten gesehen habe auch bei den Klassikern zu etwas mehr Bewegung geht, wenn es gerade nicht um kirchliche Aufführungen geht. Dort steht man wieder stille, aber das ist dem Umfeld ja auch angepasst (wobei ich auch in Kirchen etwas mehr Leben durchaus positiv finde, aber das ist eine ganz andere Geschichte) Außerdem stehen die Chöre eh oft oben auf der Orgelempore, dann sieht man sie eh nicht :)

Patrizia Petitbon zappelt viel, ja, das ist aber glaube ich einfach ihre Art. Von ihr würde ich gerne mal eine Königin szenisch sehen :)
 
1996 "gestern"? Mann, ich werd alt!

Oh Mann, sei nicht so spitzfindig :D. Aber ok, sagen wir halt: der Trend in den letzten Jahren. Besser? :)

BTW, die von dir verlinkte "gestrige" Lucia Popp, mein absoluter Sopran-Favorit for ever! :)


Ich bin ja nicht so der Opernfan. Aber ich hab mal im Fernsehen ein Stück einer Inszenierung von Aida gesehen und war entsetzt. Wie kann die Aida, eine nubische Prinzessin und Sklavin in Ägypten - ein barockes Kleid tragen und dermaßen matronenhaft und füllig sein?

Oh, da hätte ich noch was, das dir sicher viel Freude machen würde ;), kann aber leider auf die Schnelle das Video nicht mehr finden. War glaub eine Aufführung von Turandot mit Eaglen und Pavarotti als Prinzessin und Prinz. Und beide in seltsamen Gewändern, irgendwie beim Hals geschlossen und dann sackartig runterfallend. Natürlich wunderbar gesungen, aber, kann mir nicht helfen, bleibt mir immer in Errinnerung als "Turandot im Zelt". So! Jetzt aber genug gelästert über ansonsten so fantastische Stimmen! :redface:

---------- Post hinzugefügt um 12:48:50 ---------- Letzter Beitrag war um 12:36:16 ----------

Was konzertant singen angeht, einer Cecilia Bartoli ist das z.B. ziemlich egal, dass da die Mimik weniger sein darf :)

Stimmt! Allerdings wird sie aber auch gerne als Negativbeispiel aufgeführt, was man im Gesicht beim singen nicht machen sollte! Alledings: auch wenn ihre Gesichts-Bewegungen teilweise mit der üblichen Lehrmeinung im klassischen Gesang, hmm, sagen wir mal nicht so ganz kongruent sind, sie kanns halt trotzdem (singen, mein ich) :)
 
Hallo ihr Lieben,

hier hat sich eine ganz schöne Diskussion entwickelt. Nach dem Schock gestern im CL-Finale :)()melde ich mich mal wieder zu Wort.
Und Du findest, eine etwas schwergewichtigere Frau könne nicht erotisch und verführerisch auftreten? :gruebel: Seltsam.

Eine schwergewichtigere Frau kann sich durchaus erotisch bzw. verführerisch verhalten, nur spricht es mich z.B. nicht an, wenn das Äußere Bild nicht stimmt. Ich würde so etwas sehr komisch finden.

Also natürlich verstehe ich, dass es nicht ganz einfach ist, eine ideal gebaute Sängerin mit guter Stimme zu finden, die dann auch noch gerade Zeit hat. Aber letztendlich sind solche Gründe dem Opernzuschauer doch relativ egal, denn er nimmt das, was ihm geboten wird und bewertet dieses.

Ich finde es (als Laie) einfach schade, wenn Carmen nicht ganz den Vorstellungen entspricht, auch wenn ich das Problem mit der Sängerin finden sicherlich verstehe. Nichtsdestotrotz geht die Wirkung, die Carmen auf die Zuschauer ausstrahlen sollte, etwas verloren.

Ich stimme auch Bell zu, dass hier Jonas Kaufmann sehr gut in die Rolle des Don Josés passt, sängerisch sowie äußerlich.

Gruß,
Musikr
 
Ich finde schon, daß die DarstellerInnen auch optisch zu ihren Rollen passen sollten. Das würde ich schon erwarten, wenn ich in ein Musical gehe und ich frage mich, warum es in der Oper anders sein sollte?

Eine Oper ist i.d.R. ein historisches Werk, das neu inszeniert wird. Jeder Regisseur setzt sich mit dem Stoff auseinander und fragt sich, was diese Story heute bedeuten kann und in welchen Zusammenhang man die Geschichte stellen könnte, damit eine Aufführung für heutige Zuhörer interessant wird. Das ist ein künstlerisch-kreativer Prozess.

Ein Musical hat i.d.R. keine vergleichbare Geschichte. Es wurde noch nicht *so* oft aufgeführt und gehört, daß es vergleichbar mit Opern wäre. Außerdem unterliegt das Musical viel mehr der Kommerzialität: Stadttheater bekommen damit ihr Haus voll, kommerzielle Musicaltheater optimieren ihren Betrieb so, daß er wirtschaftlich rentabel ist. Das hat Auswirkungen auf das Bühnengeschehen, bis hin zur optischen Erscheinung der Darsteller. Ich habe es als Mitwirkender, u.a. bei "Wicked" in Oberhausen erlebt, wie eng die Vorgaben des Lizenzgebers waren - vor Ort gab es nur einen ganz geringen Spielraum für künstlerische Variation in allen Gewerken, denn der Lizenzgeber will Qualitätssicherung betreiben. Diesen Einfluss gibt es in der Oper nicht. Ältere Musicals dagegen, die neu inszeniert werden (WSS, My fair lady, die Broadway-Shows der 30er-50er,...) unterliegen eher den operntypischen Gesetzmäßigkeiten.

Daher gelten in Oper und Musical schon tendeziell unterschiedliche Ideale, wer zu welcher Rolle passt. Anita Rachvelishvili wurde offensichtlich von Barenboim entdeckt, er schlug sie als Carmen vor, und die Inszenierung wurde eventuell angepasst, falls nötig. In einem Musical wird viel eher eine andere Person genommen, die optisch einwandfrei zur Rolle passt - ich habe da viel weniger Kompromisse erlebt (obwohl es auch die gibt).

Aber grundsätzlich stimme ich dir natürlich zu, daß Darsteller optisch zu ihrer Rolle passen sollten.

Harald
 
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