jf.alex
Registrierter Benutzer
Hi, ich bin darum gebeten worden, mal'n Kurzreview über meine neue Hollowbody zu schreiben, sobald ich sie hätte. Ersetzen sollte sie eine chinesische Jazz/Rockabilly- Gitarre mit "Albatross"- Label, die sich drei Jahre in meinem Besitz befand und für die mir ein Freund letzten Monat einen fairen Preis aufgerufen hat.
Zur engeren Wahl standen die Epi Casino, die Epi Swingster, die Gretsch 5122 und die Eastwood Classic. Davon fiel die Eastwood als erste raus, als ich feststellte, dass sie einen Sustainblock hat und eher mit Dot und Sheraton konkurriert - außerdem ist sie hierzulande ziemlich teuer. Als nächste schloss ich die Casino aus, weil ich sie gern in Schwarz und mit Bigsby gehabt hätte - und beim Probespielen blieb sie feelingmäßig hinter der 5122 etwas zurück. Nicht probespielen konnte ich die Swingster, für die der Preis, die gepinnte Rollenbridge, der günstigere Originalkoffer und die Empfehlung eines Boardusers sprachen. Statt dessen hab ich eine Joe Pass angespielt; die hat auch Spaß gemacht und war durch den dickeren Korpus unverstärkt ein Stück lauter. Aber die Joe Pass hat ganz andere Pickups und eine andere Bridge als die Swingster... vielleicht ist das gar nicht so aussagekräftig.
Schlussendlich hab ich mich entschlossen, die Mehrkosten zur Gretsch in Kauf zu nehmen. Dafür waren zum Teil irrationale Gründe ausschlaggebend - Optik und Kultfaktor. Und durchs Anspielen wusste ich, dass sie mir liegt und ein gutes Gefühl vermittelt. Leider gab's die Gitarre bei Schmidt nur in Weinrot, also hab ich die schwarze bei Musicworld Brilon geordert. Die Leute da haben mir auch geholfen, einen günstigeren passenden Koffer auszusuchen, mit dem ich insgesamt nicht mal 200 Euro über einer verkofferten Swingster liege. Letztlich hat ein Westernkoffer aus tolexbespanntem Holz optimal gepasst.
Hier ein Bild aus dem Netz:
Meine 5122 kommt aus Korea - Gerüchte über chinesische Produktion stimmen hier nicht. Bis auf den Doublecut und die etwas geringere Korpustiefe ist sie mit der 5120 baugleich. (Rezi hier) Ich hab ein grausilbernes Pickguard mit Gretschlogo, welches deutlich wertiger aussieht als das transparente auf den meisten Pics. Der Sound kommt aus zwei Gretschbuckern und wird durch vier Potis geregelt: Am unteren Horn sitzt das Mastervolume, ganz unten die Master- Tonblende, unterm Bigsby sitzen noch zwei Volumeregler für die einzelnen Pickups, mit denen sich ein Sound für die Zwischenstellung quasi als Preset "mischen" lässt - hab ich aber noch nicht gebraucht. Das B6- Bigsby (ohne Niederdruckrolle) ist kein Original, sondern bloß lizensiert - dennoch wesentlich überzeugender als der chinesische B7- Billignachbau auf meiner alten Rockabillyklampfe. Bei Bigsbynutzung verstimmt sich bevorzugt die G- Saite... mal den alten Bleistifttrick anwenden. Die Tuner sind ungekapselt, tun aber ihre Pflicht.
Die Gretschbucker klingen eher etwas dumpf- bassig als klingelnd- offen; nicht outputstark, aber auch nicht besonders filtertronmäßig. Ich spiele die Gitarre über mein Zoom- Multi im Fender Bassman- Modus mit zusätzlich reingedrehten Höhen und abgesenktem Bassanteil; dadurch werden die Schwächen gut kompensiert. Klingt klasse so. Heute hab ich mein neues Baby erst live im Gottesdienst und danach in der Bandprobe gespielt - konnte sich in jeder Situation gut durchsetzen, und ich hab mehrere Komplimente für meinen "heute besonders guten" Sound bekommen.
Da wir auf der Bühne nicht so laut sind, konnte ich auch höhere Crunchbereiche nutzen - hatte ich gar nicht erwartet. Bin mit dem Sound sehr zufrieden; konnte Jazziges, Rocknrolliges, Rockiges, Bluesiges und Balladiges abdecken. Habe zumeist die Zwischenposition genutzt, nur bei höherem Gain hab ich auf den Stegpickup allein gewechselt. Könnte mir schon vorstellen, dass ein Satz Filtertrons die Gitarre aufwertet, aber das hat Zeit. Vorsicht an die Hobbybastler: Weder Standard- Humbucker noch Standard- Filtertrons lassen sich ohne größere Umbauten einbauen. Passende Filtertrons müssen "English Mount" sein; Standardhumbucker haben andere Aufhängungen und brauchen deshalb andere Pickuprahmen. Außerdem sind werksmäßig zwischen Decke und Pickuprahmen passende schwarze Distanzstücke eingebaut, damit man die Pickups näher an die Saiten stellen kann - find ich sehr sinnvoll.
Der einzige kleine Verarbeitungsmangel, den ich bislang feststellen konnte, ist der Saitenverlauf. Die Saiten laufen nicht exakt über die Polepieces der Gretschbucker, sondern etwa zwei Millimeter zu weit "südlich". Hat weder auf die Bespielbarkeit noch auf den Sound Auswirkungen, stört bloß optisch etwas. Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehe, weil ich bezüglich des Stegs noch am Grübeln bin. Da mir in mehreren Spielstunden trotz entschlossenen Tremolierens noch keine Saite gerissen ist, eilt die ursprünglich geplante Anschaffung einer Rollenbridge erst mal nicht. Jetzt bin ich am Überlegen, ob ich die Tunamatic behalten und pinnen soll; dadurch könnte ich den Saitenverlauf begradigen. Als Alternative wird in den Gretschforen Kolophonium (für Geigenbögen) empfohlen - damit könnte man eine Archtop- Bridge reversibel fixieren. Da hab ich noch keine Entscheidung getroffen - eilt wie gesagt auch nicht: Bislang hat die ungepinnte Bridge auf mein Spiel nicht mit plötzlichen Positionswechseln reagiert.
Fazit nach drei Tagen: Geile Gitarre; nicht perfekt, aber nah genug dran für einen Typen wie mich.
Alex
Zur engeren Wahl standen die Epi Casino, die Epi Swingster, die Gretsch 5122 und die Eastwood Classic. Davon fiel die Eastwood als erste raus, als ich feststellte, dass sie einen Sustainblock hat und eher mit Dot und Sheraton konkurriert - außerdem ist sie hierzulande ziemlich teuer. Als nächste schloss ich die Casino aus, weil ich sie gern in Schwarz und mit Bigsby gehabt hätte - und beim Probespielen blieb sie feelingmäßig hinter der 5122 etwas zurück. Nicht probespielen konnte ich die Swingster, für die der Preis, die gepinnte Rollenbridge, der günstigere Originalkoffer und die Empfehlung eines Boardusers sprachen. Statt dessen hab ich eine Joe Pass angespielt; die hat auch Spaß gemacht und war durch den dickeren Korpus unverstärkt ein Stück lauter. Aber die Joe Pass hat ganz andere Pickups und eine andere Bridge als die Swingster... vielleicht ist das gar nicht so aussagekräftig.
Schlussendlich hab ich mich entschlossen, die Mehrkosten zur Gretsch in Kauf zu nehmen. Dafür waren zum Teil irrationale Gründe ausschlaggebend - Optik und Kultfaktor. Und durchs Anspielen wusste ich, dass sie mir liegt und ein gutes Gefühl vermittelt. Leider gab's die Gitarre bei Schmidt nur in Weinrot, also hab ich die schwarze bei Musicworld Brilon geordert. Die Leute da haben mir auch geholfen, einen günstigeren passenden Koffer auszusuchen, mit dem ich insgesamt nicht mal 200 Euro über einer verkofferten Swingster liege. Letztlich hat ein Westernkoffer aus tolexbespanntem Holz optimal gepasst.
Hier ein Bild aus dem Netz:
Meine 5122 kommt aus Korea - Gerüchte über chinesische Produktion stimmen hier nicht. Bis auf den Doublecut und die etwas geringere Korpustiefe ist sie mit der 5120 baugleich. (Rezi hier) Ich hab ein grausilbernes Pickguard mit Gretschlogo, welches deutlich wertiger aussieht als das transparente auf den meisten Pics. Der Sound kommt aus zwei Gretschbuckern und wird durch vier Potis geregelt: Am unteren Horn sitzt das Mastervolume, ganz unten die Master- Tonblende, unterm Bigsby sitzen noch zwei Volumeregler für die einzelnen Pickups, mit denen sich ein Sound für die Zwischenstellung quasi als Preset "mischen" lässt - hab ich aber noch nicht gebraucht. Das B6- Bigsby (ohne Niederdruckrolle) ist kein Original, sondern bloß lizensiert - dennoch wesentlich überzeugender als der chinesische B7- Billignachbau auf meiner alten Rockabillyklampfe. Bei Bigsbynutzung verstimmt sich bevorzugt die G- Saite... mal den alten Bleistifttrick anwenden. Die Tuner sind ungekapselt, tun aber ihre Pflicht.
Die Gretschbucker klingen eher etwas dumpf- bassig als klingelnd- offen; nicht outputstark, aber auch nicht besonders filtertronmäßig. Ich spiele die Gitarre über mein Zoom- Multi im Fender Bassman- Modus mit zusätzlich reingedrehten Höhen und abgesenktem Bassanteil; dadurch werden die Schwächen gut kompensiert. Klingt klasse so. Heute hab ich mein neues Baby erst live im Gottesdienst und danach in der Bandprobe gespielt - konnte sich in jeder Situation gut durchsetzen, und ich hab mehrere Komplimente für meinen "heute besonders guten" Sound bekommen.
Da wir auf der Bühne nicht so laut sind, konnte ich auch höhere Crunchbereiche nutzen - hatte ich gar nicht erwartet. Bin mit dem Sound sehr zufrieden; konnte Jazziges, Rocknrolliges, Rockiges, Bluesiges und Balladiges abdecken. Habe zumeist die Zwischenposition genutzt, nur bei höherem Gain hab ich auf den Stegpickup allein gewechselt. Könnte mir schon vorstellen, dass ein Satz Filtertrons die Gitarre aufwertet, aber das hat Zeit. Vorsicht an die Hobbybastler: Weder Standard- Humbucker noch Standard- Filtertrons lassen sich ohne größere Umbauten einbauen. Passende Filtertrons müssen "English Mount" sein; Standardhumbucker haben andere Aufhängungen und brauchen deshalb andere Pickuprahmen. Außerdem sind werksmäßig zwischen Decke und Pickuprahmen passende schwarze Distanzstücke eingebaut, damit man die Pickups näher an die Saiten stellen kann - find ich sehr sinnvoll.
Der einzige kleine Verarbeitungsmangel, den ich bislang feststellen konnte, ist der Saitenverlauf. Die Saiten laufen nicht exakt über die Polepieces der Gretschbucker, sondern etwa zwei Millimeter zu weit "südlich". Hat weder auf die Bespielbarkeit noch auf den Sound Auswirkungen, stört bloß optisch etwas. Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehe, weil ich bezüglich des Stegs noch am Grübeln bin. Da mir in mehreren Spielstunden trotz entschlossenen Tremolierens noch keine Saite gerissen ist, eilt die ursprünglich geplante Anschaffung einer Rollenbridge erst mal nicht. Jetzt bin ich am Überlegen, ob ich die Tunamatic behalten und pinnen soll; dadurch könnte ich den Saitenverlauf begradigen. Als Alternative wird in den Gretschforen Kolophonium (für Geigenbögen) empfohlen - damit könnte man eine Archtop- Bridge reversibel fixieren. Da hab ich noch keine Entscheidung getroffen - eilt wie gesagt auch nicht: Bislang hat die ungepinnte Bridge auf mein Spiel nicht mit plötzlichen Positionswechseln reagiert.
Fazit nach drei Tagen: Geile Gitarre; nicht perfekt, aber nah genug dran für einen Typen wie mich.
Alex
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