Erst mal danke für die Mühe, Lanze!
Ich finde es auch völlig ok, wenn man seine eigenen Präferenzen einbringt, so lange das so klar und deutlich benannt wird wie Du das tust.
Was die Effektstruktur betrifft, danke ich Mojkarma für die Klarstellung. Ich ziehe nämlich zur Zeit die flexible Effektstruktur, auf die ich beim Kronos gestoßen bin, jeder anderen Lösung wegen ihrer mit Abstand(!) größeren Flexibilität vor. Wenn jemand mit anderen Lösungen gut klarkommt, ist das kein Thema: jedem das seine.
Am stärksten unterschiedlich bewerte ich das Soundpaket als Ganzes.
Erst mal das, wo ich zustimmen kann:
a) die Gitarrensounds auf dem Kronos sind definitiv und heftig unterbelichtet, und zwar sowohl die akustischen als auch die elektrischen.
b) der Motif ist eine erstklassige Sample-Presetschleuder, die es mit ihrem qualitativ guten Soundangebot auch von Drittanbietern vielen leicht macht, gängige Sounds "von der Stange" zu finden und einzusetzen. Das ist bestimmt ein wichtiger Grund für die große Verbreitung. Peter Krischkers Sounds sind immer klasse, und es gibt von jemand anderem ein hervorragendes 80er-Jahre Set (sehr nützlich für Coverbands - der Programmierer hat sich jetzt einen Kronos gekauft, um das auch da zu entwickeln); bei anderen Motif Soundpakten sehe ich allerdings bei weitem nicht so gute Qualität.
Da hört dann mein zustimmendes Verständnis für die Vergleichbarkeit und das Verhältnis von Sound-Stärken und -Schwächen auch schon auf.
Denn ich finde, dass der Kronos auf all diesen Gebieten die Nase vorn hat:
- Pianos: deutlich fülliger und differenzierter als anderswo. Mit dem Bösendorfer kommt bald noch ein drittes GB-Piano (nach allem, was ich höre, mit guter Durchsetzung im Mix).
- Kronos EPianos sind für mich schlicht der Workstation-Standard geworden, mit einer unglaublichen Dynamik und zugleich hoher Anpassbarkeit (Signature-Sounds jeder Art sind problemlos machbar).
Sämtliche Yamaha-Rhodes (auch aus Erweiterungspakten) können hier m.E. nicht ansatzweise mithalten.
- Natürlich kann man auch auf den Kronos irgendwelche Moog-Samples knallen. Aber das ist für einen Freund analoger Synths doch bei weitem nicht dasselbe wie eine komplette, lebendig benutzbare Synth-Architektur!
Die drei VAs des Kronos liegen für mich aus vielen Gründen, von der Soundgestaltung bis hin zum Soundverhalten (Resonanzfilter, kein Aliasing, Sync etc.) meilenweit(!) vor den Sample-Synth-Sounds des Motif.
- B3-Clone: auch hier ziehe ich doch einen echten Clone, dessen Drawbars über die Slider wie beim Original arbeiten, zehnmal jeder Sample-Lösung vor! Außer, ich rufe alle B3-Sounds nur statisch ab.
- Mod7: wieder dasselbe. Der Kronos hat eine komplette DX7 engine und mehr in in diesem Modul: das ist doch was völlig anderes als ein paar gesamplete Sounds.
Aus meiner Sicht und für meine Zwecke ziehe ich daher die auf dem Kronos möglichen Sounds auf den meisten Gebieten denen des Motif deutlich vor, und ich sehe nur eine einzige gravierende Kronos-Sound-Schwäche: bei den Gitarrensounds. Bei den Bläsern wären ein paar mehr Artikulationen auf dem Kronos gut - das Sample-Material aber ist genau so gut wie auf dem XF!
Da mein Kronos 1Gb für Samples frei hat, sind die sehr wenigen möglichen Sound-Lücken kein wirkliches Problem.
Selbst beim Sampling ist der Kronos deutlich überlegen: denn da kann man auf den zwei Oszillator-Slots 2x8, also bis zu 16 Velocity Layer unterbringen. Das ist für Velocity-Aulösung Premium-Sample-Qaulität wie bei Scarbee-Kontakt-Libraries! Ein XF kann Sample-Instrumente nicht annähernd so stufenlos in den Velocity-Stufen wiedergeben, oder?
Und beim Gesamtsound scheiden sich wieder die Geister. Du nennst den Yamaha-Sound "warm" und den Kronos-Sound "klar". Ich will dem nicht völlig widersprechen, aber auch das ist bei mir noch mal anders gewichtet: Yamaha-Sounds sind aus meiner Sicht immer irgendwie Kuschelsounds, die sich gut und unauffällig einfügen (Pop-Mainstream halt, und oft viel angepasster als mir lieb ist). Ich bevorzuge aber definitiv definitiv den klareren, deutlicher erkennbaren Gesamtsound des Kronos, ebenso wie den viel stärker ausgeprägten Charakter der verschiedenartigen Sounds dort (aufgrund der unterschiedlichen Engines): das hebt sich sich einfach deutlicher raus, wie mir Feedback von anderen Musikern (Drummern, Gitarristen, Bassisten und Keyboardern) bestätigt.
Nimm die aus meiner Sicht viel bequemere und flexiblere Bedieung dazu (Setlist, Touchscreen), dann kann man m.E. nicht so ein ungefähres "teils teils" Fazit stehen lassen.
Ich hab kein Problem damit, wenn jemand für seine Zwecke den Yamaha vorzieht oder nix anderes braucht. Aber die Relativierung der Kronos-Merkmale kann ich nach halbjährigem Gebrauch so nicht mitvollziehen.
Lanze, damit Du mich nicht mißverstehst: das ist nur meine persönliche Gewichtung im Gegensatz zu deiner, und keine Kritik an deinem Bericht!
Und gut is:
jedem und jeder Spass mit seinem/ihrem Instrument!