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HCA Veranstaltungstechnik
Was sind eigentlich Wind-Ups?
Wind-Up hat nichts mit dem deutschem Wort Wind zu tun wie man vielleicht bei manchen Outdoordiskussionen vermuten könnte. Viel mehr geht es um die "Winde", also eine Kurbel mit der sich das Stativ auf Höhe kurbeln lässt. Damit haben wir das Thema schon genauer definiert. Es geht also um all die Stative die sich hochkurbeln lassen.
Manche von diesen Hebezeugen schimpfen sich Traversenlifte, manche verdienen diese Bezeichnung nicht, werden aber trotzdem zusammen mit dem passendem Traversenadaptern verkauft.
Was macht ein einfaches Wind-Up Stativ zum Traversenlift?
Sehen wir uns zu erst den Übeltäter an: die Traverse. Stative sind für mittige Lasten ausgelegt. Sie können keine (bzw. nur minimale) Querkräfte aufnehmen. In der folgenden Skizze soll verdeutlicht werden, was mit Querkräften gemeint ist.
Wir sehen einen typischen Aufbau einer Traverse mit zwei 6er Bars Par64 und zwei Movingheads. Diese sind auf Wind-Up Stativen aufgebaut.
Gehen wir nun davon aus dass alle Lasten am Vordergut (Gurtrohr 1) angebracht sind. Das Stativ ist also nur einseitig belastet. Es resultiert eine s.g. Torsion in der Traverse. Diese Kraft wird über den Traversenadapter an das Stativ weitergegeben. Ein einfaches Stativrohr kann diese Kraft nicht aufnehmen. Das Stativ biegt sich nach rechts und knickt irgendwann ab. Besonderst riskant sind bewegte Lasten wie ein Movinghead oder aber der Supergau eine Last fällt in sein Safety. Die Last ist zwar abgefangen, das Stativrohr muss aber schlagartig ein Vielfaches an Torsionskräfte aufnehmen. Hier ist die Knickgefahr sehr groß. Das gleiche Problem haben wir draußen. Movingheads, Parspots und auch Traversen selbst haben eine beachtliche Fläche an der Wind angreifen kann. Auch hier biegt sich das Stativ schnell gefährlich stark.
Man kann sich nur noch die Frage stellen: wird das Stativ umkippen oder abknicken. Umkippen kann durch Ballastierung verhindert werden. Also zum Beispiel schwere Sandsäcke auf die Fußausleger legen. Ein Knicken wird oft durch Abspannen verhindert. Auf dem folgenden Bild ist das verdeutlicht:
Das Problem an dieser Variante ist der Seilabstand. Es werden zwei Seile benötigt welche die absolut gleiche Zugkraft auf die Traverse geben. Zieht ein Seil stärker nach unten haben wir das gleiche Problem wie oben: Torsion.
Ziehen nun zwei Seile gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung (braun) erhalten wir eine zentrisch resultierende Last (Blau). Diese Last hängt ab vom Winkel der Seile und somit von der Entfernung von Seil und Stativ und kann schnell mehrere hundert Kilo betragen.
Achtung: dies einzuschätzen sollte man sich nicht ohne nachrechnen zutrauen.
Das Stativ ist schnell überlastet, das Zugseil an der Kurbel reißt, die Sicherungsbolzen brechen spätestens beim ersten Windstoß.
Was kann nun also getan werden um Traversen überhaupt auf Lifte zu bekommen?
Sehr oft taucht in letzter Zeit ein Stativ unter verschiedenen Labeln auf. Natürlich wird es schnell Aufschreie geben, denn kein Hersteller/Großhändler möchte dass sein Produkt mit "ähnlich anmutenden" auf die gleiche Waagschale geworfen wird. Ich überlasse es dem Käufer etwaige Unterschiede festzustellen. Im Folgenden gehe ich auf das EUROLITE STT-400 ein und erläutere meine Erfahrungen mit dem Stativ.
Zum Vergleich:
EUROLITE STT-400
Standforce Lift 4085
AMERICAN DJ ST-132
Beim Herausnehmen fällt zu aller erst das doch recht ordentliche Gewicht auf. Das Stativ ist grundsätzlich anständig verarbeitet, der leichte Flugrost ist auf der langen Reise wohl nicht zu vermeiden und sicherlich nicht bei jedem Stativ der Serie im Preis enthalten .
Nun werden die Füße ausgeklappt. Wer hier nicht gleich wirklich sehr gut aufpasst macht den ersten Fehler der in einer echten Katastrophe enden kann. Das Mittelrohr (grün gekennzeichnet) muss mit dem Ring der Auslegersteher (roter Kreis) fixiert werden. Hierzu gibt es einen Metallstift der einrastet.
Dieses Einrasten ist nicht wie bei den bekannten großen Brüdern (VMB, Work, Fantec und wie sie heißen) durch ein laut durch die Halle zu hörendes Klicken und ein sichtbares einrutschen zu vernehmen. Man muss beim Herausziehen des Mittelrohrs sehr genau auf den Stift achten. Dieser rutsch beinahe lautlos um ca. 2-3mm in die Lochbohrung. Man muss hier absolut sicher gehen, dass der Stift gerastet ist. Tut er das nicht, steht das Stativ und somit die komplette Last auf dem Mittelrohr und ist nach außen hin nicht abgelastet. Auf Höhe gebracht kann man die Stative so mit einem leichten Schubs einfach umwerfen. Brandgefährlich also! Die beste Möglichkeit ist die Beine weit auszustellen. So hebt sich das Mittelrohr deutlich vom Boden ab.
Ist der Stift dann eingerastet, steht das Stativ sicher und gut, hier kann kein Einspruch erhoben werden.
Als nächstes wird nun der Traversenadapter auf das Tragrohr aufgesetzt. Es fällt auf das dieser viel Spiel aufweist und mit einer Schraube gespannt wird. Nicht optimal aber da wir sowieso nur zentrisch belasten ( ) soll das kein größeres Problem darstellen. Weniger gut gefällt mir das die Tragerohre ineinander ein großes Spiel haben. Auf der maximalen Höhe kann ich das Stativ beim besten Willen nicht mehr als sicher stehend bezeichnen. Es Kippt zwar nicht, der Stand bleibt fest. Allerdings lässt sich die Last in alle Richtungen, ich schätze bis zu 10cm aus der Mitte bewegen. Wenn hier nicht zentrisch belastet wird erhält man eine starke Biegung der Tragrohre. Eine Überlastung der Stative durch Überlast, Abspannung oder Windangriff kann hier wirklich dramatische Ausmaße annehmen. Ich würde die Stative nicht maximal ausfahren wollen!
Auch die Sicherungsbolzen an den Tragrohren lassen sich nur mit genauer Beobachtungsgabe als fixiert beurteilen. Ansonsten hängt die komplette Last auf zwei Klemmschrauben und dem Kurbelseil. Mechanisch konnte das Stativ beim Ausfahren nicht überzeugen, allerdings ist das dem Preis zuzuschreiben.
Fazit: Für kleine Traversenaufgaben mit kurzer Strecke, wenig Last und geringer Höhe sind die Stative gut zu gebrauchen. Über Menschen würde ich mir allerdings nicht zutrauen, über diese Lifte eine Traverse zu spannen.
+ Preis
+ Standfestigkeit
- praxisuntaugliche Sicherungseinrichtung (Bolzenrasten)
- Spiel der Tragrohre
- Mechanik der Hebeeinrichtung
Alle Bilder entstammen meinem Paintpinsel und sind somit mein Eigentum. Sie können gerne für den vorgesehenen Zweck (der Wissensbildung im Bereich Rigging) verwendet werden.
Wind-Up hat nichts mit dem deutschem Wort Wind zu tun wie man vielleicht bei manchen Outdoordiskussionen vermuten könnte. Viel mehr geht es um die "Winde", also eine Kurbel mit der sich das Stativ auf Höhe kurbeln lässt. Damit haben wir das Thema schon genauer definiert. Es geht also um all die Stative die sich hochkurbeln lassen.
Manche von diesen Hebezeugen schimpfen sich Traversenlifte, manche verdienen diese Bezeichnung nicht, werden aber trotzdem zusammen mit dem passendem Traversenadaptern verkauft.
Was macht ein einfaches Wind-Up Stativ zum Traversenlift?
Sehen wir uns zu erst den Übeltäter an: die Traverse. Stative sind für mittige Lasten ausgelegt. Sie können keine (bzw. nur minimale) Querkräfte aufnehmen. In der folgenden Skizze soll verdeutlicht werden, was mit Querkräften gemeint ist.
Wir sehen einen typischen Aufbau einer Traverse mit zwei 6er Bars Par64 und zwei Movingheads. Diese sind auf Wind-Up Stativen aufgebaut.
Gehen wir nun davon aus dass alle Lasten am Vordergut (Gurtrohr 1) angebracht sind. Das Stativ ist also nur einseitig belastet. Es resultiert eine s.g. Torsion in der Traverse. Diese Kraft wird über den Traversenadapter an das Stativ weitergegeben. Ein einfaches Stativrohr kann diese Kraft nicht aufnehmen. Das Stativ biegt sich nach rechts und knickt irgendwann ab. Besonderst riskant sind bewegte Lasten wie ein Movinghead oder aber der Supergau eine Last fällt in sein Safety. Die Last ist zwar abgefangen, das Stativrohr muss aber schlagartig ein Vielfaches an Torsionskräfte aufnehmen. Hier ist die Knickgefahr sehr groß. Das gleiche Problem haben wir draußen. Movingheads, Parspots und auch Traversen selbst haben eine beachtliche Fläche an der Wind angreifen kann. Auch hier biegt sich das Stativ schnell gefährlich stark.
Man kann sich nur noch die Frage stellen: wird das Stativ umkippen oder abknicken. Umkippen kann durch Ballastierung verhindert werden. Also zum Beispiel schwere Sandsäcke auf die Fußausleger legen. Ein Knicken wird oft durch Abspannen verhindert. Auf dem folgenden Bild ist das verdeutlicht:
Das Problem an dieser Variante ist der Seilabstand. Es werden zwei Seile benötigt welche die absolut gleiche Zugkraft auf die Traverse geben. Zieht ein Seil stärker nach unten haben wir das gleiche Problem wie oben: Torsion.
Ziehen nun zwei Seile gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung (braun) erhalten wir eine zentrisch resultierende Last (Blau). Diese Last hängt ab vom Winkel der Seile und somit von der Entfernung von Seil und Stativ und kann schnell mehrere hundert Kilo betragen.
Achtung: dies einzuschätzen sollte man sich nicht ohne nachrechnen zutrauen.
Das Stativ ist schnell überlastet, das Zugseil an der Kurbel reißt, die Sicherungsbolzen brechen spätestens beim ersten Windstoß.
Was kann nun also getan werden um Traversen überhaupt auf Lifte zu bekommen?
1.Nur indoor verwenden. Traversen outdoor funktionieren nur mit einem Ground Support, rein aus Traversen oder mit Towern.
- 2.Traversen unbedingt gleichmäßig belasten. Sind zwei 6er Bars am Vordergurt können die Movingheads ans Hintergurt. So kann man wenigstens annähernd ausgleichen.
- 3.Traversenadapter nutzen welche die Torsion nicht auf die Stative übertragen, also zwischen Auflager und Stativ ein Lager besitzen. (Leider selten anzutreffen, da teuer)
- 4. Nur Stative verwenden die Sicherungsbolzen haben. Klemmschrauben sind nicht für für große Lasten geeignet
Sehr oft taucht in letzter Zeit ein Stativ unter verschiedenen Labeln auf. Natürlich wird es schnell Aufschreie geben, denn kein Hersteller/Großhändler möchte dass sein Produkt mit "ähnlich anmutenden" auf die gleiche Waagschale geworfen wird. Ich überlasse es dem Käufer etwaige Unterschiede festzustellen. Im Folgenden gehe ich auf das EUROLITE STT-400 ein und erläutere meine Erfahrungen mit dem Stativ.
Zum Vergleich:
EUROLITE STT-400
Standforce Lift 4085
AMERICAN DJ ST-132
Beim Herausnehmen fällt zu aller erst das doch recht ordentliche Gewicht auf. Das Stativ ist grundsätzlich anständig verarbeitet, der leichte Flugrost ist auf der langen Reise wohl nicht zu vermeiden und sicherlich nicht bei jedem Stativ der Serie im Preis enthalten .
Nun werden die Füße ausgeklappt. Wer hier nicht gleich wirklich sehr gut aufpasst macht den ersten Fehler der in einer echten Katastrophe enden kann. Das Mittelrohr (grün gekennzeichnet) muss mit dem Ring der Auslegersteher (roter Kreis) fixiert werden. Hierzu gibt es einen Metallstift der einrastet.
Dieses Einrasten ist nicht wie bei den bekannten großen Brüdern (VMB, Work, Fantec und wie sie heißen) durch ein laut durch die Halle zu hörendes Klicken und ein sichtbares einrutschen zu vernehmen. Man muss beim Herausziehen des Mittelrohrs sehr genau auf den Stift achten. Dieser rutsch beinahe lautlos um ca. 2-3mm in die Lochbohrung. Man muss hier absolut sicher gehen, dass der Stift gerastet ist. Tut er das nicht, steht das Stativ und somit die komplette Last auf dem Mittelrohr und ist nach außen hin nicht abgelastet. Auf Höhe gebracht kann man die Stative so mit einem leichten Schubs einfach umwerfen. Brandgefährlich also! Die beste Möglichkeit ist die Beine weit auszustellen. So hebt sich das Mittelrohr deutlich vom Boden ab.
Ist der Stift dann eingerastet, steht das Stativ sicher und gut, hier kann kein Einspruch erhoben werden.
Als nächstes wird nun der Traversenadapter auf das Tragrohr aufgesetzt. Es fällt auf das dieser viel Spiel aufweist und mit einer Schraube gespannt wird. Nicht optimal aber da wir sowieso nur zentrisch belasten ( ) soll das kein größeres Problem darstellen. Weniger gut gefällt mir das die Tragerohre ineinander ein großes Spiel haben. Auf der maximalen Höhe kann ich das Stativ beim besten Willen nicht mehr als sicher stehend bezeichnen. Es Kippt zwar nicht, der Stand bleibt fest. Allerdings lässt sich die Last in alle Richtungen, ich schätze bis zu 10cm aus der Mitte bewegen. Wenn hier nicht zentrisch belastet wird erhält man eine starke Biegung der Tragrohre. Eine Überlastung der Stative durch Überlast, Abspannung oder Windangriff kann hier wirklich dramatische Ausmaße annehmen. Ich würde die Stative nicht maximal ausfahren wollen!
Auch die Sicherungsbolzen an den Tragrohren lassen sich nur mit genauer Beobachtungsgabe als fixiert beurteilen. Ansonsten hängt die komplette Last auf zwei Klemmschrauben und dem Kurbelseil. Mechanisch konnte das Stativ beim Ausfahren nicht überzeugen, allerdings ist das dem Preis zuzuschreiben.
Fazit: Für kleine Traversenaufgaben mit kurzer Strecke, wenig Last und geringer Höhe sind die Stative gut zu gebrauchen. Über Menschen würde ich mir allerdings nicht zutrauen, über diese Lifte eine Traverse zu spannen.
+ Preis
+ Standfestigkeit
- praxisuntaugliche Sicherungseinrichtung (Bolzenrasten)
- Spiel der Tragrohre
- Mechanik der Hebeeinrichtung
Alle Bilder entstammen meinem Paintpinsel und sind somit mein Eigentum. Sie können gerne für den vorgesehenen Zweck (der Wissensbildung im Bereich Rigging) verwendet werden.
- Eigenschaft
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