Superlux HD-662 vs. HD-681B
(T-Bone SC-450 über Alesis Mictube Solo an Tascam DP-01 und RP5 Rokit)
Als das 662 im Thomann-Paket geliefert wurde, erahnte ich nach dem Öffnen ein kleines Deja vù.
Der in recht stabilem Kunststoff eingeschweißte Hörer mit der Kartonagenauskleidung ließ sich mal wieder nur mit roher Gewalt und dem Teppichmesser ins Leben rufen. Das kenne ich schon von den drei 681ern, die ich besaß/besitze.
In Ungewißheit über die Stabilität des Hörers kann das Schweiß auf die Stirn treiben, wenn man wie beömmelt am Plastik reißt, während die innere Kartonage den Hörer fixieren will.
Ist das erstmal geschafft, liegt der Hörer inklusive dem in einem kleinen Zusatzpaket verpackten Kabel mit Transportbeutel vor einem.
Der erste Eindruck ist gut. Es gibt keine scharfen Grate, das 2,5m Kabel scheint ausreichend stabil und der 6,3mm Klinkenadapter ist verschraubt. Ich habe schon desöfteren einfache Steckadapter erlebt, die sich nach ein wenig Zug am Kabel selbstständig machten. Das macht sich speziell bei Aufnahmen schlecht, wenn plötzlich Stille herrscht (Natürlich beim "perfekten Take" kurz vor Ende der Aufnahme->Murphys Law).
Das ist mit dem verschraubten Metalladapter deutlich besser gelöst.
Der beiliegende Kunststoffbeutel zur Aufbewahrung ist ein nettes Gimmick. Ich hänge meine Headphones gerne neben die Recording-Kabellage an die Wand. Der Beutel bietet da nicht nur Schutz vor Staub und Nikotin etc., sondern entgegen der Gewohnheit, den Hörer irgendwie unsicher am Bügel hinzuhängen, macht sich der Beutel da recht gut.
Leider sind alle Beutel (also auch die der verschiedenen 681er) identisch und nur mit einem einfachen "Superlux" beschriftet. Von außen läßt sich so nicht erkennen, welchen Hörer man da gerade von der Wand nimmt und aus dem
Beutel schälen muß. Da kann die Suche nach dem "richtigen" Headphone also auch mal ein paar Augenblicke dauern.
Der Hörer selbst wirkt wertig. Die Bügel sind aus Metall, die selbstjustierende Kopfauflage besteht zwar nur aus geprägtem Kunststoff, läßt sich aber relativ bequem tragen. Die sehr angenehmen Polster sind ohrumschliessend, es handelt sich um ein geschlossenes System.
Die Kabelführung in das linke System passt für mich persönlich am Besten, da ich mein Recordingequipment (Mischer, Vorverstärker, Multitracker, Effekte etc.) während der Aufnahmen auch auf der linken Seite neben mir bediene.
Das ist aber Geschmackssache.
Bis auf eine kleine aber wichtige Ausnahme trifft die Beschreibung jedoch auch auf das HD-681B zu. Das 681 ist ein halboffenes System.
Dort treten also bauartbedingt Umgebungsgeräusche auf, die das 662 durch das geschlossene System und den relativ hohen Anpressdruck der Polster zu eliminieren versucht.
Und da kommen wir zu einem wichtigen Punkt: Der Tragekomfort.
Die Polster empfinde ich als angenehm. Je nach körperlicher Betätigung schwitzt man unter den Phones, das läßt sich wohl nicht vermeiden.
Der Anpreßdruck des 662 jedoch ist im Vergleich enorm. Das ist sicherlich der maximierten Innen-/Außendämpfung geschuldet und bei "normalem" Tragen wenig problematisch. Ich habe jedoch als Nichtbrillenträger (obwohl ich dringend ein bräuchte
) einige Zeit mit einer teuren RayBan-Sonnenbrille improvisiert und empfand es als nahezu unzumutbar. Bereits nach wenigen Minuten haben sich die Bügel der Brille dermaßen unangenehm angefühlt, daß ich es nicht wirklich lange ertragen konnte. Für Brillenträger scheinen ohraufliegende Systeme besser geeignet zu sein. (Eine wage Vermutung, ich bin wahrlich ein Anfänger in diesem Bereich!)
Auch das 681 macht in diesem Hinblick eine bessere Figur. Allerdings kommt es da auch nicht auf maximale Dämpfung an, daher ist das schwer vergleichbar.
Klanglich sind beide Kopfhörer unterschiedlicher, wie sie nicht sein könnten. Im HiFi-Bereich wie auch beim Recording liefert das 681 runde, fast schon mulmige Bässe, jedoch wenig präsente Mitten und einen angenehmen Hochtonbereich.
Es läßt sich im Stereomix entspannt abmischen. Man neigt nicht dazu, "untenrum" mehr reinzudrehen, als es im Mastering letztendlich notwendig wäre. Allerdings sind die Mitten recht flach, Vocals und Gitarre im Mix recht "leise". Da muß man aufpassen, daß man diesen Bereich im Mix nicht überbetont und dann im Master (über ein günstiges Päärchen RP5 Rokit) wieder gänzlich überarbeiten muß.
Ganz anders das 662. Wie schon in anderen Reviews erwähnt, liefert das 662 sehr dominante Mitten und scharfe, teils unangenehme Höhen.
Der Bassbereich hingegen ist sehr straff aber nahezu flach. Der für mich interessante Mittenbereich Vocals und Gitarren ist im Vergleich zum 681 aber sehr gut abgebildet und zeigt sich überraschend detailliert. Die Überpräsenz der nervigen Frequenzen läßt sich mit dem EQ leicht korrigieren.
Jedoch habe ich in Unwissenheit der flachen Basswiedergabe beim letzten Recording den Kontrabass massiv reingedreht. Das ließ sich letztendlich beim Mastern noch etwas korrigieren, letztendlich habe ich den Stereomix jedoch erneut machen müssen.
Wenn man um die Schwächen des 662 weiß, läßt sich die Mehrarbeit aber auch vermeiden.
Im Fazit hat mir der 662 als Monitor besser gefallen als der 681 und dort werde ich ihn in Zukunft auch weiter einsetzen.
Für mich als primär Sänger und Gitarrist bedeutet die präzisere Abbildung dieser Bereiche mehr Einblick in eventuelle Fehler.
Bauartbedingt liefert das 662 zwar wenig Bassfundament aber das ist im Monitoring imho auch nicht so relevant.
Pro:
-detaillierte Abbildung der Mittenbereiche
-Verarbeitung
-wertiges Zubehör
-Tragekomfort als Nichtbrillenträger
Kontra:
-teils überbetonte Mitten und scharfe Höhen, relativ flacher Bassbereich
-Verpackung
-Tragekomfort als Brillenträger
-Beschriftung Aufbewahrungsbeutel