Suche Rat zu einem seltenen Mellophon

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Landluft1958
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Hallo! Ich habe vor ca. 15 Jahren ein Mellophon für meine Tochter gekauft. Da das Instrument lange nur herum lag (allerdings in einem sehr aufwändig gearbeiteten Koffer), haben wir uns nun entschlossen, es zu veräußern. In so einer Situation schaut man ja erst mal, was man ca. erzielen kann. Dabei fiel uns zum ersten Mal auf, dass das Instrument keine Firmenbezeichnung trägt. Das Einzige, ist eine sechsstellige eingravierte Nummer. Die haben wir zunächst außer Acht gelassen und uns schon gewundert, dass neuere Mellophone eine andere Form haben, als es bei unserem der Fall ist. Nachdem wir, trotz intensiver Internet-Recherche, zu keinem Ergebnis gekommen sind, haben wir einfach mal das Wort "Mellophon" und die 6-stellige Nr. bei Google eingegeben. Es erschien dann eine Liste archivierter (Brass-)Instrumente der Fa. Boosey & Hawkes. Unter der angegebenen Nummer ist ein E-flat tenor horn (=Mellophon lt. weiterer Recherche) verzeichnet, welches Ende 1924/Anfang 1925 hergestellt wurde. Hier ist auch genau beschrieben, allerdings in englischer Sprache, welche Handwerker mit welchem Stundenaufwand was hergestellt haben. Zuletzt ist vermerkt "present location not known" - kein Wunder, befindet sich das gute Stück ja bei uns!
Von dieser Baureihe wurden, wenn ich die Angaben dieser Liste richtig verstehe, nur 6 Stück hergestellt.
Jetzt, wo wir die Vermutung haben, ein sehr wertvolles Instrument zu besitzen, stellt sich die Frage, wo man den Wert schätzen lassen kann. Hinzu kommt, dass das Mellophon innen leicht oxidiert ist und es sich unter Umständen vielleicht lohnen würde, es fachmännisch reinigen zu lassen, ehe es veräußert wird.
Also meine Frage: Kennt Ihr Kontaktadressen betr. (seriöser) Schätzung bzw. Links im Internet ?
Vielen Dank für Eure Hilfe!
 
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...Jetzt, wo wir die Vermutung haben, ein sehr wertvolles Instrument zu besitzen, ...
Bitte mache dir nicht zu viele Hoffnungen in Bezug auf den möglichen Verkaufserlös dieses Instruments. Die Bedeutung als Erinnerungsstück für die Familie dürfte deutlich größer sein als der "Marktpreis".

Vorneweg, eine Versteigerung bei Ebay wäre die schlechteste Idee. Dort muss man bei solchen nicht gerade gängigen Instrumenten erhebliche Abschläge vom "Schätzpreis" einkalkulieren, daher sind Auktionen mit fragwürdigen Geboten von (befreundeten) Bietern dort m.E. öfter zu beobachten. Je teurer der Neupreis für ein Blechblasinstrument war, desto geringer ist bei Ebay der noch erzielbare Erlös.
Ausnahmen bilden nur "Kultinstrumente" wie z.B. eine alte Martin Committee (Trompete) oder Bach Mt. Vernon.

Grundsätzlich wird altes Blech nicht besser, sondern leidet mit der Zeit. Bei unsachgemäßer Lagerung (z.B. 15 Jahre im Koffer auf dem Dachboden oder im Keller), fehlender Wartung in der Lagerungszeit sind meist Korrosion und feste Ventile wie Züge die Folge.
Wird das dann noch vom Laien durch Reparaturversuche verschlimmert, hat man einen echten Schaden bis zur Wirtschaftlichkeitsgrenze.
Festsitzende Züge, Ventile und Mundstücke können in der Werkstatt äußerst günstig fachmännisch gelöst und wieder gangbar gemacht werden.
Bei Korrosion kommt es ganz darauf an, ob man es (noch) lässt, den Austausch von Teilen vornimmt oder mit Blechflicken notdürftig repariert, weil sich mehr Aufwand nicht mehr lohnen würde.
Ein wirklich 70 Jahre altes Instrument hätte dann aber vermutlich seine Klangeigenschaften bereits großenteils eingebüßt und taugte nur noch zur Wanddekoration.

Da Du offenbar kein Blechbläser bist: Vorsicht mit Aufträgen zur "Instandsetzung" oder "Generalüberholung" ohne Kostenvoranschlag, das kann auch in der seriösesten Werkstatt richtig teuer werden.

Eine "offizielle" Schätzung durch einen Blechblasinstrumentenmeister als öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen (zu erfahren über die IHK-Liste) könnte teurer werden als der erzielbare Verkaufspreis.

Eine "über den Daumen gepeilte", aber vermutlich realistische Schätzung macht jede ordentliche Werkstatt für Blechblasintrumente. Zusammen mit einer Reinigung und Schmierung dürfte dafür ein Betrag um die 50 bis äußerstenfalls 100 EUR fällig werden.
Ich würde dafür einfach einmal in der Umgebung des Wohnortes Werkstätten anrufen und nachfragen, was es kostet (Reinigung inkl. Blick vom Meister wg. Wertschätzung).
Neben dem Flohmarkt des Forums (falls die Voraussetzungen für eine Anzeige gegeben sind) hat sich als seriöse Verkaufsplattform mit gutem Umsatz gerade für Blechblasinstrumente vioworld.de bewährt. Ich habe darüber selbst schon mehrfach gekauft und verkauft. Für deinen "Exoten" müsstet Du aber auch bei einem fairem Preis Wochen bis Monate des Angebots einkalkulieren. Dafür ist die Anzeige kostenlos (2 gute Bilder nicht vergessen).

Dass es sich um ein Boosey & Hawkes handeln soll, würde ich nur aufgrund einer Seriennummer noch nicht glauben wollen. Dieser ehemalige renommierte Hersteller versah seine Instrumente nach meinem Wissen immer mit einer auffälligen Gravur.
Selbst wenn es ein Boosey & Hawkes ist, wäre noch zu bestimmen, aus welcher Serie das Instrument stammt und wie die individuelle Qualität zu bewerten ist (allg. Zustand, Korrosionsschäden, Beulen, Reparaturen, Lötstellen, Zustand der mechanischen Teile, Zustand der Ventile, Intonation...).
Auch eine bekannte Firma wie Boosey & Hawkes fertigte nicht nur und nicht in jedem Fall Meisterinstrumente.

Noch etwas: bei modernen Mellophonen ist die F Stimmung üblich geworden, was dein Instrument auch nicht begehrter macht.

Würde ich vergleichsweise aktuelle Neupreise für Qualitäts-Mellophone (in den USA und hier) zugrunde legen, liegen die bestenfalls auf Höhe von professionellen Qualitätstrompeten der großen Hersteller, also bei rund 2.000 EUR.
In Deutschland findet man auf dem Markt bei Mellophonen aber eher "Schülerinstrumente", die neu ungefähr 1.000 EUR kosten.

Selbst bei gutem Zustand des alten Instruments kann ich mir da nur einen Preis von 300-500 EUR vorstellen.
Aber das ist nur eine Einschätzung aufgrund des Marktes, nicht des Instruments.

...schon gewundert, dass neuere Mellophone eine andere Form haben...
Diese Aussage irritiert mich ein wenig. Mellophone haben in der Marching Band die Funktion von Waldhörnern und sollten so ähnlich aussehen wie hier:
Mellophone.jpg


Das Tenorhorn wird auch Ferkelbass genannt und kann als tiefoktavierte Version des Flügelhorns angesehen werden:
150px-Tenorhorn_B%26S.jpg
 
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Vielen Dank für die ausführliche Auskunft. Damit ist mir wirklich schon sehr geholfen!
 
Hallo, ich habe hier mal ein paar Fotos betr. der Form usw. angefügt.
 

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Danke für die Aufnahmen, Mellophon ist schon die richtige Bezeichnung. Die runde Form gibt es noch bei Amati, einem tschechischen Hersteller. Das Weitere würde ich mit einer guten Werkstatt klären.
 

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