Ich kann mit vielen Meinungen hier konform gehen. Es kommt halt auf die möglichkeiten an, die man zur Verfügung hat, sei es spielerisch oder auch technisch, aber auch darauf, was man bereit ist zu investieren.
Klar, habe ich einen Anspruch an mich, und wenn es um's Covern geht, halte ich mich in der Regel auch an das Original. Aber in vielen Fällen muss man halt Abstriche machen, wenn man nur über eine Standardbesetzung verfügt. Und somit wird dann erst einmal gefiltert, welche Spuren wichtig sind und auf welche man verzichten kann. Manchmal hilft es auch, wenn man sich nach einer anderen Version umschaut. Von vielen Songs gibt es ja nicht nur eine Version, sondern evtl. Live-Versionen der Originalband, wo schon mal das Arrangement nicht so überladen ist wie im studio, oder man hört sich einfach mal Coverversionen von anderen Bands an, um sich Eindrücke zu verschaffen, wie es auch anders arrangiert klingen kann. Letzlich gibt es von vielen Songs auch unplugged Versionen, die zeigen, wie spartanisch der Song trotzdem noch klingen kann. Am Ende bleibt meist trotzdem noch mehr über, als man bewältigen kann.
Ich tu mich halt nur schwer, wenn ich als Keyboarder alle Lücken schließen soll incl. der Instrumente, die wir sowieso in der Band haben. Dass das Sax Solo an mir hängen bleibt, weil wir keinen Saxofonisten haben, ist schon klar. Dass ich dann auch gerne das Saxofon zu einer eine röhrigen Orgel mutieren lassen kann, ist dann wieder eine andere Sache.
Es ist auch allgemein kein Geheimnis, dass man viele Dinge durch Einsatz eines Sequenzers kompensieren kann - für den natürlich auch der Keyboarder zuständig ist -, und darum mag's in diesem Thread ja auch ein wenig gehen, vor allem, wenn wir über die dritte Hand reden. Hier halte ich's aber i.d.R. so wie BinaryFinary. Ich versuch so viel wie möglich mit Programmierung und Tasten-/Fingerakrobatik hinzubekommen. Wenn's dann aber für den Song unabdingbar ist, läuft auch mal der Sequenzer oder der Sampler, z.B. bei Genesis' "Mama", das ohne den durchlaufenden Drumgroove gar nicht geht. Bei "Why Can't This be Love" nutze ich für das Intro einen Arpeggiator (geht vermutlich auch anders), bei anderen Songs kommt hier und da und dort mal eine kurzer Sample-Phrase zum Einsatz, manchmal mehr als Gimmick, wie z.B. Joanna in der Version von Peter Wackel kommt der Chor "Du geile Sau" vom Sampler, ist mir anders zu blöd (ist so schön blöd genug), bei Tim Toupet's "Fliegerlied" hab ich meine Mädels und Ihre Freundinnen zu Hause mal "Hallo Flieger" rufen lassen, was ich in der ersten Strophe einwerfe
Alles legitim, alles dem Publikum ehrlich verkaufbar, und damit fühle ich mich auch ok.
Bei manchen Songs diskutieren wir immer mal wieder. z.B. hätten meine Jungs gerne das Shakahuchi am Anfang von Sledgehammer vom Sampler. Ich finde nach wie vor meinen programmierten Sound ok, und es wäre mir zu blöd, an einer Stelle, wo ich beide Hände frei habe, etwas was man auch selbst spielen kann, vom Band kommen zu lassen, nur weil's bei mir vielleicht nicht 100% ok klingt. Ich lass ja unseren Gitarristen auch den Anfang von "Sweet Child of Mine" selbst spielen, obwohl's gesampelt vom Original besser klingen würde
Fakt ist, dass man sich nicht zu sehr überladen sollte, so dass der Gig nicht in Stress ausartet, sondern man noch relaxed abrocken und Spaß haben kann. So wie Martman das praktiziert, mag das ja toll sein, und alle Achtung, wie viel Arbeit er in die Umsetzung der Songs setzt, aber wäre definitiv nichts für mich.