Erstmal stimme ich prinzipiell d'Averc, Dude und LeGato (sowie anderen Posts die sich damit decken) zu ...
Als Industriemechaniker lernt man natürlich auch etwas über Härteverfahren (was sie bedeuten, wie die Härte festgestellt wird, wie und wann bestimmte Härtewerte eingesetzt werden). Zudem lernt man auch was über Oberflächenrau(h)igkeit - und da sollte man sowohl unsere Augen als auch (und gerade) die Fingernägel nicht unterschätzen. Die Fingernägel wirken wie eine Art "Lupe".
Im Maschinenbau gilt: Das einfacher zu tauschende Teil (oder wesentlich billigere) muss weicher sein. Beispielsweise der bewegliche Teil bei einer fest montierten Schere - oder eben die Lagerbuchsen ...
Beim Bass (E-Saiteninstrument) ist das nicht so einfach ..
20 Jahre waren Kerben in Bundstäbchen kaum ein Problem, weil es nur Flatwounds gab, die durch den Schliff eine hohe Auflagefläche auf den Bünden haben. Mit den Roundwounds verkleinerte sich die Auflagefläche dramatisch (da ja nur die Rundungen anliegen). Zudem sind die meisten Saiten (für Haltbarkeit und Klang) mit Chrom beschichtet. Das macht die Saiten extrem hart.
Wie hart sollen Bundstäbchen sein, damit sie einem vibrierenden "stumpfen Chrom-Keil" (denn das sind Saiten ja genau betrachtet) widerstehen können?
Dass Riefen entstehen ist also erstmal völlig normal (und sollte bei den weiteren Ausführungen immer bedacht werden).
Wie schnell und stark sie entstehen, hängt von der Härte der Bundstäbchen und Saiten (sowie deren Schliff) ab.
Sind die Riefen bei den tiefen Lagen (dort wo gegriffen wird) liegt das meiner Einschätzung (nicht meines Wissens!) auch von der Griffposition des Spielers ab. Greift er nämlich in der Mitte zwischen den Bünden, liegen mehrere Millimeter zwischen Druckpunkt und "sich bewegen wollender Saite" am Bundstäbchen. Wenn die Saite schwingt, bewirkt dieser Abstand, dass die Saite zwar auf dem Bund aufliegt, trotzdem aber noch im "Mikrobereich" hin und her will. Habe ich den Finger näher am Bund, wird der Hebel verkürzt und dadurch die "Mikroschwingung" zumindest verkleinert.
Sind die Riefen über Bünden die weiter von den "normalen Griffpunkten" weg sind (mehrere Bünde entfernt), schleift die Saite einfach ihr Bett (siehe LeGato).
Es gibt mehrere Möglichkeiten ...
1. Sauber(er) greifen [aber daran muss es nicht liegen!]
2. Flatwound Saiten [scheiden aufgrund des Klanges meist aus]
3. Opiate (die Riefen bleiben, sind einem aber egal) [scheidet aus Gesundheitsgründen aus]
4. Entspannungstraining (bis das Problem akut wird ist es einem egal) [kann man machen - muss man aber nicht]
Angehängt habe ich mal das Bild einer Basssaite, die ein Arbeitskollege von mir nach meinen Angaben im Rasterelektronenmikroskop gemacht hat. Die Saite war übrigens frisch aus dem Ultraschallbad - und trotzdem haftet noch jede Menge Mikro-Schmutz an.
Wie Du siehst, sind auch die Roundwounds (das dürften normale Fender Roundwound sein) nicht mehr wirklich rund an den Stellen, wo einst die Bundstäbchen saßen.
Gruß
Andreas