Soulagent79
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So, der DHL-Mann war heute morgen da und hat mir meine Epiphone 1961 SG Jubiläumsklampfe gebracht.
Das ist jetzt insgesamt meine dritte Epiphone SG. Mein erste habe ich fast 12 Jahre gespielt, kann also behaupten mich mit den Dingern
ein bisschen auszukennen.
Die Gitarre kommt mit einem Epiphone Gigbag - undzwar einem, der den Namen auch wirklich verdient. Was man sonst an Taschen bei den
meisten Klampfen mitdazubekommt ist eher eine Gigtüte als ein Bag. Die Verkleidung würde ich auf 1,5cm - 2cm Schaumstoff schätzen. Sehr schön.
Fertig ausgepackt strahlt bzw. leuchtet mich die SG in ihrer ganzen Cherry-Pracht nun an.
Ich muss sagen, ich hatte mit meiner Vermutung recht:
Die 1961 SG ist anders als die gewöhnlichen Epiphone G 400 SGs (von denen ich im moment auch noch eine habe).
Die gesamte Aufmachung ist hochwertig, aber dennoch sehr schlicht. Keine verchromten PU Kappen, keine großen Perlmutt Inlays, kein großes Schlagbrett, kein "SG" Schriftzug am Headstock.
Die Gitarre mutet einfach nur schlicht, aber wertig an. Man könnte fast meinen es handelt sich hier um einen
Prototyp - was ja in gewisser Weise auch stimmt, da dieses Ausführung ja die erste SG wiederspiegelt, die damals die Les Paul ersetzen sollte.
Ein bisschen irritiert haben mich zunächst die Mechaniken, ausnahmsweise hat Epiphone keine Grovers verbaut, sondern retro Tuner
von Wilkinson, die aber qualitativ in Ordnung zu sein scheinen. Meine Irritation kam daher, dass ich mich beim ersten Stimmen sehr wunderte, dass die Drehknöpfe der Tuner aus weißem Plastik sind. Ich vermute aber mal, dass das beim Original von 1961 auch so war und blinkende Grovers bei diesem Modell einfach nicht gepasst hätten.
Die Potis verfügen jeweils über einen kleinen Zeiger aus Metall, der unter ihnen hervorlukt. Sowas habe ich schon lange nicht mehr gesehen!
Eine weitere Eigenheit der Gitarre ist das Wraparound-Tailpiece - es gibt wohlgemerkt keine Bridge, was sich durchaus positiv auf die Klangübertragung auswirken könnte. Wenn man unverstärkt alle Leersaiten anschlägt und den Korpus anfasst, merkt man, dass sich die Vibrationen
sehr stark durch den ganzen Korpus ausbreiten. Bei meiner anderen SG (mit Tune-O-Matic Bridge)ist das nicht so.
Die Lackierung der Gitarre ist dick und einwandfrei, die Maserung des Holzes scheint schön durch. Das Binding am Hals wertet den Gesamteindruck, des eher schlichten Halses mit Dot-Inlays sehr auf. Leider war das Griffbrett beim Auspacken extrem ausgetrocknet, ein bisschen Lemonöl hat dies aber schnell behoben.
Der Hals ist ein "D-Shape" und sehr 'sportlich' würde ich sagen. Geht eher Richtung Strat als Richtung Paula.
Anhang anzeigen 208317
Am Amp machen die P90s eine gute Figur, ich habe noch vorher eine Gitarre mit solchen PUs gehabt, kenne den Sound also nur von
Aufnahmen. Auch hier war meine Vermutung richtig: Der Klang liegt irgendwo in der Mitte zwischen Single Coil und Humbucker. Der Sound ist druckvoll, aber gleichzeitig auch aggressiv und kreischend - eben wie man ihn von Platten wie The Who's "Live At Leeds" kennt.
Clean kann man auch jazzigere Töne anschlagen, dort kommen die PUs ja auch eigentlich her. Man liest immer wieder, dass die Jazzer diese PUs so sehr mögen, weil sie einen Klang in Richtung Hornbläser haben - ich habe bemerkt, dass man mit der richtigen Technik die Töne "hupen" lassen kann. Ist schwer zu beschreiben, aber ich glaube das ist das, was damit gemeint ist.
Die Gitarre ist sehr leicht, leichter als die G 400 - eine Kopflastigkeit konnte ich spontan nicht ausmachen, aber es kann sein, dass sich dies nach 1-2 Stunden Spielen im Stehen ändern würde.
Aber mit dem Test an einem einzigen Amp gebe ich mich natürlich noch nicht zufrieden! In meinem Heimstudio lasse ich die Gitarre über's Mischpult laufen, schmeiße die Monitorboxen an und teste sie ausgebieg mit dem Guitar Rig 4.
Nachdem ich ein paar Stacks und Effekte durchprobiert habe, sehe ich mich bestätigt: Das Ding will rocken!
Das nach meinem Geschmack beste Setup besteht aus einem Marshall-ähnlichen Amp, ein bisschen Reverb und Kompression.
Die PU's haben wirklich unheimlich viel Gain und sind kaum zu bändigen. Wenn man ein Solo spielt fängt die Klampfe buchstäblich an schrill zu singen.
Ich liebe das, wenn die Töne ineinanderfließen, kenne das ansonsten aber eher von meiner Paula.
Alles in Allem finde ich, es ist eine wirklich gute Gitarre. Echte Mängel kann ich nicht entdecken.
Man muss sich vor Augen führen:
Diese SG ist ca. 50€ teurer als die normalen SGs, die Epiphone im Programm hat,
sie kommt aber mit weniger Features und Schnickschnack daher - was zuerst nach weniger aussieht, ist aber im Endeffekt mehr,
weil der Aufpreis und die Einsparungen an Ausstattung scheinbar in die Qualität und Verarbeitung des Instruments gesteckt wurden.
Die 300€ Neupreis sind also sehr gut angelegt, ich würde eher sagen die Gitarre orientert sich Richtung preisliche Mittelklasse, der sie ja fast schon angehört.
Mit der Gibson Version kann ich sie nicht direkt vergleichen, ich habe aber ein Vergleichsvideo entdeckt, das ich Euch nicht vorenthalten möchte:
Viel Unterschied höre ich ehrlich gesagt nicht, was aber auch am Video liegen kann. Eventuell klingt die Gibson etwas mehr nach Holz und die Epiphone etwas schriller - kann aber auch sein, dass ich mir das nur einbilde.
Ich habe mich in amerikanischen Foren mit Leuten unterhalten, die behaupten, dass die Epiphone Version dieser Gitarre bei Sammlern besser angekommen ist als die Gibson Version - das kann man einfach mal so stehen lassen, ob was dran ist oder nicht weiß ich nicht.
Ebenfalls hat sich Angus Young letztes Jahr die Epiphone Version gekauft und auf die Gibson verzichtet.
Das ist mir im Prinzip aber egal, mich freut vielmehr, dass ich eine gute Gitarre ausgesucht habe.
Das ist jetzt insgesamt meine dritte Epiphone SG. Mein erste habe ich fast 12 Jahre gespielt, kann also behaupten mich mit den Dingern
ein bisschen auszukennen.
Die Gitarre kommt mit einem Epiphone Gigbag - undzwar einem, der den Namen auch wirklich verdient. Was man sonst an Taschen bei den
meisten Klampfen mitdazubekommt ist eher eine Gigtüte als ein Bag. Die Verkleidung würde ich auf 1,5cm - 2cm Schaumstoff schätzen. Sehr schön.
Fertig ausgepackt strahlt bzw. leuchtet mich die SG in ihrer ganzen Cherry-Pracht nun an.
Ich muss sagen, ich hatte mit meiner Vermutung recht:
Die 1961 SG ist anders als die gewöhnlichen Epiphone G 400 SGs (von denen ich im moment auch noch eine habe).
Die gesamte Aufmachung ist hochwertig, aber dennoch sehr schlicht. Keine verchromten PU Kappen, keine großen Perlmutt Inlays, kein großes Schlagbrett, kein "SG" Schriftzug am Headstock.
Die Gitarre mutet einfach nur schlicht, aber wertig an. Man könnte fast meinen es handelt sich hier um einen
Prototyp - was ja in gewisser Weise auch stimmt, da dieses Ausführung ja die erste SG wiederspiegelt, die damals die Les Paul ersetzen sollte.
Ein bisschen irritiert haben mich zunächst die Mechaniken, ausnahmsweise hat Epiphone keine Grovers verbaut, sondern retro Tuner
von Wilkinson, die aber qualitativ in Ordnung zu sein scheinen. Meine Irritation kam daher, dass ich mich beim ersten Stimmen sehr wunderte, dass die Drehknöpfe der Tuner aus weißem Plastik sind. Ich vermute aber mal, dass das beim Original von 1961 auch so war und blinkende Grovers bei diesem Modell einfach nicht gepasst hätten.
Die Potis verfügen jeweils über einen kleinen Zeiger aus Metall, der unter ihnen hervorlukt. Sowas habe ich schon lange nicht mehr gesehen!
Eine weitere Eigenheit der Gitarre ist das Wraparound-Tailpiece - es gibt wohlgemerkt keine Bridge, was sich durchaus positiv auf die Klangübertragung auswirken könnte. Wenn man unverstärkt alle Leersaiten anschlägt und den Korpus anfasst, merkt man, dass sich die Vibrationen
sehr stark durch den ganzen Korpus ausbreiten. Bei meiner anderen SG (mit Tune-O-Matic Bridge)ist das nicht so.
Die Lackierung der Gitarre ist dick und einwandfrei, die Maserung des Holzes scheint schön durch. Das Binding am Hals wertet den Gesamteindruck, des eher schlichten Halses mit Dot-Inlays sehr auf. Leider war das Griffbrett beim Auspacken extrem ausgetrocknet, ein bisschen Lemonöl hat dies aber schnell behoben.
Der Hals ist ein "D-Shape" und sehr 'sportlich' würde ich sagen. Geht eher Richtung Strat als Richtung Paula.
Anhang anzeigen 208317
Am Amp machen die P90s eine gute Figur, ich habe noch vorher eine Gitarre mit solchen PUs gehabt, kenne den Sound also nur von
Aufnahmen. Auch hier war meine Vermutung richtig: Der Klang liegt irgendwo in der Mitte zwischen Single Coil und Humbucker. Der Sound ist druckvoll, aber gleichzeitig auch aggressiv und kreischend - eben wie man ihn von Platten wie The Who's "Live At Leeds" kennt.
Clean kann man auch jazzigere Töne anschlagen, dort kommen die PUs ja auch eigentlich her. Man liest immer wieder, dass die Jazzer diese PUs so sehr mögen, weil sie einen Klang in Richtung Hornbläser haben - ich habe bemerkt, dass man mit der richtigen Technik die Töne "hupen" lassen kann. Ist schwer zu beschreiben, aber ich glaube das ist das, was damit gemeint ist.
Die Gitarre ist sehr leicht, leichter als die G 400 - eine Kopflastigkeit konnte ich spontan nicht ausmachen, aber es kann sein, dass sich dies nach 1-2 Stunden Spielen im Stehen ändern würde.
Aber mit dem Test an einem einzigen Amp gebe ich mich natürlich noch nicht zufrieden! In meinem Heimstudio lasse ich die Gitarre über's Mischpult laufen, schmeiße die Monitorboxen an und teste sie ausgebieg mit dem Guitar Rig 4.
Nachdem ich ein paar Stacks und Effekte durchprobiert habe, sehe ich mich bestätigt: Das Ding will rocken!
Das nach meinem Geschmack beste Setup besteht aus einem Marshall-ähnlichen Amp, ein bisschen Reverb und Kompression.
Die PU's haben wirklich unheimlich viel Gain und sind kaum zu bändigen. Wenn man ein Solo spielt fängt die Klampfe buchstäblich an schrill zu singen.
Ich liebe das, wenn die Töne ineinanderfließen, kenne das ansonsten aber eher von meiner Paula.
Alles in Allem finde ich, es ist eine wirklich gute Gitarre. Echte Mängel kann ich nicht entdecken.
Man muss sich vor Augen führen:
Diese SG ist ca. 50€ teurer als die normalen SGs, die Epiphone im Programm hat,
sie kommt aber mit weniger Features und Schnickschnack daher - was zuerst nach weniger aussieht, ist aber im Endeffekt mehr,
weil der Aufpreis und die Einsparungen an Ausstattung scheinbar in die Qualität und Verarbeitung des Instruments gesteckt wurden.
Die 300€ Neupreis sind also sehr gut angelegt, ich würde eher sagen die Gitarre orientert sich Richtung preisliche Mittelklasse, der sie ja fast schon angehört.
Mit der Gibson Version kann ich sie nicht direkt vergleichen, ich habe aber ein Vergleichsvideo entdeckt, das ich Euch nicht vorenthalten möchte:
Viel Unterschied höre ich ehrlich gesagt nicht, was aber auch am Video liegen kann. Eventuell klingt die Gibson etwas mehr nach Holz und die Epiphone etwas schriller - kann aber auch sein, dass ich mir das nur einbilde.
Ich habe mich in amerikanischen Foren mit Leuten unterhalten, die behaupten, dass die Epiphone Version dieser Gitarre bei Sammlern besser angekommen ist als die Gibson Version - das kann man einfach mal so stehen lassen, ob was dran ist oder nicht weiß ich nicht.
Ebenfalls hat sich Angus Young letztes Jahr die Epiphone Version gekauft und auf die Gibson verzichtet.
Das ist mir im Prinzip aber egal, mich freut vielmehr, dass ich eine gute Gitarre ausgesucht habe.
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