Oder wie du es andernorts formuliert hast: beginnt bei "unter null".
Das war zwar ich, aber egal, darfst es auch gerne Shana zuschreiben
Ansonsten denke ich, dass man diese Diskussion in einer Endlosspirale bis zum Sanktnimmerleinstag weiterführen könnte, weil: ihr sprecht einfach von 2 ganz unterschiedlichen Dingen, die man nie auf einen Konsens wird bringen können.
Differenz liegt vermutlich nicht darin, was man unter "Sänger" versteht. Nehme jetzt mal an, das ist für alle hier jemand, der ein gewisses Können bezüglich Singen hat (egal in welchem Stil) und nicht einfach nur ein "singender Mensch".
Wie Bell*, antipasti und andere hier bin ich der Meinung: wenn jemand es nicht fertig bringt, mal eben eine kurze ihm gut bekannte Melodie zu singen ohne dabei zu sinken oder dutzendweise Töne zu versemmeln, dann ist er weit von obiger Definition des "Sängers" entfernt. Ob diese Melodie ein Kinder- oder Volkslied ist, aus einem Ohrwurm-Popsong oder einer Ohrwurm-Arie stammt, ist dabei erst mal nebensächlich. Und der Singende darf dabei die Melodie singen, ohne dass besondere Anforderungen an den Klang gestellt werden, einfach gerade mal frei Schnauze, muss sie aber bezüglich Töne originalgetreu und sauber intoniert wiedergeben. Kann er das nicht, ist er (noch) kein "Sänger", sondern nur (erst) ein "Singeling". Und wie Shana richtig sagt, der ders kann, ist vielleicht ein Sänger, vielleicht aber auch nicht.
Jetzt aber wirds kompliziert
Alles folgende bezieht sich nur aufs klassische Singen, ob es bei Pop/Rock auch so ist, keine Ahnung.
Der richtig intonierende Feld-Wald-und-Wiesen-Singende (mit guten Aussichten auf ein Sängeranwärtertum
) nimmt also ein paar Jährchen hobbymässig klassischen GU und singt die Arie, die er vor dem GU gut intoniert aber mit grauseligem Klang sang erneut. Jetzt ist der Klang (hoffentlich
) viel besser, es tönt tatsächlich schon ein wenig nach Oper, aber die Intonation, o weh, die ist am A...
Warum:
- weil er sich auf viel anderes konzentrieren muss? dem schönen Klang wird alles geopfert, wen interessieren da schon so Nebensächlichkeiten wie eine korrekte Intonation
- weil generell noch technische Baustellen da sind? beim klassischen Singen sind Intonationprobleme ganz häufig schlicht in noch nicht ganz ausgereifter Technik zu suchen: singe ich mit tiefer und lockerer Kehle, "vergesse" aber gleichzeitig den Vordersitz, kann es schnell zum sinken kommen, habe ich umgekehrt in der Höhe die Kehle zu sehr ansteigen lassen, sind die obersten Töne nicht selten etwas zu hoch, singe ich eine Abwärtsphrase nach einem hohen Spitzenton mit zuwenig Körperspannung weil der Körper das Gefühl hat nach getaner Arbeit dürfe er auch mal etwas Pause machen, ist sinken Programm
- weil zuwenig Emotion und Ausdruck mit dabei sind? beide helfen sehr gut mit, in der intonatorischen Spur zu bleiben
Und nu? Wo ist jetzt die Grenze zum "Sänger" zu ziehen?
Kann man einfach sagen, wer Technik, Emotion, musikalisches Gespür, Ausdruck etc. nicht so beherrscht, dass auch die Intonation immer (in jeder Tageszeit, in jeder Gemütsverfassung, bei jedem körperlichen Zustand, bei jedem gesungenen Stück) zu 100% stimmt ist kein Sänger?
Ich glaube nicht, weil solches kommt auch bei gestandenen Profis vor! Habe mal einen recht bekannten Bass (mit erst gerade beendeter internationaler Opernkarriere) erlebt, der in der Generalprobe und zT. sogar in der Aufführung intonatorisch so sehr seiner eigenen Wege ging, dass Pianist/Orchester knallrote Köpfe bekamen
, der Dirigent fast explodiert ist und der hintenstehende Laien(!)chor sich vor unterdrücktem Lachen fast in die Hosen gesch... hat
Oder eine Sopranistin (und GL), schon ein bisschen über dem gesanglichen Zenit, aber als Konzertsängerin immer noch gefragt, die den gesamten Chorpart voll Rohr mitsang, weil sie sonst in ihren Soli die Intonation nicht hätte halten können, sprich gesunken wäre (dem einheitlichen Chorklang hat es übrigens nicht so gut getan
)