Lampenfieber und Rescue Tropfen/Bachblüten

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Jakob C. B.
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Hi Leute,

tut mir wirklich leid, dass ich hier schon wieder ein neues Thema erstelle, aber ich habe einfach kein vergleichbares gefunden...

Ich hab in letzter Zeit ein wirklich großes Problem: Immer wenn ich Solo spielen muss, kriege ich unheimliches Lampenfieber und habe bei jeder kleinsten Note Angst,
sie nicht richtig zu treffen. Ungücklicherweise bin ich immer so aufgreregt, dass ich mich immer so verkrampfe, bis ich schließlich wirklich oft kiekse oder mich verspiele im Gegensatz zu den Proben
alleine im Keller.

Nun suche ich, da sich das Problem nach jedem schlechterem Auftritt verschlechtert (die Angst vorm Versagen wird noch größer), nach medizinischer Hilfe.
Hat jemand schon einmal mit Rescue Tropfen oder Bachblüten Erfahrung gemacht?!? Hilft so etwas wirklich oder steht man dann nur noch benebelt auf der Bühne herum?

Danke für alle Antworten!

Jakob

P.S.:Wenn es solch ein Thema schon gibt, bitte einfach sagen, aber ich habe so etwas nicht gefunden!
 
Eigenschaft
 
besser ist es eine Art Mental Training zu machen - du musst dein Selbstvertrauen stärken, dann kannst du auf Hilfsmittel verzichten.
 
Solange die Angst derart groß ist, sollte man erst einmal keine weiteren Solos spielen, egal wie sehr man dazu gedrängt wird.

Gut wäre es, nachzudenken, was man kann und was man können müsste, um im Stress bestehen zu können. Nach diese Vorgaben macht man sich dann einen Plan. so genau wie möglich.

Für mich wäre das z.B.
1. Entspannungstraining lernen (Jacobson Progressive Muskelrelaxation oder Autogenes Training), das geht bei öffentlichen Bildungsträgern
2. Die Stimme muss bombenfest sitzen, die Solostelle auf absehbare Zeit auswendig und völlig sicher beherrscht werden, beim Üben auch schneller, lauter und übertriebener phrasiert als gefordert.
3. Mit Metronom üben und gelegentlich aufnehmen, dann kritisch abhören und gezielt immer wieder an den Schwachstellen arbeiten. Nicht einfach immer nur den ganzen Summs spielen, der sowieso schon gut klappt. Relativ günstig und ausreichend wären ein Zoom H1, H2 oder ein USB Mikro in Verbindung mit dem PC/Laptop.

Hat man in diesen Punkten Ergebnisse, die zuversichtlich stimmen, kommen die Testphase und der Abschluss:
4. Langsam Öffentlichkeit aufbauen (einem freundlich gesinnten Familienmitglied vorspielen, danach dem/der Freund/in, dann ein "Hauskonzert" geben, erst dann wieder im Probenensemble Solos übernehmen oder präsentieren)

5. Sage grundsätzlich erst einmal Nein zu möglichen Überforderungen wie zu hohen oder zu schwierigen Stimmen und nheme sie später nur unter dem Vorbehalt an, dass Du erst nach besserer Kenntnis der Noten entscheidest, ob Du ein Solo spielen wirst.
Falls das dazu gehört: wenn es dir schwer fällt, eigene Kadenzen bzw. Chorusse vorzubereiten/ zu improvisieren, dann suche dir jemand, um daran systematisch arbeiten zu können.
Hakt es an irgendeiner Stelle des Plans, überlegt man, woran es liegen kann und arbeitet daran.

Das wäre jetzt ein Beispiel, wie das funktionieren könnte. Gut möglich, dass für dich noch ganz andere Punkte wichtig sind.
Soweit öffentlich möglich, könnte man das noch diskutieren.

Wenn dein möglichst genau ausgearbeiteter Plan voraussichtlich passt und Du wirklich danach vorgehst, sollte sich damit Selbstvertrauen beim öffentlichen Musizieren und eine gesunde Stress-Resistenz aufbauen lassen.
Kleine Schritte, die immer wieder sehr schnell den richtigen Weg bestätigen, sind das ganze Geheimniss des Erfolges.
Das kostet ein paar Monate, löst aber das Problem für alle Zeiten.

"Medizinische Hilfe" heißt dagegen früher oder später meist "Betablocker" usw. und das ist oft ein Einstieg in weitere Probleme. Musiker haben einen gewissen Hang zu Störungen, die sehr unangenehm sein können.
Daher sollte man Zeichen, wie Du sie gerade von deinem "Innenleben" bekommst, als hilfreichen Hinweis annehmen und danach handeln, anstatt sie irgendwie zu "unterbinden". Das führt nämlich einigermaßen häufig zu einer neuen Symptomatik, die meist noch deutlicher ausfällt.
 
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Wenn Du am Anfang trotz zonquers Plan dann noch Startschwierigkeiten hast, kannst Du es mit Bachblüten oder homöopathischen Globulis schon versuchen. Davon wirst bestimmt nicht high :) Frag am besten in der Apotheke, welche. Ich kenne mich mit Bachblüten nicht aus, aber ich meine, da gibt es passenderes als die Rescue-Tropfen. Die sind ja eigentlich gegen einen Schock-Zustand; Auftrittsangst ist aber kein Schock in dem Sinn.

zonquers Rat würde ich aber auf alle Fälle beherzigen. Nichts hilft so gut wie eine Solo-Stelle, die man nachts um 4 wenn man aus dem Schlaf gerissen wird trällern kann ;) Und Entspannungsübungen gehören einfach zum heutigen Leben, finde ich.
 
Hallo!
Grundsätzlich schließe ich mich den bisherigen Postings natürlich an!
Zum Thema Betablocker möchte ich trotzdem eine Anmerkung machen.
Sinnvoll eingesetzt können diese (seit langem bewährten und gut erforschten) Medikamente einen Einstieg in die Angstspirale durchaus erst verhindern.
Bei einigermaßen vernünftiger Dosierung dürfte keinerlei Einschränkung des Spiels entstehen, und bei selbstverantwortlichem Umgang mit der eigenen Einstellung erfüllt die "Notfalltablette" ihren Zweck auch, wenn sie bloß griffbereit im Koffer "wartend wirkt".
Wie gesagt, das soll kein Plädoyer für Medikamente sein, das Thema sollte aber fairerweise in jede Richtung offen behandelt werde (dürfen).
Da ich die User hier und deren Situation (musikalisch, beruflich) nicht kenne, wären aber auch ein paar Infos vom UP interessant - um welchen musikalischen Bereich geht es denn hier? Welches (professionelle) Niveau, welches Instrument in welcher musikalischen Formation, welches Alter und welche Spielerfahrung, Ausbildung, welche Art von Auftritten,...

Grüße,
Der Leitgeb
 
ich kann dir nur von allen Tröpfchen, Globuli, Tabletten - Alkohol wurde noch garnicht erwähnt, obwohl der am häufigsten herhalten muss - und sonstigen Mittelchen abraten. Sie nützen einfach Null.

Versuche es mal nach zonquers Plan.

Vielleicht noch als Tipp, ist aber nicht immer durchzuführen und geht nicht bei einer freien Improvisation, ist aber vorallem bei uns im MV recht erfolgreich:

* Manche Solos kann man auch zu zweit blasen, mit dem Ziel, dass irgendwann das Solo tatsächlich ohne Stress von einem übernommen wird, der eine bläst dann ev auch nur leise mit, so mehr als "moralische" Stütze.
* Solos werden aufgeteilt auf 2 Spieler, oft ist es ja auch, dass man sich plötzlich alleine fühlt, weil man seinen angestammten Platz verlassen hat oder auch nur vom Stuhl aufsteht, so steht da halt noch jemand dabei.
* Manchmal hilft es auch wenn ein Keyboarder vorhanden ist, dass er die Solomelodie z.B bei einem Trompetensolo mit den strings (tiefes Register) mitspielt.

Wichtig ist, dass der Solist auf irgendeinem Weg seine Selbstsicherheit wieder findet.

Ein Beispiel noch:
Ich habe längere Zeit in einer Formation Sax und Klarinette gespielt, die Klar.-Solos hat die 1. Klarinettistin übernommen, für sie war das immer ein Nervenspiel, am liebsten hätte sie die Solos mir überlassen, das war aber nicht die Lösung.
Wenn ihr Solo kam habe ich aber das Sax weggestellt, die Schutzkappe vom Mundstück der Klar. genommen und die Klar. spielbereit in die Hand, so gewissermaßen als Retter in der Not. Das half !
Ich musste nie auch nur einen einzigen Ton spielen.
Nach ein paar Auftritten habe ich nur noch die Schutzkappe abgenommen und irgendwann ging es auch wirklich von ganz alleine.

Solltest du in einem Verein spielen, dann sprich doch mal mögliche Lösungen mit dem Leiter an.

Grüße

atrofent
 
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Also es kommt darauf an wie motiviert jemand ist, sein Problem zu lösen.
Fachlich gesehen ist die kognitive Verhaltenstherapie das erste Mittel der Wahl. Verhaltenstherapie hat was mit Lernpsychologie zu tun und ist ein manualisiertes Verfahren. Hier spielt z.B. Gegenkonditionierung eine große Rolle. Von daher macht es keinen Sinn die Angstauslösende Situation zu meiden. Das wäre kontraindiziert. Im Gegenteil: - aber da lass dir helfen.
Kommen die Ängste allerdings auch aus anderen Ecken, (komorbide Störung), dann sind andere, unspezifische Therapien eigentlich angesagt.

Die VT Leute haben sich mit der "rational emotiven Therapie" nach Albert Ellis (12 irrationale Ideen) http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Ellis
http://www.social-psychology.de/do/PT_ellis.pdf
und
Aaron T. Beck`s kognitiver Therapie http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_T._Beck
zusammengetan.
Die NLP Leute haben noch eine Phobietechnik drauf. Leider ist NLP ziemlich oberflächlich. von daher ist der Ausgang ziemlich ungewiss.
Entspannung nach Jacobsen machen die VT Leute, wenn sie die "Exposition" machen.
Autogenes Training ist ein Placebo und bewirkt garnichts.
Käme noch Hypnotherapie nach Erickson infrage. Dort wird dann mental in Trance gearbeitet. Ist etwas trainingsintensiv.
Hirnanatomisch passiert, das die Neuronen nach 20-30 Minuten nicht mehr feuern. Sie haben keinen BotenStoff mehr. Daraus folgt, man hat auch keine Angst mehr. Man muss mit Unterstützung die Exposition eben diese halbe Stunde durchstehen und entsprechen gegensteuern. Wiederholt!
Panik, Ängste, Zwänge lassen sich gut behandeln.
Viel Spass dabei
 
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Dankeschön für die vielen, tollen Tipps!! Das ging ja ziemlich schnell mit den Antworten....

Es wäre einfach toll gewesen, wenn es ein Mttel gäbe, das sofort und ohne Nebenwirklungen wirken würde, da ich noch in einem Monat
ein für mich wichtiges Vorspiel habe. Ich mchte natürlich auch nicht nur benebelt auf der Bühne herumstehen..
Da Musik auch langsam mehr als "nur" ein Hobby wird, werde ich versuchen, auch langfristig gegen meine Angst
etwas zu tun, was auch zeitintensiver sein könnte. Ich habe auch schon von irgendwelchen Hypnose-Cd´s gehört, aber ob die wirklich etwas bringen,
ist wohl unterschiedlich.
Ist echt nett, dass ihr euch so viele Gedanken gemacht habt! :)

Ich wollte einfach nur wissen, ob solche Medikamente überhaupt etwas bringen oder ob man das Geld auch irgendwo anders reinstecken kann.
 
Zonquer hat wichtige Punkte angesprochen (die anderen auch), allerdings würde ich noch gern was ergänzen:

Hab selber ca. zwei Jahre mit Betablockern gespielt (öffentlich), weil ich sonst so stark gezittert hab, aber mit Verhaltentherapeutischen Übungen geht das weg, dauert nur ein Weilchen. Goethe hat ma gesagt, das er gegen seine Höhenangst einfach seinen Gegner "ausgehalten" hat um zu merken, das nichts schlimmes passiert. Ist auf nen Berg geklettert und blieb solang, bis er gemerkt hat, das ihm nichts passiert. So musst dus auch machen. Allerdings nutzt es nichts nur jedes Wochenende öffentlich zu spielen... zumindest nicht, solang du dich jedesmal nach Fehlern selber kritisiert, dann bleibt die Aufregung sehr sehr lang. Viel öffentlich spielen, aber auch mal mit Absicht Fehler machen, und dann sehen das dich die anderen nicht dafür lünchen. Das ist bei mir und bei zig anderen Leuten mit denen ich mich darüber unterhalten hab, die Hauptangst (also nicht das lünchen ^^, sondern irgendne schlimme Folge, wenn man Fehler macht, die meist unrealistisch ist). Aber lies dir ruhig mal Bücher von Aaron T. Beck durch, da steht alles im Detail. Also, Mut zum Fehler und deswegen würde ich die Aussagen von Zonquer:

"2. Die Stimme muss bombenfest sitzen, die Solostelle auf absehbare Zeit auswendig und völlig sicher beherrscht werden, beim Üben auch schneller, lauter und übertriebener phrasiert als gefordert.
3. Mit Metronom üben und gelegentlich aufnehmen, dann kritisch abhören und gezielt immer wieder an den Schwachstellen arbeiten. Nicht einfach immer nur den ganzen Summs spielen, der sowieso schon gut klappt. Relativ günstig und ausreichend wären ein Zoom H1, H2 oder ein USB Mikro in Verbindung mit dem PC/Laptop."

so nicht unbedingt stehen lassen. Selbstbewußtsein ist wichtig wie Zonquer gesagt hat und natürlich ist es wichtig das du deine Stimme kannst, aber bei mir hat Üben wie ein Verrückter (teilweise 5 Stunden täglich) nichts gebracht gegen die Verkrampfungen/das Zittern. Weil du dir dein Selbstbewußtsein dann nur über Leistung holst. Das ist dann das sog. Sicherheitsverhalten. Und wenn du dann mal nicht üben kannst, bis zur perfektion, dann ohhh dann. Deswegen setz lieber auf Fehler ;). Am besten klein anfangen, also dich im Supermarkt vordrängeln usw., weil ich könnte mir vorstellen, das dich der Perfektionismus auch in anderen Lebenslagen im Griff hat ... kommt jedenfalls oft vor.
 
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Ich möchte noch ansprechen, dass einen Jugendlichen bereits die hormonellen Änderungen der Pubertät, diverse Disproportionen infolge des Wachstums und soziale Neuorientierungen in etliche heikle Gefühlslagen und Situationen bringen können.
Da braucht es als Auslöser für starke Gefühlsschübe nicht viel, ob sie nun beglückend, angstauslösend oder niederschmetternd ausfallen.

Auch ein Blick zum Stichwort Lampenfieber bei den Sachbüchern könnte sich lohnen, für eine vertiefende Information und weitere Ideen zum Umgang damit.
 
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Brr, Betablocker find ich schon den Hammer. Ich würd erstmal in der Apotheke nach Homöopathischem oder pflanzlichen Sachen fragen.

Also, Mut zum Fehler und deswegen würde ich die Aussagen von Zonquer:

"2. Die Stimme muss bombenfest sitzen, die Solostelle auf absehbare Zeit auswendig und völlig sicher beherrscht werden, beim Üben auch schneller, lauter und übertriebener phrasiert als gefordert.
3. Mit Metronom üben und gelegentlich aufnehmen, dann kritisch abhören und gezielt immer wieder an den Schwachstellen arbeiten. Nicht einfach immer nur den ganzen Summs spielen, der sowieso schon gut klappt. Relativ günstig und ausreichend wären ein Zoom H1, H2 oder ein USB Mikro in Verbindung mit dem PC/Laptop."

so nicht unbedingt stehen lassen. Selbstbewußtsein ist wichtig wie Zonquer gesagt hat und natürlich ist es wichtig das du deine Stimme kannst, aber bei mir hat Üben wie ein Verrückter (teilweise 5 Stunden täglich) nichts gebracht gegen die Verkrampfungen/das Zittern. Weil du dir dein Selbstbewußtsein dann nur über Leistung holst. Das ist dann das sog. Sicherheitsverhalten. Und wenn du dann mal nicht üben kannst, bis zur perfektion, dann ohhh dann. Deswegen setz lieber auf Fehler ;).

Der Punkt ist noch wichtig, stimmt. Wobei ich nicht auf Fehler setzen würde :)

Es ist schon wichtig, den Part gut geübt zu haben, vor allem auch, richtig geübt zu haben. Wenn er beherrscht wird, ist das wieder ein großes Stück Sicherheit. Abgesehen davon gehört das für mich zum Respekt gegenüber dem Publikum, sich vorzubereiten. Aber natürlich sollte man sich auch stets vor Augen halten, dass die, die über kleinere Fehler wirklich schimpfen und nörgeln, i.d.R. keine Ahnung von der Materie haben. Die würden sich garantiert nicht auf die Bühne stellen und vorspielen. Sie könnten es nämlich gar nicht ;)

Die anderen hören manche Fehler entweder gar nicht erst, oder wenn sie sie hören, ist davon auszugehen, dass sie selber Musik mache und ggf auf Bühnen stehen => sie wissen, wie das ist. Und sollten toleranter sein. Wenn nicht, ist es ihr Problem, nicht Deines.

Und relativiere die Konsequenzen, die ein fail beim Vorspiel hätte. Stürzt Dein Haus deswegen zusammen? Nein? => unwichtig ;) So in der Art - auch wenn Du vielleicht keinen Erfolg hättest, das Leben ginge weiter. Versuchst es halt nochmal. Musicaldarsteller reisen oft jahrelang in der Weltgeschichte rum, bis sie einen Studienplatz ergattern. Das ist nicht denen ihre Schuld, es gibt einfach zu wenig Studienplätze.

Ein Monat ist verdammt knapp, um gegen Versagensangst anzugehen. Du wirst bis dahin wohl weniger in Auftrittssituationen kommen. Das wäre eigentlich nötig - immer wieder gute Erfahrungen zu machen. Aber geh es schon sofort an. Arbeite erstmal an Deiner Einstellung zu Fehlern. Wir Deutsche sind oft als leistungsbetonte Perfektionisten erzogen, das kann auch ganz schön hindern, weil man nie fertig wird. 95% reichen normalerweise auch, und danach wird die Luft extrem dünn ;)
 
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Ich spiele auch mit bachblüten- rescuetropfen, allerdings nur wennich solo spiele, also ganz allein vorm publikum. Ich könnte auch ohne, allerdings ist das so eine gewohnheitssache geworden.......
Was aber viel wichtiger ist und was oft unterschätzt wird, ist die kondition von der du während des auftritts zährst( schreibt man das so??). Was ich meine ist, wenn du mit deiner bigband oder was auch immer 20 min. programm durchspielst, solltest du 40 min. am stück locker und ohne ansatzprobleme sspielen können.
10 min. Tonübungen am tag wirken regelrechte wunder, un Tonübungen gibt es für jedes instrument genug...
 
Zonquer hat wichtige Punkte angesprochen (die anderen auch), allerdings würde ich noch gern was ergänzen:

Hab selber ca. zwei Jahre mit Betablockern gespielt (öffentlich), weil ich sonst so stark gezittert hab, aber mit Verhaltentherapeutischen Übungen geht das weg, dauert nur ein Weilchen.

Welche "Übungen" waren das denn, wenn ich fragen darf?

Ich recherchiere momentan in die Richtung progressive Muskelentspannung in Verbindung mit autogenem Training sowie Yoga. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, was davon konkret behilflich sein wird, Lampenfieber besser zu kontrollieren. Ich finde Lampenfieber generell als angenehm und es gehört für mich zu jedem Konzert dazu. Wenn aber beim Solo der Ton anfängt zu flattern, weil das Herz rast und die Lippen zittern, wird's ein bisschen viel. Daran möchte ich arbeiten.

Hat sonst noch jemand - ganz konkrete - Erfahrungen auf diesen gebieten in Verbindung mit Lampenfieber gemacht?

Bei mir hat Zonquers Empfehlung mit dem langsamen Heranführen übrigens gewirkt, zumindest in dem Orchester, in dem ich seit Jahren spiele, dort bin ich nicht mehr nervös, und auch in bestimmten anderen Orchestern. Nervös bin ich generell auch nicht wegen dem Publikum, sondern weil ich Angst habe, mich und die anderen Musiker zu enttäuschen. Extremes Lampenfieber trifft mich also meistens dann, wenn ich in neuen Orchestern spiele, und auch wenn die Satzkollegen auf ähnlichem oder höherem Niveau spielen.
 
"Even if it's wrong, play it strong"
Man kann verzagen, wenn man Mist spielt, oder den Scheiss durchziehen.
Ist halt auch eine innere Haltung. Und die zählt halt meist.
Das Publikum bekommt einige Green-Notes meist nicht mit, aber die Haltung des Vortrags schon.
Falls ein Solo das bläserische Vermögen übersteigen solllte, sollte man natürlich Abstand vom Solieren nehmen.
Warum sollte man auch nach Ansage scheitern? Da hilft nur Üben oder gar nicht spielen.
Eine Quarte höher spielen zu können als gefordert ist eine sichere Bank.
Ich weiß als Amateur aber auch, daß das manchmal nicht klappt.
Wenn man also in die Grenzbereiche der eigenen Leistungsfähigkeit vordringt, kann das dann auch mal schiefgehen.
Ist dann halt so. Gespielt ist gespielt.
Kräht eh' kein Hahn nach, wenn man ansonsten solide spielt.
Profis müssen einige Sachen bringen, aber als Amateur hat man doch eine gewisse Schonzeit.
Permanentes Scheitern wär natürlich eine Überlegung wert, ob man von der Literatur Abstand nehmen sollte.
Man sollte das dann eigentlich lassen.
Beta-Blocker in Prüfungssituationen (Vorspiel an Hochschule) sind vielleicht mal hilfreich, auf die Dauer jedoch nicht.
Im Amateursektor lehne ich das mangels Indikation ab. Es ist halt Hobby und sollte keinem Doping verpflichtet sein.
Wer Solo spielen will, soll das machen, wer es nicht so will, solls halt lassen.
Mit Globuli kenn' ich mich nicht so aus, aber wers' braucht, soll sie halt essen.
Oder Bachblüten.
Schadet ja nicht.
Alkohol ist ja auch enthemmend, also ein großes Bier schadet nicht, bei mehr als zwei wird allerdings die Zunge lahm.
Bis denne

Matt

P.S.: Das gedankliche Visualisieren von Auftrittssituationen ist auch enorm hilfreich.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Even if it's wrong, play it strong"
Sehr, sehr guter Spruch, den sich alle merken sollten.

Aber, da fehlt noch was:
In unserer Band gilt ein eisernes Gesetz, wenn sich jemand verspielt. Alle anderen Bandmitglieder sehen gradeaus und verziehen niemals das Gesicht oder machen sonst irgendeine Geste, die vom Publikum erkannt werden kann. Weil die Leute, die einen falschen Ton hören, denken dann, das muss so.
 
hi!

ich habe bachblüten-rescue-tropfen probiert und auch baldrian.
mir hat weder das eine, noch das andere geholfen.
wobei ich mit auftritten kein problem habe. eher im gegenteil. macht mir viel spaß.
mein hass-gebiet ist eher die prüfungssituation.

alles liebe
 
ich kann dir nur von allen Tröpfchen, Globuli, Tabletten - Alkohol wurde noch garnicht erwähnt, obwohl der am häufigsten herhalten muss - und sonstigen Mittelchen abraten. Sie nützen einfach Null.
Das stimmt so nicht. Bei einigen wirkt´s, bei anderen bewirkt es, dass man gar nichts mehr mitkriegt. Ich würde auf jeden Fall jedem abraten Alkohol mit ins Spiel zu bringen.

hi!

ich habe bachblüten-rescue-tropfen probiert und auch baldrian.
mir hat weder das eine, noch das andere geholfen.
wobei ich mit auftritten kein problem habe. eher im gegenteil. macht mir viel spaß.
Das Kribbeln, wenn das Solo auf einen "zukommt" kenne ich auch. Ich finde es aber schön. Vielleicht ist das der Schlüssel zu versuchen ein positives Gefühl anstatt des negativen aufzubauen. Wichtig dafür ist, dass man das Solo überhaupt spielen kann. Das setze ich mal voraus ;)
 
So, ich wollte mich auch noch mal einschalten ;)

Ich hatte gestern mein Vorspiel und ich muss leider sagen, dass die Bachblüten bei mir nicht viel Wirkung erziehlt haben. Da ich aber die letzten 2 Wochen öfters die Auftrittssituation in meinem Kopf abgespielt hatte und auch schon öfters vorspielte, hielt sich meine sonst so schlimme Aufregung in Grenzen.
Das große problem jedoch, welches ich hatte, war, dass mein Nasatz schon nach dem ersten Stück ziemlich am Ende war, obwohl ich sonst eigentlich immer ziemlich lange aushalten kann. Es ist kein schönes Gefühl, wenn man auf der Bühne steht, noch 15 Minuten Programm vor sich hat... Da ich auch während der ganzen Zeit nur leise von einem Klavier begleitet wurde, viel es natürlich allen auf, wenn die Töne in der Höhe ab und zu fehlten.

Als ich nach dem Vorspiel mein Gespräch mit der Jury hatte, rieten sie mir einfach ganz banal, noch öfters aufzutreten, denn dies sei die einzig richtige Möglichkeit, solche "Fehltritte" zu vermeiden.

Also werde ich jetzt einfach das Auftreten öfters üben, was anderes bleibt mir anscheinend nicht übrig ;)
 
...Also werde ich jetzt einfach das Auftreten öfters üben, was anderes bleibt mir anscheinend nicht übrig ;)

Gratuliere, das ist die richtige Einstellung. :D

Dass der Ansatz zu schnell schwindet, liegt an der stressbedingt flacheren Atmung. Dadurch wird den Lippen mehr abverlangt als bei guter Atemführung (Stütze).

Eine Kombination von generell mehr atembetonter Spielweise (wirklich geringer Mundstückdruck, Cichowicz zum Warm Up, viel Mundstück buzzen der Etüden...) und das gründliche Erlernen eines empfohlenen Entspannungstrainings wird dich bei künftigen Auftritten kräftig unterstützen.
 
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Na also, du lebst noch, der Kopf ist noch dran und man hat dich nicht mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt.

Verbuche es als Erfolg.
Dass Bachblüten und Konsorten nichts nützen - auch wenn hier auch andere Meinungen zu lesen waren - ich bleibe dabei.

Die Aussage der Jury war, wie du schreibst das "Auftreten" zu üben. Versuche mal in deinem Umfeld dir so oft möglich solche Situationen zu schaffen. Da gibt es bestimmt auch ein paar Leute dir dir dabei helfen können.

Dass man in Stresssituationen kurzatmig wird, die Stimme flach wird das kenne auch alle die das erstemal vor Publikum eine Rede halten. Vom Vereinsvorstand angefangen bis zu den Lehrern in der Schule, den allermeisten bleiben diese Erlebinsse nicht erspart. Aber so gut wie alle machen die Erfahrung: je öfter sie diese Situationen durchlaufen, desto besser wird es.

Auf geht's

Grüße

atrofent
 

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