Ich kann mich noch entsinnen, als mich Stephan vor ein paar Jahren hier mal etwas über Röhren, bzw. deren Aufbau und Funktionsweise aufklärte.
Mir hat tagelang der Kopf gedampft und ich bin nächtelang nicht vom Rechner (Elektronikkompendium und was nicht alles für Seiten...)weggekommen.
Weil...., der Stephan lässt Dich die Sachen nämlich erarbeiten und schlunzt es Dir nicht einfach vor. Das bleibt dann auch hängen.
Ja, der Stephan ist ein absolut gemeiner Mensch, der die Fragenden selbst arbeiten lässt. Nicht, weil er eine sadistische Veranlagung hat oder weil er das Machtgefühl braucht oder weil er zu faul ist, sondern weil er weiß, dass das die einzige Möglichkeit ist, das Wissen so zu verankern, dass es hängen bleibt.
Es wär bedeutend weniger Aufwand, einfach die Antwort hinzuschreiben, aber dann wird der Fragende nie etwas verstehen und immer ein hilfloser, auf Foren angewiesener Mensch bleiben und das finde ich irgendwie unpraktisch...
das ist der einzige Grund, warum der im Fred zitierte Amp schon nur bei Umstellung auf 240V abraucht: Nicht genügende Dimensionierung der Bauelemente.
Anscheinend ist dem Hersteller das Problem aber bekannt, wenn er so kulant immer die Geräte austauscht
Dass die Hersteller aber immer weniger Kupfer auf die Trafos wickeln, das ist schon seit längerem zu beobachten, denn Kupfer kostet Geld und die Kerne werden bei mehr Kupfer halt auch größer.
Dann nimmt man lieber weniger Kupfer UND weniger Eisen und steuert das Eisen eben weiter aus. Dumm nur, dass das irgendwann nicht mehr weiter ausgesteuert werden will und dann machts eben puff und die Sicherung setzt dem Spiel ein Ende
Ich finde diese Entwicklungsweise schon bei Standard-Industrieware unmöglich, aber bei teurem "Boutique" - Zeug ist das inzwischen teils echt nicht anders!
In der Messgerätetechnik und in der Industrie allgemein ist es üblich, jedem Gerät ein Datenblatt mitzugeben bzw es zur Verfügung zu stellen, in dem klar beschrieben ist, was das Gerät aushält. Dazu gehören auch die Netzspannungsbereiche, in denen das Gerät ohne Performanceverschlechterung arbeitet und die Netzspannungsbereiche, in denen es mit schlechterer Performance arbeitet, aber eben noch arbeitet.
Wenn ein Gerät also eine 230 V Stellung hat, dann würde da für diesen Bereich sowas stehen wie: "230V: 210V - 260V 40-60 Hz" und in diesem Bereich wäre die Funktion garantiert oder es wäre angegeben, ab wann das Gerät was falsch macht.
Leider ist das im Consumerbereich (professionell ist das Zeug NICHT) nicht üblich. Gut, man kann sagen, dass der Käufer ohnehin keine Ahnung von der Technik hat und daher die Information nicht benötigt, aber man sollte doch meinen, dass zumindest der Hersteller selbst sich darum sorgt, dass sein Gerät unter realistischen Arbeitsbedingungen (Bühnen dieser Welt) stets optimal funktioniert. Und dazu gehört eben, dass das Ding auch mal 10-15% mehr Spannung ohne Meckern wegsteckt.
Wissen, welches langsam aber sicher verloren geht.
Wie du richtig schriebst, ist die Röhrentechnik uralt. Edison hat um 1880 den Emissionseffekt entdeckt und die Herren Lieben und De Forest haben beide 1906 die Triode patentieren lassen.
NEUNZEHNHUNDERTSECHS! Das ist jetzt über 100 Jahre her!
Barkhausen und Co (PFLICHTLEKTÜRE!) haben die Theorie verfeinert und die Elektronik wurde immer weiter entwickelt, Schaltungen erfunden usw.
Das Problem heute ist, dass jeder Depp eine funktionierende Schaltung aufbauen kann, weil es zu jedem Bauteil "Application Notes" gibt oder man sich tausende Schaltungen aus dem Internet ziehen und aufbauen kann, ohne zu verstehen, was man eigentlich tut. Dann lötet man noch ein bisschen in der Gegend rum, bis es genau so klingt, wie man das haben will und man hat ein neues Produkt "entwickelt".
Das ist ca. soviel Entwicklung, wie ein fertiges Haus zu nehmen und ein Zimmer innen in einer anderen Farbe zu streichen...
Dabei übersieht man aber die einfachsten Dinge wie das Trafoproblem usw, weil man sich damit niemals beschäftigt hat. Und das wird nicht besser werden. Wer liest schon Bücher über magnetische Kreise, Kernmaterialien, den Barkhausen usw....fragt mal rum, wie viele Amp-Techs den Barkhausen kennen.
Um auch mal eine Zahl zu nennen: ab zarten 16 durfte ich unserem damaligen Rundfunk- und Fernsehmechanikermeister über die Schulter schauen und mithelfen. Röhrenradios und -glotzen. Da wurde u.a. noch mit einem Griddipper gemessen... In diesem Jahr - so der liebe Herrgott es will - steht bei mir ein runder Geburtstag mit einer Null am Ende an an jenseits der 40...
Dipmeter sind was tolles. Wenn eine Stufe in einem Amp mal eben bei 50 MHz schwingt und mit dem Oszilloskop nichts messbar ist (Bedämpfung => Schwingung reißt ab), dann holt man eben das Dipmeter raus und schaut, ob man da was findet. Ist die billigere Alternative zum Spektrumanalyzer
Sei froh, dass du ein "alter Hase" bist. Damit könntest du relativ gut Geld verdienen, weil du einfach viele Dinge aus der Praxis kennst, die andere Techniker noch nie gesehen oder durchdacht haben. Ich bin übrigens maximal halb so alt wie du...
Ich weiß, im Übrigen schon, dass wir hier OT sind, aber ich denke, dass die Diskussion grad interessant ist und man sie daher hier fortführen sollte...
MfG Stephan