Welche Fingerübungen bringen wirklich etwas?

  • Ersteller KobeShow
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Ich habe bei ultimateguitar.com eine interessante Sache gefunden und zwar die "21-Day-Challenge". Dabei soll man eine x-beliebige Übung 21 Tage lang spielen. Und zwar nimmt man sich dazu ein Tempo bei dem es ABSOLUT sauber und locker klappt und zieht dann nochmal etwa 10bpm ab. Auf dem Tempo spielt man dann 21 Tage lang die Übung.

Das soll laut UG die Zeit sein bis das Gehirn einen Ablauf genau koordiniert hat. Und dann kann man es automatisch schneller spielen. Ich hab' mir 3 Übungen rausgesucht und jetzt bei Tag 11. Ich bin mal gespannt :D

Würd mich mal interessieren wie groß dann der ominöse Geschwindigkeitssprung sein soll.
Ich denke mit herkömmlichen Geschwindigkeitstraining kommt man in der Zeit weiter.
Die Bewegung bleibt ja die gleiche.
Halt uns mal auf dem Laufenden!:great:
 
sozusagen: TEIL 2 - Was mache ich bei Fingerübungen eigentlich genau?

Vielleicht erst mal, wozu man (anfangs?) bei Fingerübungen schnell mal neigt: Alle Finger in der richtigen Reihenfolge (manchmal leichte Reihenfolge, manchmal schwierige) über die Saiten kriegen, dann schneller ... und die leichte Übung noch schneller ... und die Finger fliegen ... im hohen Bogen über das Griffbrett. Die Konzentration lag in diesem Fall NUR darauf, die richtige Fingerreihenfolge hinzubekommen, was ja der Fingerunabhängigkeit schon mal dient.

Die Technik kann man mit Fingerübungen aber noch viel weiter voranbringen.

Ich stelle mir, direkt bevor ich mit der Fingerübung beginne, selbst die Frage, worauf ich mich nun diesmal dabei besonders konzentrieren möchte.

-> ALLE Finger so niedrig über die Saiten bewegen wie nur nötig. Also keine 2 cm hoch (was mir beim kleinen Finger auch noch schwer fällt, aber insgesamt bin ich schon fast zufrieden).
-> Die nicht gespielten Saiten perfekt gedämpft halten (mit Zeigefinger die hohen Saiten, mit Handballen der "Schlaghand" die tiefen, ums mal nur kurz anzureissen...).

Früher oder später berücksichtigt man dann automatisch alle Punkte, die zur optimalen Technik gehören.

Wer diesen beiden (zusätzlichen) genannten Punkten noch nicht bewusst seine volle Konzentration gewidmet hat, hat möglicherweise noch großes Entwicklungspotential mit Fingerübungen. Erst bricht man sich wieder tierisch einen ab, aber eine super Technik bringt's einfach. Und mich reizen daher Fingerübung auch nach langer Zeit noch, wieder das ein oder andere zu überprüfen und optimal zu üben.

Ach ja, die von mir weiter oben genannte Zwei-Finger-Übung, besonders für die Finger 2 bis 4, eignen sich hervorragend, den Zeigefinger wie beim Barree einfach mal locker auf den Saiten ruhen zu lassen. Entweder immer komplett über alle 6 Saiten, oder mal mitrutschen zu den hohen Saiten. Ganz interessante Erfahrung und für's Abdämpfen toll...

Natürlich eignen sich Tonleitern, Licks etc. ebenfalls dafür, sie "fingermäßig" top hinzukriegen... (ja, wer hätte das jetzt gedacht...?)

Viel Spaß bei diesen vielleicht zusätzlichen Ansätzen...
 
Also ich konnte mich nie längere zeit mit irgendwelchen chromatischen Übungen abfinden, weil mir das schlicht zu stumpf war und ich keinen gewünschten Effekt gesehen habe. Ich habe schwer eine Verbindung der Übung mit meinem restlichen Solospiel sehen können, geschweige denn mit meinen spezifischen Problembereichen.

Irgendwann kam mir die Idee, mir selbst Übungen zusammenzubauen und wenn man ein wenig Theorie kann, ist das auch garnicht mal so schwer. Ich baue die Übungen nach meinen Präferenzen und auf basis der Tonleitern und Pentatoniken. Wenn ich z.B. einen coolen oder schweren Part in einem Solo höre (den ich natürlich lernen will!), in dem eine bestimmte Technik angewendet wird, dann isoliere ich diesen, analysiere ihn und baue mir dann daraus eine oder mehrere KLEINE Übungen, die ich überall auf dem Hals in die Tonleiter einsetze. Dann kommt das Metronom und der stumpfsinnige Part, der hier jedoch schon ein wenig aufregend ist. Ich schaue dann, dass ich diese kleinen Versatzstücke auch gut in meine Improvisationen einbauen kann, sobald sie spielbar werden. So werden irgendwann aus Panikmomenten, die man beim Spielen von Solos bekommt, plötzlich bestandteile des eigenen Repertoires, an die man sich lange gewöhnt hat.
Und voila, im Idealfall hat man dann eine beobachtbare Verbesserung und eine authentische Annäherung an den Stil eines Idols, ohne ihm nur GENAU das Lick in GENAU seiner Position in GENAU seinem Solo zu klauen/ bzw. es stumpf nachzuspielen. Beim verschieben und einsetzen werden dann auch meistens verschiedene Griffarten benötigt, wo wir gleichzeitig beim Trainieren verschiedener Finger/Muskeln wären.
Also kurz:

1. Aus möglichst winzig kleinen Häppchen große Speedgerüste aufbauen.

2. Praxisbezug/ Bezug zur eigenen Improvation bzw. zum Songwriting. Weiß ich nicht, wo ich es spielen kann, brauche ich es nicht zu lernen.

Ich will chromatische Übungen und Übungen ohne direkten Spielbezug nicht abwerten ... aber ich spiele jetzt ungefähr 5 Jahre und bin mit meiner jetzigen Methode zum ersten mal nicht wieder frustriert nach einem Monat vom Geschwindigkeitstraining abgerückt, ohne Fortschritt zu sehen.
Klar, man braucht für die Methode ein wenig theoretischen Background, aber ich halte es für effektiv - zumindest für mich.

Mal das einfachste Beispiel, an das ich denken kann:

- Diese Übung habe ich zum ersten Mal bei Troy Stetina gesehen:

12--h15--p12--------
-------------------(h)15 .... das immer wiederholt

Ich fand die Übung cool, als ich sie vor einem Jahr gesehen habe, weil ich zum ersten mal zu Geschwindigkeit gekommen bin und es auch mal beim Jammen einbauen konnte.

Vor etwa einer Woche kam ich dann auf die Idee, das ganze zu etwas Längerem auszubauen:

12--h15--p12-------------------------------------------------------------------------------------------------------
--------------------15--12--h15--p12---------------------------------------------------------------------------------
----------------------------------------------14--12--h14--p12----------------------------------------------------------
-------------------------------------------------------------------------14--12--h14--p12------------------------------
-------------------------------------------------------------------------------------------------------14--12--h14--p12-----
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------15

Dann dachte ich mir: hmmm, das geht auch wieder in die andere Richtung:

--------------------------------------------
--------------------------------------------
--------------------------------------------
-------------------------------------------- ...etc.
---------------------14--12--h14--p12
-12--h15--p12-------------------------


Dann dachte ich mir, dass sich das Muster noch weiter reduzieren lässt:

15---p12-----------------------
-------------15--15--p12-----
-------------------------------14
---------------------------------- usw.
----------------------------------
----------------------------------


Und während ich so hoch und runter spielte, kam mir in den Sinn, dass man ja auch spontan Richtungswechsel einbauen kann:

z.B. mal beliebig den hier machen:

15--p12-------------------15--15--p12--
------------15--15--p12--------------------

So, und als ich dann so fröhlich zwischen den Formen alternierte, traf mich plötzlich der Schlag: Ein paar Bendings zwischen die Übung geschoben, ein paar kleine coole Zwischenspiele und schon klang es EIN WENIG (wollen ja mla nicht übertreiben) wie das Solo von Deep Purples Child in Time. Ein Stück, das mich seit Ewigkeiten vom Hocker reißt und an das ich mich nie herangetraut hätte.
Wenn ich mir jetzt das Solo anhöre, verstehe ich viel genauer, was da so gespielt wird und wie der Stil funktioniert ... und das ist denke ich eine sehr zielgerichtete und effektive Trainingsmethode - gerade wenn man Lieblingsgitarristen hat.

Der nächste Schritt bei der Übung wäre es jetzt, mal so Späße wie String Skipping einzubauen und sich natürlich noch weiter über den Hals fortzubewegen. Generell habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass eine im kleinen gemeisterte Übung sich oft leicht auf den größeren Kontext übertragen lässt, wohingegen der Fortschritt länger braucht, wenn man gleich den fetten Brocken auf einmal fressen will. Besonders bei so sachen wie Sweep Picking oder diesem 3-Notes-Per-String Wahnsinn kann es sehr frustrieren, gleich zu viel zu wollen ...
 
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klasse beitrag :)

probier ich heut mal aus.


fingerübungen sind gut, keine frage. vorallem für die koordination und die beweglichkeit von ring- und kleinemfinger. Nachteil. sie klingen nicht wirklich gut auf dauer um nicht zu sagen es kann sehr nervtötend werden. deswegen spiele ich sowas meißt trocken ohne amp.
 
Moin,

also ich hab ganz gute Erfahrungen mit dem Buch von Macks gemacht. Da steht im endeffekt alles drin was man sich sonst hier mühsam zusammensuchen muss und voralle ist es strukturiert. + mehr übungen als man wohl jemals brauchen wird. Was m.E. den Vorteil hat, dass man sich einen Lehrplan frei nach den eigenen bedürfnissen erstellen kann ohne ewig geeignete sachen suchen zu müssen.

Mich haben vorallem Synchronisations und fingerunabhängigkeitsübungen einen schnell spürbaren Fortschritt merken lassen.. Da ich so eine allgemein bessere Kontrolle bekommen habe. Nur muss man das auch regelmässig machen....

Eine Übung die mir viel gebracht hat ist

E 1234
A 2341
D 3412
G 4123
B 1234
E 2341

und dann rutscht du einen Bund hoch und gehst wieder zurück

also
E ringfinger im 4 bund 3412
B 4123
G 1234
usw...bis zum 12. Bund und zurück

Die 3412 ist auch gut einfach immer 3412 die hohe e Saite bis zum 12. Bund und zurück
 
Hi Broken_Dread,

toller Beitrag ! Sehr schön erklärt, dass sich aus Deinen Übungen Teile Deines Solo-Repertoires entwickeln. Diese Möglichkeiten werde ich bald auch noch mal in Angriff nehmen...
Und bis dahin mache ich zwischendurch diese "stumpfen" sprich nach einfachem System aufgebauten Fingerübungen, die mir in Fingerfertigkeit und Synchronisation und dem Ab-/Wegdämpfen auf die schnelle weiterhelfen.
Vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag.

Grüße
 

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