Deutsche Texte klingen schnell lächerlich?

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Hallo,

kennt noch jemand dieses Problem?
Wenn ich einen Text auf Deutsch schreiben will, dann finde ich es irgendwie immer lächerlich, auf Englisch klappt es aber super. Wenn ich mir allerdings meine Vorbilder wie Tex, Jupiter Jones oder Kettcar angucke, dann finde ich die Texte super, nur meine eigenen mag ich nie.

Bin ich paranoid oder was?
Gruß
 
Eigenschaft
 
Umgekehrt frage ich mich oft, wie es wohl für Engländer/Amerikaner sein muss, wenn alle Lieder auf Englisch sind - das muss sich doch für die irgendwie wie "Schlager" anhören....
 
die frage ist jetzt: 1. was meinst du mit lächerlich? was an deinen texten findest du lächerlich? zeig doch mal her :)

aber um deine frage zu beantworten: ich finde es auch gar nicht so leicht, auf deutsch zu texten
im deutschen klingen reime oft so nach "reim dich oder ich fress dich" oder man sieht ihnen an, dass der_die verfasser_in goethegeschädigt ist. was vielleicht auch einfach eine assoziationssache ist, im englischen sind wir da nicht so stark vorbelastet. und als muttersprachler_innen merken wir sofort, wenn worte nicht so ganz sinn ergeben, beim englischen hören wir leichter drüber hinweg, besonders wenn unsere englischkenntnisse selbst nicht so gut sind.

die frage ist jetzt, wie textet man auf deutsch so, dass es nicht mehr lächerlich klingt?
die frage hab ich mir vor längerer zeit mal gestellt und, zugegeben, es ist immer noch eine herausforderung.
drei wesentliche unterschiede im vergleich zwischen deutsch und englisch sind mir aufgefallen:
1. SILBEN: meist 1-2 silben pro wort im englischen, das macht die sprache sehr handlich im umgang mit rhythmen. dagegen sind viele worte im deutschen dreisilbig und darum schlechter unterzubringen gerade bei 4/4-takt.
2. ALLOPHONE und AUSSPRACHE: kürzere worte führen dazu, dass laute stärker variiert werden müssen, um unterscheidbar zu sein: ten, men, then, when usw. außerdem weicht die aussprache des englischen stärker vom schriftbild ab als im deutschen. (das wort "ren" gibt's meines wissens im englischen nicht, wohl aber "ran" und es ist phonetisch gleichartig wie ten men usw. das macht das reimen natürlich sehr leicht.)
3. GROSSSCHREIBUNG: der focus des interesses liegt im deutschen auf den groß geschriebenen worten, was folgenden nebeneffekt hat: worte von interesse werden substantiviert, um in den fokus zu kommen. darum klingen texte imho oft so wie aus nem sachbuch vorgetragen. im englischen ist das nicht der fall. dort stehen alle worte gleichberechtigt nebeneinander (großschreibung nur bei satzanfängen und eigennamen) und der_die songwriter_in kann selbst entscheiden, wo der focus liegen soll.

konsequenzen für's texten auf deutsch:
1. so wenig silben pro wort wie's nur geht
2. schreib alles klein

seit ich das mache, bin ich viel zufriedener mit meinen texten und das schreiben fällt mir leichter. probier's doch mal aus...
 
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Hallo,

kennt noch jemand dieses Problem?
Wenn ich einen Text auf Deutsch schreiben will, dann finde ich es irgendwie immer lächerlich, auf Englisch klappt es aber super. Wenn ich mir allerdings meine Vorbilder wie Tex, Jupiter Jones oder Kettcar angucke, dann finde ich die Texte super, nur meine eigenen mag ich nie.

Bin ich paranoid oder was?
Gruß

Also ich finde englische Liedtexte genauso lächerlich wie deutsche.
Kindisch , banal und anspruchslos.
Wobei ich an den Texten Schuberts mehr gefallen finde.
Vielleicht gefallen dir auch einfach diese super coolen Wörter wie zb
(love , cry , bääääyyybääääää , girls , boys , party)
auf deutsch klingen die nicht mehr so toll ne ?
 
Arachnophobias System mag für ihn gut funktionieren, ich kann jedoch nicht viel damit anfangen.

1. Silben
Es war das Lied "Help!", in welchem John Lennon erstmals mehrsilbige Wörte in seinen Texten verwendete ("insecure"), was er auch als Fortschritt in seinem Texten betrachtete. Natürlich, prinzipiell ist es wohl leichter, zuerst kürzere Wörter zu verwenden, damit es flüssig läuft - Ziel sollte es jedoch sein, alle Wörter verwenden zu können, die man will, und sie richtig in den Fluss einzubauen.

2. Allophone und Aussprache
"Ran" und "Ten" werden NICHT gleich ausgesprochen. Bei Ran ist der Vokal länger als bei Ten, das ist in etwa vergleichbar mit "Straße" und "Gasse" - vielleicht nicht so extrem, geht aber in die Richtung. Im Englischen also ebenfalls schlampig gereimt, nur fällt uns das - wie vieles anderes - nicht so auf. Beispiele für deutsche Reimer, die wirklich großartig im Reimen sind, wären Bodo Wartke und Sebastian Krämer. Vor allem Ersterer hat Sachen miteinander gereimt, wo man als Texter große Augen macht.

3. Großschreibung
Ich mag die klassischen Dichter, ich mag auch die Neueren, und wie man am meinem Beitrag merkt, mag ich die deutsche Groß- und Kleinschreibung. Natürlich, da hast du Recht, geht es hier um Songtexte, nicht um echte Gedichte - da liegt der Fokus auch auf anderen Sachen, Metrik kann freier sein beispielsweise. Trotzdem sollte man in der Lage sein, die Sprache, die man verwendet, soweit zu beherrschen, dass man sich ihrer korrekt bedient. Wir versuchen ja auch richtiges Englisch zu verwenden, warum also auch nicht richtiges Deutsch?
 
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Arachnophobias System mag für ihn gut funktionieren, ich kann jedoch nicht viel damit anfangen.
für sie, bitte ;)

Trotzdem sollte man in der Lage sein, die Sprache, die man verwendet, soweit zu beherrschen, dass man sich ihrer korrekt bedient. Wir versuchen ja auch richtiges Englisch zu verwenden, warum also auch nicht richtiges Deutsch?
1. dass ich klein schreibe, bedeutet nicht, dass ich das deutsche nicht beherrschen würde.
2. ich habe gründe genannt, warum "nicht richtiges deutsch". dein "warum nicht" ist schon ein gegenargument. aber besonders entkräftigt hast du meine position dadurch nicht ;)
3. wenn du "man sollte" schreibst, frag ich mal zurück: wer ist "man", warum "soll" er, und wer stellt diese regel auf? ich schreibe konsequent klein und empfehle das weiter aus guten gründen, du hältst dich an die rechtschreibgemäße großschreibung und empfiehlst das weiter aus guten gründen. belassen wir es doch einfach dabei, statt allgemeingültigkeitsansprüche (uff, neun silben auf einmal) zu formulieren.

Ich finde es einfach super schwer über Liebe, Abschied und Tod zu schreiben, ohne das es lächerlich klingt im Sinne von kitschig, abgedroschen und schwul (nicht falsch verstehen).
was meinst du denn mit "schwul"? ist das thema zu soft? zu emo, oder was? ich steh auf'm schlauch - erklär bitte mal :)
 
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Point Loma, Mondluchs und Arachnophobia: die Diskussion zum konkreten Songtext gehört wirklich ins "Eigene Texte"-Unterforum, deswegen habe ich den Text verschoben und die relevanten Beiträge dorthin kopiert und dort auf das Wesentliche gekürzt.

Hier kann weiterhin über deutsche Texte allgemein diskutiert werden, der gepostete Text sollte bitte dort diskutiert werden.

Harald
 
Gute Idee, Harald.

Hm stell dir vor, du bist auf der Bühne (männlich), dir steht eine Horde übercooler Klischee-Bollos gegenüber, du spielst dein Lied, einer von denen ruft: SCHWUUL! Und alle lachen.

Ist jetzt nicht wirklich passiert, aber so ein schwul meine ich. ;)
 
Hallo Point Loma,

Zitat von Arachnophobia: ich finde es auch gar nicht so leicht, auf deutsch zu texten
im deutschen klingen reime oft so nach "reim dich oder ich fress dich" oder man sieht ihnen an, dass der_die verfasser_in goethegeschädigt ist. was vielleicht auch einfach eine assoziationssache ist, im englischen sind wir da nicht so stark vorbelastet. und als muttersprachler_innen merken wir sofort, wenn worte nicht so ganz sinn ergeben, beim englischen hören wir leichter drüber hinweg, besonders wenn unsere englischkenntnisse selbst nicht so gut sind.

ich bringe dieses Zitat, weil es perfekt die Situation beschreibt und eine Begründung liefert, warum (auch einem selber) die Texte manchmal etwas "komisch" vorkommen können.
Das deutsche Wort wird tagtäglich benutzt, viele Wörter formen sofort ein Bild im Kopf, bestimmte Wortkombinationen passen vielleicht super in den Text - werden aber sogar regional anders verstanden ....usw. Alles Dinge, die für eine klischeehafte Beurteilung des Textes sorgen. Es fällt auch sofort auf, wenn ganze Zeilen "umkonstruiert" werden um doch noch irgendwie auf das "Reimwort" zu kommen..usw.

Ich selber texte nur "deutsch". Der Trick mit den kurzsilbigen Wörtern ist ganz hervorragend, ebenso die sehr überlegte Verwendung von Substantiven. Die haben halt etwas "endgültiges" und formen sofort ein Bild. Gerne arbeite ich auch mit Umschreibungen, weil sie die Spannung erhöhen können. Außerdem versuche ich, alles was überflüssig ist, wegzulassen.
Weiterhin darf man nicht vergessen, dass der Hörer nur eine festgelegte Zeitfolge hat, um folgen zu können (Musik läuft ja weiter). Passagen, die ein flüssiges Verständnis behindern, versauen sofort das ganze Lied. Auch die Stimmung, die die Wortwahl hervorruft, muss zum Lied passen ...naja, usw... Es fällt schwer, die Dinge zu beschreiben.
Fakt ist jedenfalls, dass man auch mit deutschen Texten emotionale, kraftvolle, "groovige", liebevolle, extreme und spannende Texte schreiben kann, zumal man sich in der Muttersprache auch am besten auskennt..
Das mit einem Text Attribute wie "schwul" verbunden werden habe ich noch nie gehört. Vielleicht mehr durch ungeschickte oder unsichere Bewegungen vorm Publikum? --da kann ich nicht mitreden, keine Ahnung was du meinst. Die meisten Lieder auf der Welt handeln übrigens (glaube ich) von Liebe, Abschied, Emotionen usw. Irgendwo war in den Thread davon die Rede.
Vielleicht ein Tip: ich versuche immer, eine gewisse "künstlerische Distanz" zum eigenen "Werk" zu halten. Dann fällt eine nüchterne Betrachtungsweise leichter und auch die Darbietung klappt besser. Zumal ja viele Hörer beim Text grundsätzlich auf den Gemütszustand des Sängers schliessen. (dann wäre ich allerdings in den Augen der Leute hochgradig paranoid, auf Grund meiner Texte hi hi)
Hoffe etwas geholfen zu haben,

viel Spaß beim texten..
 
Es ist doch auch so, dass sich in modernen englischen Texten gar nicht mehr so viel reimt.
Vielleicht sind wir Deutschen noch nicht so richtig auf den Trichter gekommen... ich erwische mich auch manchmal mit dem Holzhammer zu reimen. Dann wirds lächerlich und wenn man das richtig klingende Wort sucht, das auch noch die richtige Bedeutung haben soll, das dann auch noch nicht gestelzt/veraltet klingen soll.

Ich selbst werde mal zukünftig versuchen, ob es nicht auch ohne Reime sehr gut fließt.
 
Verzeih, Madame. ;)

Ich verwende das Wort "beherrschen" hier sehr speziell. Zuerstmal will ich sagen, dass ich nicht unterstellen wollte, dass du die deutsche Sprache nicht beherrschen KANNST, wenn du es willst - du wirst es meinem Gefühl nach überdurchschnittlich gut tun, vielleicht jedoch nicht in so mancher Hinsicht.
Doch will ich es mit einem Instrument, sagen wir ein Klavier, vergleichen: ein Pianist, der einen Bach herrlich runterspielt, aber beim Chopin nicht einmal das Grundsätzliche der Technik mit Pedal und Ähnlichem bringen kann, beherrscht das Instrument in diesem Moment nicht.
Du sagst, dass die Groß- und Kleinschreibung der deutschen Sprache dazu führt, dass der Fokus auf gewisse Wörter gerichtet wird, dadurch die Wahrnehmung eine andere ist als bei englischen Texten. Das stimmt sicherlich, jedoch denke ich, sollte man nicht versuchen, die Sprache zu verändern, damit die Wahrnehmung wieder passt, sondern lernen, mit diesem "Manko" umzugehen. Und das ist möglich, hier ein Beispiel für einen sehr gelungenen deutschen Text, meiner Meinung nach:

Bodo Wartke schrieb:
Mir geht's doch eigentlich ganz gut.
Ich bin gesund.
Ich hab genug zu essen, Arbeit, Freunde,
und

ich leb' in einem freien Land.
Ich werde weder verfolgt noch bedroht.
Das einzige, was ich vielleicht zu fürchten hätte,
wär' der Tod.

Zu meinem Glück fehlt mir kein Stück. Mir geht's doch gut. Eigentlich.
Aber

was ich auch tu, immerzu denke ich immer noch wieder doch nur an dich.
Was ich auch tu, immerzu denke ich immer noch wieder doch nur an dich.
Was ich auch tu, immerzu denke ich immer noch wieder doch nur an dich.
Was ich auch tu, immerzu denke ich immer noch wieder doch nur...

Was hab' ich nicht alles probiert,
um nicht an dich zu denken, mich abzulenken,
mir reinen Wein einzuschenken,
um mich darin zu ertränken.

Mehrere Meere
hab' ich durchschwommen.
Ich hab' Sümpfe durchwatet, Wüsten durchquert
und Gipfel erklommen.

Und ich zählte jeden Tag, jede Stunde und jede Sekunde, die dabei verstrich.
Aber

was ich auch machte, jede Nacht verbrachte ich wach und dachte an dich.
Was ich auch machte, jede Nacht verbrachte ich wach und dachte an dich.
Was ich auch machte, jede Nacht verbrachte ich wach und dachte an dich.
Was ich auch tu, immerzu denke ich immer noch wieder doch nur an dich.

Nie mehr wirst du zärtlich meinen Namen sagen
so wie damals als wir uns noch in den Armen lagen.
Von deiner Liebe blieb mir leider nichts außer Fragen,
die mich ohne Erbarmen plagen.

Freunde sagen, es werde langsam mal Zeit,
daß ich mich von dir entwöhne.
Sie sagen: "Andere Mütter haben auch schöne Töchter."
Tja, doch leider auch schöne Söhne.

Du bist jetzt bei ihm und denkst sicher längst nicht mehr an mich.
Aber

ich denke oft und - schlimmer noch: - immer noch doch nur an dich.
Ich denke oft und - schlimmer noch: - immer noch doch nur an dich.
Ich denke oft und - schlimmer noch: - immer noch doch nur an dich.
Was ich auch tu, immerzu denke ich immer noch wieder doch nur an dich.

Alles, was ich früher gern tat, macht auf einmal keinen Spaß mehr.
Und die Welt um mich herum erscheint, als ob sie hinter Glas wär'.
So irre ich umher, tränenschwer, vor Kummer stumm, taub und blind
und finde keinen Ausweg aus diesem Labyrinth.

Zwar ist mir klar, nach allem, was war, warst du sicherlich nicht die richtige für mich.
Und dennoch denke ich bloß pausenlos -

Ne, ansonsten geht's mir eigentlich ganz gut.
Ich bin gesund.
Ich hab genug zu essen, Arbeit, Freunde,
und

ich weiß, irgendwie geht's weiter.
Ich komm' schon über die Runden.
Ich hab' wohl nur noch einfach nicht die Zeit gefunden,
Zeit, von der es heißt, sie heile Wunden.

Denn die Zeit, die läßt mich ja, soviel ist sicher, nicht im Stich.
Das heißt

irgendwann denk' ich dann an was-weiß-ich, nur an eins nicht: an dich.
Irgendwann denk' ich dann an was-weiß-ich, nur an eins nicht: an dich.
Irgendwann denk' ich dann an was-weiß-ich, nur an eins nicht: an dich.
Irgendwann dann kommt die Zeit, da denke ich sicherlich nicht mehr so viel an dich.
Da denke dann ich nicht mehr an dich.
Ich freu mich schon und brenne darauf wenn ich schluss
endlich nicht mehr ständig an dich denken muss
und sollten wir uns irgendwann mal wieder sehen
und uns per Zufall einmal wieder gegenüber stehen
dann ist es OK,
denn dann tuts nicht mehr weh!
und eh ich es mich verseh
denke ich sicherlich dann nicht mehr an dich.
Da denke ich dann nicht mehr an dich.
Nicht mehr an dich.
An dich.

Desweiteren sage ich auch nicht, dass man nicht auch kleinschreiben KANN. Wieder zum Instrumentenbeispiel zurück: wenn man am Klavier leichtere Stücke spielt und das Pedal halbwegs richtig einsetzt, können damit einige technische Fehler kaschiert werden, was dazu führt, dass man an einem Bach dann scheitert (wie es bei mir momentan der Fall ist).

Ich sage auch nicht, dass man nicht auch mal kleinschreiben soll - ich habe es selbst auch schon bei einem Text gemacht, eher aus anderen Gründen, aber auch. Nur denke ich, dass man beides beherrschen sollte, um sich seiner Muttersprache (die wohl bei den meisten hier Deutsch ist) vollends bedienen zu können.

Das ist nun schon ein weiterer Grund, den ich für Groß- und Kleinschreibung bringe; und auch wird erkennbar, warum ich allgemeingültige Ansprüche (es zusammen zu schreiben, das ist sogar für uns Juristen zu viel ;)) stelle: ich denke allgemein ist es besser, eine Sprache in verschiedenster Weise beherrschen zu können, da man letztendlich so noch freier ist, sich auszuleben.

So manche Diskussion kann man natürlich mit einem "Jedem, wie es ihm gefällt" abtun - hier jedoch sehe ich keinen guten Grund, nicht AUCH Groß- und Kleinschreibung zu verwenden. Es kam wohl falsch rüber in meinem letzten Beitrag, reine Kleinschreibung geht natürlich auch, wenn es sich richtig anfühlt - aber ich würde Groß- und Kleinschreibung einfach nicht kategorisch ausschließen.

(und ja, dieser Beitrag ist furchtbar ungeordnet...)
 
Hi Leute,
grundsätzlich ist das Reimen im englischen einfacher, da die Worte mehr Vokale haben als die deutschen Wörter. Darüber hinaus besitzen viele englische Ausdrücke weniger Silben als die deutschen. Deshalb empfindet man das Reimen in Englisch einfacher.

Dasselbe gilt für die spanische Sprache, da haben die Worte auch sehr viele Selbstlaute. Vokale: a, e, i o, u, bringen einen Satz/Wort zum Klingen.
 
Mir graust es bei verdammt vielen deutschen Texten ganz doll. Krämpfe in der Magengegend, Schüttelfrost, Haarausfall - wirklich schlimm. "Wir sind geboren um zu leben" - naja, wofür denn sonst? "Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg..." uaaah. "Du bist das Beste was mir je passiert ist, es tut so gut, wenn Du mich liieieheiiebst"... uff. Ich find's schröcklich. Sprich: die Silbermonds, Naidoos, Ich&Ichs und Unheiligen dieses Landes finde ich wirklich wirklich anstrengend.

Aber: Ich lobe mir ein "Eigentlich bin ich ganz anders, ich komm' nur viel zu selten dazu" (Udo Lindenberg/Jan Delaya) oder überhaupt den Output der Jan Delays oder Peter Foxes dieser Welt.

So, wie jeder Mensch halt unterschiedliche Dinge mag. Wir lernen also: "gut" und "schlecht" sind durchaus relativ zu sehen.

Und als jemand, der lang genug im Ausland war, um ein recht gutes Sprachgefühl entwickelt zu haben, gruselt es mich andererseits genau so enorm vor schlechten englischsprachigen Texten deutscher Interpreten/Bands: falsche Aussprache, falsche Grammatik, abstruse Wortwahl. Nicht falsch verstehen: Lena-Meyer-Landrut-Englisch a la "Satellite" ist total okay, weil der Text wirklich gut ist für nen Popsong und ihre verquaste Aussprache irgendwie dazugehört... aber der Song "Caterpillar" von Lena's CD ist schecklichst, weil sie eben "Cayter-Pillar" singt und das Ding halt vorne "Cat" wie "Katze" ausgesprochen wird und nicht wie "Cayt". Buah. Aber alles noch kein Vergleich zu dem, was man so auf deutschen Showbühnen an schlechtem Englisch / schlechten englischen Texten erleben muss. Merkt aber sonst kaum einer.

Meine Kernüberzeugung ist: Englische Texte in DE sind einfacher, weil 95% der Leute sie einfach nicht verstehen! Düddelt auch im Radio vor sich hin irgendwas von "Pokerface" oder "She-Wolf" oder "Umbrella-ella-ella" oder so vorbei, man erinnert sich vielleicht noch an einen catchy Refrain - aber der eigentliche TEXT? Die GESCHICHTE? Puuh. Fragt doch mal Leute, worum es in Bryan Adam's "Summer of 69" oder Bruce Springsteen's "Born in the USA" oder meinetwegen sogar ACDCs "Highway To Hell" - oder noch besser Dylan/G&R/ziemlich jeder "Knockin' On Heaven's Door" so geht. Oder bittet sie, Euch die Geschichte, die in "Hotel California" erzählt wird, mal in eigenen Worten zu schildern. Mit "die Leute" meine ich jetzt nicht Musiker, sondern "Publikum" bzw. "Musikkonsumenten", von halbwegs "massentauglicher" Musik. Fans eines Genres oder bestimmter Bands lesen in der Regel viel in Booklets rum und beschäftigen sich intensiver damit - der Normalbürger her nicht.

Und nun auf Deutsch - jahaaa, das verstehen wir halt. Jedes einzelne Wort. Da muss man nicht mal in Booklets blättern und Google Translate bemühen, das geht über's Ohr direkt ins Hirn. Also wird es ungleich schwerer, hier etwas Relevantes auszudrücken als auf einer Sprache, die eh keiner kann. Und wenn dann noch der kulturelle Aspekt dazugenommen wird - die Sprache der heutigen Rock&Pop-Musik ist nun einmal ursprünglich Englisch, da führt wirklich kein Weg dran vorbei, Jazz/Blues/Rock&Roll/R&B/Soul/... sind Ur-US-amerikanische Musikformen - dann wird's für deutsche Texte dreifach schwer. Dann unsere schönen Wurst-Wörter (Bezirksschornsteinfegermeister, Bahnhofsvorsteher, Versicherungsvertreter...), komplexe Grammatik dazu - oh weh.

Deshalb ist's halt schwer(er). Auf Englisch ist's genau so schwer übrigens, schließlich verstehen Amis und Briten und andere Teile der Welt (Skandinavien...) durchaus auch die Texte der Songs, die da aus dem Radio kommen. Da muss man also schon auch was bieten, wenn man "anspruchsvoll" sein will. Oder doch eben platt-schlagerig, das ist ja auch daseinsberechtigt.
 
Ich hab das gleiche Problem... Wenn ich deutsche Texte schreibe ist mir das Teilweise schon fast peinlich, diese anderen Leuten (zB Bandkollegen) zu zeigen. Bei englischen Texten ist das kein Problem. Vielleicht haben ja Engländer das gleiche Problem :gruebel:
Ich denke es liegt einfach daran, dass einem die eigene Sprache zu vertraut ist, um sie plötzlich künstlerisch einzusetzen. Vor allem wenn man schriftdeutsche Lyrics macht.
 
Ich meine häufig, dass deutsche Texte zu poetisch sind. Das klingt alles mehr nach einem Gedicht, als nach einem Songtext, obwohl das an sich dasselbe ist, doch unterscheiden sie sich für mich. Ein Gedicht liest sich meiner Meinung nach anders als ein Songtext. Gedichte verbindet man oft sehr dichterischer Sprache, zumindest alte. Bei Brecht und anderen neueren deutschen Lyrikern sieht die ganze Sache schon mal anders aus. Sie erscheinen uns nicht ganz so gehoben, etwas bodenständiger. (Hab' leider gerade kein Beispiel)
Das sind deutsche Texte in der Regel nicht wirklich. Klingt doch alles sehr nach "Ich-versuche-Goethe". Ist bei Englischen Texten häufig anders. Da wird häufig Alltagssprache verwand. Klingt im Englischen aber auch, meiner Meinung nach, um einiges besser. Sucht mal ein passendes, deutsches Pendant zum Englischen "Fuck" (mal ganz drastisch). Gar nicht so leicht, nicht wahr? "Fick" hat keinen Sinn, "Scheiße" klingt nicht hart genug, "verdammt" ist zu elegant, "verfickt" ist irgendwie auch nicht das Wahre.

Wollte nur mal meinen Senf dazugeben. Ich entschuldige mich für die nicht ganz netten Worte.
Mfg
gitarre1994
 
Ich finde Texten auf Deutsch auch schwieriger als auf Englisch. Ich hatte fast hundert englische Texte im Kasten, bevor ich meinen ersten deutschen Song soweit hatte, dass ich ihn ohne Gefühl der Peinlichkeit vortragen konnte. Ganz verlassen hat mich das nie. :gruebel:

Einige meiner älteren englischen Texte sind mir inzwischen aber auch peinlich. ;)

Alex
 
Grundsätzlich schreiben die Amerikaner auch keine viel besseren Texte. Nehmt nur mal von Easton Corbin die Zeile: Im a little more country than that. Was sie jedoch meist gut beherrschen, sie schreiben in sich schlüssige Geschichten, als Songtext.


Teilweise gebe ich Gitarre1994 recht: Deutsche Songtexte ähneln oft einem Gedicht und nicht einer Geschichte
.
Einen großen Teil der Schuld für schlechte deutsche Texte tragen aber auch die Komponisten. Die unterliegen oft der irrigen Annahme, das bisschen Text zu meiner tollen Kombo kann ich auch selbst schreiben.


Ich hatte vor geraumer Zeit mit einem Komponisten Kontakt der Jahrzehnte sehr erfolgreich im deutschsprachigen Schlagergeschäft tätig war. Er sagte mir lapidar: „Ich bekam keinen Text von einem Textdichter den ich nicht hätte abändern müssen.“ Welch überhebliche Aussage! Ich kenne hingegen keinen Textdichter der je behauptete: „Ich hatte bisher keine Komposition auf dem Tisch, die ich nicht meinem Text hätte anpassen müssen.


Ich glaube wenn zwei Profis Komponist und Textdichter zusammenarbeiten, dann kommen auch gute Songs raus.


Teilweise kommt noch hinzu, dass deutschsprachige Interpreten zu faul sind anspruchsvolle Texte zu lernen (oder vielleicht können sie das auch nicht). Das ist ja keine Schande, selbst Elvis hat Songs aus dem Repertoire genommen, weil er sich den Text nicht merken konnte. Bei der heutigen Technik muss ich als Interpret aber mein Repertoire nicht mehr nur auf trallalla beschränken.


Ein ganz großes Problem ist die herrschende Meinung der Leute die Texter ausbilden: Sie behaupten nämlich: Lass in Deinen Texten den Interpreten immer gut dastehen. – Wie sollen bei dieser Ausgangssituation gute Texte entstehen, über Themen die Menschen wirklich berühren, wie Liebe, Leid, Freude, Schmerz, Sehnsucht, Sinn des Lebens?
 
Hi zusammen,
ich mag mich hier auch ein bisschen beteiligen,
weil ich auch hin und wieder das Problem mit der deutschen Sprache beim Texten habe.

Allerdings möchte ich hier nen deutschen Songwriter erwähnen bei dem ich finde, dass es sich auch lohnt.

Zumindest finde ich, wenn schon deutsch texten, dann sollte man sich Stephan Weidner (Der W) mal anhören.
(Und bitte jetzt nicht die alte Onkelz-Diskussion lostreten!)

Hier mal ein Text, den ich sehr gut finde. Der Song heißt "Schatten".

Ich trinke Gift,
Ich esse Glas,
Die Vergangenheit,
Ist wie ein langer Schlaf,

Vage Schatten,
Und Phantome,
Die dich immer wieder,
Zu sich holen,
Immer wieder zu sich holen.

Woher kommt´s,
Wie wird man´s los,
Der Dämon in Gedanken,
Ist erbamungslos.

Auch wenn er führt,
Folg ihm nicht,
Bleib bei dir,
Und dem was du jetzt bist,
Und dem was du jetzt bist,
Dem was du bist.

Wie ein falscher Akkord,
Am Anfang eines Lieds,
Ich bin nicht mehr ich,
Nicht die Person die du siehst,
Du siehst nur den Schatten,
Meines früheren Ichs,
Schnee von gestern,
Nur nie wirklich mich.

Was immer du warst,
Hält dich gefangen,
Nur Projektion,
Und längst vergangen.

Gestern gehört dem Tod,
Er war einmal,
Der Schatten von morgen,
Und dem was war,
Von dem was einmal war,
Was einmal war,

Wie ein falscher Akkord,
Am Anfang eines Lieds,
Ich bin nicht mehr ich,
Nicht die Person die du siehst,
Du siehst nur den Schatten,
Meines früheren Ichs,
Schnee von gestern,
Nur nie wirklich mich.

Wenn du anfängst zu zweifeln,
Hörst du nie damit auf,
Gestern war einmal,
Ist nichts was du brauchst,
Vergiss nicht zu vergessen,
Tritt aus dem Schatten und seinen Fesseln.



Ich glaube, den Song kann man auch im Youtube anhören.
Einfach mal die Vorurteile über Board werfen und mal schauen, dass es auch auf deutsch gut rocken kann.

Das ist allerdings nur meine persönliche Meinung.


Gruß
Rocko
 
Um mich mal hier einzuklinken... Es gibt viele, sogar sehr viele sehr sehr gute deutsche Texte, da geht einem wirklich das Herz auf bei diesen Literarischen Ergüssen bzw. da "werfen die Endorphine blasen" um mal gleich damit anzufangen.
Das uns das ganze ziemlich schwer fällt oder zumindest den meisten kommt nicht von ungefähr. Da haben sich viele Vorredner ja schon ausgiebig drüber ausgelassen.
Deshalb verdienen richtig gute deutsche Texte auch ziemlich viel Hochachtung meiner Meinung nach.
Um dahin zu kommen wo wir alle hin wollen mit unseren Schreiberlingfähigkeiten (und die wenigsten von uns, mich eingeschlossen werden das nie packen - darüber sollte man sich im klaren sein, dann geht man das ganze nämlich nicht so verkrampft an) bedarf es einiges an Training!

Songanalyse! Extrem wichtig um die Tricks und Kniffe der "großen" zu erlernen. Dabei darf es einem ersteinmal nicht darum gehen, jetzt so schnell wie möglich einen guten Song zu schreiben, sondern einfach die entsprechenden Stilistiken auf sich wirken zu lassen.

Gut. Wen sollte man sich da rauspicken?
Eigentlich jeden, da jeder so ein bisschen einen eigenen Stil hat und wir wollen ja nicht kopieren, sondern was eigenes schaffen.

- Jan Phillip Eißfeldt (Jan Delay)
- Judith Holofernes (Wir sind Helden)
- Thomas Hübner (Clueso)
- Max Herre
- Thomas Dürr und Bernd Schmidt (Smudo) (Fantas)
- Herbert Grönemeyer

seien da als einige der Großen zu nennen die mir spontan einfallen. Liste ist gerne zu vervollständigen! Wir könnten auf lange Sicht vielleicht auch einen kleinen Datensatz an Songanalysen aufbauen, was meint ihr?

Interessanter weise (bzw. eigentlich extrem Folgerichtig!) kommen viele dieser Songwriter aus der HipHop-Ecke. In meiner Liste alleine mindestens 4.
Woher kommt das?
Nun im HipHop (und damit meine ich anspruchsvollen, Niveau-geladenen HipHop - siehe Fanta4, Blumentopf oder auch ehemals Freundeskreis) bzw. im Sprechgesang wird eine Komponente des Singens ganz bewusst weitgehend aussen vor gelassen - die Melodie!
Klar sind da auch melodische Bewegungen im Sprechgesang zu finden, jedoch bilden diese nicht die Hauptlast des Sprechgesangs.
Da diese Komponente bewusst weitgehend vernachlässigt wird, sind einprägsame und bewegende Texte essentiell im HipHop!
Bevor jetzt alle Schwermetaller ihre Flammenwerfer auspacken und die Träger von Schwarzem Lippenstift versuchen mit der nächstbesten Glasscherbe ihren Bildschirm zu malträtieren - ich komme (siehe Username) auch eigentlich aus einer ganz anderen Ecke.
Das Gefühl fürs Texten kommt aber nicht einfach so von selbst. Die die es haben sind heute dort wo sie sind - und selbst die klauen alle rotzfrech!
Wichtig ist, dass man sich die verschiedenen Stilistiken mal vor Augen führt und das ganze analysiert.
Darüber erhält man einen guten Einblick darein, wie es die großen machen. Und so lernt man auch langsam aber sicher, diese Tricks und Schreibstile zu nutzen. :)
 
Bei mir geht das sogar noch weiter. Ich kann nicht nur nicht auf Deutsch schreiben, mir graust es auch, wenn ich auf Deutsch singen soll.
Ich schiebe das darauf, dass ich in der mich prägenden Phase auf Deutsch (und Latein) im Chor gesungen habe, aber alle Musik, die ich mir als Vorbild für meine eigene genommen habe auf Englisch war. Deswegen verfalle ich auf Deutsch sofort ins klassische Singen, auch von der Intonation. Ich kann auch Pop von anderen Leuten nicht auf Deutsch singen, es ist mir sogar unendlich peinlich, wenn niemand außer mir es hört. Ich mag dann auch meine Stimme nicht.
Ich hab dann mal zum Test einen Bob Dylan Song ins Deutsche übersetzt und einen meiner eigenen und sie dann gesungen und fand es immer noch schrecklich. Ich hab das dann mit dem Deutsch aufgegeben.
Dabei gibt es durchaus Deutsch-singende Künstler, die ich mag...
 

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