reine Spielzeit vs. gesamter Zeitaufwand für einen Gig

  • Ersteller dr_rollo
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Ich bin jemand der auch lieber 30min vor Aufbauuhrzeit da ist.
Dann in ALLER Ruhe aufbauen, Soundcheck evtl noch absprachen mit dem Mischer treffen.
Dann schön 1-2 Stunden OFFTime und dann gehts auf die Bühne.
Wir sind pro Gig auch ca 10-12 Stunden unterwegs, wobei wir zur Zeit leider nur maximal 1 Stunde spielen.
 
wenn ich so rechnen würde, dann hätte es meine band bei durchschnittlich 30min spielzeit pro show nie bis moskau geschafft :D
 
Die Beatles haben früher nie länger als 30 Minuten gespielt und haben es damit ziemlich weit gebracht ;)
Aber auch die haben mal klen angefangen und haben 8-10 Stunden durchgespielt, dabei eine Menge gelernt und kaum was daran verdient.

Ich denke, muss man erst einmal unterscheiden zwischen Gigs, die im "Umfeld" liegen, und den Gigs zu denen man schon eine weite Anfahrt hat. Früher fand ich es schön Gigs in weiter Entfernung zu haben. Heute nervt es nur noch. Nicht das Spielen, sondern die Fahrerei.
Weiterhin denke ich, dass man, wenn man von der Musik lebt, sich nicht aussuchen kann, wann man z.B. bei diversen Veranstaltungen seinen Soundchek machen kann. Als Hobbymusiker hätte man die Möglichkeit zu sagen: "Nee, mach ich nicht, oder ich will dann mehr Geld." Dann sagt der Veranstalter: "Gut, dann macht das halt eine andere Band." Ganz einfach. Die Konkurrenz ist groß und gut. Der rote Teppich wird für niemanden ausgerollt.

Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was er macht. Als die Kinder kamen habe ich rigoros meine ganzen musikalischen Aktivitäten zeitlich eingeschränkt und auf einen gewissen Radius eingegrenzt. Ich war und bin in der dankenswerten Lage `Nein´ sagen zu können. Wenn ich in dieser Zeit gespielt habe, dann waren es Gigs, wo ich zeitmäßig nicht lange unterwegs war. Heute ist es oft wie früher. Ich mag es, wenn ich Zeit habe in Ruhe aufzubauen, mit den Leuten zu quatschen, vielleicht vorher noch was Essen gehen (wenn´s Catering wieder sch.... ist)
Die Kinder sind oft dabei und haben auch Spaß daran und meine Tochter hilft mir zudem gerne beim Ein- und Ausladen. Was sie wirklich nicht machen müsste. Aber letztendlich bin ich sehr dankbar dafür :)
Wenn am anderen Tag Schule ist, geht das natürlich nicht! Meinen großen Sohn hatte ich auch mit in London. Das fand er natürlich cool. Nicht weil ich da einen Gig hatte :rolleyes: sondern, weil die Stadt halt echt scharf und voller interessanter Läden ist.
Mir persönlich macht es auch nichts aus lange spielen zu müssen. Ich spiele für mein Leben gern. Aber ich habe Kollegen, die ab einer bestimmten Uhrzeit auf die Uhr tippen und sagen: Gleich ist Sense! Da mag das Volk noch so toben, die gehen nicht nochmal auf die Bühne. Die machen Dienst nach Vorschrift. Sie machen den dadurch aber nicht schlechter oder besser als andere. Sie haben halt nur eine andere Einstellung. Dafür gilt, dass sich die Band einig sein muss, was im Fall X passiert. Es gibt nichts schlimmeres, wenn um "Verlängerung" gebeten wird, wenn dann die große Diskutiererei hinter der Bühne anfängt :rolleyes: Ich mag es auch nicht erst um 4h morgens nach Hause oder ins Hotel zu kommen. Die Nacht und der Tag danach ist meist kaputt. Aber wer damit Probleme hat, sollte es dann besser sein lassen und nicht rumjammern.
 
Bzw, daß die Konkurrenzsituation zwischen "Profi" (rechnet betriebswirtschaftlich Aufbau, etc. als Arbeitszeit in die Gagenforderung ein) und Amateur (betrachtet Wartezeit als Freizeit mit Freunden und erledigt den eigentlichen Auftritt deswegen für geringere Gage) kurz und knapp dargestellt ist?



Hallo allerseits

der "Zusammenhang" zwischen Gagenforderung und Zeitaufwand erscheint mir merkwürdig. Das klingt so, als würdet ihr die Höhe der Gage genau kalkulieren. Ist das nicht ein Wunschdenken?

Meiner Meinung nach ergibt sich die Gage einer Band schlicht aus deren Marktwert, gepaart mit Verhandlungsgeschick resp. einem guten Booker. Die Band wirkt als Gesamtpaket und ist für einen Veranstalter entweder interessant oder eben nicht. Ich denke, die meisten Bands wissen ganz genau, an welchen Events welche Gage realistisch zu verlangen ist.
Dem Veranstalter ist es doch egal wieviel Zeitaufwand die Band hat - er sieht lediglich, wieviel ihm diese Band einbringt und dementsprechend ist er bereit Gage zu zahlen. Das kann halt dazu führen, dass bei nicht Übereinstimmen von Aufwand seitens der Band und bezahlter Gage keine Einigung zustande kommt.

Insofern verstehe ich auch den "Konflikt" zwischen Amateur- und Profibands nicht. Eine Profiband wird oder sollte zumindest als Gesamtpaket in einer ganz anderen Liga spielen, sonst hat sie was falsch gemacht. Dann ist der Marktwert dieser Band auch höher und der Veranstalter ist automatisch auch bereit, mehr Gage zu bezahlen.
Wenn ich mein Auto zuverlässig reparieren lassen will um in die Ferien zu fahren, gebe es auch nicht meinem Kumpel der beruflich Banker ist und manchmal gern etwas an Autos rumschraubt, sondern dem Automechaniker. Wenn mein Kumpel für das halbe Geld das Auto besser repariert als der Automechaniker, hat der Automechaniker was falsch gemacht.

Der Besitzer einer klienen Kneipe mit wenig Stammpublikum bucht dementsprechend vielleicht eine lokale Amateurband für wenig Gage, der Aufwand ist entsprechend gross da wenig Mittel vorhanden sind, dennoch sind alle zufrieden da der Besitzer wenig Kosten hat und sich die Band freut, wieder mal einen Gig zu spielen. Da ist der Zeitaufwand auch egal.
Das grosse Openair in der Stadt bucht eine bekannte Band die viele Leute zieht und zahlt dementsprechend, alles ist gut organisiert und der Aufwand für die Band ist dementsprechend geringer.

Fazit, ich kenne keine Band, die ihre Gage nach effektivem Aufwand berechet. Jede Band die ich kenne, bekommt schlicht und ergreifend die Gage, die sie als Gesamtpaket für den Veranstalter Wert hat.
 
der "Zusammenhang" zwischen Gagenforderung und Zeitaufwand erscheint mir merkwürdig. Das klingt so, als würdet ihr die Höhe der Gage genau kalkulieren. Ist das nicht ein Wunschdenken?

Zumindest ist der Zeitaufwand ein ganz wichtiger Faktor für die Gage. Zwar nicht der einzig bestimmende Faktor, aber ein ganz wichtiger.

Dem Veranstalter ist es doch egal wieviel Zeitaufwand die Band hat - er sieht lediglich, wieviel ihm diese Band einbringt und dementsprechend ist er bereit Gage zu zahlen.

Für einzelne Konzerte mag deine Einschätzung zutreffen, aber es gibt eben auch diese tausende Auftritte, wo man Livemusik innerhalb eines größeren Zusammenhangs spielt. Z.B. innerhalb eines Stadtfestes, bei einem Festival, als Theatermusiker in einem Theaterstück, als Kirchenmusiker bei einer Hochzeit. Dem Veranstalter ist es leider zu oft egal, wieviel Zeitaufwand eine Band bis zum Auftritt hat. Willst du als Musiker untätig in der Gegend rumsitzen, nur weil der Veranstalter sich nicht um einen effektiven Zeitplan bemüht?

Ich habe zu oft erlebt, daß Veranstalter mit der Zeit der Musiker viel zu achtlos umgehen, wenn diese Zeit nichts kostet. Da wurden auf Stadtfesten Zeitpläne gemacht, die zwischen Soundcheck und Auftritt 4h vorsahen, da wurden im Theater überflüssige Stellproben angesetzt, da wurde letzte Woche ein Kinderchor 40 Minuten in der prallen Sonne warten gelassen - nur weil dem Veranstalter die Situation der wartenden Musiker egal war.

Veranstalter haben bei jeder Veranstaltung Kosten, und die Minimierung der Kosten haben sie immer im Hinterkopf. Wenn keine Kosten entstehen, denkt ein Veranstalter auch nicht dran. Deswegen müssen Wartezeiten berechnet werden, sonst sinkt die Konzentration und die Show wird schlechter.

Fazit, ich kenne keine Band, die ihre Gage nach effektivem Aufwand berechet. Jede Band die ich kenne, bekommt schlicht und ergreifend die Gage, die sie als Gesamtpaket für den Veranstalter Wert hat.

Das ist interessant. Bei allen Livemusikern, die ich kenne, ist der effektive Aufwand die Grundlage für die Gage. Es gibt ein paar Parameter, die noch mit hineinspielen, aber der effektive Aufwand bestimmt die Größenordnung der Gage. Das ist beim Barpianisten genauso wie beim Andre-Rieu-Orchester. Immerhin hat jeder Livemusiker Kosten, die er decken muss. Bei deiner Argumentation kommen Kosten und Zeitaufwand der Musiker nicht vor.

Harald
 
Das ist interessant. Bei allen Livemusikern, die ich kenne, ist der effektive Aufwand die Grundlage für die Gage. Es gibt ein paar Parameter, die noch mit hineinspielen, aber der effektive Aufwand bestimmt die Größenordnung der Gage. Das ist beim Barpianisten genauso wie beim Andre-Rieu-Orchester. Immerhin hat jeder Livemusiker Kosten, die er decken muss. Bei deiner Argumentation kommen Kosten und Zeitaufwand der Musiker nicht vor.

HaraldS, wir beleuchten zwei 100% gegenteilige Sichtweisen ;)
Du beschreibst die Denkweise der Band, die ihren Aufwand gerechtfertigt haben will (was legitim ist)
Ich beschreibe die Sichtweise des Veranstalters, der überlegt, wieviel ihm eine Band einbringt (was ebenfalls legitim ist).

Wenn sich beide Vorstellungen nun decken, spielt der Markt und alles ist gut...
Wenn nicht, vertritt eine oder beide Parteien wohl unrealistische Forderungen und es kommt eben nicht zur Einigung.

Dass wir als Musiker hier im Musiker Board unseren Aufwand ins Zentrum stellen und diesen angemessen entschädigt haben wollen, ist klar.
Dennoch schadet es nicht, auch mal die Sichtweise des Veranstalters einzunehmen...
 
Für einzelne Konzerte mag deine Einschätzung zutreffen, aber es gibt eben auch diese tausende Auftritte, wo man Livemusik innerhalb eines größeren Zusammenhangs spielt. Z.B. innerhalb eines Stadtfestes, bei einem Festival, als Theatermusiker in einem Theaterstück, als Kirchenmusiker bei einer Hochzeit. Dem Veranstalter ist es leider zu oft egal, wieviel Zeitaufwand eine Band bis zum Auftritt hat. Willst du als Musiker untätig in der Gegend rumsitzen, nur weil der Veranstalter sich nicht um einen effektiven Zeitplan bemüht?

Ich habe zu oft erlebt, daß Veranstalter mit der Zeit der Musiker viel zu achtlos umgehen, wenn diese Zeit nichts kostet. Da wurden auf Stadtfesten Zeitpläne gemacht, die zwischen Soundcheck und Auftritt 4h vorsahen, da wurden im Theater überflüssige Stellproben angesetzt, da wurde letzte Woche ein Kinderchor 40 Minuten in der prallen Sonne warten gelassen - nur weil dem Veranstalter die Situation der wartenden Musiker egal war.

Veranstalter haben bei jeder Veranstaltung Kosten, und die Minimierung der Kosten haben sie immer im Hinterkopf. Wenn keine Kosten entstehen, denkt ein Veranstalter auch nicht dran. Deswegen müssen Wartezeiten berechnet werden, sonst sinkt die Konzentration und die Show wird schlechter.



Das ist interessant. Bei allen Livemusikern, die ich kenne, ist der effektive Aufwand die Grundlage für die Gage. Es gibt ein paar Parameter, die noch mit hineinspielen, aber der effektive Aufwand bestimmt die Größenordnung der Gage. Das ist beim Barpianisten genauso wie beim Andre-Rieu-Orchester. Immerhin hat jeder Livemusiker Kosten, die er decken muss. Bei deiner Argumentation kommen Kosten und Zeitaufwand der Musiker nicht vor.

Harald

Wenn ich mal fragen darf...wie sieht so eine Gagenkalkulation dann aus? Bisher hab ich halt ausgehandelt, was rauszuholen und eingermaßen befriedigend war. Das hat funktioniert, aber in Zukunft würde ich das gerne genauer regeln. Ich stelle mir das so vor, eine Fixgage zu vereinbaren und die reine Anwesenheitszeit bei der Veranstaltung vertraglich festzuhalten. Wäre es z.b. denkbar für ungeplante verzögerung einen bestimmten Satz pro weitere Stunde zu verlangen? Oft kommt es ja auch vor, dass der Veranstalter zufrieden ist und noch um eine Ehrenrunde bittet, da sagt man ja ungern nein. Und wie fließt dann die reine Spielzeit ein? Es geht mir übrigens hauptsächlich um Hochzeiten, Geburtstage und ähnliches, also Dideldudeldadeldu zwischen Diashows und selbst verfassten Mundartgedichten ;) Falls du aus diesem Metier kommst, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mir da etwas auf die Sprünge helfen könntest :)
 
Naja, Bassistenschwein,

Vertraglich kann man alles regeln.
Das Problem ist immer: wenn du die Schrauben anziehst, dann deshalb, um zu filtern.
Wenn man genug Aufträge hat, soll man auch filtern, denn Musik wird generell zu schlecht bezahlt.
Aber wenn es halt auch mehr Auftritte sein dürften und jeder Silberling zählt, dann kannst du auch
keine großen Ansprüche stellen.

cheers, fiddle
 
Ich beschreibe die Sichtweise des Veranstalters, der überlegt, wieviel ihm eine Band einbringt (was ebenfalls legitim ist).

Hmmm....ich denke nicht, daß die Sichtweisen in der Realität so diametral entgegengesetzt sind, wie du sie darstellst. Gegenseitiges Verständnis zwischen Musikern und Veranstaltern sehe ich grundsätzlich schon, sonst würde man ja nie zusammenkommen. Ich versuche ja letztlich, durch einen effektiven Zeitplan einen guten Auftritt zu sichern, was auch im Interesse des Veranstalters liegt - daher vertrete ich nicht zu 100% alleine die Musikersichtweise. Zu viele Veranstalter wollen zwar einen guten Auftritt ihrer engagierten Musiker, tun aber aus Stress und Nachlässigkeit nicht alles dafür, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen.

Auch ein Veranstalter wird nicht ausschließlich und hundertprozentig darauf achten, wieviel Geld ihm eine Band einbringt - wenn jemand möglichst viel Geld verdienen will, investiert er in Hedgefonds, aber veranstaltet keine Konzerte oder Stadtfeste. Viele Veranstalter bewundere ich wegen Ihres Optimismus' und ihrem Glauben daran, daß es sich lohnt, Kultur zu vermarkten - letztlich sind sie auch meine Arbeitgeber. Lediglich die Gedankenlosigkeit in der Zeitplangestaltung sehe ich als ein Problem, was man halt während der Vertragsverhandlungen schon angehen muss.

Wenn ich mal fragen darf...wie sieht so eine Gagenkalkulation dann aus? Bisher hab ich halt ausgehandelt, was rauszuholen und eingermaßen befriedigend war. Das hat funktioniert, aber in Zukunft würde ich das gerne genauer regeln. Ich stelle mir das so vor, eine Fixgage zu vereinbaren und die reine Anwesenheitszeit bei der Veranstaltung vertraglich festzuhalten. Wäre es z.b. denkbar für ungeplante verzögerung einen bestimmten Satz pro weitere Stunde zu verlangen? Oft kommt es ja auch vor, dass der Veranstalter zufrieden ist und noch um eine Ehrenrunde bittet, da sagt man ja ungern nein. Und wie fließt dann die reine Spielzeit ein? Es geht mir übrigens hauptsächlich um Hochzeiten, Geburtstage und ähnliches, also Dideldudeldadeldu zwischen Diashows und selbst verfassten Mundartgedichten ;) Falls du aus diesem Metier kommst, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mir da etwas auf die Sprünge helfen könntest :)

Jeder Musiker macht seine Kalkulation aus seinen Erfahrungen heraus. Was für mich richtig ist, muß es daher für dich nicht unbedingt sein. Aber wie dem auch sei: Gage = Spielzeit x Stundensatz + Fahrtkosten + Erschwerniszulage(n). Die Fahrtkosten setzen sich in erster Linie aus der Fahrtzeit zusammen, da ich in der Zeit nix anderes machen kann, sowie den Parkgebühren und den Benzinkosten. Die "Erschwerniszulage(n)" können sein: Sängerbegleitung, eigenes Klavier mitbringen, PA mitbringen, Ansagemikro stellen, bestimmte Stücke vorbereiten. Bei der Spielzeit ist entscheidend, daß möglichst früh in den Vertragsverhandlungen eine anvisierte Spielzeit geklärt wird (meist 19-23 Uhr o.ä.) und ein Stundensatz für halbstündliche Verlängerungen. Wenn der Anfangszeitpunkt feststeht, ist von meiner Seite eingeschlossen, daß ich ca. 15 Minuten vor Auftrittsbeginn alles fertig aufgebaut habe und umgezogen spielbereit bin. Will der Veranstalter früher den Aufbau fertig haben, gibt's zwei Lösungen: er zahlt mehr damit ich früher aufbaue, oder er stellt mir Klavier und PA hin. In jedem Fall ist das Ergebnis ein Vertrag, in dem der Aufbauzeitpunkt und die Spielzeit drinsteht. Damit wird Wartezeit minimiert.

Alle Faktoren unterliegen aber natürlich der Kulanz.

Wenn man genug Aufträge hat, soll man auch filtern, denn Musik wird generell zu schlecht bezahlt.

Kann ich hier so nicht bestätigen. Ich hatte hier im letzten Monat wieder zwei Veranstalter (bzw. Beauftragte) am Telefon, die meinten, ich sei zu billig. Für mich wäre die Gage okay gewesen, aber die Preise steigen offensichtlich an, und ich habe das noch nicht ganz realisiert. Unterhaltungsmusik scheint zu einer hochwertigen Dienstleistung zu werden, obwohl mir die Hochwertigkeit im Preis gar nicht so sympathisch ist - ich würde lieber öfter arbeiten.

Aber wenn es halt auch mehr Auftritte sein dürften und jeder Silberling zählt, dann kannst du auch keine großen Ansprüche stellen.

Es ist halt so, daß billige Musiker nicht unbedingt öfter engagiert werden als teure. Und teure sind nicht unbedingt musikalisch besser als billige. Qualität und Preis stehen in keinem direkten Zusammenhang, sondern das schachern, quatschen, schnacken und und klüngeln scheinen mal wieder die Faktoren zu sein. Das war ja witzigerweise auch die Situation und die Aussicht, die Heinz Strunk am Schluß von "Fleisch ist mein Gemüse" beschrieben hat.

Harald
 
Es kristallisiert sich hier in den Diskussionen - zumindets für mein Empfinden - klar der Unterschied zwischen Künstler und Dienstleister heraus.
Der "Künstler" (ich nenne ihn hier mal so, ohne den Tansmucker als den eher Dienstleister als Nicht-Künstler defamieren zu wollen) wird wohl eher bestrebt sein, freiwillig und unbezahlt mehr Aufwand in Kauf zu nehmen, um seine Darbeitung qualitätsmäßig abzusichern, während der Dientleister ("Tanzmucker") eindeutig seinen Zeitaufwand im Auge hat. Was interessiert es mich, wenn die Gäste während meiner Spielzeit lange Reden halten, Spielchen und andere Darbietungen zum Besten geben während ich dann nur dumm rumstehe, ggf. Mikrofon zur Verfügung stelle, oder gelegentlich mal einen Tusch einbringe? Wenn ich den letzten Auftritt sehe, wo wir um 20:00 beginnen sollten, bis 1:00 gebucht waren, davon alleine mindestens 2,5 Stunden für Essen, Begrüßungs- Dankworte und Ehrungen drauf gingen... soll ich die Zeit von meiner Gage abziehen, weil ich in der Zeit nicht gespielt habe? Nie im Leben. Ich hätte lieber gespielt als mir die Weichteile gekrault. Dafür hab ich aber auch kein Thema davon gemacht, dass wir letztlich sogar schon 19:30 angefangen haben, weil deren Zeitplanung etwas daneben war. Ich hätte mich auch nicht wegen einer halben Stunde mehr angestellt, und keine Zulage gefordert.
Die Grundlage unserer Gagen-Kalkulation ist die geplante Spielzeit. Von 20:00-1:00, wie es im Vertrag festgehalten ist, sind es 5 Stunden, diese mit unserem Stundensatz multipliziert, da sind dann Auf- und Abbauzeit inclusive. Fahren wir etwas weiter zum Auftrittsort, kommt eine oder zwei Stunden extra dazu (wir berechnen auch nur die einmalige Fahrstrecke, nicht Hin- und Rückweg). Sollen wir um 18:00 fertig sein mit Aufbau und Soundcheck, weil evtl. in dem selben Raum der Empfang der Gäste stattfindet, und der Veranstalter diesen nicht durch den Aufbau der Band gestört sehen will, läuft die Zeit auch ab 18:00 oder man einigt sich auf zumindest eine zusätzliche Stunde. Genauso muss mir der Veranstalter auch die Gelegenheit für den Aufbau geben. Bei einem Schützenfest sollten wir um 20:00 anfangen, waren um 18:00 ausreichend zeitig da, nur konnten wir nicht aufbauen, weil die Bühne bis 19:30 mit Blaskapelle und DJ für den vorweg stattfindenden Kindertanz besetzt. Da waren wir dann auch erst kurz vor 21:00 spielbereit. Unsere Zeit lief trotzdem ab 20:00, und da wird dann auch nichts ohne Aufpreis hinten rangehängt. Auf solche Diskussionen lassen wir uns gar nicht ein. Genausowenig interessieren uns Verzögerungen, weil um 21:00 erst das im Vertrag geforderte Kraftstromkabel verfügbar war. Zum Glück sind das nur selten vorkommende Probleme. Und wenn da wirklich jemand mal nicht einsichtig war, muss er sich im nächsten Jahr dann mit einer anderen Band rumärgern.
Als Künstler, wo es mehr um mich geht, ich ja auch meist froh für jeden Auftritt bin, sehe ich natürlich zu, dass ich zeitig da bin, um alle Ungereimtheiten rechtzeitig vor Beginn des Auftritts zu regeln, bin auch flexibel, wenn sich die Spielzeit nach hinten oder vorne verschiebt.
 
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Ich kenne den Umstand, dass man früh da sein muss allerdings ist es mir auch viel lieber so.

Ich finde es super, wenn man zwischen Abschluss des Soundchecks und Start des Gigs noch 2-3 Stunden Zeit hat. Man kann sich einfach nochmal sammeln, entspannen und sich mental richig auf den Gig vrobereiten. Außerdem hat man genug Puffer, falls tatsächlich mal was technisches schief läuft. Da sind 2 std schnell im Land, wenn man was kurzfristig reparieren oder sogar noch was organisieren muss.

Ich finde nichts schlimmer als Stress im Vorfeld eines Gigs und um den so sicher wie möglich zu vermeiden, versuchen wir mit dem VA immer einen frühstmöglichen Ankunfttermin auszumachen.

D.h. bei uns geht unabhängig von der Spielzeit (die zwischen 0.30 Minuten als Support - 1.30h als Mainakt varriert) eigentlich immer mindestens ein halber Tag drauf. Macht doch aber auch Spass. Ich bin ja gern mit der Band unterwegs und da sind 3 Stunden gemütlich zusammen abhängen vor nem Gig auch was schönes, was ich geniesse.
 
Ich kenne mitlerweile beide Lager: a) die country-mukke, die ich Ende des Jahres an den Nagel hängen werde
und b) die kleine Noname-heavy-band mit eigenen Stücken, wo es schon sehr schwierig ist, Auftritte bzw. Geld
dafür zu bekommen.

a) fällt deshalb weg, weil 2 ganze Tage dabei draufgehen und es musikalisch nicht soo der Bringer ist.
Bsp.: Sa 16 Uhr Abfahrt - 04 Uhr ins Bett - nächster Tag geht nix mehr.
Da spiel ich lieber bei b), habe richtig viel Spaß, bekomme keine Kohle und der nächste Tag ist auch hinüber. :D

Die 150,- Euronen von gig a) für 12h Aufwand? Also, ich nehme mal an, daß Deutschland aus mehr Provinz
besteht, als Metropolen, und dort ist eine bessere Bezahlung noch nicht angekommen.

Die Hoffnung bleibt, daß wir mit b) auch irgendwann mal Plus machen, denn Qualität wird irgendwann
honoriert werden..


cheers, fiddle
 
Jeder Musiker macht seine Kalkulation aus seinen Erfahrungen heraus. Was für mich richtig ist, muß es daher für dich nicht unbedingt sein. Aber wie dem auch sei: Gage = Spielzeit x Stundensatz + Fahrtkosten + Erschwerniszulage(n). Die Fahrtkosten setzen sich in erster Linie aus der Fahrtzeit zusammen, da ich in der Zeit nix anderes machen kann, sowie den Parkgebühren und den Benzinkosten. Die "Erschwerniszulage(n)" können sein: Sängerbegleitung, eigenes Klavier mitbringen, PA mitbringen, Ansagemikro stellen, bestimmte Stücke vorbereiten. Bei der Spielzeit ist entscheidend, daß möglichst früh in den Vertragsverhandlungen eine anvisierte Spielzeit geklärt wird (meist 19-23 Uhr o.ä.) und ein Stundensatz für halbstündliche Verlängerungen. Wenn der Anfangszeitpunkt feststeht, ist von meiner Seite eingeschlossen, daß ich ca. 15 Minuten vor Auftrittsbeginn alles fertig aufgebaut habe und umgezogen spielbereit bin. Will der Veranstalter früher den Aufbau fertig haben, gibt's zwei Lösungen: er zahlt mehr damit ich früher aufbaue, oder er stellt mir Klavier und PA hin. In jedem Fall ist das Ergebnis ein Vertrag, in dem der Aufbauzeitpunkt und die Spielzeit drinsteht. Damit wird Wartezeit minimiert.

Aber es ist doch ein riesen Unterschied, ob du 20-22 uhr spielst oder um 19 Uhr ne Stunde und dann nochmal um 22 Uhr. Da kann man doch nicht das gleiche berechnen?
 
Komm grade von einem kleinen Vatertags-Festival zurück.

Nach gemeinsamem Frühstück mit meinem Sänger gestern um 10:30 losgefahren, heute um 16:00 wieder zuhaus gewesen.
Dazwischen: 1,5 Stunden Mucke für Spritgeld (!!).

Aber auch: gutes (!) Essen und Trinken und ein schickes Hotelzimmer umsonst , entspanntes Sommerwetter, Applaus, nette Frauen, tolle Live-Mucke auch von den anderen Bands und jede Menge Spaß.

Hab's nicht bereut. Es gibt Gigs, da ist das anders, aber diesen hab ich nicht bereut.
Würde ich nächstes Jahr wieder so machen.
 
gestern : 12 stunden inkl fahrt, aufbau, gig, auf eintritt gespielt, nur 25 leute .... abbau , fahrt zurück, brachte net mal nen 1 euro job/h , genau:0,50€/h :D
 
Hi Roland und der Rest,

ich kenne auch beide Seiten. Mittags bis Nachmittags anreisen und aufbauen. Sound um 16 Uhr und dann ist man bis 20 Uhr "arbeitslos". Ich habe aber auch die andere Seite schon oft gehabt. 20 Uhr spielen, zwischen 18 und 19 Uhr anreise.
Bezahlen wollen aber die wenigsten die "arbeitslose" Zeit.

Ist ja auch irgendwie verständlich.

Zur Studentenzeit habe ich mir dann immer lernzeugs mitgenommen. Da das ja schon etwas vorbei ist, muss auch ich die Zeit jetzt anders nutzen :) Im Moment mache ich dann andere Musikalische Sachen. Arbeite an Aufnahmen oder Arrangements weiter. Laptop lebe hoch. Also Zeitverschwendung ist es im Moment nicht, obwohl meine Freundin sicherlich glücklich wäre, wenn die arbeitslose Zeit vor dem Aufbau wäre.
 
Aber es ist doch ein riesen Unterschied, ob du 20-22 uhr spielst oder um 19 Uhr ne Stunde und dann nochmal um 22 Uhr. Da kann man doch nicht das gleiche berechnen?

Okay, ich habe "Spielzeit" geschrieben, Pausen kann ich mir als Pianist selbst einteilen und zählen zur Spielzeit. Wenn man natürlich vom Veranstalter eine zwangsweise Pause vorgeschrieben bekommt (in deinem Beispiel die Pause zwischen 20 und 22 Uhr), kann man auch für die Wartezeit weniger berechnen. Geschickter wäre allerdings, in den Verhandlungen erst mal nur zusammenhängende Spielzeiten anzusprechen und die unzusammenhängenden gar nicht erst anzubieten. Wenn der Veranstalter auf unzusammenhängende Spielzeiten besteht, kann man ja einen Sondertarif für Pausen vereinbaren.

Harald
 
Also bei uns steht der gesamte Zeitaufwand in keinem Verhältnis zu reinen Spielzeit.

Es ist so, dass wir meistens so 2-2,5 Stunden Cover-Mucke spielen wenn wir alleine auftreten. Spielen vor oder nach uns noch weitere bands spielen wir kürzer. In 3 Wochen spielen wie z.B. 90 Minuten. Schlagzeug und Bass Amp benutzen wir von der Band, die vor uns spielt. Keyboard, Gitarrenamp und Mischer bringen wir mit. Vielleicht noch`ne PA. Das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Das ist mal`ne bequeme Ausnahme. Hinfahren, bloß 1,2 Koffer dabei, einstöpseln, kurz spielen, eigenen Krempel einsammeln, abhauen.

Nun, was kommt dabei raus ? Keine Ahnung. Eintritt 5-7 Euro. Ich weiß nicht ob wir noch an den Getränken beteiligt werden. Aber wir haben dieses Jahr noch keinen einzigen gig gespielt, müssen absolut nicht weit fahren und von daher ist das okay wenn wir da mit 50,- für die Bandkasse rausgehen.

Wenn wir alleine spielen treffen wir uns meistens mittags (das hängt konkret davon ab wie weit und wie lange wir fahren müssen). Dann beladen wir unsere PKW und fahren los. Anschließend wird aufgebaut. Das kann auch schon mal 1,2 Stunden dauern wenn uns keiner hetzt. Danach wird soundcheck gemacht. Und dabei kam es schon vor, dass eine halbe Stunde vor Einlass immer noch alles scheiße klang und es kam vor, dass nach 3 mal Knöpchen drehen alles passt.
Passiert letzteres hat man 1,2 Stunden leerlauf. Aber lieber so als einen beschissenen sound abzuliefern. Denn dann hat sich nichtmal das Hinfahren gelohnt. Für Gigs alleine nehmen wir so im Schnitt 400 Euro. Gab auch schon das doppelte und für wirkliche Freunde spielen wir auch für weniger. Einen Festpreis haben wir nicht aber wenn es für weniger als 400 / 500 Euro losgehen soll muß das`n Grund haben.

....ist auch immer die Frage wer fragt.
 
Bei uns ist es recht angenehm, obwohl Spielzeit und Gesamtaufwand in keinem Verhältnis stehen.
Je nachdem wo wir spielen, treffen wir uns zw. "allerherrgottsfrüh" und "vormittags" am Flughafen.
Die Instrumente sind meist schon vorher eingecheckt, sodass wir nur persönliches Gepäck haben.
Gegen 17h ist Einchecken im Hotel, und gegen 18h treffen wir dann am Veranstaltungsort zum Soundcheck ein.
Die Instrumente sind dann schon im groben aufgebaut und verkabelt, sodaß wir nach ein paar kleinen Feinjustierungen sofort mit dem Soundcheck beginnen können... die Gitarristen fangen an, weil die immer am längsten brauchen, dann Drums und die ganze Percussion, dann meine Keyboards. Kurzer Linecheck für Bass und Gesang, anschliessen spielen wir ein paar Songs und checken dabei die Monitore.
Das ganze dauert etwa 2 Stunden, und um 20h ist meist "doors open", passt also genau.
Dann haben wir noch 2 Stunden zum relaxen im Catering oder nochmal ins Hotel, und spielen dann von 22h bis 0h.
Anschliessend hängen wir vielleicht noch ein wenig an der Bar rum oder geben Autogramme, oder gehen somehow Party machen... die Instrumente werden für uns abgebaut und meist noch in der Nacht wieder am Flughafen verschifft.
Am nächsten Tag trifft man sich wieder zw. "allerherrgottsfrüh" und "vormittags" am Flughafen, und abends geht das Spielchen wieder von vorne los in einer anderen Stadt. Oder man ist halt irgendwann wieder daheim und der ganze Spuk ist vorbei.
Also unser Verhältnis von Gesamtzeit zu Performance ist irgendwie 24h zu 2h, dafür macht die Sache aber wahnsinnig Spass.
LG,
FLiszt
 
Bei uns ist es recht angenehm, obwohl Spielzeit und Gesamtaufwand in keinem Verhältnis stehen.
Je nachdem wo wir spielen, treffen wir uns zw. "allerherrgottsfrüh" und "vormittags" am Flughafen.
Die Instrumente sind meist schon vorher eingecheckt, sodass wir nur persönliches Gepäck haben.
Gegen 17h ist Einchecken im Hotel, und gegen 18h treffen wir dann am Veranstaltungsort zum Soundcheck ein.
Die Instrumente sind dann schon im groben aufgebaut und verkabelt, sodaß wir nach ein paar kleinen Feinjustierungen sofort mit dem Soundcheck beginnen können... die Gitarristen fangen an, weil die immer am längsten brauchen, dann Drums und die ganze Percussion, dann meine Keyboards. Kurzer Linecheck für Bass und Gesang, anschliessen spielen wir ein paar Songs und checken dabei die Monitore.
Das ganze dauert etwa 2 Stunden, und um 20h ist meist "doors open", passt also genau.
Dann haben wir noch 2 Stunden zum relaxen im Catering oder nochmal ins Hotel, und spielen dann von 22h bis 0h.
Anschliessend hängen wir vielleicht noch ein wenig an der Bar rum oder geben Autogramme, oder gehen somehow Party machen... die Instrumente werden für uns abgebaut und meist noch in der Nacht wieder am Flughafen verschifft.
Am nächsten Tag trifft man sich wieder zw. "allerherrgottsfrüh" und "vormittags" am Flughafen, und abends geht das Spielchen wieder von vorne los in einer anderen Stadt. Oder man ist halt irgendwann wieder daheim und der ganze Spuk ist vorbei.
Also unser Verhältnis von Gesamtzeit zu Performance ist irgendwie 24h zu 2h, dafür macht die Sache aber wahnsinnig Spass.
LG,
FLiszt

Interessant wie knapp euer Zeitplan ist und das bei nur 10 Gigs im Jahr!
 

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