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Die im Folgenden Text vorkommenden Fragen sind keinesfalls als Beleidigung oder Infragestellung deines Könnens gedacht, sondern sollen helfen, dir selbst die Antwort geben zu können ]
Ich denke auch, dass enorm viel über persönliche Kontakte geht. Einfach bei Verwandten und im Freundeskreis immer und immer wieder betonen, dass du recordingwillige Bands suchst.
Die letztendlich beste Variante ist allerdings, einfach unglaublich gut klingende Musik aus der Tasche zu zaubern und bei den CDs dann hinten als Person und Studio draufzustehn.
Der nächste Punkt ist dann, was du bieten kannst und was die Bands suchen. Auch wenn ich von der Materie reichlichst wenig Anhnung hab, mach dir eine "Marktanalyse" oder sowas in die Richtung. Was für Bands willst du Aufnehmen? Welche Musikrichtung, wieviele Musiker, Overdubs? Für eine Jazz Bigband brauchst du anderes Equipment als für eine Metalband als für HipHop als für ein Streichquartett. Du wirst nicht alles gleich gut machen (können und v.a. auch wollen) also spezialisier dich. Niemand braucht ein Studio, das alles kann, aber dafür alles nur "lala".
Such dir auch die Bands nach deiner Erfahrung aus. Eine Band, die seit 20 jahren erfolgreich Musik macht, wird nicht zu einem Studio gehen, das erst 5 Jungspundbands aufgenommen hat. Von der Erfahrung ganz zu schweigen.
Dann natürlich auch die Frage, wie professionell du das betreiben willst (und kannst). Musst du davon leben oder ist es für dich "nettes Hobby nebenbei"?
200€ pro Tag ist eine enorme Stange Geld, die man durch nichts anderes rechtfertigen kann, als durch durchweg gute, kompetente und effiziente Arbeit.
Ich als Musiker würde bei solchen Preisen wirklich eine herausragende Produktion erwarten. Kannst du die bieten? Im Zweifelsfall fang klein an. Nichts ist schlimmer als ein Künstler, der sich gemolken fühlt und mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist. Statt dass er dann all seinen Freunden erzählt wir toll es bei dir war, wird er allen erzählen, wie überteuert und unbefriedigend die Aufnahme war. Und dann kommt erst recht niemand mehr
. Also lieber preislich etwas zurückstecken oder den Musikern Deals anbieten ala "ihr zahlt mir x€ für die Aufnahme, ich leg nochmal 200€ drauf und kauf mir davon ein tolles Gerät, dass dann gleich bei der Aufnahme verwendung findet". So ist jeder zufrieden und das ist wichtiger, als 10.000€ mehr auf dem Konto.
Wenn ich mir ein Tonstudio suchen müsste, wird erstmal in den Geldbeutel geschaut.
Wenns ganz knapp ist, wird selber Hand angelegt (1. Wie kannst du dich vom "Homerecording" abgrenzen? Hast du entsprechend mehr/besseres Equipment, exzellente Räume, viel KnowHow oder Referenzen? Es ist so leicht, passable Musik zu machen, ein paar T.Bone Mics, ein PC, Reaper gibts 30 Tage kostenlos... also, WARUM sollte jemand zu dir kommen
)
Ist etwas mehr Geld zur Verfügung, wird meistens im Bekanntenkreis nach einem fähigen Mischer incl. Studio gesucht. Vitamin B hat hier ganz klar die Nase vorne. (2. Schau, dass jeder deiner Freunde, jeder noch so alte Kommilitone und alle Verwandten genau wissen, was du machst, was du kannst und das auch im Kopf behalten. Z.B. Arbeitet meine Mum in einer größeren Bank und hat dort recht viel mit Mitarbeitern zu tun. Super Anlaufstelle
)
Ist genug Geld und evtl. schon ein Plattenvertrag da, haben die Labels meistens ihre präferenzierten Studios, die Bands ihren lieblingsmischer oft schon gefunden oder.. oder aber es geht wirklich nach den Referenzen. Wenn Geld keine Rolle spielt, wird schlichtweg das geilste genommen, was geht.
Noch ein weiterer Tipp: Viel geht auch über Live-Gigs. Bands, die bei dir aufgenommen haben, würden dich, sofern du einen guten Job gemacht hast und dich menschlich mit den Leuten verstehst, unheimlich gern auch als Livemischer haben. Ganz einfach: Du kennst die Leute, du kennst den Sound, du weisst, wie die Band spielt und was sie brauchen. Gerade bei jüngeren Bands werden oft Konzerte auch mit mehreren anderen Bands gespielt. Und wie viel geiler ist es, da nicht als Besucher den Leuten die von dir angesprochenen Visitenkarten in die Hand zu drücken, sondern als Mann hinterm Pult?
Werbung an sich halte ich persönlich auch nicht für besonders hilfreich. Das Geld investierst du lieber in eine anständige Kaffeemaschine oder ein neues Sofa.
Was evtl. gut kommen kann, sofern es denn deine Zielgruppe ist, sind der örtliche Musikladen (incl. Schwarzes Brett) oder die lokale Musikschule.
Was mir hier einen Auftrag eingebracht hat, ist ein kurzer Verweis in meiner Signatur hier im Board. Allerdings lassen die Boardbetreiber das verständlich nur über den Flomarkt zu, was alle gewerblichen Angebote ausschliesst.
und auch noch sehr wichtig: wie kann man den Kunden erklären dass nicht die Technik auschlaggeben ist für die qualität sondern das Knowhow ?
Die Technik ist letztendlich ausschlaggebend. Klar, man kann ein T.Bone Mic für 30€ genauso falsch positionieren wie ein Neumann für 3.000€, aber bei grundlegendem Knowhow (über das man spätestens nach 3 ordentlichen Produktionen verfügt) macht dann eben doch die Technik den Unterschied.
Alles weitere ist schlichtweg Erfahrung. Wenn man bei 2000 aufgenommenen Stücken seine Mics wählen durfte, hat man einfach seine Favouriten und weis, was man wie wo aufstellt und was eben genau so nicht funktioniert. Und eben diese Erfahrung ist es, was einen Bob Katz oder CLA von einem Herrn Müller überscheiden und den enormen Mehrpreis rechtfertigen.
In diesem Sinne einen geruhsamen Abend,
So Far...
Laguna