A
Arachnophobia
Registrierter Benutzer
So. Mein erstes Review im Musiker-Board, und noch dazu eins zu einer sog. "Billiggitarre". Bin ein bissl nervös - mal Hände an den Oberschenkeln abwischen - ok, los geht's!
Zum Review: Ich werde insgesamt 40 Punkte vergeben, wobei 20 auf die Gitarre selbst fallen und 20 auf den Sound und den Spielspaß, den sie liefert. Wie jedes Review ist auch dieses hier rein subjektiv und entbindet nicht von der Pflicht des Selbstantestens Ferner behalte ich mir völlige Willkürlichkeit und Intransparenz in der Bewertung vor
Viel Spaß beim Lesen!
Ara
---
Hintergrund: Meine Freundin ist absoluter Tote-Hosen-Fan und wollte unbedingt eine E-Gitarre haben, nachdem sie jetzt ein paar Monate Akustik spielt, die ihr aber nicht mehr so Spaß macht. Ist ja auch logisch: Die Hosen rocken auf Nylon einfach nicht. Also musste was Elektrisches her, aber sie verdient nicht viel Geld und wollte möglichst wenig ausgeben. Also habe ich ihr meine Yamaha Pacifica 112 ausgeliehen und einen gebrauchten Verstärker gekauft (Flohmarkt, 20 Euro ) und wir haben so 1 Monat nach ner Gitarre gesucht. Zuerst habe ich versucht, ihr was von Squier aufzunötigen. Sie hat sich dann auch kurzzeitig in eine Ibanez RG verliebt, aber dann doch zu einer Kay Stratocaster gegriffen. Die hat sie in einem Laden, der gebrauchte Gitarren verkauft, für 170 € inkl. Gurt, Kabel, Ersatzsaiten, Tasche und ein paar Pleks bekommen.
Zur Gitarre selbst, hier fängt's schon an: Ich habe schlichtweg nicht rausfinden können, um welches Modell konkret es sich handelt, und daher auch fast keine Daten. Jedenfalls ist es eine Stratocaster-Kopie mit einem Humbucker am Steg und zwei Singlecoils, mit Lackierung in Red Sunburst. Auf der Kopfplatte ist das Kay-Logo, und Kay produziert in der Tat auch Strat-Kopien in der Einsteigerklasse, aber dieses Modell ist auf der Kay-Webseite nicht aufgeführt. Möglicherweise handelt es sich also um ein Restexemplar aus einer eingestellten Serie. Der Verkäufer selbst behauptet, dass die Marke Kay aus England stamme, aber der Urprung dieses Exemplars muss definitiv Südostasien sein. Wobei es bei der Verarbeitung auch aus der guten alten Tradition englischer Kinderarbeit stammen könnte, oder Kay Guitars experiment mit dressierten Affen in der Fertigung. Das will ich natürlich nicht ganz ausschließen...
Der geschraubte Hals: ist 25,5'' lang (so lang wie der meiner Pacifica), aber ein bisschen breiter. Wie bei der Pac hat er 22 Bünde mit Dot Inlays, sieht dabei ein bisschen unsauberer aus. Holz: Ich vermute mal stark Ahorn und Palisander für's Griffbrett. Der Hals hat eine Saitenlage, die für den Preis ok ist und auch nicht anders als bei meiner immerhin 50 € teureren Pacifica. Dadurch ist die Bespielbarkeit in Ordnung, in der Preiskategorie gibt es definitiv Schlechteres! Wobei ich stark vermute, dass sie sich nur wegen des Verkäufers einwandfrei spielen lässt, der alle Gitarren in seinem Laden nochmal selbst ordentlich einstellt, ehe er sie ins Schaufenster hängt. Definitiv geht es auf seine Kappe, dass auf der Kay ein Satz frischer und gut klingender D'Addario-Saiten drauf sind. Was negativ auffällt, ist ein weißer Billigplastik-Sattel mit kratzigen Gräten und Fingerblutigpotenzial. Das gibt einen halben Punkt Abzug. Die Bundstäbchen sind in Ordnung -ebenso teure Squier-Telecaster etwa hatten überstehende Bundstäbchen, an denen mensch schön hängenbleiben kann - hier gibt's also nix zu meckern.
2.5/5 Punkten
Der Korpus: unterscheidet sich von der der Yamaha besonders durch die weniger abfallende Schräge zum Armablegen und einen etwas größeren Ausschnitt beim unteren Strat-"Horn". Die "Taille" ist auch nicht so schön ausgeprägt, sondern etwas flacher, und der "Arsch" etwas breiter. Gurtpins befinden sich unten am Arsch und auf dem oberen Horn, erfreulicherweise mit weißer Filzunterlage. Entgegen meiner Erwartung ist der Body tatsächlich solide aus einem Stück, und kein Pressholz. Was beim Korpus negativ auffällt, ist die schlechte Verarbeitung im Bereich zum Schraubhals und unter den abgedeckten Stellen auf der Rückseite, hier blitzt das unlackierte Holz hervor (müsste Erle oder Ahorn sein). Hier hat wohl der Praktikant gesägt Auch die Aussparungen für die Pickups sind nicht ganz sauber.
Die Lackierung sieht billig und aufklebermäßig aus, ist aber regelmäßiger als bei meiner Yamaha. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen mangels Kenntnis.
2/5 Punkten
Kleinkram: Seitlich am Korpus befindet sich die Klinkenbuchse, wie bei der Pacifica haben wir einen Volume- und einen Tonepoti, hier jedoch mit geriffelten Chromknöpfen. Einer der beiden sitzt viel zu locker aufm Poti, da darf mensch keine großen Sprünge mit machen, sonst ist er ab... auch die schwarze Kappe des Pickup-Schalters ist nach einer heftigen Bewegung quer durch den Raum geschossen und führte zu einer 10-minutigen Möbelrück-Rettungsaktion. Ich vergebe hierfür mal 0.5 Punkte Abzug, da es ärgerlich ist, die Funktion der Gitarre aber nicht wesentlich beeinflusst.
Ein Loch für einen Tremolohebel ist auch da, der wurde aber vom Verkäufer entfernt und die Bridge dafür ordentlich eingestellt. Gut so, finde ich, in der Preisklasse sind Tremolos imho eh zu nix zu gebrauchen. Das Geld dafür hätte Kay besser mal woanders reingesteckt! Trotz der Mühen des Verkäufers hat er ein leichtes Scheppern am Saitenhalter der E-Saite nicht wegbekommen. Das hört Mensch aber nur unplugged. Trotzdem: Nen halben Punkt Abzug.
Ein Blick in die Elektroabteilung scheitert erst mal daran, dass von vier Schrauben der einfachen, schwarzen Billigplastik-Abdeckung eine auf Teufelkommraus einfach nicht nachgeben will, während die restlichen drei nur leicht gelockert werden müssen und dann von selbst aus ihren Löchern fallen, wo sie beim Wiederzuschrauben durchdrehen. Zur Seite geschoben, verkratzt der Deckel natürlich schön den Korpus (-1 Punkt!)
1/5 Punkte
Die Elektronik: Nachdem bis auf die letzte Schraube alle draußen und die Abdeckung zur Seite geschoben ist, offenbart sich das pure Grauen. Es sitzt zwar alles fest (leider keine Selbstverständlichkeit, auch bei teureren Geräten nicht), aber die Lötstellen sind zum In-Ohnmacht-Fallen. Eine Kabelisolierung ist gar angeschmolzen und hier und da finden sich Kabel mit zu kurzer Isolierung, die hübsch viel Kurzschlusspotenzial bieten. Das Kabel zum Halspickup ist so locker, dass ich befürchtete, es könnte vom bloßen Angucken abfallen. Bei den Pickups selbst blitzen die Kabel und Lötungen in den Korpusaussparungen hervor. Puh. heftig. Der Gesamteindruck macht mich echt sauer. Mehr als einen Punkt kriegt Kay hier nicht!
1/5 Punkte
Von der Verarbeitung her erreicht die Kay also 6.5/20 Punkten.
Sound und Spielspaß: Fairerweise muss gesagt werden, dass die Gitarre das macht, was sie machen soll, nämlich Rocken! Von den Pickups sollte mensch sich nicht zuviel erwarten, in höherwertigen Amps ist das Matschen schon zu hören, aber bei dem Preis ist auch nix anderes zu erwarten. Für die Übungsverstärker finanziell unterprivilegierter Einsteiger_innen ist es aber durchaus ok und es lässt sich, durch die relativ gute Bespielbarkeit, schon gut auf der Kay abrocken. Sowohl Höhen als auch Mitten und Bässe kommen erstaunlich klar rüber und wenn mensch einen Amp mit 3-Band-EQ hat, macht das schon Spaß, dran rumzuzockeln. Ach ja, der Humbucker ist nicht splitbar, und so haben wir "nur" fünf Sounds zur Auswahl, die aber ausreichen sollten, zumindest bis mensch weiß, wohin die Reise musikalisch gehen soll. Durch die Tonabnehmerbestückung ist die Kay ja vielfältig: Von Depri-Blues bis Punk ist sicher einiges drin, sogar ein bisschen Funk á la RHCP, und definitiv auch softere Sachen. Verzerrt klingt sie, auch im Vergleich zur Pacifica, nicht so super, viel Gain viel Matsch. Da muss mensch sich leider etwas zurückhalten. Metal ist also nicht drin.
Hier vergebe ich 14/20 Punkten. Für die volle Punktzahl hätte ich mir bessere Pickups, nen splitbaren Humbucker und besseres Verhalten bei Verzerrung gewünscht. Dennoch ein recht gutes Ergebnis.
Fazit: 20.5/40 Punkte
In Schulnoten: Eine Vier - Geht gerade so noch, aber fast hätte sie nachsitzen müssen Vieles rausgerissen hat, dass der Verkäufer einstellungsmäßig alles aus ihr rausholen konnte, was rauszuholen war, ohne Teile (Ausnahme: Werkssaiten) austauschen zu müssen. Ein kompletter Einstellungscheck vor dem Kauf ist also Muss. Die Gitarre kann für ihr Geld ordentlich klingen, wenn mensch weiß, wie alles eingestellt werden muss. Und genau das ist das Problem, dass Anfänger_innen das oft nicht wissen. Auch dass sie nie krank wird, wage ich stark zu bezweifeln ob der vielen Mängel in der Elektronik. Das geht sicher besser, auch in der niedrigen Preisklasse!
Wenn die Kay aber ordentlich eingestellt ist, wird schnell klar: der Spielspaß steht hier absolut im Vordergund. Dafür müssen viele Abstriche in der Verarbeitung gemacht werden, die die Freude am Instrument schon ziemlich abbremsen. Bastler_innen und Tüftler_innen finden hier sicher ihre Freude dran.
Summa summarum würde ich nicht sagen, dass die Kay ein Fehlkauf war, und meine Freundin ist (für's erste zumindest) glücklich mit ihr. Aber wirklich empfehlen mag ich die Kay auch nicht. In mancherlei Hinsicht hat sie mich überrascht. Sie tut, was sie tun soll - nicht mehr und nicht weniger. Ich schätze, dass sie Gitarreneinsteiger_innen mit Ambitionen maximal zwei Jahre Spielspaß liefert, bis sie langweilig wird oder durch die furchtbaren Verarbeitungsmängel in einer großen Explosion verpufft In derselben Preisklasse empfehle ich daher dringend, sich auch nach was anderem umzuschauen, z.b. Squier, Yamaha oder Ibanez. Da bekommt Mensch denselben Spielspaß mit weniger Mängeln.
Fotos und Soundsamples auf Nachfrage, kann aber ne Weile dauern...
Zum Review: Ich werde insgesamt 40 Punkte vergeben, wobei 20 auf die Gitarre selbst fallen und 20 auf den Sound und den Spielspaß, den sie liefert. Wie jedes Review ist auch dieses hier rein subjektiv und entbindet nicht von der Pflicht des Selbstantestens Ferner behalte ich mir völlige Willkürlichkeit und Intransparenz in der Bewertung vor
Viel Spaß beim Lesen!
Ara
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Hintergrund: Meine Freundin ist absoluter Tote-Hosen-Fan und wollte unbedingt eine E-Gitarre haben, nachdem sie jetzt ein paar Monate Akustik spielt, die ihr aber nicht mehr so Spaß macht. Ist ja auch logisch: Die Hosen rocken auf Nylon einfach nicht. Also musste was Elektrisches her, aber sie verdient nicht viel Geld und wollte möglichst wenig ausgeben. Also habe ich ihr meine Yamaha Pacifica 112 ausgeliehen und einen gebrauchten Verstärker gekauft (Flohmarkt, 20 Euro ) und wir haben so 1 Monat nach ner Gitarre gesucht. Zuerst habe ich versucht, ihr was von Squier aufzunötigen. Sie hat sich dann auch kurzzeitig in eine Ibanez RG verliebt, aber dann doch zu einer Kay Stratocaster gegriffen. Die hat sie in einem Laden, der gebrauchte Gitarren verkauft, für 170 € inkl. Gurt, Kabel, Ersatzsaiten, Tasche und ein paar Pleks bekommen.
Zur Gitarre selbst, hier fängt's schon an: Ich habe schlichtweg nicht rausfinden können, um welches Modell konkret es sich handelt, und daher auch fast keine Daten. Jedenfalls ist es eine Stratocaster-Kopie mit einem Humbucker am Steg und zwei Singlecoils, mit Lackierung in Red Sunburst. Auf der Kopfplatte ist das Kay-Logo, und Kay produziert in der Tat auch Strat-Kopien in der Einsteigerklasse, aber dieses Modell ist auf der Kay-Webseite nicht aufgeführt. Möglicherweise handelt es sich also um ein Restexemplar aus einer eingestellten Serie. Der Verkäufer selbst behauptet, dass die Marke Kay aus England stamme, aber der Urprung dieses Exemplars muss definitiv Südostasien sein. Wobei es bei der Verarbeitung auch aus der guten alten Tradition englischer Kinderarbeit stammen könnte, oder Kay Guitars experiment mit dressierten Affen in der Fertigung. Das will ich natürlich nicht ganz ausschließen...
Der geschraubte Hals: ist 25,5'' lang (so lang wie der meiner Pacifica), aber ein bisschen breiter. Wie bei der Pac hat er 22 Bünde mit Dot Inlays, sieht dabei ein bisschen unsauberer aus. Holz: Ich vermute mal stark Ahorn und Palisander für's Griffbrett. Der Hals hat eine Saitenlage, die für den Preis ok ist und auch nicht anders als bei meiner immerhin 50 € teureren Pacifica. Dadurch ist die Bespielbarkeit in Ordnung, in der Preiskategorie gibt es definitiv Schlechteres! Wobei ich stark vermute, dass sie sich nur wegen des Verkäufers einwandfrei spielen lässt, der alle Gitarren in seinem Laden nochmal selbst ordentlich einstellt, ehe er sie ins Schaufenster hängt. Definitiv geht es auf seine Kappe, dass auf der Kay ein Satz frischer und gut klingender D'Addario-Saiten drauf sind. Was negativ auffällt, ist ein weißer Billigplastik-Sattel mit kratzigen Gräten und Fingerblutigpotenzial. Das gibt einen halben Punkt Abzug. Die Bundstäbchen sind in Ordnung -ebenso teure Squier-Telecaster etwa hatten überstehende Bundstäbchen, an denen mensch schön hängenbleiben kann - hier gibt's also nix zu meckern.
2.5/5 Punkten
Der Korpus: unterscheidet sich von der der Yamaha besonders durch die weniger abfallende Schräge zum Armablegen und einen etwas größeren Ausschnitt beim unteren Strat-"Horn". Die "Taille" ist auch nicht so schön ausgeprägt, sondern etwas flacher, und der "Arsch" etwas breiter. Gurtpins befinden sich unten am Arsch und auf dem oberen Horn, erfreulicherweise mit weißer Filzunterlage. Entgegen meiner Erwartung ist der Body tatsächlich solide aus einem Stück, und kein Pressholz. Was beim Korpus negativ auffällt, ist die schlechte Verarbeitung im Bereich zum Schraubhals und unter den abgedeckten Stellen auf der Rückseite, hier blitzt das unlackierte Holz hervor (müsste Erle oder Ahorn sein). Hier hat wohl der Praktikant gesägt Auch die Aussparungen für die Pickups sind nicht ganz sauber.
Die Lackierung sieht billig und aufklebermäßig aus, ist aber regelmäßiger als bei meiner Yamaha. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen mangels Kenntnis.
2/5 Punkten
Kleinkram: Seitlich am Korpus befindet sich die Klinkenbuchse, wie bei der Pacifica haben wir einen Volume- und einen Tonepoti, hier jedoch mit geriffelten Chromknöpfen. Einer der beiden sitzt viel zu locker aufm Poti, da darf mensch keine großen Sprünge mit machen, sonst ist er ab... auch die schwarze Kappe des Pickup-Schalters ist nach einer heftigen Bewegung quer durch den Raum geschossen und führte zu einer 10-minutigen Möbelrück-Rettungsaktion. Ich vergebe hierfür mal 0.5 Punkte Abzug, da es ärgerlich ist, die Funktion der Gitarre aber nicht wesentlich beeinflusst.
Ein Loch für einen Tremolohebel ist auch da, der wurde aber vom Verkäufer entfernt und die Bridge dafür ordentlich eingestellt. Gut so, finde ich, in der Preisklasse sind Tremolos imho eh zu nix zu gebrauchen. Das Geld dafür hätte Kay besser mal woanders reingesteckt! Trotz der Mühen des Verkäufers hat er ein leichtes Scheppern am Saitenhalter der E-Saite nicht wegbekommen. Das hört Mensch aber nur unplugged. Trotzdem: Nen halben Punkt Abzug.
Ein Blick in die Elektroabteilung scheitert erst mal daran, dass von vier Schrauben der einfachen, schwarzen Billigplastik-Abdeckung eine auf Teufelkommraus einfach nicht nachgeben will, während die restlichen drei nur leicht gelockert werden müssen und dann von selbst aus ihren Löchern fallen, wo sie beim Wiederzuschrauben durchdrehen. Zur Seite geschoben, verkratzt der Deckel natürlich schön den Korpus (-1 Punkt!)
1/5 Punkte
Die Elektronik: Nachdem bis auf die letzte Schraube alle draußen und die Abdeckung zur Seite geschoben ist, offenbart sich das pure Grauen. Es sitzt zwar alles fest (leider keine Selbstverständlichkeit, auch bei teureren Geräten nicht), aber die Lötstellen sind zum In-Ohnmacht-Fallen. Eine Kabelisolierung ist gar angeschmolzen und hier und da finden sich Kabel mit zu kurzer Isolierung, die hübsch viel Kurzschlusspotenzial bieten. Das Kabel zum Halspickup ist so locker, dass ich befürchtete, es könnte vom bloßen Angucken abfallen. Bei den Pickups selbst blitzen die Kabel und Lötungen in den Korpusaussparungen hervor. Puh. heftig. Der Gesamteindruck macht mich echt sauer. Mehr als einen Punkt kriegt Kay hier nicht!
1/5 Punkte
Von der Verarbeitung her erreicht die Kay also 6.5/20 Punkten.
Sound und Spielspaß: Fairerweise muss gesagt werden, dass die Gitarre das macht, was sie machen soll, nämlich Rocken! Von den Pickups sollte mensch sich nicht zuviel erwarten, in höherwertigen Amps ist das Matschen schon zu hören, aber bei dem Preis ist auch nix anderes zu erwarten. Für die Übungsverstärker finanziell unterprivilegierter Einsteiger_innen ist es aber durchaus ok und es lässt sich, durch die relativ gute Bespielbarkeit, schon gut auf der Kay abrocken. Sowohl Höhen als auch Mitten und Bässe kommen erstaunlich klar rüber und wenn mensch einen Amp mit 3-Band-EQ hat, macht das schon Spaß, dran rumzuzockeln. Ach ja, der Humbucker ist nicht splitbar, und so haben wir "nur" fünf Sounds zur Auswahl, die aber ausreichen sollten, zumindest bis mensch weiß, wohin die Reise musikalisch gehen soll. Durch die Tonabnehmerbestückung ist die Kay ja vielfältig: Von Depri-Blues bis Punk ist sicher einiges drin, sogar ein bisschen Funk á la RHCP, und definitiv auch softere Sachen. Verzerrt klingt sie, auch im Vergleich zur Pacifica, nicht so super, viel Gain viel Matsch. Da muss mensch sich leider etwas zurückhalten. Metal ist also nicht drin.
Hier vergebe ich 14/20 Punkten. Für die volle Punktzahl hätte ich mir bessere Pickups, nen splitbaren Humbucker und besseres Verhalten bei Verzerrung gewünscht. Dennoch ein recht gutes Ergebnis.
Fazit: 20.5/40 Punkte
In Schulnoten: Eine Vier - Geht gerade so noch, aber fast hätte sie nachsitzen müssen Vieles rausgerissen hat, dass der Verkäufer einstellungsmäßig alles aus ihr rausholen konnte, was rauszuholen war, ohne Teile (Ausnahme: Werkssaiten) austauschen zu müssen. Ein kompletter Einstellungscheck vor dem Kauf ist also Muss. Die Gitarre kann für ihr Geld ordentlich klingen, wenn mensch weiß, wie alles eingestellt werden muss. Und genau das ist das Problem, dass Anfänger_innen das oft nicht wissen. Auch dass sie nie krank wird, wage ich stark zu bezweifeln ob der vielen Mängel in der Elektronik. Das geht sicher besser, auch in der niedrigen Preisklasse!
Wenn die Kay aber ordentlich eingestellt ist, wird schnell klar: der Spielspaß steht hier absolut im Vordergund. Dafür müssen viele Abstriche in der Verarbeitung gemacht werden, die die Freude am Instrument schon ziemlich abbremsen. Bastler_innen und Tüftler_innen finden hier sicher ihre Freude dran.
Summa summarum würde ich nicht sagen, dass die Kay ein Fehlkauf war, und meine Freundin ist (für's erste zumindest) glücklich mit ihr. Aber wirklich empfehlen mag ich die Kay auch nicht. In mancherlei Hinsicht hat sie mich überrascht. Sie tut, was sie tun soll - nicht mehr und nicht weniger. Ich schätze, dass sie Gitarreneinsteiger_innen mit Ambitionen maximal zwei Jahre Spielspaß liefert, bis sie langweilig wird oder durch die furchtbaren Verarbeitungsmängel in einer großen Explosion verpufft In derselben Preisklasse empfehle ich daher dringend, sich auch nach was anderem umzuschauen, z.b. Squier, Yamaha oder Ibanez. Da bekommt Mensch denselben Spielspaß mit weniger Mängeln.
Fotos und Soundsamples auf Nachfrage, kann aber ne Weile dauern...
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