Hallo Dao
freue mich für dich, dass du dir jetzt sicher bist, was du musikalisch wirklich machen möchtest
Und manchmal sind ein paar Umwege ja auch gar nicht so schlecht, man weiss dann zumindest, dass das andere im Grunde doch nicht ganz das Wahre war!
Ich würde dir allerdings trotzdem raten, das Singen nicht völlig wegzuschmeissen. Du könntest doch einfach für dich singen, nur dann, wenn dir gerade danach ist, Stücke die du besonders magst, ohne GU und ohne den Druck, irgendwas erreichen zu müssen! Denn: auch wenn du dich jetzt ganz aufs Klavier stürzt
, ein 2. Instrument ist immer nützlich und die Stimme sowieso, weil man da Emotionen relativ leicht transportieren kann und Emotionen braucht man ja auch für alle anderen Instrumente. Oder vllt arbeitest du später einmal mit Sängern zusammen und ein Korrep/Pianist der ein bisschen was vom Singen versteht, ist für den Sänger natürlich immer super!
Aber ich bin von Natur aus ein introvertierter mensch, der seine Leidenschaft auf anderen Wegen zum Ausdruck bringt. (...) Aber Singen, da bin ich (vom Charakter) einfach nicht der Typ für, das Können auch entsprechend anzuwenden und rüber zu bringen.
Es gibt natürlich Leute, die von Natur aus mehr "Sänger" sind als andere. Aber man muss auch aufpassen, dass man das nicht zu seinem Mantra macht "kann nicht singen weil nicht der Typ dazu- kann nicht singen weil nicht der Typ dazu- kann nicht..." Dass es dann nicht mehr geht ist klar.
Eine Bekannte von mir (Profisängerin) hat im Alltag eine sehr scheue, zurückhaltende, introvertierte Art, wenn sie aber singt, dreht sie total auf, hat aber gleichzeitig was ganz zartes, berührendes in ihrer Stimme und ich kann mir vorstellen, dass das gerade mit ihrer Art zusammenhängt. Nicht alle Sänger sind privat die absoluten Rampensäue!
Ich persönlich bin ziemlich extrovertiert, muss aber beim Singen auch immer wieder viel Energie aufs "sich öffnen" aufs "aus sich herausgehen" legen, v.a. dann, wenn ich mich textlich nicht so toll mit dem Stück identifizieren kann. Und das geht nicht nur mir so, sondern ist für viele Sänger (auch Profis) eine Endlos-Baustelle. Man kanns aber lernen, braucht aber etwas Zeit.
Gerade gestern im GU: eine neue Arie, die auf den ersten Blick Null Schwierigkeiten aufweist, aber um sie wirklich gut zu singen: sauschwer! Ich bin da zuerst ein bisschen durchgedümpelt, war technisch ganz nett gesungen, aber packen würde das niemanden
. Inhalt: das leider so oft übliche Liebesgesülze, in einer Formulierung sehr fern von 2012. Ich habe inhaltlich viel lieber die "Racheweib-Stücke" da kann ich so richtig aufdrehen
. Dann aber eine Stelle in der Arie, wo der Inhalt plötzlich genau in diese Richtung geht und auch musikalisch wird es für einen Moment ziemlich dramatisch. Da hatte ich plötzlich ganz viel Power und bin viel viel besser aus mir heraus gegangen. Und anschliessend ist es mir auch ganz gut gelungen, den Rest des Stückes mit genau dieser Körpereinstellung zu singen: mehr die freudig-fiese leicht hysterische Hexe als das sanft liebende unschuldige Mädchen
Auch ganz praktisch, dass ich fast nie deutschsprachiges singe, auch wenn man den Inhalt natürlich trotzdem sehr gut kennen muss, fällt mir in einer Fremdsprache so ein "Charakter-Switch" viel leichter.
Das war jetzt wieder mal ein bisschen OT, sorry!