Ok, das wird stimmen und das sehe ich auch so.
Was aber sagst Du zu dem immer wieder kehrenden Argument, dass eine WS niemals einen so druckvollen Sound
eines analogen Synth. / oder reinem Synth. alias Alesis Andromeda?
Ist das vielleicht nur ein Gerücht?
Äpfel und Birnen. Die Konzepte sind komplett unterschiedlich, und die Einsatzgebiete sind komplett unterschiedlich.
Selbstverständlich aber und damit ziehe ich mir den Zorn der Verfechter bestimmter japanischer Workstations zu ist derselbe Sound aus einem Analogsynthesizer sowohl druckvoller als auch glaubwürdiger als ein Sample desselben Sounds vom selben Analogsynthesizer aus einer Workstation (wer Hüllkurven und LFOs mitsamplet, hat irgendwas nicht verstanden). Wenn der Analogsynth spannungsgesteuert ist, also ohne die Präzision digital gesteuerter Oszillatoren, die
immer stimmen, dann sogar noch mehr. Und
noch mehr, wenn wir es mit einem der ganz alten Exemplare zu tun haben, die noch komplett diskret aufgebaut sind, also ohne integrierte Schaltkreise.
Spielt denn der Minimoog eigentlich in der Produktion überhaupt noch eine Rolle?
Ich hatte mir einmal einen Minimoog ausgeliehen. Sicher, man kann interessante Sounds austüffteln, die auch echte
Originalität haben, jedoch in der heutigen Musikwelt keine dominante Rolle mehr einnehmen. Stimmt das?
Kommt drauf an, was man machen will.
Wenn du jetzt Chartspop machst, muß es schnell gehen und wenig kosten. Total Recall, absolute Zuverlässigkeit. Der Moog Minimoog Model D ist heutzutage die Antithese zu genau diesem Paradigma. Man zahlt über 2000 Euro für ein guterhaltenes Exemplar und erhält einen Synthesizer auf dem technischen Stand von vor 41 Jahren, der zwar fett klingt, der aber wartungsintensiv ist, der nach dem Einschalten erst warm werden muß, um zuverlässig und halbwegs gestimmt zu sein, der dann immer noch gestimmt werden muß, und der weder Speicherplätze (jeder Sound muß per Hand eingedreht werden) noch MIDI (wenn überhaupt, gehen nur analoge Steuerspannungen) hat, geschweige denn totale Integration als VSTi in Logic, Cubase oder Pro Tools inklusive 24 Bit/192 kHz Audio über USB.
Auch Clubsachen werden heutzutage fast ausschließlich am Rechner gemacht, zumindest wenn es sich um Studioproduktionen handelt. Wieder anders sehen Clubgigs aus. Laptop, klar, dazu Controller, aber gern auch mal Hardware-Klangerzeuger. Das ist dann allerdings keine diskrete, spannungsgesteuerte Pretiose wie ein Minimoog, der zudem a) schwer ist und b) zuviel Platz wegnimmt. Ein Synth mit Tastatur darf im Club nicht mehr als drei Oktaven haben, und Wheels neben der Tastatur gehen nur bei Minitasten wie beim MicroKorg.
Wie die meisten anderen Analogsynthesizer hat der Minimoog seine Heimat gefunden bei Freaks, die an den Sound höhere Ansprüche stellen als an leichte Portabilität oder totale Integration in eine Produktionsumgebung. Für die es mitunter auch eine Frage der Credibility ist, Originalhardware zu verwenden. Das können Synthesizerfreaks sein, die VSTis aus Überzeugung nicht anfassen, das können Progressive-Rock-Bands sein, die unbedingt original echt nach Anfang 70er Jahre klingen müssen, das können die alten Helden sein, die aus Gründen der Glaubwürdigkeit mit Originalgear aus der Zeit arbeiten, in der sie richtig groß waren. Auch wenn Leute sagen, das ist alles exakt genau so mit Software machbar, und andere sogar behaupten, sie kriegen das 1:1 ohne Kompromisse mit einer Motif hin Jean Michel Jarre läßt für jedes seiner Konzerte zig klassische Klangerzeuger auf die Bühne wuchten, und ja, auch einen Minimoog. Daß die Dinger mitunter keinen Speicher haben, macht ihm nix. Wenn er sechs EMS-Sounds im Laufe der Veranstaltung braucht, stellt er sich sechs EMS-Synthis hin (Gesamtwert, wenn sie neu wären, nach EMS-Rehberg-Preisliste um die 35.000 ).
Echte alte Rhodes und echte alte Hammond B3 sind ja immer noch extrem gefragt und entsprechend teuer, so gut Emulationen heutzutage auch sind.
Martman