Livemischer
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Hallo Leute,
hab für meine Webseite neulich mal so einen Miniratgeber entworfen. Richtet sich in erster Linie an Nachwuchsbands, nicht an Vollprofis.
Ich habe vorhin gesehen, dass ähnliche Artikel hier schon existieren, vielleicht könnt Ihr den trotzdem brauchen
Über Feedback, Rückmeldungen, Anregungen etc würde ich mich natürlich auch hier freuen
Meine Webseite habe ich extra rausgelöscht, damits nicht als Spam missverstanden wird!
Also, hier:
hab für meine Webseite neulich mal so einen Miniratgeber entworfen. Richtet sich in erster Linie an Nachwuchsbands, nicht an Vollprofis.
Ich habe vorhin gesehen, dass ähnliche Artikel hier schon existieren, vielleicht könnt Ihr den trotzdem brauchen
Über Feedback, Rückmeldungen, Anregungen etc würde ich mich natürlich auch hier freuen
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Also, hier:
12 Tips wie Eure Band live besser klingt
Viele (Nachwuchs-?)Bands wundern sich, wieso sie nicht den Livesound bekommen, den sie sich vorstellen. Irgendetwas klingt auf der Bühne komisch, Freunde, die den Sound der Band kennen, sagen, dass es heute anders klang als sonst und andere Bands klingen besser und fetter als man selbst. Das muss aber nicht so sein. Ich stelle jetzt mal ein paar Sachen vor, die Bands dabei helfen können, einen besseren Livesound zu bekommen. Manche sind eigentlich selbstverständlich, andere vielleicht nicht so. Nutzt davon, was Euch etwas nützt. Fragen, Anregungen und Anmerkungen könnt Ihr mir gerne an mich schicken. Vielleicht wird daraus ja sogar ein zweiter Teil dieses kleinen Ratgebers. Und denkt daran: das sind keine universellen Wahrheiten, das ist nur meine persönliche Meinung. Heißt: vieles ist Geschmacks- oder Einstellungssache, aber trotzdem kann es sich ja lohnen, mal drüber nachzudenken. Viel Spaß
- TIP 1: Übt das Zusammenspiel!
Eigentlich klar, oder? Je besser ihr zusammenspielt, desto besser klingt Eure Musik. Nutzt die Proben vor den Auftritten, um speziell diesen Aspekt zu üben. Spielt auch Stücke mal instrumental, nur mit Schlagzeug und Bass, nur Bass und Gitarren etc. durch. Je besser Ihr Euch aufeinander einstellt und in unterschiedlichen Konstellationen zusammenspielen könnt, desto besser wird das Ganze auch klingen, wenn Euer Sound auf der Bühne komplett ungewohnt ist, weil irgendetwas mit dem Bühnensound oder Monitorsound nicht optimal läuft. Minitip für ganz Mutige: übt Eure Backingvocals ohne Instrumente
TIP 2: Seid vorbereitet!
Auch so ein No-Brainer. Es ist aber wirklich erstaunlich, wie viele Musiker zu Shows fahren, und sich einfach darauf verlassen, dass für ihre eigene Musik essentielle Dinge entweder von jemand anderem mitgebracht werden. Nehmt eine Ersatzgitarre mit, oder sprecht Euch vorher mit den Gitarristen der anderen Bands ab, damit sie eine bereithalten, denkt an Schlagzeugstimmschlüssel, 9V-Blöcke und an Stifte für die Setlist. Versprochen: das unabdingbare Spezialanschlusskabel für Euren exotischen 70er-Jahre-Sampler aus Indochina befindet sich NICHT im Koffer des Mischers. Am spießigsten (aber am verlässlichsten) ist es, wenn Ihr mit der kompletten Band eine Checkliste macht, was Ihr unbedingt für Auftritte einpacken müsst. Nach ein paar Mal ist es Routine, trotzdem lohnt es sich immer, die Liste vor der Abfahrt zur Venue noch einmal durchzugehen. Ihr wollt nicht die Band sein, die nach 3 Songs erst mal Pause machen muss, weil Eurem Leadgitarristen 1 Saite seiner Floyd-Rose-Axt gerissen ist und niemand eine Drop-A Gitarre dabei hat!
TIP 3: Bereitet den Mischer vor!
Vielleicht habt Ihr schon einen Rider, den Ihr standardmäßig verschickt, vielleicht erstellt Ihr Euch demnächst einen, aber klärt auf jeden Fall vor dem Konzert mit dem Veranstalter, dem Booker oder mit dem Mischer direkt ab, was Ihr alles so an Krams mitbringt. So kann der Mischer sich im Vorfeld überlegen, welche Kanäle er für welche Instrumente nutzen kann oder muss und das wird am Ende auch zu einem besseren Sound führen als wenn er eine Minute vor Beginn Eurer Show noch DI-Boxen sucht, um 2 Synthies, 1 Halbakustische und 2 Geigen ins Mischpult zu bekommen Ach ja, dass Euer Drumkit 8 Toms hat ahnt niemand. Wenn Ihr ein Intro habt, dann klärt vorher ab, in welchem Format es der Mischer braucht oder bringt es in verschiedenen mit (USB, CD). Macht es dem Mischer extra einfach. Das Intro ist Track 1, dahinter kommt am besten nichts sonst kanns passieren dass nach den ersten beiden Rücken-an-Rücken gespielten Hammersongs auf einmal Track 4 (irgendein Klingeltonlied von Eurer kleinen Schwester) fröhlich aus den Monitoren schallt. Ist witzig, passt aber nicht zur Wintermärchenwaldatmosphäre Eures Bombast-Blackmetalschneesturms von gerade eben.
TIP 4: Macht Euch selber den Sound auf der Bühne, aber...
Es ist super sinnvoll, wenn Ihr Euch auf der Bühne einen gemütlichen, proberaumähnlichen Sound macht. So hört Ihr Euch, wie Ihr es gewohnt seid, und das gibt Euch mehr Sicherheit für den Gig. Vielleicht wollt Ihr die Verstärker hochstellen, anwinkeln, Richtung Bühne zeigen lassen. Kann alles was nützen.
ABER, hört auch ruhig mal auf den Tontechniker. Besonders wenn er den Raum kennt. Gerade in kleinen Clubs ist es wichtig, dass der Sound von der Bühne nicht den kompletten PA Sound zerstört. Wenn der Bass zu laut ist, dann macht ihn leiser (oder spielt gar nur über DI + Monitore). Wenn Ihr zwei Gitarren habt, dann bringt sie so ungefähr auf eine ähnliche Lautstärke. Auch wenn Euer Leadgitarrist Fähigkeiten hat, die MIT-Absolventen vor Neid erblassen lassen es soll immer wieder Leute im Publikum geben, die eine Band hören wollen - so komisch das auch klingt
Zusätzlich ist es natürlich so: laute Bühne laute Monitore. Wenn die komplette Band so laut spielt, dass die Monitore am Limit plärren müssen, um den Sänger überhaupt noch mit ein wenig Gesang versorgen, dann tut das in kleinen Clubs dem Gesamtsound nicht sehr gut. Außerdem steigert das in der Regel die Wahrscheinlichkeit für Rückkopplungen, und die will meistens niemand hören. Oder halt, es gibt Leute die das hören wollen, aber die wollen nur mal einen Anlass haben, den Tontechniker mal finster anzustarren.
TIP 5: Sorgt für gutes Equipment für die Backline.
Die Faustregel sollte sein: nehmt das beste Equipment, was jemand freiwillig (oder nur mit relativ wenig Überredung ) zur Verfügung stellt. Es nützt keiner Band was, wenn auf der Bühne ein uraltes Pappkartondrumset steht, nur weil das eben aus dem Keller rübergetragen werden konnte. Die 4x12er mit dem eingetretenen Speaker könnt Ihr auf Ebay verkaufen, aber stellt sie nicht auf eine Bühne. Fast schon ein Nachtrag zu Tip 2: Nehmt bitte sicher funktionierende Kabel mit. Überprüft das vorher! Nein, das Kabel was Ihr beim letzten Altglassammeln im Proberaum total stolz unter der dritten Bierkiste gefunden habt ist nicht VINTAGE und vor allem KEIN tolles Ersatzkabel. Auch nicht für die arrogante A.........band, die nach Euch spielt. Böse!
TIP 6: Spezialtip für Sänger: Euer Mikro ist Euer Instrument.
Ja, ich weiß, es ist eigentlich Eure Stimme. Aber Eure Naturstimme hört bei einem Konzert niemand! It's a fact: Eure Stimme geht als erstes durch ein Mikrofon. Kauft Euch ein eigenes Mikrofon! Vergleicht verschiedene, bis Ihr eines gefunden habt, was zu Eurer Stimme passt. Bezieht die Bandkollegen in die Suche mit ein. Das Mikro muss nicht unbedingt teuer sein (kann natürlich passieren..), wichtiger ist, dass es Eure Stimme so rüberbringt, wie sie klingen soll. Das kann total transparent sein, vielleicht wollt Ihr aber auch ein Mikro, was gewisse Eigenarten Eurer Stimme verstärkt oder versteckt. Der Tonmann wird wahrscheinlich (hoffentlich) einige Standardmikros dabeihaben, die den Job auch machen, optimal werden diese Mikrofone wahrscheinlich nicht für Euch sein. Je besser Eure Stimme klingt, wenn sie durchs Mikrokabel ins Mischpult kommt, desto besser kann der Mischer damit arbeiten. Eventuell sogar zaubern Disclaimer: Wenn der Mischer sich vehement weigert, Euer Mikro zu benutzen, dann hat er vielleicht einen guten Grund dafür. Vielleicht hat er Recht.
- TIP 7: Spezialtip für Drummer: Eure Becken sind soo schön, aber zu laut!
Besonders in kleinen Clubs sind die Becken fast immer zu laut. Aus diesem Grund stehen da auch fast nie Overheadmikros (es sei denn für eine Aufnahme). Übt, leiser auf den Becken zu spielen, ohne die Dynamik zu verlieren (ja, das gibt es!), besorgt Euch Becken die leiser klingen oder experimentiert mal mit Gaffer unter den Becken (ja, ich weiß) oder speziellen Dämpfungsringen wie z.B. Cympads. Ich weiß, die Becken waren extra wegen der Obertöne so teuer, aber was nutzen einem die ganzen Obertöne, wenn sie hinterher sowieso in dem Klopapier steckenbleiben, was sich die Leute verzweifelt in die Ohren stopfen, um das Zischen zu stoppen. Hm.
TIP 8: Spezialtip für Gitarristen: Krasse Verzerrung. Klingt aber matschig.
Falls Eure Gitarren nicht so durchsetzungsfähig klingen, wie sie sollen, dann könnte es daran liegen, dass sie einfach zu verzerrt sind. Ich weiß, es macht totalen Spaß durch ein paar Riffs durchzufegen mit einem Sound, der klingt, als hätte jemand eine Katze in Brand gesteckt und sie dann ans Stromnetz angeschlossen, im Bandgefüge klingt das nach nix Gutem. Wenn Ihr zwei (drei, vier...) Gitarren habt gilt das natürlich um so mehr. Faustregel: Gainpotistellung geteilt durch 2 = richtig. Keine Sorge, nach vorne klingen Eure Gitarren fetter als Ihr denkt! Minitip: Euer Hi-Gain-Amp braucht ein Noisegate
TIP 9: Spezialtip für Bassisten: der Kompressor ist Euer Freund
Entweder steckt Euch der Kompressor in den Fingern (Respekt!), oder Ihr braucht einen. Gerade in einem kleinen Club machen sich sonst die teilweise heftigen Lautstärkeschwankungen negativ bemerkbar. Am besten benutzt Ihr einen speziellen, der Eurem Sound zu Gute kommt. Der Tontechniker wird für Euch wahrscheinlich einen Kompressor benutzen, kommt ihm doch einfach zuvor, indem Ihr einen nehmt, der besser zu Euch passt
TIP 10: Der Soundcheck ist eine ernste Sache.
Klar, wenn die Leute da sind und Euch das Adrenalin aus den Ohren kommt werdet Ihr eh mit mehr Energie spielen, als beim Soundcheck vorm Hausmeister, aber nehmt den Soundcheck ernst. So kann der Tonmensch am besten beurteilen, wie Ihr nachher klingen werdet. Überlegt Euch außerdem vorher, welche Songs Ihr für den Soundcheck antesten wollt. Am besten wäre es, wenn Ihr einen Song spielt, der für Euren Sound typisch ist aber auch Songs, die für Euren Sound gerade nicht so typisch sind. Das ist besonders dann wichtig, wenn Ihr Songs mit unterschiedlichen Instrumentierungen spielt, also zum Beispiel eine Ballade mit der Akustikgitarre und Xylophon in der Mitte einer Grindcore-Show. Ach ja: der Soundcheck ist keine Probe. Spielt bitte Songs, die Ihr könnt. (Beim Linecheck gilt das alles nicht, da ist es mir sogar lieber, wenn alle quasi beim Umbau wild durcheinander mal ihre Instrumente anspielen, der Rest läuft dann von selbst.)
TIP 11: Habt Spaß!
Vielleicht der wichtigste Tip von allen. Wenn etwas während der Show nicht rund läuft, dann stört Euch nicht weiter dran. Irgendetwas ist immer, vielleicht hört Ihr Euch gerade bei Eurem wichtigen Solo nicht, vielleicht klappt ein Songende nicht wie geplant, die perfekte Show wird es wohl nicht geben. Wenn Ihr es Euch nicht anmerken lasst, wird es das Publikum auch nicht stören! Das heißt natürlich nicht, dass Ihr Eure Musik nicht ernstnehmen sollt. Lernt aus Euren Fehlern, besprecht sie, macht es beim nächsten Mal besser. Aber diskutiert Eure Missgeschicke nicht auf der Bühne, das stellt eigentlich unauffällige Fehler nur noch mehr heraus und verdirbt allen die Laune es sei denn, das ist Eure Show
TIP 12: Ein eigener Mischer bringt viel. Sehr viel.
So viel, dass ich sogar sagen würde: ein eher durchschnittlicher Mischer, der die Band und ihre Show und ihren Sound und ihre Eigenarten, Vorlieben und Abneigungen gut kennt, wird die Band insgesamt besser klingen lassen als ein erstklassiger Mischer, der die Band nicht kennt, auf die Musik keinen Bock hat und außerdem lieber Kaffee trinken als mischen würde. Aber das ist nur meine Meinung
Ich hoffe dieser kleine Miniratgeber hat Euch etwas gebracht, wie schon erwähnt, Zuschriften gerne erwünscht! Falls Ihr gute Ideen für weitere Anregungen habt werde ich Euch in weiteren Ausgaben namentlich erwähnen, wenn Ihr das wollt.
Über den Autor
Der Autor (selbsternannter Tontechniker) hat natürlich einiges an Erfahrung. Dutzende Konzerte in kleinen Clubs mit unterirdischen Bedingungen (und natürlich ausnahmslos überirdisch guten Bands!) haben ihn so einiges sehen und hören lassen. Er hat aber noch nicht alles gesehen und gehört, und das ist auch gut so. Er mag Musik! Und er mag kleine Clubs. Wirklich!
- Eigenschaft