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MikeChapman
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Fender American Deluxe Stratocaster 2010
Ging es Euch eigentlich so, dass ihr zu Anbeginn Eurer Gitarristenkarriere völlig andere Präferenzen bezüglich des Instruments hattet? Knapp ein Jahr benötigte ich um die Strat lieben zu lernen. Davor wirkte sie auf mich eher unspektakulär, dünn im Sound und unattraktiv im Design. Doch wird man mit der Zeit doch etwas anspruchsvoller und verändert seine musikalische Sichtweise. Mein Favorit war damals die Strat in Sunburst mit drei Single-Coils, und knapp zwei Jahre später erfüllte ich mir nun endlich diesen Traum.
Anfangs stand die Frage offen welche es werden sollte. Alles aus Mexiko fiel durch das Raster, denn, auch wenn ich meinen Precision Bass aus dem Land wo Tequila und Salsa fließen noch so mag, sollte die Strat aus den USA kommen. Die Highway One brachte nicht den Sound den ich wollte, und bei der Special konnte mich der Hals nicht so recht überzeugen. Die Standard war schon eine Offenbarung, doch die Deluxe setzte nochmals ordentlich eins drauf. Und was sie genau drauf setzte behandle ich nun.
Specs
Da ich wohl niemanden mehr erzählen muss, über welche Standardausstattung diese Gitarre verfügt, werde ich nur auf die Details eingehen die sie von anderen Modellen abhebt. Beginnen wir beim Headstock: Hier stechen als erstes die Locking-Tuner ins Auge, die einen Großteil der Kurbelei ersparen, und sich positiv auf die Stimmstabilität auswirken. Damit wir uns nicht falsch verstehen - wer den Tremolohebel, der übrigens gesteckt und glücklicherweise nicht geschraubt wird, zu heftig betätigt, findet das Instrument anschließend in einem anderen Tuning vor, doch bewirken die Tuner eine kleine Besserung.
Eine andere Besonderheit ist der Hals. Mein Favorit was Bespielbarkeit anbelangt ist der Hals der Charvel, doch kommt hier die DLX ziemlich nah ran. Normalerweise benötige ich immer eine gewisse Eingewöhnungsphase, doch war das bei diesem nicht von Nöten. Er hat einen Compound-Radius, d.h. er wird nach hinten flacher, abgerundete Griffbrettkanten und ein sehr angenehmes Satin-Finish. Die Bespielbarkeit ist grandios, stringbendings funktionieren hervorragend und dank des überarbeiteten Hals-Korpus-Übergangs, dem eine Ecke weggefräst wurde, ist die untere Lage gut zu erreichen.
Ein schwebend gelagertes 2-Punkt-Tremolo dient als Brücke, und wer den im Volume-Poti integrierten Knopf drückt aktiviert das S-1 System.
Verarbeitung
Viel gibt es nicht zu mäkeln. Beim Abrichten der Bünde war der Herr oder die Dame an zwei Stellen etwas zu eifrig mit der Feile, doch abgesehen davon sieht die Strat super aus. Der Korpus ist zweiteilig, wurde allerdings so perfekt zusammengefügt, dass es mir erst auffiel nachdem ich sie zwei Tage zuhause hatte. Sonst saß alles felsenfest und stabil an seinem Platz - leider auch die Folie auf dem Pick-Guard.
Sound
Das neue N3-System wurde überarbeitet und soll die Wärme und den klaren Sound der AlNiCo-PUs liefern, doch kann ich hierzu nicht wirklich etwas sagen, da ich keinen direkten Vergleich zur Am Standard habe - hier liegen meine Erfahrungswerte schon einige Monate zurück. Die Internetrecherche ergab, dass die N3 im Vergleich zu den SCN über mehr Mitten und Höhen verfügen, und der Sound recht nah an den regulären SC sein soll - manche behaupten sogar es sei exakt der Sound.
Den direkten Vergleich machte ich damals im Musikladen deshalb nicht, da ein brummender Pick-Up für mich nicht in Frage kam. Wer fleißig Homerecording betreibt, wird beim singenden High-Gain Sound vor Rechner, Abhörboxen, PreAmp, Schreibtisch-, Lavalampe und anderem Kram unter Umständen nicht wirklich glücklich werden. Deshalb stellen sich an dieser Stelle prinzipiell nur zwei Fragen: Ist der authentische Sound vorhanden und ist dieser von guter Qualität? Dazu ein ganz klares ja! Sie klingt toll, und sie klingt so wie eine Strat klingen soll. Kein Brummen und mehr Möglichkeiten bei der Wahl des Sounds - das sind mitunter die Hauptkriterien warum jemand zur Deluxe greift. Als ich meine Strat das erste mal an einem Fender Amp antestete ertappte ich mich sogar dabei, wie ich in beim Sound der Position vier das Riff aus "Sultans of Swing" spielen wollte, und mir erst wenige Sekunden später bewusst wurde, dass ich dies gar nicht im Repertoire habe. Wenn das nicht auf Authentizität deutet, was dann?
Die Charakteristiken der Positionen 1 - 5 (Neck bis Bridge) kann ich mir an dieser Stelle ebenfalls sparen, kommen wir direkt zum S-1 System. Ein kleiner Druck auf den Volume-Poti entlockt der Strat plötzlich Töne die man von ihr nicht erwartet hätte. Und darunter finden sich wirklich interessante Sounds die ich nicht mehr missen möchte.
- Position 1: Ein quäkiger, dünner out of Phase Klang der sich beim Spiel von Funk sehr gut macht, aber auch als Solo-Sound. Besonders der zweite Punkt ist sehr interessant, da ein ähnlicher Klang zuvor nur mit zeitraubendem Einsatz des EQs ansatzweise realisierbar war. Sehr cool finde ich diesen für den Tex-Mex-Style.
- Position 2: Dieser Sound ist eher mittenbetont und hat eine gewisse Humbucker-Charakteristik.
- Position 3: Einer meiner Favoriten im cleanen Betrieb. Ein fetter, schwerer Sound der förmlich nach Blues oder Jazz schreit, aber auch im Rhythmus gut rüberkommt.
- Position 4: Hier werden Middle- und Bridge-PU parallel geschaltet. Klingt ähnlich wie Position vier, nur logischerweise nicht ganz so warm. Er hat den typischen Touch dieser Zwischenstellung, ist aber deutlich fetter.
- Position 5: Alle drei Tonabnehmer sind seriell geschaltet und bieten einen kraftvollen, glatten und durchsetzungsfähigen Klang.
Hier eine meiner favorisierten Demos. Am Ende des Reviews gibt es noch eine kleine Soundfile von mir.
Fazit
Die Deluxe hat sich ihren Namen redlich verdient. Der Hals ist super zu bespielen, der Sound macht ordentlich was her, sie ist vielfältig und sieht klasse aus. Daher kann ich jedem, der die Standard Stratocaster ins Auge gefasst hat, empfehlen die Deluxe zu checken.
Preis: 1329 - 1399€ Zubehör: SKB Koffer, Kabel, Werkzeug
Last but not least noch ein kleines Soundfile das ich an einem Nachmittag auf die Schnelle eingespielt habe. Nicht besonders toll gespielt oder gemixt, die A-Moll-Impro klingt stellenweise etwas "gewagt" zur A-Dur Thematik, doch ich denke es ist nett anzuhören und vermittelt einen kleinen Eindruck. Meistens wurden für die Riffs die PU-Stellungen in der Reihenfolge fünf bis eins durchgeswitcht. Der Track beginnt mit aktiviertem S-1, und zum Schluss sind die regulären PU-Sounds dran. Als Preamp verwendete ich das Fractal Audio FX mit der Mark IV Simulation in den Leadspuren sowie in einer der Rhythmusspuren. Für die andere eine Fender Deluxe-Combi-Emulation.
Versucht doch mal herauszufinden welchen PU ich für welches Riff verwendet habe. Unter allen richtigen Einsendungen verlose ich einen romantischen Abend in der Sauna mit Beth Ditto.[video]http://www.facebook.com/reiner.ez?v=app_2392950137#!/video/video.php?v=178863348806288[/video]
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