Plague Angel
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Gibson Explorer in Classic White
1. Die Vorgeschichte
Die Gibson Explorer. Wenn auch nicht zwangsläufig Gibson per se, verbindet man mit der Gitarre allerdings eines im besonderen: James Hetfield. Kaum ein Mann prägte diese außergwöhnliche Gitarre wie er. Da ich als langjähriger Metallica-Fan immer nach dieser Gitarre schmachtete musste so eine irgendwann mal her, allerdings war mir eine ESP da wünschenswerter. Warum nun also die Gibson? Aus 2 Gründen: 1. Bekommt man die JH-ESP-Explorers nur schwer oder recht kostenintensiv über eBay. Und zum anderen suchte ich so oder so nach einer Zweitklampfe die einen (eher rockigen) Gegensatz zu meiner doch recht Metal-lastigen ESP (Review in der Signatur) bietet. Geplant war ursprünglich eine SG, als ich dann allerdings auf eine Band namens Airbourne stiess, stand die Entscheidung fest. Und zwar Felsenfest!
2. Die Specs
- Mahagoni Korpus
- Mahagoni Hals
- Ebenholz Griffbrett
- 1x 496R Humbucker in Halsposition
- 1x 500T Humbucker in Stegposition
- 22 Jumbo Bünde
- weißes Schlagbrett
- verchromte Hardware
- Farbe: Classic White
- inkl. Koffer
3. Konstruktion
Mahagoni Hals, Mahagoni Korpus. Ein Fliegengewicht? Eher nicht. Mit ca. 4 kg ist die Explorer durchaus bemerkbar am Gurt. Ein etwas breiterer Strap kann hier bei Rückenleiden Abhilfe schaffen. 6 verchromte Grover-Tuner verrichten ihr Stimmwerk an der Bananenkopfplatte. Eine kleine "Umgewöhnung" war es für mich schon. Durch Floyd Rose in Sachen Stimmstabilität etwas verwöhnt, muss man sich natürlich das gelegentliche Nachstimmen gefallen lassen, vor allem nach einer ausgiebeigen Bendingsession. Ansonsten gibt es an der '76 Re-Issue wenig neues. Stoptailpiece und Tune-o-Matic Bridge sorgen für Bundreinheit und funktionieren einwandfrei. Als PUs kommen ein 500T an der Bridge und ein 496R am Hals zum Einsatz. Soweit so gut. Aber halt. Nach ein paar Wochen tat sich ein unschöner Negativpunkt auf, der, nach etwas Recherche hier im Forum kein Einzelfall ist:
Der obligatorische Lack-Halriss. Warum Gibson so etwas unterläuft, und dass sogar in "Massenproduktion" ist fraglich und vor allem unschön. Der Riss ist spürbar, beeinträchtigt das Spielgefühl allerdings nicht wirklich aufgrund der Tatsache das der Riss nur an der oberen Halskante lokalisiert ist. Die gute kommt übrigens im passenden Gibson-Formkoffer an dem es nichts zu beanstanden gibt.
4. Bespielbarkeit
Hinsetzen. In die Hand nehmen. Staunen. Kritiker mögen die Explorer als unhandlich titulieren, ich für meinen Teil brauchte auch ein paar Tage bis man sich an die "neue" Form gewöhnte. Im Stehen jedoch ergeben sich kaum Probleme. Wie Anfangs erwähnt besaß ich bereits vorher eine ESP Alexi Laiho mit Thin-U Halsprofil, welches mir nach wie vor als das Beste erscheint dass es gibt auf dem Markt. Der Hals der Explorer ist dünner als der meiner ESP, verfügt aber auch über ein breiteres Griffbrett. Auch die Bünde sind kleiner. Alles in allem also kein Shredding-Brett für meinen Geschmack, allerdings wollte ich das auch nicht. Man kann super zupacken, sich in Akkorde reinlegen und den Amp den Rest machen lassen. Man muss Gibson eine "Neuereung" hoch anrechnen. Bisherige Explorer Modelle beklagten sich seitens der Spieler immer durch starke Kopflast. Diese Zeiten sind nun vorbei, man positionierte einfach den vorderen Gurtpin weg vom Zargenrand, hinter den Hals-Korpus Übergang, eine simple und zugleich effektive Lösung. Pluspunkt!
5. Sound
Ich hatte einiges erwartet, und wurde doch noch einmal angenehm überrascht. Ich lies die EX in E mit Ernie Balls .10 - .46 . Schon trocken klingen die höhen Glasklar, die mitten ausreichend präsent, die Bässe drängen sich nicht in den Vordergrund. Ausgewogenes Klangbild nach meinem Geschmack. Am Amp dann angenehme Klänge. Mal schnelle alle PU Kombis durch. Bridge recht kühle und glasige Höhen die das Klangbild doch beherrschen. In der Mitte dann schon anegenehmeres mit viel mehr Wärme im Bassfundament, die Höhen schneiden logischerweise nicht mehr so durch. Am Hals dann der gewohnt nasale Ton, die Bässe geben beim Anschlag ein "donk" von sich was später in der Lead-Abteilung zu den Soli beitragen soll und wird. In Kombination mit einem Choruspedal(s. Video) kann man ihr den klassischen Metallica-Clean Tone entlocken dass es nur eine Freude ist. Schalten wir dann einmal auf Distortion ist es eine wahre Freude was sich da aus dem Speaker schält. Ein offenes, mit dem Plec durchgestrichenes A perlt kristallklar und kippt recht fix in eine Mittenzerre die es in sich hat. Absolutes Rockbrett. Powerchords kommen konstant und direkt ohne das Bässe zu sehr wummern, ein Traum für Rocker die etwas mehr als eine SG wollen. 16tel Akkorde knarzen etwas trocken, ein Sound den man stellenweise auf Master of Puppets wiederfindet. Die Pick-Ups zeigen aber auch das sie keine Zerrgiganten sind a la EMG. Scheuen müssten sie den Vergleich allerdings nicht unbedingt. In der Solo-Abteilung zeigt sie sich ähnlich durchsetzungsfähig und singt in der Halsposition traumhaft schön.
Eines wird am Sound auch sofort klar. Die gute Dame hat eine Menge Masse, das resultiert natürlich in massig Sustain. Die Idee drängt sich dem geneigten Metaller also auf ihr ein komplettes Metal Setup zu spendieren und sie böse brummen zu lassen, denn auch das könnte sie. James Hetfield wie auch (u.a.) Jesper Strömblad zelebrieren das Prinzip seit Jahren.
6. Fazit
Ich habe selten eine so vielseitige Gitarre erlebt. Die Explorer rockt sich seit Jahren den Weg in die obere Beliebtheitsskala und das zurecht. Sie kommt sehr gut zurecht mit cleanem Sound, aber auch mit Effekten etwas aufgepusht machen die Gibson-Humbucker eine gute Figur und wirken keinesfalls künstlich. Was Gain angeht kann sie auch hier nahezu alles abdecken egal ob Rock, Jazz oder Metal. Wer also eine gute Marshall-Rock Combo befeuern will, sollte sich diese Gitarre mal etwas genauer ansehen und sich ein Bild machen.
- Eigenschaft