Bei (nicht unbedingt: von) Leo Fender wurden sicher viele Dinge entwickelt bzw. erstmals industriefähig gemacht, die bis heute Standard sind. Das Konstruktionsprinzip einer Fender ist ja auch genial simpel. Ein Gitarrenhals, an ein Brett geschraubt, darauf ein Tonabnehmer. Vieles wurde aber auch so gemacht, weil es sich eben aus Konstruktions- oder Kostengründen anbot. Beispiel: Die verwendeten Hölzer. Das in den ersten Porduktionsjahren weggelassene separate Griffbrett. Die dünnen Nitrolackierungen. Heute heisst es dann Holz muss atmen, war alles richtig so wie es damals mangels Alternativen gemacht wurde ...
Weiterentwicklungen hat es durchaus gegeben, werden aber von vielen Musikern (wie mir auch) nicht wirklich akzeptiert. Da denke ich weniger an Mechaniken mit einer größeren Übersetzung (die Dinger auf meiner 65er Fender sind ziemlich hakelig zu stimmen), sondern z.B. an brummunterdrückende Tonabnehmer, kompensierte telecastersättel oder Tremolos, die fast verstimmungsfrei sind. Will ich nicht haben, obwohl doch wohl genau das Fortschritt ist
Die von der Kopfplatte her zugängliche Truss Rod Schraube dürfte dagegen eine relativ unumstrittene Innovation sein (obwohl: der geschätzte murle1 führt an, dass sie die stabilität der Kopfplatte verringert).
Was die Konstanz der Produktion angeht, war wohl damals vieles nicht möglich, was heute mit Maschinen und Computern ganz einfach ist: Dass jedes Fertigungsstück eine einheitliche Qualität aufweist. Bill Schultz, später Geschäftsführer bei Fender, stellte z.B. bei seinem ersten Rundgang in den 70ern fest, dass keine zwei Strat-Korpusse mit identischen Konturen auf Lager waren ...
Bei 40-60 Jahre alten Gitarren darf man wohl mit Fug annehmen, dass viele schlechte eben nicht überlebt haben. Vielleicht kommt ja auch daher die Annahme, dass damals vieles besser war. Anderes war vielleicht wirklich besser, zB die zur Verfügung stehenden Holzqualitäten. Oder die Robusthteit vieler Hardware- und Elektronikteile.
Ein anderer Aspekt des Vintage-Trends ist aber auch, dass vieles einfach nicht mehr verstanden wird. Habe bei Fender zB nie gesehen, dass sie empfehlen, die Jaguar mit hohen Saitenstärken und relativ steifen Saiten zu spielen, für die die Brücke nun mal gedacht war, und mit der sie auch funktioniert. Das wird ja auch zugegeben. Habe mal gelesen, dass Fender für das Reissue des Super Reverb Amps originale aus den 60ern untersuchte und sich wunderte, wie die Lautsprecher verkabelt waren. Teilweise mit verkehrter Polarität usw. Es wusste natürlich niemand, ob das so gedacht war, der Arbeiter Mist gemacht hat oder es vielleciht irgendwnan später mal falsch repariert worden war.