Ich hab kürzlich in meiner Strat am Hals einen Dimarzio Pro Track und einen Texas Special Nebeneinader geschraubt...Jetzt meine Frage: Beeinflussen die sich jetzt immer, auch wenn immer nur(je nach Schalterstellung) einer von beiden angesteuert wird?
Dazu lautet die grundsätzliche Antwort: Ja!
Ich frage, weil mir beide PUs auf einmal so kleinlaut vorkommen...kenne das anders...
Das kann unter bestimmten Umständen durchaus vorkommen.
Die passiven Magnetfelder stören sich permanent gegenseitig. Dadurch kommt es zur beobachteten Auslöschung an einigen oder allen Saiten.
Nicht schlecht!
...ich glaube gelesen zu haben, dass eine Abschirmung von Magnetfeldern fast unmöglich sei...
Das ist im Zusammenhang mit der Funktion eines Magnettonabnehmers korrekt!
...Also wird das Magnetfeld an dieser einen Stelle dann so vertärkt, dass es sich so auswirkt, wie ein zu hochgeschraubter PUs? Richtig soweit? Das hat dann aber sicher auch was mit der Phasenlage zu tun...
Ja und in gewisser Weise.
Aber wie kann es denn dann sein, dass es zB in der Steve Morse Signature so gut funktioniert...diese hat ja im Vergleich zu seinem Original nur 3 PUs drin...das Original hat auch 4...
Das ist
Knoff-Hoff!
das sich die Magnetfelder, insbesondere von passiven Pickups, die nebeneinander (eigentlich hintereinander)
angeordnet sind, beinflussen ist nachvollziehbar. Allerdings sind die dadurch auftretenden Interferenzen so
gering, dass diese Beeinflussungen nicht zu den Auslöschungseffekten wie beschrieben führen können.
Na, wenn Du Dich da mal nicht täuscht!
"Deine" Feldlinienbilder sind zur Erklärung leider nicht geeignet, sondern können lediglich als Ausgangspunkt für weitere Überlegungen dienen.
Der DiMarzio DP188 Pro Track ist ein Doppelspulen-Tonabnehmer (4 Drähte)
und der Texas Spezial ist ein Einspulen-Tonabnehmer.
Kann es sein, dass du beim Anschließen die Pickups evtl. "Out-of-Phase" geschaltet hast?
Nein, denn der beklagte Effekt tritt ja auf, wenn nur einer der beiden Tonabnehmer aktiviert ist!
Hm, könnte es sein, dass du die Pickups Out-Of-Phase verschaltet hast? Dann wären diese Effekte evtl. durch Auslöschungen zu erklären...
Rudi, Du bist die Nummer 2!
...ich würde den Texas abklemmen und...
Immer noch auf dem gleichen Trip!
ich denke schon, dass die Ursache in den Magnetfeldern liegt, denn durch die Verschaltung wäre es nicht erklärbar, dass sich der Sound auch im Einzelbetrieb verändert.
Na, da geht es schon in die richtige Richtung!
Was ich mir als Ursache vorstellen könnte, wäre der Umstand, dass es sich beim Pro Track um einen ganz anders als den Texas Special aufgebauten PU handelt, der einen recht starken Keramikmagenten an der Unterseite trägt. Und der hat seine Polarität horizontal der Länge des Barrens nach aufgeteilt, während die Einzelmagnete des TS vertikal orientiert sind. Bei einem Humbucker ist die Situation eine andere, da haben wir durch die magnetisierten Schrauben bzw. Polstücke letztlich so eine Art Hufeisenmagnet mit durchgehendem Polaritätsverlauf.
Jetzt wird es wieder kälter!
Bei der Kombi hier handelt es sich dagegen um zwei getrennte Magnetsysteme, die aber sehr eng beieinander liegen; da kann ich mir schon vorstellen, dass sich die Magnetfelder gegenseitig teilweise aufheben und dadurch der Output geringer wird.
Und da wird es wieder viel wärmer!
Das Problem sind hier mMn. wirklich keine Spuleninduktionen, sondern einfach nur die Interferenz der passiven Magnetfelder.
Wenn man das Attribut " passiv" durch "statisch" ersetzt, wird daraus ein Schuh!
Das hier ist doch mal ganz interessant.
Und deutet ebenfalls in die richtige Richtung!
Demzufolge ist der Effekt auch bei der Music Man vorhanden.
Nicht zwingend negativ!
Wir brauchen einen Fachmann...
Scheint so.
Also, fangen wir mal an...
Zunächst ist festzustellen, daß sich zwei magnetische Tonabnehmer auf vielerlei Art gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen können. Da wird das Feld ganz schnell ganz groß und um das alles korrekt bewerten zu können, fehlen den meisten wohl die notwendigen theoretischen Grundlagen. Also, versuchen wird den Arbeitsbereich zunächst soweit wie möglich einzugrenzen!
Aus der "Fehlerangabe" sind zwei Dinge zu entnehmen:
- Der Effekt betrifft auch nur einen Tonabnehmer, wenn dieser allein in Betrieb ist.
- Das Signal scheint insgesamt leiser zu sein, als man es von dem betreffenden Tonabnehmer gewohnt ist.
Daraus ist folgender Schluß zu ziehen:
Alle Effekte, die auf der elektrischen Kombination der beteiligten Tonabnehmer beruhen, sind auszuschließen. Induktivität, Kapazität, Gleichstromwiderstand sowie Out-Of-Phase sind Begriffe, die wird also getrost vergessen können!
Der Hinweis auf die Magnetfelder und eine eventuell entstehende Auslöschung wurde ja schon von einigen gegeben. Wir vergessen also auch die Spulen. Damit bestehen die Tonabnehmer nur noch aus Magneten und eisernen Polstücken. Die Frage ist jetzt, wie wirken sich diese auf die Saite aus? Dazu ein Bild aus der zittrigen Hand des Onkels:
Dieses Bild hat es in sich, deshalb sollte man sich alles sehr genau ansehen!
Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen zweipoligen lateralen Humbucker und um einen einpoligen Single-Coil. Die Anordnung der der Saite zugewandten Magnetpole (S-N-S) ist keinesfalls willkürlich erfolgt!
Betrachten wir zunächst den Dauermagneten des Single-Coil.
Die nicht eingezeichneten Feldlinien verlassen den Magneten am Nordpol, um durch den Raum zum Südpol zu "fließen". Wobei fließen hier eigentlich nicht der richtige Begriff ist. Nehmen wir es aber trotzdem etwas "blumig". Ein Teil der Feldlinien verläuft dann auch durch die am Südpol angeordnete Saite aus ferromagnetischem Material, die in einem Teilbereich magnetisiert wird. Dabei werden in der Saite quasi zwei Stabmagente C und D induziert. Diese sind für die Entstehung einer Induktionsspannung ursächlich, wenn die Saite bewegt wird. Der Dauermagnet und auch das Magnetmaterial spielt in dieser Hinsicht so gut wie keine Rolle, ja es ist sogar denkbar, den Dauermagneten für eine gewisse Zeit zu entfernen und trotzdem könnte man mit Hilfe einer Induktionsspule eine Spannung erzeugen!
Interessant ist, daß sich die beiden Saitenmagneten mit den gleichnamigen Polen gegenüberliegen. In der Folge liegt über dem Magnetpol also ein feldfreier Saitenteil, dessen Breite auch auf das sogenannte Aperturfilter Einfluß nimmt, aber das ist hier nicht das Thema.
Nochmal zum Mitschreiben:
Für die Erzeugung einer Induktionsspannung sind die magnetisierten Bereiche C und D der Saite relevant!
Diese Erkenntnis wollen wir jetzt nie mehr vergessen, denn sie ist der Schlüssel zur Erkenntnis!
Wer aufmerksam gefolgt ist, kann sich jetzt leicht selber ausmalen, wie die Magnetisierung der Saite über einem zweipoligen lateralen Humbucker wohl aussieht: Es entstehen sogar drei Saitenmagnete, die im Bild als A, B und C bezeichnet sind und es gibt zwei feldfreie Zonen, jeweils eine über jedem Pol.
Jetzt ordnen wir die beiden Tonabnehmer nebeneinander an und das ist genau die Situation, die das Bild zeigt. Jetzt haben wir sogar vier Saitenmagneten!
Der Knackpunkt ist der Magnet C. Er wird durch die statischen Felder beider Tonabnehmer erzeugt. Aber nur, wenn die magnetische Polarität so wie dargestellt ist.
Jetzt wieder eine Herausforderung an unsere Vorstellungskraft:
Wir ändern die Polarität des Single-Coils. Damit ist jetzt der Nordpol oben. Folge: Die Summe der magnetischen Flüsse hebt sich auf. Das Feld im Bereich C wird stark geschwächt oder wird sogar feldfrei. Welche Möglichkeit eintritt, hängt von der Stärke der beiden Dauermagneten in den Tonabnehmern ab. Wir nehmen jetzt den Extremfall an, der Bereich C ist also quasi feldfrei und damit unmagnetisiert. Was ist die Folge?
Wird die Saite bewegt, so erzeugt dieser Bereich in der Nordspule des Humbucker und in der Spule des Single-Coil keine Flußdichteänderung und somit auch keine Induktionsspannung. Durch diese "Kompensation" kann der Single-Coil durchaus nur noch halb so laut sein und der Humbucker könnte bis zu 25% "verlieren"!
Das wäre die physikalisch korrekte Erklärung!
Es gibt natürlich noch einen anderen Effekt, der hier kurz erwähnt werden soll: Die Nordspule des Humbucker und in der Spule des Single-Coil sind über die Luft induktiv gekoppelt. Man kann sich das in etwa wie einen Transformator vorstellen. Dadurch verändern sich die wirksamen elektrischen Daten beider Tonabnehmer etwas. Aufgrund des sehr schlechten Kopplungsfaktors kann man diesen Effekt jedoch getrost vernachlässigen. Beim lateralen Humbucker ist die Kopplung deutlich besser und hier ist der Effekt deutlich messbar. Dieser Effekt hat jedoch keinen Einfluß auf die Höhe der Induktionsspannung. Also, wie haben ihn der Ordnung halber erwähnt und nun ist es auch gut damit.
Die Frage, warum es bei Steve Morse funktioniert und bei miker119 nicht, läßt sich jetzt ganz einfach beantworten: Der Texas hat mit hoher Wahrscheinlichkeit die falsche magentische Polarität!
Was kann man zur Lösung tun?
Nun, noch einmal das Bild ansehen! Der "verbotenen" Fall ist S-N-N. Also, ordnen wird die beiden Tonabnehmer anders an. Der Texas kommt einfach auch die linke Saite und wir hätten N-S-N.
Ach so, der Texas soll nicht an die Neck-Position! Nun, dann drehen wir den DirMarzio einfach um 180°. Ah, N-S-N! So soll es ein! Sollte jetzt in der elektrischen Kombination der beiden Tonabnehmer ein Out-Of-Phase-Effekt auftreten, läßt sich das leicht durch ein Umphasen des Texas beheben.
That's it!
Ulf