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SilkTribe
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Hallo liebe Kinder!
Ich bin nun seit einigen Tagen im Besitz des oben genannten Combos, eigentlich witzig, da ich immer gewisse Resentiments gegen Combos hatte und generell eher Befürworter der klassischen Top + 4x12 Kombination bin. Ich habe über die Jahre diverse Kombinationen gespielt, Marshall Tops und Boxen, Engl Tops und Boxen, Bugera Tops und...nein...keine Bugera Boxen, Fame Boxen und diese Erfahrungen bilden gewissermaßen die Referenz.
Ich möchte diesem Review einige Ebenen hinzufügen, die beispielsweise Neukäufern/Anfängern helfen sollen Entscheidungen zu treffen oder eine "Kaufstrategie" zu entwickeln. Anhand der Gliederung könnt ihr entsprechende Abschnitte überspringen...
ZIELERFASSUNG:
(Was gefällt mir? Welche Eigenschaften sind dafür verantwortlich? Was will ich mit meiner Neuanschaffung hauptsächlich machen? Wie ist mein Budget? Welche bekannten Größen gibt es zur Orientierung? Was sagen unterschiedliche Quellen über sie? [Fachpresse, User Reviews, Musiker] Wo und wie kann ich meine Favoriten ausprobieren?)
Nachdem ich mich kürzlich von meinem letzten Engl Top getrennt und meine Boxensammlung auf eine alte Marshall und eine Fame G1 reduziert habe mußte etwas neues her. Erfahrungsgemäß mochte ich den Sound von 6L6 Röhrengetriebenen Amps. Es lag also auf der Hand das dies die primäre Zielgruppe darstellen würde. Da momentan das bevorzugte Soundspektrum vermehrt im High Gain Bereich liegt gab es natürlich die "üblichen Verdächtigen". Nach ausführlicher Recherche in Fachmagazinen, online und auch in Gesprächen mit anderen Musikern gab es eine Vorauswahl. Diverse weitere Engl Tops, die 6505 Familie, die Core Switch und Hokus Pokus Blade Familie, Diezels etc... Ich war in der glücklichen Position in unserem Proberaumkomplex so ziemlich alles an Amps und Cabs zu kombinieren was ich ohnehin als interessant eingestuft habe. Deshalb auch nochmal vielen Dank an die Menschen von der Künkelstraße!
TESTPHASE:
(Was klingt am besten, abseits von allen anderen Kriterien? Habe ich verschiedene Exemplare der gleichen Modelle gehört? [Serienschwankung] Komme ich mit der Bedienung zurecht? Passt das Gerät zum Rest meiner "Bewaffnung"? Erfüllt es meine anderen Anforderungen? [Transportierbarkeit, Ausgangsleistung, Schnittstellen, Dimensionen, Gewicht, Haltbarkeit, Garantie, Folgekosten, Wirtschaftlichkeit, vielleicht sogar Produktionsethik] Und nicht zuletzt: Bin ich ein bisschen verliebt?)
Nachdem ich also diverse Tops auf diversen Boxen ausprobiert habe kristallisierte sich als Gewinner das 6505+ Top von Peavey heraus. Es machte auf den meisten Vintage 30 Boxen eine sehr gute Figur, erwies sich als flexibler als anhand der generellen Meinung zu erwarten war und bekam allseits bautechnische Solidität bescheinigt. Auch die üblichen Nebengeräusche im High Gain Bereich waren bei stimmiger Einstellung des Amps erträglich. Es vertrug sich sehr gut mit meinen Gitarren und besonders mit meinem Fame G1 Cab. Die Bedienung war übersichtlich, ausreichend differenziert und intuitiv. Und ja...ich war ein bisschen verliebt...♥
KAUFPHASE:
(Was kosst der Schbass? Wo gibt es das Gerät zu den mir zusagenden Bedingungen am günstigsten? Wäre eine Gebrauchtgerät eine Alternative? Welchen Aufwand muss ich im Garantiefall auf mich nehmen?)
So, nun also Preise recherchiert und einen Überblick verschafft. Genereller Neupreis: 1299€. In der "Königklasse" der 2 kanaligen 100+ Watt Röhrenamps also noch im unteren Mittel-Preissegment anzusiedeln. Diverse Musikhäuser geben 3 Jahre Garantie auf Amps, lokale kleine Läden sind manchmal aber eine gute Alternative. Bevor es jedoch zum Kauf kam fiel mir in einer Fachzeitschrift ein Test des hier "gereviewten" Combos auf. Der prinzipiell zum Top baugleiche Combo unterschied sich vor allem in der Endstufenbestückung durch 2 statt 4 Röhren und einer halbierten Ausgangsleistung von 60 statt 120 Watt. Er ist außerdem mit einem Accutronix Reverb ausgestattet und hat einen frequenzkorrigierten Lineout im XLR Format. Es "fehlt" hingegen der Bright Switch im Clean Kanal. Und das alles zur Hälfte es Preises??? Ah...made in China, nicht in den USA...laut eben erwähnter Fachpresse ist die Verarbeitung wohl aber solide und die Bauteile qualitativ hochwertig. Also anhand des Preisvorteils und des §312d des BGB (14 tägigesWiderrufsrecht Fernabsatz) ein Ausstellungsstück für 475€ inklusive 3 Jahren Garantie geordert und hibbelig auf die Spedition gewartet....
REVIEW:
Der 6505+ 112 Combo von Peavey ist ein zweikanaliger 60Watt Combo mit Accutronix Federhall und einem 12" (16 Ohm) Sheffieldspeaker in einem vergleichsweise großzügig dimensionierten Gehäuse. Das Gewicht beträgt ca. 32 Kilo, der Lieferumfang beinhaltet das Manual, eine Garantieverlängerungs/Produktregistrierungskarte (5 Jahre, einzusenden innerhalb 90 Tagen ab Kaufdatum) sowie zwei Netzkabel (2steckrig und 3steckrig). Ein Fußschalter ist nicht enthalten.
Das Gerät ist in der Orginalverpackung ausreichend gut gepolstert und geschützt und außerdem in eine Plastikfolie gekleidet. Ausgepackt sieht es wesenlich beeindruckender aus als man es anhand von Bildern oder im Internet erwartet. Das Gerät ist optisch einwandfrei und ich mache mich sogleich an die nähere Betrachtung.
Die frontseitigen Bedienelemente und Anschlüsse von rechts nach links sind:
Input>Channelselect>[RHYTHM]grüne LED>Pre Poti (Verzerrung)>Crunch Switch (Verzerrung Boost)>Low,Mid,High Potis>Post Poti (Lautstärke)
[LEAD]rote LED>Pre Poti (Verzerrung)>Low,Mid,High Potis>Post Poti (Lautstärke)
[MASTER]Reverb Poti
[RHYTHM]Resonance (reguliert die Tiefendämpfung der Endstufe)>Presence (reguliert die Höhendämpfung der Endstufe)
[LEAD]Resonance (reguliert die Tiefendämpfung der Endstufe)>Presence (reguliert die Höhendämpfung der Endstufe)
Standby Switch>Power Switch
Die Rückseite sieht von rechts nach links so aus:
Netzanschluss>Sicherung>Fußschalter Input (Klinke)>Ground Lift (für den XLR frequenzkorrigierten Line Out)>XLR Line out>parallele speaker outs und Impedanzwahlschalter>Effekt Loop Return und Send
Einer der speaker outs ist vom internen Speaker belegt und der Impedanzwahlschalter steht demgemäß auf 16Ohm.
Alle Potis auf linksanschlag gedreht, Power eingeschaltet, ein bisschen Zeit verstreichen lassen bis die Röhren angewärmt sind, den Standby einschalten und....boah...clean...ein bisschen am EQ gedreht (der sehr hörbar arbeitet), Pre zwischen 7 und 8 den Post zwischen 8 und 9 Uhr und...echt...clean...okay...nicht butterweich....aber clean...der Grundcharakter klingt ein bisschen wie ein Zwischending zwischen aus einem normalen und einem mit brightswitch laufenden Cleanchannel, aaaaber...da kann man ja noch was dran drehen, nämlich am Presence und Resonance Regler. Diese beiden nehmen nochmal erheblichen Einfluss auf das was da so zusagend aus dem speaker kommt. Da kann man noch einiges entschärfen/andicken. Mit minimal runter geregeltem Volume Gitarrenpoti dann auch der butterweich Effekt. Das nimmt gar nicht so sehr den Drive als viel mehr ein bisschen von dem beeindruckenden Attack des Combos. Da verweilt man doch glatt etwas länger als man im Testvorhaben geplant hatte und daddelt glücklich vor sich hin. So, nun aber mal ein bisschen am Pre drehen. Zunächst bleibt zu sagen das der Regler bis zu einer Stellung von 14Uhr ziemlich linear arbeitet. Ab da nimmt die Wirkung etwas ab und erzeugt nach erneutem Schrauben zwischen schnurrenden atmosphärischen Akkorden auch jauchzende schmatzende crunch Sounds. Irgendwie schleicht sich der Gedanke ein das der "Kleine" etwas kultivierter ist als seine großen Brüder... Der Reverb gibt dem Combo eine schöne weitere Dimension. Für meine Begriffe ein ziemlich geschmackvoller "onboard" Reverb. In allen Einstellungen bleibt der Rhythm Kanal recht souverän, mit mächtig viel Schalldruck und Präzision und macht einfach enorm Spaß. Schickt man den Crunchswitch mit ins Rennen gerät man in Bereiche die andere Amps schon ihre High Gain Sektion nennen. Trotzdem bleibt der Sound transparent und auch komplexe Akkorde bleiben gut ortbar. Im Vergleich zum typischen 6505 Bratsound ist dieser "Crunch" ein wenig...gutmütiger? oldschooliger? luftiger? Die Verzerrung an sich ist dicht und heavy...lediglich bei Palm Mutes oder klassischen Droptuning 0 5 7 8 Metalchore Riffs stellt man fest das es da an Brutalität "fehlt", was ich aber nicht als problematisch erachte, denn schließlich sind wir ja noch im Rhythmkanal. Auch im Crunch ist wirklich anzuraten mit Presence und Resonance ausgiebig zu arbeiten. Die Ergebnisse sind einfach sehr vielschichtig und machen einfach Freude.
Jetzt also zur Paradedisziplin. Rüber in den Lead Channel Post auf 8-9 Uhr und Pre...naja...gehen wir mal vorsichtig auf 13-14 Uhr...scoopen ein bisschen die Mitten und geben Resonance und Presence die Sporen auf 16Uhr...und....BÄM! Irgendwo zwischen klirrendem Glas und einem Panzer...dem akustischen Äquivalent eines Schlagrings...den Sound erkennt man einfach überall! Ganz die Familie dreht man die Lautstärke hoch nimmt einfach das Tier in diesem Amp zu. Was bei leisen Einstellungen noch recht komprimiert klingt wird einfach gnadenlos animalisch...Bei Proberaumlautstärke will mir dann das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Der Pre geht auf 15:30 und Leadkanal ist Krieg. Und das bei wirklich nicht übermäßigen Nebengeräuschen. Der Combo reagiert recht dynamisch auf die Spielweise und haut einfach ein Pfund raus das ich einem Combo nie zugetraut hätte. Attack, Punch, Substanz und mit einer beeindruckenden Präzision und Klarheit. Schon jetzt bin ich soundmässig vollkommen überzeugt. Für diesen Preis bekommt man einfach einen grandios klingenden Amp. Er löst auch bei hohen Gainsettings sehr schön hörbar auf und geht nicht in die Knie.
Jetzt will ich eigentlich nur noch wissen wie er mit einem externen Cabinet harmoniert. Allerdings ergibt sich da ein "Problem". Das Manual (übrigens nur Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch) gibt nicht her ob die Belegung durch den internen speaker sich beim Anschluss eines externen Cabs stummschaltet (und somit die Impedanz Anpassung nicht beeinflusst) oder ob man den internen speaker zu diesem Zweck disconnecten muss bzw. kann. Ein kurzer Anruf beim Händler und ein paralleler Post ins Peavey Forum liefert aber die gewünschte Antwort. Bei angeschlossenem internen speaker (16Ohm) sollte man nur ein Cab mit gleicher Ohmzahl anschließen und naturgemäß die Ausgabe auf dem Impedanzswitch auf die halbe Ohmlast (8Ohm) stellen, oder aber den internen speaker disconnecten, das Cab anschließen und die jeweilige Last einstellen (in meinem Fall 16Ohm). Kaum zu glauben aber durch meine Fame G1 4x12 mit frontmontierten Vintage 30 Speakern erlebt der Amp nochmal eine "Verbesserung". Noch mehr Druck und Punch, mehr Low End bei gleichbleibender Definition. Selbst bei vergleichsweise Band-unfreundlichen Settings setzt der Amp sich durch. Dies gilt vor allem beim gleichzeitigen Betrieb des internen Speakers und einer entsprechenden externen Box auf 8 Ohm. Für diejenigen die noch keine Erfahrung mit Röhrenamps haben, euch sei gesagt: 60Watt Röhrenpower? Den Post auf mehr als 10-11 Uhr aufzudrehen ist nicht drin. Die Lautstärke ist einfach brutal.
FAZIT:
Für einen regulären Straßenpreis von 550€ bekommt man einen ausgesprochen vielseitigen, gut ausgestatteten und praxistauglichen Combo, der in seinem Segment wohl einzigartig sein dürfte. Wem der klassiche Sound der 6505 Familie zusagt und wer die (durch das Gewicht) leicht eingeschränkte Flexibilität eines Combos einem Halfstack vorzieht, oder aber den Combo für beide Zwecke nutzen möchte, dem sei wärmstens ans Herz gelegt den Kleinen auf Herz und Nieren zu testen. Leistung, Sound, Preis, Flexibilität, Garantie und Sexappeal haben mich vollkommen überzeugt. Leider kann ich nichts über Schwankungen innerhalb der Serie sagen und möglicherweise habe ich ein wirklich gutes Exemplar erwischt. Im Zweifelsfall aber für den Angeklagten, also gehe ich mal davon aus das ich ein repräsentatives (eingespieltes) Gerät erwischt habe. Einen derart vollwertigen Röhrendsound in diesem Preisbereich ist jedenfalls eine Einladung für alle ambitionierten Anfänger, aber auch für Leute die keine Scheu haben mal neue Wege zu gehen. Hört's euch an, überzeugt euch selbst!
Danke für's Lesen!
Ich bin nun seit einigen Tagen im Besitz des oben genannten Combos, eigentlich witzig, da ich immer gewisse Resentiments gegen Combos hatte und generell eher Befürworter der klassischen Top + 4x12 Kombination bin. Ich habe über die Jahre diverse Kombinationen gespielt, Marshall Tops und Boxen, Engl Tops und Boxen, Bugera Tops und...nein...keine Bugera Boxen, Fame Boxen und diese Erfahrungen bilden gewissermaßen die Referenz.
Ich möchte diesem Review einige Ebenen hinzufügen, die beispielsweise Neukäufern/Anfängern helfen sollen Entscheidungen zu treffen oder eine "Kaufstrategie" zu entwickeln. Anhand der Gliederung könnt ihr entsprechende Abschnitte überspringen...
ZIELERFASSUNG:
(Was gefällt mir? Welche Eigenschaften sind dafür verantwortlich? Was will ich mit meiner Neuanschaffung hauptsächlich machen? Wie ist mein Budget? Welche bekannten Größen gibt es zur Orientierung? Was sagen unterschiedliche Quellen über sie? [Fachpresse, User Reviews, Musiker] Wo und wie kann ich meine Favoriten ausprobieren?)
Nachdem ich mich kürzlich von meinem letzten Engl Top getrennt und meine Boxensammlung auf eine alte Marshall und eine Fame G1 reduziert habe mußte etwas neues her. Erfahrungsgemäß mochte ich den Sound von 6L6 Röhrengetriebenen Amps. Es lag also auf der Hand das dies die primäre Zielgruppe darstellen würde. Da momentan das bevorzugte Soundspektrum vermehrt im High Gain Bereich liegt gab es natürlich die "üblichen Verdächtigen". Nach ausführlicher Recherche in Fachmagazinen, online und auch in Gesprächen mit anderen Musikern gab es eine Vorauswahl. Diverse weitere Engl Tops, die 6505 Familie, die Core Switch und Hokus Pokus Blade Familie, Diezels etc... Ich war in der glücklichen Position in unserem Proberaumkomplex so ziemlich alles an Amps und Cabs zu kombinieren was ich ohnehin als interessant eingestuft habe. Deshalb auch nochmal vielen Dank an die Menschen von der Künkelstraße!
TESTPHASE:
(Was klingt am besten, abseits von allen anderen Kriterien? Habe ich verschiedene Exemplare der gleichen Modelle gehört? [Serienschwankung] Komme ich mit der Bedienung zurecht? Passt das Gerät zum Rest meiner "Bewaffnung"? Erfüllt es meine anderen Anforderungen? [Transportierbarkeit, Ausgangsleistung, Schnittstellen, Dimensionen, Gewicht, Haltbarkeit, Garantie, Folgekosten, Wirtschaftlichkeit, vielleicht sogar Produktionsethik] Und nicht zuletzt: Bin ich ein bisschen verliebt?)
Nachdem ich also diverse Tops auf diversen Boxen ausprobiert habe kristallisierte sich als Gewinner das 6505+ Top von Peavey heraus. Es machte auf den meisten Vintage 30 Boxen eine sehr gute Figur, erwies sich als flexibler als anhand der generellen Meinung zu erwarten war und bekam allseits bautechnische Solidität bescheinigt. Auch die üblichen Nebengeräusche im High Gain Bereich waren bei stimmiger Einstellung des Amps erträglich. Es vertrug sich sehr gut mit meinen Gitarren und besonders mit meinem Fame G1 Cab. Die Bedienung war übersichtlich, ausreichend differenziert und intuitiv. Und ja...ich war ein bisschen verliebt...♥
KAUFPHASE:
(Was kosst der Schbass? Wo gibt es das Gerät zu den mir zusagenden Bedingungen am günstigsten? Wäre eine Gebrauchtgerät eine Alternative? Welchen Aufwand muss ich im Garantiefall auf mich nehmen?)
So, nun also Preise recherchiert und einen Überblick verschafft. Genereller Neupreis: 1299€. In der "Königklasse" der 2 kanaligen 100+ Watt Röhrenamps also noch im unteren Mittel-Preissegment anzusiedeln. Diverse Musikhäuser geben 3 Jahre Garantie auf Amps, lokale kleine Läden sind manchmal aber eine gute Alternative. Bevor es jedoch zum Kauf kam fiel mir in einer Fachzeitschrift ein Test des hier "gereviewten" Combos auf. Der prinzipiell zum Top baugleiche Combo unterschied sich vor allem in der Endstufenbestückung durch 2 statt 4 Röhren und einer halbierten Ausgangsleistung von 60 statt 120 Watt. Er ist außerdem mit einem Accutronix Reverb ausgestattet und hat einen frequenzkorrigierten Lineout im XLR Format. Es "fehlt" hingegen der Bright Switch im Clean Kanal. Und das alles zur Hälfte es Preises??? Ah...made in China, nicht in den USA...laut eben erwähnter Fachpresse ist die Verarbeitung wohl aber solide und die Bauteile qualitativ hochwertig. Also anhand des Preisvorteils und des §312d des BGB (14 tägigesWiderrufsrecht Fernabsatz) ein Ausstellungsstück für 475€ inklusive 3 Jahren Garantie geordert und hibbelig auf die Spedition gewartet....
REVIEW:
Der 6505+ 112 Combo von Peavey ist ein zweikanaliger 60Watt Combo mit Accutronix Federhall und einem 12" (16 Ohm) Sheffieldspeaker in einem vergleichsweise großzügig dimensionierten Gehäuse. Das Gewicht beträgt ca. 32 Kilo, der Lieferumfang beinhaltet das Manual, eine Garantieverlängerungs/Produktregistrierungskarte (5 Jahre, einzusenden innerhalb 90 Tagen ab Kaufdatum) sowie zwei Netzkabel (2steckrig und 3steckrig). Ein Fußschalter ist nicht enthalten.
Das Gerät ist in der Orginalverpackung ausreichend gut gepolstert und geschützt und außerdem in eine Plastikfolie gekleidet. Ausgepackt sieht es wesenlich beeindruckender aus als man es anhand von Bildern oder im Internet erwartet. Das Gerät ist optisch einwandfrei und ich mache mich sogleich an die nähere Betrachtung.
Die frontseitigen Bedienelemente und Anschlüsse von rechts nach links sind:
Input>Channelselect>[RHYTHM]grüne LED>Pre Poti (Verzerrung)>Crunch Switch (Verzerrung Boost)>Low,Mid,High Potis>Post Poti (Lautstärke)
[LEAD]rote LED>Pre Poti (Verzerrung)>Low,Mid,High Potis>Post Poti (Lautstärke)
[MASTER]Reverb Poti
[RHYTHM]Resonance (reguliert die Tiefendämpfung der Endstufe)>Presence (reguliert die Höhendämpfung der Endstufe)
[LEAD]Resonance (reguliert die Tiefendämpfung der Endstufe)>Presence (reguliert die Höhendämpfung der Endstufe)
Standby Switch>Power Switch
Die Rückseite sieht von rechts nach links so aus:
Netzanschluss>Sicherung>Fußschalter Input (Klinke)>Ground Lift (für den XLR frequenzkorrigierten Line Out)>XLR Line out>parallele speaker outs und Impedanzwahlschalter>Effekt Loop Return und Send
Einer der speaker outs ist vom internen Speaker belegt und der Impedanzwahlschalter steht demgemäß auf 16Ohm.
Alle Potis auf linksanschlag gedreht, Power eingeschaltet, ein bisschen Zeit verstreichen lassen bis die Röhren angewärmt sind, den Standby einschalten und....boah...clean...ein bisschen am EQ gedreht (der sehr hörbar arbeitet), Pre zwischen 7 und 8 den Post zwischen 8 und 9 Uhr und...echt...clean...okay...nicht butterweich....aber clean...der Grundcharakter klingt ein bisschen wie ein Zwischending zwischen aus einem normalen und einem mit brightswitch laufenden Cleanchannel, aaaaber...da kann man ja noch was dran drehen, nämlich am Presence und Resonance Regler. Diese beiden nehmen nochmal erheblichen Einfluss auf das was da so zusagend aus dem speaker kommt. Da kann man noch einiges entschärfen/andicken. Mit minimal runter geregeltem Volume Gitarrenpoti dann auch der butterweich Effekt. Das nimmt gar nicht so sehr den Drive als viel mehr ein bisschen von dem beeindruckenden Attack des Combos. Da verweilt man doch glatt etwas länger als man im Testvorhaben geplant hatte und daddelt glücklich vor sich hin. So, nun aber mal ein bisschen am Pre drehen. Zunächst bleibt zu sagen das der Regler bis zu einer Stellung von 14Uhr ziemlich linear arbeitet. Ab da nimmt die Wirkung etwas ab und erzeugt nach erneutem Schrauben zwischen schnurrenden atmosphärischen Akkorden auch jauchzende schmatzende crunch Sounds. Irgendwie schleicht sich der Gedanke ein das der "Kleine" etwas kultivierter ist als seine großen Brüder... Der Reverb gibt dem Combo eine schöne weitere Dimension. Für meine Begriffe ein ziemlich geschmackvoller "onboard" Reverb. In allen Einstellungen bleibt der Rhythm Kanal recht souverän, mit mächtig viel Schalldruck und Präzision und macht einfach enorm Spaß. Schickt man den Crunchswitch mit ins Rennen gerät man in Bereiche die andere Amps schon ihre High Gain Sektion nennen. Trotzdem bleibt der Sound transparent und auch komplexe Akkorde bleiben gut ortbar. Im Vergleich zum typischen 6505 Bratsound ist dieser "Crunch" ein wenig...gutmütiger? oldschooliger? luftiger? Die Verzerrung an sich ist dicht und heavy...lediglich bei Palm Mutes oder klassischen Droptuning 0 5 7 8 Metalchore Riffs stellt man fest das es da an Brutalität "fehlt", was ich aber nicht als problematisch erachte, denn schließlich sind wir ja noch im Rhythmkanal. Auch im Crunch ist wirklich anzuraten mit Presence und Resonance ausgiebig zu arbeiten. Die Ergebnisse sind einfach sehr vielschichtig und machen einfach Freude.
Jetzt also zur Paradedisziplin. Rüber in den Lead Channel Post auf 8-9 Uhr und Pre...naja...gehen wir mal vorsichtig auf 13-14 Uhr...scoopen ein bisschen die Mitten und geben Resonance und Presence die Sporen auf 16Uhr...und....BÄM! Irgendwo zwischen klirrendem Glas und einem Panzer...dem akustischen Äquivalent eines Schlagrings...den Sound erkennt man einfach überall! Ganz die Familie dreht man die Lautstärke hoch nimmt einfach das Tier in diesem Amp zu. Was bei leisen Einstellungen noch recht komprimiert klingt wird einfach gnadenlos animalisch...Bei Proberaumlautstärke will mir dann das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Der Pre geht auf 15:30 und Leadkanal ist Krieg. Und das bei wirklich nicht übermäßigen Nebengeräuschen. Der Combo reagiert recht dynamisch auf die Spielweise und haut einfach ein Pfund raus das ich einem Combo nie zugetraut hätte. Attack, Punch, Substanz und mit einer beeindruckenden Präzision und Klarheit. Schon jetzt bin ich soundmässig vollkommen überzeugt. Für diesen Preis bekommt man einfach einen grandios klingenden Amp. Er löst auch bei hohen Gainsettings sehr schön hörbar auf und geht nicht in die Knie.
Jetzt will ich eigentlich nur noch wissen wie er mit einem externen Cabinet harmoniert. Allerdings ergibt sich da ein "Problem". Das Manual (übrigens nur Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch) gibt nicht her ob die Belegung durch den internen speaker sich beim Anschluss eines externen Cabs stummschaltet (und somit die Impedanz Anpassung nicht beeinflusst) oder ob man den internen speaker zu diesem Zweck disconnecten muss bzw. kann. Ein kurzer Anruf beim Händler und ein paralleler Post ins Peavey Forum liefert aber die gewünschte Antwort. Bei angeschlossenem internen speaker (16Ohm) sollte man nur ein Cab mit gleicher Ohmzahl anschließen und naturgemäß die Ausgabe auf dem Impedanzswitch auf die halbe Ohmlast (8Ohm) stellen, oder aber den internen speaker disconnecten, das Cab anschließen und die jeweilige Last einstellen (in meinem Fall 16Ohm). Kaum zu glauben aber durch meine Fame G1 4x12 mit frontmontierten Vintage 30 Speakern erlebt der Amp nochmal eine "Verbesserung". Noch mehr Druck und Punch, mehr Low End bei gleichbleibender Definition. Selbst bei vergleichsweise Band-unfreundlichen Settings setzt der Amp sich durch. Dies gilt vor allem beim gleichzeitigen Betrieb des internen Speakers und einer entsprechenden externen Box auf 8 Ohm. Für diejenigen die noch keine Erfahrung mit Röhrenamps haben, euch sei gesagt: 60Watt Röhrenpower? Den Post auf mehr als 10-11 Uhr aufzudrehen ist nicht drin. Die Lautstärke ist einfach brutal.
FAZIT:
Für einen regulären Straßenpreis von 550€ bekommt man einen ausgesprochen vielseitigen, gut ausgestatteten und praxistauglichen Combo, der in seinem Segment wohl einzigartig sein dürfte. Wem der klassiche Sound der 6505 Familie zusagt und wer die (durch das Gewicht) leicht eingeschränkte Flexibilität eines Combos einem Halfstack vorzieht, oder aber den Combo für beide Zwecke nutzen möchte, dem sei wärmstens ans Herz gelegt den Kleinen auf Herz und Nieren zu testen. Leistung, Sound, Preis, Flexibilität, Garantie und Sexappeal haben mich vollkommen überzeugt. Leider kann ich nichts über Schwankungen innerhalb der Serie sagen und möglicherweise habe ich ein wirklich gutes Exemplar erwischt. Im Zweifelsfall aber für den Angeklagten, also gehe ich mal davon aus das ich ein repräsentatives (eingespieltes) Gerät erwischt habe. Einen derart vollwertigen Röhrendsound in diesem Preisbereich ist jedenfalls eine Einladung für alle ambitionierten Anfänger, aber auch für Leute die keine Scheu haben mal neue Wege zu gehen. Hört's euch an, überzeugt euch selbst!
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