Als ich muss hier jetzt doch nochmal eine Lanze für den Einstaz von Keytars brechen. Ich hab's am vergangenen Wochenende mal ausprobiert bei ein paar Songs, für die ich nur Orgel, oder Akkordeon Sounds brauche. Ich versuch mal meine Gefühlslage etwas ausführlicher zu beschreiben
Wir spielen von ca. 300 Leuten auf einer Karnevalsparty. Ich habe mich den ganzen Abend (ca. 6 Stunden) brav hinter meiner Burg verschanzt, die Zugbrücke nur zu den Pausen runtergelassen und trotzdem richtig viel Spaß gehabt. Ok, die Songs waren nicht die aller anspruchsvollsten (Karneval halt), aber es war nett.
Rückblende (8 Stunden früher): Vorbesprechung zum Gig. Ich: "Ach so übrigens, ich hatte mir gedacht, dass ich mir zwischendruch mal das Bolenklavier (so heißt's bei uns irgendwie), schnappe und mal nach vorne komme, wenn's grad passt." Band: "Hmm...joa,...naja,.... also...wenn Du meinst....". Also Keytar aufgebaut, an den Klangerzeuger angeschlossen und mir überlegt, wann es denn Sinn machen würde sich ins Rampenlicht zu wagen. Folgende Voraussetzungen konnte ich identifizieren:
- Ich brauche ein Stück, dass ich auswendig beherrsche und nicht in meine Noten schauen muss
- Es muss ein Stück sein, dass ich einhändig spielen kann
- Es darf nur einen Sound haben (wollte mir den Midi Stress erst mal nicht machen)
- Es muss ein bisschen Action auf der Bühne sein (sonst ist es langweilig)
- Das nächste Stück muss so anfangen, dass ich genug Zeit zum Keytar absetzen, zurückgehen, Sound umschalten und loslegen habe
- Ich muss sicher sein, dass ich ohne oder mit wenig Monitoring auskommen kann
Da war Karneval an sich schon dankbar. Aber was soll ich sagen, ich hab's nicht gemacht. Immer wenn's es irgendwie gepasst hätte war grad irgendwas anderes. Und so schlummerte das einsatzbereite Bolenklavier vor sich hin. (Fast Forward 8 Stunden)..
Letzter Song: Die Stimmung auf der Bühne ist gelöst, das Publikum ist voll (begeistert)...und wir spielen "Kompliment" von den Sportis. Das hatte sich durch Zufall so ergeben. Das tolle für den Keyboarder bei dem Stück ist, man hat ausnahmsweise mal nicht wirklich was zu tun. Das einzige was man bei den vier Akkorden machen kann ist a) ein paar Orgelflächen b) das Riff mit einem Rhodes nachspielen, oder c) gar nichts machen. Und da kam mit die Idee: jetzt nochmal zum Schluss das Keytar rausholen und ein bissel mitfeiern.
Also flott einen GM-Orgel Sound aus dem Klangerzeuger gefischt, dem FOH-Mann hektisch zugewunken, dass er doch bitte Kanal 728 der sonst immer tot ist hochziehen soll, in ear rausgerissen, und ab nach vorne. Merke: Keytar umhängen während man einen Cowboyhut trägt ist nicht einfach und sieht ziemlich dämlich aus. Aber geschafft...und los geht's. Und was jetzt folgt waren wirklich die coolsten Minuten, die ich als Keyboarder bisher erleben durfte.
Zuerst mal zum Gitarristen, auf die Knie und ein bisschen Head-Banging...dann kommt noch der Basser dazu und das ganze sieht aus, als ob drei erwachsene Männer zuhause zu ihrer alten AC/DC Scheibe abgehen....also weiter....rüber zu den Bläsern...lustig mit der Gerät vor der Brust zusammen mit dem Sax und der Trompete die Bläser Moves (Kreise, V, ZickZack Linien) nach machen.....dann noch mal schnell auf das Schlagzeugpodest.....und weiter zu unserer Sängerin....die verirrt sich sonst auch nicht zu mir, also endlich zeit ein bissl zu schäckern.
Und dann die Vorstellrunde. Es ist erstaunlich, wie viel mehr Spaß es macht, einfach zwei Schritt nach vorne zu gehen...sich kurz zu verbeugen und sich ein bisschen feiern zu lassen, als wenn man hinter seiner Burg nur kurz einmal die Arme hochreißt...
Also ich für meinen Teil habe da war für mich entdeckt und werde mir solche Ausflüge nach vorne demnächst wohl häufiger leisten
Also von mir Daumen hoch für den Keytar Einsatz (zumindest für vereinsamte Keyboarder
)