Ich hab den Sinn/Unterschied von 4/8/16 teln noch nicht entdeckt. Wenn ich 4tel Spiele auf 280 BPM ist es doch genau das gleiche wie 8tel auf 140 BPM usw.
Ob ich jetzt im Takt 1-2-3-4 1-2-3-4 zähle oder 1-2-3-4-5-6-7-8 ist doch irgendwie Jacke wie Hose. Oder hab ich den springenden Punkt übersehen?
Nur bei Triolen merk ich einen Unterschied...
Die Frage ist sehr berechtigt!
Aber es gibt auch eine Antwort dazu, denn es gibt sehr große Unterschiede zwischen dem Spielen von 8teln und 16teln und 4teln.
Du hast recht, theoretisch gesehen ist es das Gleiche, wenn Du 4tel auf 280 Bpm spielst und 8tel auf 140 Bpm. Wenn Du zu einem Metronom beides aufnehmen würdest und Dir danach die Aufnahme ohne Metronom anhören würdest, dann MÜSSEN alle Noten exakt gleich lang sein.
Das stimmt schonmal.
Aber das heißt eben nicht, dass es sich auch gleich anhören würde. Auf einem Beat auf 280 Bpm spielt man automatisch anders als auf einem Beat mit 140 Bpm. Man schlägt anders an, fühlt den Beat anders und vor allem: Der Schlagzeuger würde anders spielen. (wahrscheinlich jedenfalls)
Das klingt etwas unspektakulär und für das Üben ist es auf jeden Fall gut, wenn rhythmisch variieren kann, wie es gerade beim Üben sinnvoll ist, um es leichter zu machen. Aber wenn man was aufnimmt oder mit der Band spielt, beeinflusst es entscheidend, wie gut das Gesamtergebnis klingt, ob man jetzt von 280bpm oder 140 bpm ausgeht.
Und das ist nur der Anfang.
Wenn es nämlich um Geschwindigkeitsübungen geht, dann glaube ich langsam, dass sich da viele selber sabotieren, wenn sie Achtel auf über 200 Bpm üben, statt das Gleiche in Sechzehnteln auf der halben Geschwindigkeit.
Denn es ist so: Achtel empfindet man nunmal als Gruppen von zwei Noten. Sechzehntel empfindet man als Gruppen von vier Noten. Wenn man in Achteln "denkt" muss man viel öfter mental aktiv werden. Nämlich bei jeder zweiten Note. Wenn man in Sechzehnteln fühlt, dann feuert man immer vier Noten ab. Man wird also nur alle vier Noten aktiv. Alles läuft unterbewusster ab.
Klingt das zu abgehoben oder macht das Sinn?
Es ist außerdem so, dass ein Metronom auf Geschwindigkeiten über 200 echt zu einem Stressfaktor wird. Also mich macht das ziemlich wahnsinnig, wenn das Metronom so schnell rumklickt. ^^
Warum üben aber so viele Leute lieber Achtel auf hohen Geschwindigkeiten, als sechzehntel auf der halben Geschwindigkeit?
Ich glaube, das liegt daran, dass 16tel spielen schwieriger ist. Man muss sich mal klarmachen, was es für eine kognitive Fähigkeit erfordert, um 16tel spielen zu können.
Man hört das Metronom klicken und hat dann die Aufgabe, anfangend mit einem Metronomklick vier genau gleich lange Töne zu spielen und dann muss auch noch der fünfte Ton direkt auf dem nächsten Klick liegen.
Also ich finde, jeder Gitarrist, der es schafft, das bei 60 oder 80 Bpm zum ersten Mal hinzubekommen, der darf sich eigentlich schonmal anerkennend auf die Schulter klopfen.
Und genau deswegen üben aber viele lieber die genau gleichen Tonfolgen auf doppelter Geschwindigkeit in Achteln. Die Klicks liegen näher beieinander und sind somit mal leichter zu erfassen. Der freie Raum zwischen zwei Metronomklicks ist ja nur halb so lang. Also viel einfacher zu erfassen. Und dann muss man den "leeren Raum" beim Spielen nur in zwei gleichlange Töne unterteilen. Auch leichter als bei 16teln, wo man den Raum in vier Teile teilen muss.
Tja, deshalb ist das Üben in Achteln zunächst mal leichter, aber halt nicht zielführender. Wenn man nämlich mal Sechzehntel perfekt timen kann, ist es leichter in 16teln zu spielen als in Achteln, weil es mehr "von alleine" läuft. Außerdem stresst das Metronom nicht so sehr.
Das ist was, das man schlecht erklären kann, aber bei schnellen Sechzehnteln fühlt es sich nicht mehr an als würde man einzelne Noten spielen, sondern als spielt man nur den ersten Ton und die restlichen drei der 16tel Gruppe werden automatisch abgefeuert. Es fühlt sich nicht mehre so an wie "Finger Finger Finger Finger,Finger Finger Finger Finger", sondern wie "Hand...........Hand......"
Um das mal zu verbildlichen: Bei jedem Stadtfest oder sonstiger Veranstaltung, wo live Musik geboten wird, gibt es genau einen Rhythmuslegastheniker im Publikum, der überhaupt keine rhythmische Einteilung im Gefühl hat. Er kennt nicht nur theoretisch keinen Unterschied zwischen 8teln 16teln und Triolen, sondern er fühlt überhaupt keine Unterschiede. Was er dann macht, ist, nach dem schnellsten Schlagzeugpart zu tanzen. Das ist in der Regel meist die Hihat, die Achtel spielt. Statt also zu dem Grundbeat 4/4 zu tanzen, fängt sein Körper an, zu den Achteln den Elektroschock-Boogie-Woogie zu zucken. Der menschliche Körper ist darauf zwar nicht ausgelegt, aber das stört ihn nicht und so vollführt er spastische Verrenkungen und imitiert perfekt einen wildgewordenen Truthahn, der seine Kinder beschützt.
Das nur als kleine Verdeutlichung, warum es wichtig ist, zwischen den verschiedenen Notenwerten zu unterscheiden.
Du schreibst, dass Du bei Achteln und Schzehnteln keinen Unterschied merkst, aber bei Triolen schon.
Dafür gibt es eine ganz klare Erklärung.
Die ist leider ein bißchen kompliziert. Ich versuche es aber trotzdem, und hoffe, dass es Dich interessiert. Immerhin hast Du ja gefragt.
Also, nehmen wir an, Du spielst Triolen auf 140 Bpm. Du teilst dabei automatisch den Raum zwischen zwei Klicks in drei gleichlange Töne ein. Und Du startest jede Triole bewusst oder unbewusst mit einer leichten Betonung auf der ersten Note. Also wenn Du z.B auf der tiefen E- Saite immer die Bünde 5,7 und 8 spielst als Triolen, dann wirst Du immer die Note im fünften Bund betonen, weil sie ja auf dem Klick liegt.
Also TRI-o-le, TRI-o-le ... etc.
Wichtig ist dabei zu erkennen, dass Triolen ein ternäres Feeling erzeugen. Bei achteln und Sechzehnteln wird ja immer der Raum zwischen den Klicks durch ein Vielfaches von zwei geteilt, also durch zwei oder vier oder acht. (also eigentlich durch eine Zweierpotenz). Bei achteln und sechzehnteln hat man deshalb ein sogenanntes binäres Feeling. Deshalb fällt es auch vielen Anfängern zwar einfach von Vierteln auf Achtel zu wechseln. Aber schwierig von Achteln auf Triolen zu wechseln. Ganz einfach weil man beim ersten Beispiel immer binär bleibt, aber beim zweiten Beispiel von binär zu ternär wechselt. Denn ternäre Beats werden nicht durch eine Potenz von zwei geteilt sondern durch ein vielfaches von 3.
Okay zurück zum Beispiel. Du spielst also bei 140 Bpm immer die Notenfolge 5,7,8 in Triolen. TRI-o-le-TRI-o-le,TRI-o-le.
Was passiert jetzt, wenn Du auf 70 Bpm runtergehst und statt Triolen jetzt Sechstolen spielst? Du spielst ja eigentlich immer noch genau das Gleiche. Also zumindest gleich schnell. Aber es kommt halt darauf an, wie Du den Beat wahrnimmst. Denn da gibt es zwei Möglichkeiten.
Am wahrscheinlichsten ist es, dass man die neue Herausforderung folgendermaßen angeht, man hört sich die Klicks an, und teilt den Raum in Gedanken in Achtel auf. Das heißt man hat zwei Anhaltspunkte, einmal den Klick und genau die Häfte des Raums zwischen den Klicks. Also die Stelle, die man normalerweise mit "und" zählt und an der sich, wenn man Achtel spielen würde, jede zweite Achtel befinden würde.
Und dann feuert man eine Triole auf den Klick ab und direkt fanach feuert man die nächste Triole ab der Stelle ab, wo normalerweise die zweite Achtel beginnen würde. Das Ergebnis sind sechs gleichlange Noten zwischen zwei Klicks. Also waschechte Sechstolen.
Man fühlt immer noch TRI-o-le, TRI-o-le, TRI-o-le.
Der Witz daran ist, dass man aber in Achteln fühlt, also binär, und auf jede Achtel eine Triole, also ternär abfeuert.
Es ginge aber auch anders, und das wird sofort ein Problem, wenn man bei 70 Bpm bleibt und dann abwechselnd Triolen und Sechstolen spielt. Das wird einen erstmal komplett raushauen. Warum?
Eigentlich müsste es doch total einfach sein, man spielt erst eine Triole und dann einfach das gleiche doppelt so schnell und es wird somit eine Sechstole.
Das funktioniert aber eben nicht so einfach.
Denn während man die Triole spielt, teil man gedanklich und gefühlich den Zwischenraum in drei gleichlange Teile ein.
Also wie gesagt, TRI-o-le, TRI-ole. Man fühlt den Beat wirklich nun als ternären Beat und nicht als Binären Achtelbeat.
Wenn man dann doppelt so schnell die Sechstole raushauen will, dann funktioniert das nicht mehr, weil man nicht wie vorher den Beat mental in Achtel eingeteilt hat. Man kann also nicht mehr auf jede Achtel eine Triole spielen, weil man eben keine Achteleinteilung empfindet.
Man müsste nämlich, wenn man bei gleichbleibender Geschwindigkeit von Triole zu Sechstole wechselt, die Notenfolge anders emfpinden. Und zwar müsste man zwar Triolen empfinden, aber dann jeden Ton der Triole durch zwei Teilen. Dann fühlt sich die Sechstole nicht mehr so an wie BAA-baa-baa-BAA-baa-baa, sondern wie BAA-baa-BAA-baa-BAA-baa.
Oder zur Verdeutlichung, man fühlt die Sechstole nicht mehr als "
1 - 2 - 3 -
4 - 5 - 6", sondern als "
1 - 2 -
3 - 4 -
5 - 6"
Es sind immer noch alle Töne genau gleich lang und hören sich für den Zuschauer wohl auch gleich an, aber für den Spieler ist das ein Riesenunterschied.
Also je nachdem, wie Du übst und was Du übst, wird sich Deine Aussage, dass Du nur bei Triolen einen Unterschied merkst, wohl darauf begründen, wie Du Triolen im Verhältnis zu Sechstolen auszählst und/oder wahrnimmst.
Ich hoffe, das ist für alle Gitarristen, die Licks immer abwechseln langsam und dann doppelt so schnell bei gleichbleibendem Metronom üben, eine Erklärung, warum das bei Sechzehntel-Licks so problemlos funktioniert, während man beim Üben von Sechstolenlicks die man abwechselnd als Triolen und Sechstolen spielt in den Wahnsinn getrieben wird.