"Hohe Güte, hört sich toll an und der Sound gefällt mir" würde mir persönlich nicht reichen.
Hallo Maj7,
da hast du völlig recht, wenn man so viel Geld hinlegt, dann darf man zumindest etwas genauere Auskunft erwarten. So nach dem Stil " .. alle Tastedruck gibte Tone von sich..." ist da eindeutig zu wenig.
Aber welche Sorte genau eingebaut worden ist, weiß der Händler oft selber nicht, da sogar innerhalb der Serie im Werk gewechselt wird. Von daher ist es dem Händler oft gar nicht möglich zu sagen, welche Stimmplatten eingebaut sind. Aber die Qualitätsstufe sollte man dir schon genau sagen können! Also ob z.B. "A Mano" = Handarbeitsklasse I oder "Tipo A Mano" = Handarbeitsklasse II drin ist.
Instrumentenbauer und Fachwerkstätten haben meist schon ihre Hausmarke, aber das aus rein pragmatischen Gründen. Denn die müssen schauen, dass sie inen Leiferanten haben, bei dem sie die Stimmplatten nicht nur Satzweise bekommen, sondern auch wenn es sein muss einzelne Töne. Und das bekommt man nur, wenn man sich auf eine Firma festlegt und regelmäßig dort einkauft. Einzelne Platten eines Herstellers, bei dem sie nicht auch ganze Sätze einkaufen bekommen die Instrumentenmacher auch nicht.
Von daher hat schon jede Fachwerkstatt, die auch ganze Instrumente ausrüstet seine "eigene" Marke (die selbstverständlich feste gelobt wird!

), Aber wenn die ein komplettes Instrument vorgefertigt beziehen, dann kaufen die das auch mit den Stimmplatten, die da dann schon drin sind! Z.B. Hat mein Gomes Akkordeon Platten der Sorte "Voci Aremoniche" drin, obwohl Gomes selbst sonst hauptsächlich Binci verwendet! Letzenendes sind beide ungefähr gleich gut und das Endergebniss hängt von der Sorgfalt des Meisters ab, mit der er das Instrument zum Schluss fertigstimmt.
Die gleiche Stimmplatte auf einen anderen Stimmstock mit etwas abweichenden Maßen klingt übrigens schon wieder ganz anders - also auch da kann man sagen: nicht das beste Einzelteil, sondern die Summe aller besten Teile machen die Gesamtqualität!
Der Name Bugari taucht immer wieder in Zusammenhang mit bester Qualität auf - aber das hat nicht allzuviel zu sagen, außer, dass es die Firma bis heute noch gibt und dass diese Firma auch heute noch gute Stimmplatten produziert. Genauso wie z.B. Binci, Voce Aremoniche oder Harmonica und andere. Den schönen weichen Sound der Bugari Akkordeons machen allerdings nicth die Stimmplatten, sondern der Aufbau der Bugari Akkordeons aus. Man könnte da auch Binciplatten reinbauen - das Akkordeon würde genauso typisch nach Bugari klingen!
Was die Artiste und die Superartiste angeht -
Die Superartiste kenne ich nur von ganz alten Hohner Instrumenten und ab den 50-ern ist mir kein Akkordeon bekannt, wo die drin wären. Wer die genau gemacht hat, weiß ich nicht - waren aber seinerzeit in der obersten Klasse angesiedelt und waren auch Oberklasse.
Die Artiste Stimmplatten waren ein Produkt, das Hohner selbst hergestellt hat - leider nicht mehr, denn die waren nicht schlecht! Die Artiste Stimmplatten waren so ausgelegt, das man die in großen Stückzahlen maschinell herstellen konnte. Von der Güte unterhalb der HandarbeitsII Klasse angesiedelt, aber von der mechanischen Ausführung sehr gut durchdacht und hatten dadurch eine sehr gute Stimmkonstanz und für den Zunganspalt bemerkenswert gute Ansprache und gute Schallleistung, wenn es drauf ankam. An gut eingestellte HandarbeitsI Klasse Stimmplatten reichten die allerdings nicht heran!
Schade, das die Technik, die in der Artisteplatte drinsteckt heute meines Wissens so nirgends weiterverwendet wird, denn wie sagt man so schön: Der Pfiff liegt im Detail und da hatte man bei der Artistestimmplatte gute Arbeit geleistet und etliche systematische Fehler die praktisch alle anderen aufweisen vermieden. Nicht alle, aber viele und drum konnte man mit dieser Stimmplatte durchaus ein Anspracheverhalten und Stabilität erreichen, die bei den anderen erst in höheren Güteklassen erreicht wurden.
Hätte man diese Technik auch noch weiter auf bessere Qualitätsstufen ahngewandt, also sozusagen eine "Superartiste Nuovo" gebaut, die hätte vermutlich das Zeug zur Legende gehabt. Leider wurde das nie realisiert.
Was die grundsätzliche Herstellung angeht, so wird nicht für jeden Ton eine eigene Zungenlänge gefertigt, sondern die werden in Gruppen zusammengefasst, die sich aus der gleichen Größe fertigen lassen, so das so grob über den Daumen immer so in etwa 4 bis 5 Töne (bzw. Halbtöne) aus den gleichen Teilen gefertigt werden. Die vorgeschliffenen Zungen werden dann mit den Platten zusammengenietet und anschließend gzuerst grob auf den Ton geschliffen und dann bis auf ca. 3 bis 5 Cent auf den endgültigen Ton vorgestimmt. Den Rest macht dann der Instrumentenbauer wenn er das Akkordeon fertig stimmt.
Die einzige Firma, von der ich weiß, das man "Meisterplatten" auch komplett handgefeilt bekommt, ist meines Wissens Artigiana. Das hat dann natürlich nochmals einen ganz anderen Flair ... und den besonderen Reiz, das die Tonkonstanz jeder einzelnen Zungen eine andere ist...
Tja, ich weiß, ich habe auch lange Zeit die Ansicht gehabt, es müsse doch "DIE" beste Stimmplettensorte geben und die müsse man doch unbedingt erkennen müssen und schlechte oder nciht ganz so gute auch erkennen können - aber je länger ich mich mit den Teilen befasse, desto mehr komme ich zur Erkenntniss, dass das nur vom Anschauen her nicht geht! Schade, iss aber leider so! Erst wenn man die auf den "Prüftisch" spannt, kann man messen, was das Teil taugt.
Gruß, maxito