Hallo Cörnel
zunächst: Wenn ich dir persönlich zu nahe getreten bin tut's mir leid.
Aber: Wenn du es doch selber so gut weißt warum fragst du dann?
;-)
Sowohl Bell als auch ich - behaupte ich jetzt mal - wissen, wie man das "drücken" bei SchülerInnen abstellt. Das ist ein ganz normales Phänomen bei AnfängerInnen. Es äußert sich bei manchen in einer Verbrustung, gerade eben hatte ich so eine Schülerin hier. "Drücken" geht aber durchaus auch in der Kopfstimme. Eine Art vorwärtsdrücken statt in den hinteren Raum zu gehen. Damit umzugehen ist für Gesangspädagogen Alltag und die SchülerInnen haben es bisher noch alle gelernt.
Ja, ich habe das GPZ gemacht. Meine Prüfer waren Faulstich und Seidner (Physiologie). Beide sind mehr oder weniger funktional geprägt, das stimmt. Aber sie waren nicht meine Gesangslehrer. Das ist ein theoretischer Lehrgang und bezieht sich methodisch auf das unterrichten, nicht auf die eigene Ausbildung als Sängerin. Faulstich ist zudem nach meiner Erfahrung kein Ideologe, sondern recht offen auch anderen Ansätzen gegenüber. Ich habe z.B. extra eine Hospitation bei einer hier bekannten Lehrerin die explizit nach Reid unterrichtet gemacht. Ich wollte einfach verstehen, was daran so toll ist und ich fand ihren Unterricht in vielerlei Hinsicht mehr als bedenklich - und Faulstich stimmte mir in meinen Beobachtungen und Begründungen zu. Frau Turner hab ich nur in einer Unterrichtseinheit zum Musicalgesang kennengelernt. Büttner kenne ich gar nicht. Übrigens gab es damals das Modul Musical/Pop noch nicht. Der Lehrgang war für alle gleich und eher klassisch geprägt. Wir Pop-Lehrerinnen musste klassisch vorsingen, umgekehrt aber die Klassiker nicht populär. Wir mussten auch klassisch und Pop vorunterrichten, was auch die anderen nicht mussten. Das hat jetzt aber mit der funktionalen Ausrichtung nichts zu tun. Ich war vorher schon vollberufliche Gesangslehrerin, selbstverständlich war der GPZ Lehrgang inspirierend und lehrreich, aber ich habe dort weder das Singen noch das unterrichten "gelernt". Vieles erkennt man im übrigen auch aus der Hospitations-Situation heraus. Alle mussten vorunterrichten, was sehr interessant und sehr vielfältig war. Es gab - zum Glück - bei Faulstich und auch bei Turner kein vorgegebenes Unterrichtsverhalten. Dafür waren auch zu viele in dem Kurs bereits langjährige Gesangspädagogen.
Die LehrerInnen die mich als Sängerin geprägt haben hatten keinen explizit "funktionalen" Ansatz. Eigentlich sogar eher im Gegenteil. Herr Kasper war z.B. immer sehr an intuitivem Lernen interessiert und ist es heute mehr denn je. Eine meiner Ex-Lehrerinnen hat sich später nach Reid orientiert, aber da waren wir schon Kolleginnen. Wir waren mal zusammen an der hiesigen Hochschule auf einer kleinen Reid-Wochenend-Fortbildung. Das hat mich überhaupt nicht übertzeugt ;-)
Aber wie dem auch sei. Ich habe es in meinem obigen Beitrag vielleicht ein wenig überspitzt gereizt formuliert. ;-) Selbstverständlich ist es für eine Gesangslehrerin wichtig und richtig physiologische Kenntnisse zu haben. Ich bin daran auch sehr interessiert. Daraus jetzt aber zu schließen, daß im Gesangsunterricht jedes kleine Müskelchen behandelt werden müsste halte ich für einen Irrweg ;-)
Gruss,
Shana
---------- Post hinzugefügt um 13:35:58 ---------- Letzter Beitrag war um 13:26:46 ----------
Cörnel;5873314 schrieb:
Da ein "Nichtdrücken" keine Pädagogische Anweisung ist, muss eine Übung gemacht werden, die das Brustregister hemmt, wie z.B. unkoordiniertes, Isoliertes Falsett nach Reid.
Tja, das ist eben so ein Beispiel, wo ich mich immer wieder wundere. Und mir sage, daß es eben nicht das gleiche ist eine Lehrerin mit physologischer Ausbildung zu sein oder eine "funktionale Lehrerin" ;-)
Wenn das drücken auf einer Neigung zur Verbrustung basiert arbeite ich zunächst von der Kopfstimme aus. 1. Atemverbindung, 2. Resonanzöffnung, 3. Vokalüberformungen in der Kopfstimme. Es kommt aber immer darauf an, wer vor einem steht und wie das was derjenige macht klingt und aussieht. Da gibt es also keine Standartmethode. Das jetzt alles hier auszuführen führt daher zu weit. mit einer Naturbelterin oder bei einem Mann würde ich anders rangehen, eher aus der Mittellage und den Tiefen heraus.