[Amp] VOX AC15VR

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moomn
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Modell: VOX AC15VR
Bauart: Hybrid, Mini-Röhre in der Endstufe
Jahr: 2010
Preis: 295 €

Ich besitze seit fast nem halben Jahr den AC15VR - Zeit, ein kleines Review zu schreiben.

Zunächst zu meinem Verwendungszweck: Ich spiele vor allem Indie Rock und Rock à la Coldplay, Oasis oder U2. Deshalb ist der AC30 auch mein Hauptamp, darin habe ich meinen Sound gefunden. Nun habe ich einen Übungsamp für zuhause gebraucht, für den Keller, um genauer zu sein. Ich kann da schonmal etwas aufdrehen, weshalb schon mehr als nur ein "Brüllwürfel" drinliegt.


Meine Wahl fiel also auf den AC15VR, weil ich dem AC30-Sound zuhause möglichst nah kommen wollte. Zugegeben, ohne das Teil vorher anzutesten.


Verarbeitung, Optik

Tadellos, absolut keine Mängel. Das Design ist, zumindest was die Frontpartie anbelangt, den "Originalen" nachempfunden, und diese sind bekanntlich Geschmackssache. Für VOX-Liebhaber also ein Schmankerl. Die Bedieneinheit wurde im Vergleich zum Vorbild um 180 Grad gedreht, ist also für nicht VOX-Erfahrene kein Problem, für Veteranen dafür vielleicht etwas verwirrend.


Aufbau, Features, Anschlüsse
Grundsätzlich ist der VOX AC15VR ein schaltbarer Zwei(einhalb)kanaler. Hierbei unterscheidet er sich klar vom AC15, welcher über die "vox-liken" zwei Kanäle "Normal" und "Top Boost" verfügt, welche allerdings nicht schaltbar sind und sich bekanntlich in der Hauptsache nicht punkto Zerrgrad, sondern anderen Soundcharakteristika unterscheiden.
Genug zum Vorbild: Beim VR Modell, welches, wie der Name schon verrät, 15 Watt Ausgangsleistung besitzt, ist VOX einen Kompromiss eingegangen, um den AMP allround-tauglich zu machen: Die Kanäle heissen "Clean", "Overdrive 1" bzw. "Overdrive 2". Mittels eines Fussschalters (welcher sich NICHT im Lieferumfang befindet) kann man zwischen "Clean" und "OD" schalten, die Auswahl von "OD 1" bzw. "OD 2" geschieht nur per Amp, deswegen auch die Bezeichnung als "Zwei(einhalb)kanaler.
Für den "Clean"-Kanal steht ein Volume-Regler zur Verfügung, welcher, wie beim Vorbild, sowohl Lautstärke wie auch Zerrgrad ansteigen lässt. Die beiden "OD"-Kanäle teilen sich einen Gain- und einen Volume-Regler. Ausserdem teilen sich alle Kanäle einen Zweiband-EQ, Reverb und Master Volume.
Speziell ist beim AC15VR das Konzept der Verstärkung. Grundsätzlich sind sowohl Vor- wie auch Endstufe Transistorgesteuert, doch beinhaltet letztere eine kleine Röhre, welche den Sound eines echten Vollröhrenverstärkers simulieren soll. Man kann den Verstärker also unter der genauso vielfältigen wie bedeutungslosen Rubrik "hybrid" einordnen.
Anschlüsse gibt es, neben den beiden für Input und Fussschalter, genau einen. Für einen externen (8Ohm) Speaker).
Apropos Speaker: Im Gehäuse verrichtet ein 12" Brüller von Celestion seinen Dienst, ebenfalls an 8Ohm. Dieser muss erst etwas eingespielt werden, danach gehts aber.

Sound
Da ich hauptsächlich den "Clean"-Kanal nutze, werde ich zu den anderen beiden Kanälen nichts schreiben (getreu dem Motto: Wenn man keine Ahnung hat…). Vielleicht kann das ja jemand ergänzen.
Also auf zum Wichtigsten: Leider muss ich hier gleich einmal etwas enttäuscht anmerken, dass der AC15VR seinen Röhrenvorbildern nur ansatzweise Ehre macht. Positiv gilt zu vermerken, dass der Volume Regler in Kombination mit dem Master Volume doch relativ nuancenreich verwendet werden kann punkto Lautstärke und Zerrgrad. Hier kann der Amp punkten. Er zerrt allerdings schon ziemlich früh, ist andererseits aber auch ziemlich laut. Richtig, man ist schon sehr bald erstaunt, was 15Watt alles anrichten können. Der AC15VR ist definitiv KEIN WOHNZIMMERAMP. Mein Keller ist vom Wohnzimmer durch ein Stockwerk und zwei anständige Türen getrennt, und das reicht gerade mal, um das Teil in einer "Mindestlautstärke" zu fahren. Getestet habe ich den Amp auch im Bandbetrieb. Hier kriegt er nochmals ein Lob, er ist laut genug und setzt sich im Sound gut durch. Leider hat er baubedingt (geschlossene 1x12er Box) den Nachteil, praktisch nur direkt nach vorne abzustrahlen. Für kleinere Gigs (welche man damit durchaus bestreiten kann) also unbedingt mit Mikro abnehmen.
Nun zu den Soundnuancen, und hier liegt die grosse Schwäche. Dazu hole ich etwas weiter aus: Als Oasis-Jünger bin ich quasi höhensüchtig. Man stelle den Toggle seiner Semiakustik auf Bridge, drehe ordentlich Höhen rein und drücke Supersonic durch die Boxen, dass es in den Ohren richtig brizzelt, YES! Nun, ich betreibe den EQ des AC15VR in folgender Stellung: Bass auf 15 Uhr, Höhen auf 9 Uhr. Wer also Höhen nicht mag, kann den Amp (jedenfalls im "Clean"-Kanal) knicken. Ein weiterer Minuspunkt ist der Reverb. Dieser eignet sich bloss, um den Sound nicht ganz austrocknen zu lassen. Ein richtiger Hall, um dem ganzen Raum zu geben, lässt sich damit nicht erzeugen.

Kaufargumente und Alternativen
Wie immer sollte man nicht bloss kritisieren, sondern auch Verbesserungen, also Alternativen, vorschlagen. Bau- bzw. konzepttechnisch gleiche Verstärker gibt es (noch) nicht. Für den Interessenten bieten sich, je nach Präferenzen, verschiedene Möglichkeiten an:


  • Ist das Hauptargument ein authentischer Röhrensound, ist man wahrscheinlich mit einem Fender Super Champ (285 €) besser bedient. Oder man legt noch nen guten Hunderter drauf, dann kommt auch Laney's VC15 in Reichweite. Was ich damit sagen will: Der AC15VR ist KEIN Röhrenamp. Dieses Kaufargument zieht meiner Meinung nach nicht, und für eine Vollröhre sollte man eben nicht zu knauserig sein.


  • Einige, welche den AC15VR in Betracht ziehen, werden dies tun, weil sie einen schaltbaren Zweikanaler suchen. Ich erspare mir hier weitere Kommentare, da die Auswahl im Preisbereich um 300 € schier unendlich ist und wohl auch jeder so seine Favoriten hat. Hier gilt wohl antesten, und ich befürchte, dass der AC15VR im Preis-Leistungs-Vergleich nicht gerade brillieren wird.



  • Eventuell dürften auch Optik und Marke den einen oder anderen dazu verleiten, sich endlich einen VOX-Amp zu gönnen. Nur Vorsicht: Wie schon erwähnt, ist der AC15VR zwar Bandtauglich, kommt aber soundmässig klar nicht an einen richtigen AC15 bzw. AC30 heran. Hinzu kommt, dass diese beiden Amps einen äusserst geringen Wertverlust haben, bei einem VR dürfte dieser ungleich höher ausfallen. Also spart lieber noch mal 200 € zusammen, und kauft dann nen richtigen AC15.




Fazit
Den AC15VR mit anderen Verstärkern zu vergleichen fällt schwer, weil VOX mit der ValveReactor Technologie neue Wege geht. Nichtsdestotrotz ist dies notwendig, und was bleibt ist ein 15 Watt Hybridverstärker für knapp 300 € (ohne Fussschalter). Eine ganze Stange Geld. Wer einen "VOX-ähnlichen" Sound sucht und partout nicht mehr Geld aufwenden will, für den dürfte der AC15VR eine Alternative sein. Ob man damit aber langfristig glücklich wird, bezweifle ich.
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi @moomn,
schönes Review. Ehrlich und informativ :great:.
 
Jou, sehr hübsches Review! Vor allem zählst du auch die negativen Aspekte auf.
Aber die beiden OD-Kanäle klingen doch ziemlich gut, auf jeden Fall das, was man auf Youtube hört.

Hab mir auch mal überlegt, ihn zu kaufen, aber ich finde, dass er ein bisschen zu teuer ist wenn man überlegt, dass man für 100€ mehr schon nen echten Vollröhrenamp wie den Laney VC15 bekommt.
Aber sonst gefällt mir das Prinzip des Amps eigentlich sehr gut!
 
Zuletzt bearbeitet:
Jou, sehr hübsches Review! Vor allem zählst du auch die negativen Aspekte auf.
Aber die beiden OD-Kanäle klingen doch ziemlich gut, auf jeden Fall das, was man auf Youtube hört.

Hab mir auch mal überlegt, ihn zu kaufen, aber ich finde, dass er ein bisschen zu teuer ist wenn man überlegt, dass man für 100€ mehr schon nen echten Vollröhrenamp wie den Laney VC15 bekommt.
Aber sonst gefällt mir das Prinzip des Amps eigentlich sehr gut!
Danke:) Wie gesagt, die beiden OD Kanäle habe ich bewusst weggelassen. Ich schreibe ja auch keinen Testbericht über das Fahrverhalten eines Autos im Schnee, wenn ich es nur im Sommer gefahren habe:p Vielleicht ergänze ich das irgendwann einmal, vielleicht macht das aber auch besser jemand, der mit härterer Materie besser vertraut ist. Ach ja, auf Youtube Videos würde ich mich nicht verlassen. Bedenke, da war minimum ein Mikro dazwischen, eventuell noch Software. Dazu werde ich den Verdacht nicht los, dass (nebst den ganzen Präsentationen von Firmen, Händlern und Magazinen, die ja logischerweise (fast) nur positives berichten) viele User einseitige Videos/Berichte posten. Wie auch hier im Board, ich seh selten Leute, die etwas kaufen (behalten) und dann schreiben, dass das Teil eigentlich nicht so berauchend ist. Der Mensch gibt eben ungern zu, dass er nen "Fehlkauf" getätigt hat.

Was ich noch anfügen möchte ist eine Prognose über die Wertentwicklung. Habe das in nem anderen Thread schon geschrieben. Wer den richtigen VOX Sound sucht, soll sich nen AC15 holen. Warum? Dieser wird selbst in zehn Jahren (bei entsprechender Behandlung, versteht sich) noch mindestens zwei Drittel des Originalpreises einbringen, der Wertverlust beträgt also ca. 150 €. Ob es für die VR-Modelle jemals einen funktionierenden Gebrauchtmarkt geben wird, steht noch in den Sternen. Fakt aber ist, bei den meisten "Nicht-Röhrenamps" dieser Preisklasse existiert dieser nicht, bzw. nicht Modellspezifisch. Da wird alles in den Topf geworfen, am Schluss heisst es dann einfach "15Watt Nicht-Röhrenamp", und dafür zahlt niemand was.
 

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