Ich konnte es einfach nicht lassen und habe aus reiner Neugier dann doch mal eine iNuke 6000 DSP bestellt. Zumal Karneval vor der Tür steht und mindestens ein Controller noch gefehlt hätte um alle bereits gebuchten Systeme versorgen zu können.
Dass der Amp die angegebenen Leistungen allenfalls in Peaks schafft war mir von Anfang an klar, also schauen wir direkt mal, was die iNuke an einem Ohm HD-BB kann. Mit 4x 18", 2x 4 Ohm und 6kW peak sollte das ein passender Testpartner für den Amp sein.
DSP hingebogen, Sub dran, oben drauf noch schnell ein HD-MH hinstellen und Feuer frei.
Die Überraschung war groß:
Die iNuke spielt am HD-BB prima, selbst bei Vollgas klingt das nicht angestrengt - und deutlich "schneller" als die zum Direktvergleich herangezogenen Amps Ohm EA2400 (3HE/30kg Eisenschwein, 2x 1,2kW rms an 4 Ohm) und DAP StageAmp 4.4 (20kg/2HE Eisenschwein, 2x 2,2kW an 4 Ohm).
Der BB klingt an der Behringer deutlich kickiger und "schneller" als an den beiden anderen Amps. Der StageAmp liefert den größten Pegel, die iNuke den meisten Kick und die EA2400 kann trotz der vermeintlich geringen Leistung untenrum punkten, klingt aber insgesamt sehr warm und eher langsam.
Da ja nun schon ein DSP drin ist und unsere Saturn 15 als Wunderwaffe für kleinere Veranstaltungen mit 40Hz unterer Grenzfrequenz bereits ohne Subs sehr kompakt sind, lag es nahe, dafür gleich mal ein DSP-Setup in den Amp zu schrauben. 2x 30kg (EA2400) + Rack und Controller will man ja genau bei solchen Jobs nicht wirklich mitschleppen, wenn man schon die Subs zuhause lassen kann.
Also fix das Preset vom anderen Controller abgetippt und Chris Jones ("Long after you're gone", sehr empfehlenswert!) angemacht - Enttäuschung!
Die iNuke hat mit dem 8 Ohm 15"er massiv zu kämpfen, klingt in Bass und Low-Mids kraft- und konturlos. Am BMS Coax-Hochtöner (16 Ohm) klingt sie einfach nur fürchterbar. Harsch, undefiniert und leicht schrill.
Gut, der DSP kann nicht alles was unser sonst für die Box benutzter CRED kann, also nochmal über die Settings drübergeschaut. Leider ergab auch das keine wirkliche Besserung. Die iNuke ist in meinen Ohren einfach kein Hoch-/Mitteltonamp an hohen Impedanzen.
Gut, die Saturn löst extremst fein auf und ist schon eine anspruchsvolle Box, die jede kleinste Nuance hörbar macht - insofern mag das mit anderen Tops garnicht sooo auffallen. Es ist aber nun leider so wie es ist und der Amp kann damit einen Teil seiner angedachten Aufgabenstellungen nicht meistern.
Probieren wir nochmal was anderes:
Nachdem die iNuke nun den halben Tag den HD-BB befeuern durfte, während wir im Lager auf dem gerade frisch angeschafften und eingerichteten X32 noch schnell einen Mixdown über's HD-System fertig gemacht haben, wollte ich das Leichtgewicht am Sonntag mal mit zum (Test-)Gig nehmen - als Befeuerung für zwei BR-6, die als Delayline dienen sollen.
Hier wäre der DSP mal wieder extrem praktisch: Low-Cut, EQ und Delay gleich drin.
Also eine BR-6 angeschlossen, Messmikro raus und 2, 3 EQs gesetzt. Und zwar am Amp selbst, denn das USB-Kabel war leider etwas kurz.
Während der EQ-Einstellungen wurde die Box auf einmal für einen kurzen Moment stumm. Als langjähriger DCX2496-Nutzer habe ich mir dabei erstmal nichts gedacht (der DCX mutet den Ausgang beim Einstellen der EQs schonmal, wenn man die 0dB-Position ansteuert) und das Signal war kurz darauf auch wieder da.
Einen Moment später, beim Einstellen eines weiteren EQ-Bandes, traten dann merkwürdige Artefakte auf, die mich erstmal an Drop-Outs auf der FireWire-Übertragung vom Zuspieler zum X32 glauben ließen. Auch die waren nach ein paar Sekunden aber wieder weg.
Noch schnell einen Dynamic-EQ gesetzt und mal etwas lauter gehört um die Limiter gleich noch passend einzustellen. Die BR-6 verkraftet nach Hörerfahrung gut 550W peak aus der iNuke ohne zu zerren, was für so eine kleine Kiste schon recht erstaunlich ist. Alles gut, kurze Besprechung mit dem Praktikanten, also auf Zimmerlautstärke runter.
Nach gut 10 Minuten bei sehr geringem Pegel gab es dann einen Blitz aus der Endstufe, ziemlich zeitgleich einen lauten Knall aus eben dieser Richtung und etwas das wie ein breitbandiger Puls aus der BR-6 klang. Nur einige Milisekunden später wurde es im Lager sehr still und dunkel -> Hauptsicherung geflogen.
Im Taschenlampenlicht Pult, Amps und Heizung aus, Sicherung wieder rein und alle Geräte überprüft. Nirgends Rauch oder "ampiger" Geruch, keine Schmauchspuren.
Also die iNuke wieder an's Netzt: Sie lässt sich einschalten, bootet den DSP - gibt aber leider weder an der BR-6 noch an einer TRS112 irgendeinen Ton von sich (außer einem leichten Rauschen, das aber bereits vorher da war).
Mhh, sicherheitshalber mal ausprobieren ob die BR-6 überlebt hat und zu diesem Zweck eine EA2400 angeschlossen. Die liefert an der Box kurz ein Signal um sogleich wieder zu verstummen. Mit einem anderen Speakon-Kabel lief das Ganze dann wieder, so dass ich auf einen Kurzschluß im ursprünglich verwendeten Kabel tippte. Das wiederum ließ sich aber weder mittels Kabeltester noch visueller Inspektion verifizieren.
Wir haben die iNuke sicherheitshalber mal aufgeschraubt, konnten aber auch da weder geplatzte Kondensatoren noch abgebrannte Transistoren finden. Mit dem anderen Kabel lief sie dann auch wieder, sowohl an BR-6 als auch HD-BB und TRS112.
Ich habe absolut keine Ahnung was da passiert ist. Wirklich nicht. Der Circuit-Breaker der iNuke hat jedenfalls nicht angesprochen und der Amp scheint immernoch anstandslos zu funktionieren. Sollte das wirklich ein Kurzschluß im LS-Kabel gewesen sein, wäre ich über diese massive Reaktion der iNuke doch sehr schockiert.
Erwarten würde ich, dass der Amp in diesem Fall - insbesondere bei so geringem Pegel - die Notbremse in Form der Strombegrenzung und nötigenfalls halbwegs sanfter Abschaltung zieht. Aber nicht gleich die ganze Bude ferngesteuert stromlos schaltet...
Schauen wir mal, was am Sonntag an den BR-6 passiert. Das Kabel werde ich auch mal beobachten. Vielleicht hat sich da irgendwo die Aderummantelung verabschiedet.