HaraldS
Mod Emeritus
Ich schreibe mal aus der Sicht des Klavierbegleiters und Korrepetitors (Chanson/Jazz/Musical/Pop). Ich habe öfters Songs mit Sänger(inne)n einzustudieren und habe da eine Situation, die schon ein wenig vergleichbar zum Gesangsunterricht ist. Auch wenn es bei mir nicht um Technik, sondern ausschließlich um musikalische Gestaltung geht.
Dass er/sie ergebnisoffen, sensibel und kreativ mit Musik umgeht. Das sind zwar auch alles Lernziele, die man nach und nach erlernt, aber in fast jedem Alter/Stadium kann man sie ggf. abgespeckt in den Unterricht bzw. die Probe mit einbringen.
Das sind so die drei Punkte, die ich bei jedem Sänger gerne sehe , unabhängig davon, ob ich ihn als Schüler oder Kollegen sehe.
Harald
Ich dreh den Spieß mal aus reiner Neugierde um - was ist denn euch als GesangslehrerIn wichtig an einem Schüler?!
Dass er/sie ergebnisoffen, sensibel und kreativ mit Musik umgeht. Das sind zwar auch alles Lernziele, die man nach und nach erlernt, aber in fast jedem Alter/Stadium kann man sie ggf. abgespeckt in den Unterricht bzw. die Probe mit einbringen.
- Ergebnisoffen meint: beim "Begegnen" mit einem Stück sollte ein Schüler nicht glauben, es sofort vollständig verstanden zu haben. Das tun leider viele Anfänger, aber auch Fortgeschrittene und selbst Profis. Die meisten Lieder und Songs sind vielschichtig. Bilder und Metaphern in einem Text, melodische Hochpunkte, besondere Akkorde auf bestimmten Textpassagen, Rhythmik, Melismen und was sonst noch alles kann man kaum beim ersten Lesen oder Durchsingen verstehen. Auch habe ich viele Sänger erlebt, die alle Songs eines Typus' über einen interpretatorischen Kamm scheren. Das sind oft die, die auf der Bühne mit der Darstellung bzw. Inszenierung eines Songtypus Erfolg gehabt haben und jetzt alle ähnlichen Songs genauso singen
- Sensibel: schließt direkt daran an. Man muss IMHO bei jedem Song sensibel und wach bleiben, was der Song zu bieten hat, wie er mit der eigenen Stimme wirkt und wie sich die eigene Stimme bei diesem konkreten Song zu den anderen Musikern verhält. Sensibilität und Konzentration sind wertvolles Güter, leider gehen Chorleiter, Regisseure (und Korrepetitoren ) manchmal fahrlässig damit um. Letztlich geht es bei Musik so stark um verschiedene Aspekte von Gefühlswelten, daß fehlende Sensibilität eigentlich sofort jede Musik unmöglich macht
- Kreativ: ein Sänger sollte sich von diesen verdammten Noten lösen (und das geht am besten, wenn man sie so flüssig wie Buchstaben liest), und überlegen, was ihm der Song sagt. Gesang ist nun mal zu einem guten Teil auch Schauspiel, weil ein Sänger nur dann einen Song glaubhaft transportieren kann, wenn er sich mit der dargestellten Situation auseinandersetzt. Was ich an meinen Sängern manchmal vermisse, ist das Loslassen von eingefahrenen Interpretationswegen - gerade bei Theatermusik eine ganz ganz wichtige Sache, weil hier Songs i.d.R. in eine Inszenierung eingepasst werden. Musiker allgemein und Sänger speziell werden nicht als Frequenzproduzenten engagiert, sondern als Gefühlsvermittler. Diese Wahrnehmung des Publikums als Chance zu begreifen - daran arbeiten manche Sänger ein Leben lang
Das sind so die drei Punkte, die ich bei jedem Sänger gerne sehe , unabhängig davon, ob ich ihn als Schüler oder Kollegen sehe.
Harald