Interessant wäre zu wissen, wieviele verschiedene Instrumente (Bereiche) auf einer 61'er Tastatur zur gleichen Zeit verteilt werden können.
► Zwei ? Drei ? Mehr ?
Bei Romplern und Workstations ab spätestens Mitte der 90er Jahre 16. Je nach Gerät gibt es auch zusätzliche Modi, die, was weiß ich, 4 oder 8 unterstützen, wobei ich den Sinn dahinter noch nicht begriffen habe.
► Übereinanderlegen bei einem Keyboard bedeuted, unterschiedliche Instrumente gleichzeitig zu spielen ?
Exakt. Auf Part 1 wählst du ein Piano, auf Part 2 wählst du Streicher, für beide Parts stellst du denselben Tastaturbereich ein, und schon spielst du in diesem Tastaturbereich Piano und Streicher gleichzeitig. Das können gute Arrangerkeyboards (die mit dem Rhythmusgerät mit vorbenamsten Rhythmen und der tanzteekompatiblen Begleitautomatik) schon lange mit zwei, drei, vier Sounds im rechten Bereich der Tastatur.
In dem Zusammenhang fällt mir gerade etwas ein.
Unter Spezifikationen (Klangerzeugung) zum X50 ist angegeben: Single Modus: 62 Stimmen, 62 Oszilatoren.
► Heißt das, daß man bis zu 62 Sounds gleichzeitig ertönen lassen kann ?
Gut, jetzt wird's kompliziert. An sich heißt das, daß du maximal 62
Noten gleichzeitig spielen kannst, weil das Gerät 62 sogenannte Stimmen hat, also 62 Oszillatoren (willkommen in der Welt des Klangaufbaus bei Synthesizern; ich erwarte jetzt nicht, daß du weißt, was ein Oszillator ist), die über alle gespielten Noten verteilt werden können. Kompliziert deshalb, weil das nur dann geht, wenn alle Sounds, die du spielst, nur einen Oszillator verwenden. Wenn ein Sound zwei Oszillatoren benutzt, belegt jede gespielte Note zwei Stimmen statt nur einer.
Wenn ich das richtig verstehe, kann man sich bei einem Sequenzer jedem einzelnen Instrument in aller Ruhe widmen (editieren) bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist.
Ich würde sagen, grundsätzlich ja. Aber meinst du jetzt, daß man am Melodieverlauf (den eben der Sequencer spielt) herumbastelt, bis es einem gefällt, oder daß man an den Soundeinstellungen (mit denen der Sequencer normalerweise nichts zu tun hat) herumbastelt, bis es einem gefällt?
Als Endresultat lassen sich dann alle Instrumente (mit dem richtigen timing) gleichzeitig abspielen.
Das wäre genau das, wovon ich immer geträumt habe !
Genau, aber bis dahin ist es gerade für einen Vollnoob ein langer, beschwerlicher Weg, in dem er die Funktionsweise eines Sequencers, die Editiermöglichkeiten, das Verteilen der Sounds auf die Sequencerspuren und höchstwahrscheinlich auch die Struktur eines Synthesizers im allgemeinen und die des Synthesizers, den er verwendet, im speziellen zu erlernen hat.
► Aha, also vermute ich da richtig, daß man damit zwar verschiedene Instrumente gleichzeitig (live) spielen, aber nicht editieren und abspeichern kann, im Sinne eines Sequenzers ?
Praktisch genau umgekehrt. Der Combi/Performance/Setup/Wieauchimmerderjeweiligeherstellerihnnennt-Modus besagt:
- Part 1: Konzertflügel.
- Part 2: Streicher.
- Part 3: Gezupfter Kontrabaß.
- Part 10: Akustisches Drumkit.
- Und so weiter.
Es wird in entsprechenden Combi-/...-Programmen hauptsächlich abgespeichert, auf welchem der 16 Parts welcher Sound eingestellt ist. Einstellungen am jeweiligen Sound selbst¹ werden im Combi-/...-Mode grundsätzlich
nicht abgespeichert. Es gibt Geräte, die das können, aber man darf nicht davon ausgehen, daß das immer geht, und der X50 kann das nicht.
¹Im Moment kann ich dir noch nicht so einfach begreiflich machen, was ich damit meine. Wenn ich jetzt anfangen würde, über Oszillatoren, Filter, LFOs, Hüllkurven, Modulationen usw. zu schreiben, wären das für dich sicherlich böhmische Dörfer.
Ich denke das Schwierige dabei wird sein, die Musik die man im Kopf hat, auch getreu in die Realität umzusetzen.
Wobei erschwerend hinzu kommt, daß ein Sequencer eben nicht so einfach zu bedienen geht wie ein Kassettenrecorder (falls du die Dinger noch kennst).
Nicht im Bezug auf Harware, aber durch die Verbindung mit einem PC scheinen sich ganz neue Welten zu eröffnen.
► Ich vermute, daß ein Software Sequenzer sehr viel bedienerfreundlicher ist, als ein kleines Display des Keyboards zu leisten vermag, oder ?
Wenn man nicht wie ich schon in den späten 80er/frühen 90er Jahren direkt am Gerät mit dem Sequencer rumgebastelt hat (und das hast du nicht), dann ja. Allerdings wird ein Software-Sequencer einen vermutlich mit seinen Features erstmal erschlagen, weil er weit mehr kann als jeder Sequencer in einer Workstation.
1. diese komischen Handgriffe an den Seiten hat, und nicht so schön schlank ist, wie der Doepfer d3m,
..."der" wieder ein Masterkeyboard ohne Klangerzeugung ist und daher gar keine Bedienelemente zur Klangsteuerung braucht.
2. keine größeres (dimmbares) Touchscreen Display hat,
Nun ja, der X50 war das absolute unterste Budgetmodell von Korg. Bei einem 200--Netbook kann man ja auch keinen 17"-Full-HD-Bildschirm erwarten.
3. kein Chassis und Regler aus Aluminium hat,
Ich habe noch nie eine Workstation mit Alureglern gesehen. Das gibt's nur bei einigen wenigen reinen Synthesizern (Waldorf Blofeld z. B.).
4. kein höherwertige Tastatur hat (aber nicht Elfenbein
),
Budgetmodell...
Ich würde jetzt auch wieder Budgetmodell sagen, aber die Hersteller scheinen davon auszugehen, daß die Zielgruppe der Budgetgeräte mit Aftertouch eh nix anfangen kann, und daß all diejenigen, die Aftertouch verwenden, auch mal eben zweifünf für eine Topworkstation über die Ladentheke schieben können. Wobei man darüber staunen soll, in was für Geräten die japanischen Hersteller einem überall Aftertouch unterschlagen.
6. rote statt blaue LEDs verwendet,
Ich glaub, als der X50 rauskam, waren blaue LEDs noch zu teuer.
7. keinen eingebauten Sequenzer hat,
Na ja, er ist ja auch keine Workstation, und das Vorhandensein eines Sequencers hätte das Gerät teurer gemacht und die Hauptzielgruppe wieder mit Features erschlagen.
8. keine Fader oben, auf der rechten Seite hat (wie der Akai MPK-61).
Lohnt sich bei so einem Teil gar nicht. Das 9er-Faderpack braucht man nur, wenn die Klangerzeugung Hammond-Sounds hergibt, bei denen man jeden einzelnen der 9 Zugriegel separat steuern kann (statt daß man jeweils fix und fertig in Samples gegossene Hammond-Sounds hat). Die wenigsten Workstations können das, und das MPK-61 hat das, damit man z. B. an Native Instruments B4 rumorgeln kann wie Jimmy Smith, Jon Lord oder Gregg Rolie.
Ach so, Entschuldigung. Genau das meinte ich eigentlich.
Nicht 62 Sounds (62 verschiedene Instrumente), sonder einfach
62 gleichzeitig erklingende Töne.
Das wäre doch fast so, als ob ich alle 61 Tasten des Keyboards gleichzeitig drücken würde, nicht wahr ?
Ah, ich glaube nun zu wissen, wo bei uns das Mißverständnis liegt.
Die persönlichen Einstellungen von Combies lassen sich also einzeln abspeichern, um später wieder aufgerufen zu werden.
Was aber mit dem Combi Mode nicht möglich ist, ist das Aufzeichnen von verschiedenen, einzelnen Spielstücken (= einzelne Sounds) auf eigenständige Spuren, um sie hinterher gleichzeitig abspielen zu können.
Das wäre ja dann genau das, was ein Sequenzer macht, nicht wahr ?
Zusammengefaßt: Der Combi Mode kann einen Sequenzer nicht ersetzen.
Bingo!
Obwohl, die Entscheidung zwischen dem X50 und dem neuen PS60 war schwer.
Wobei der PS60 wohl eine noch bessere Newbiemaschine zu sein verspricht mit diesem speziellen Bedienkonzept. Andererseits wird man aus dem Ding evtl. schneller rauswachsen.
Hierbei muß man beachten, daß viele Sounds zwei Oszillatoren nutzen und damit auch zwei Stimmen. Z.B. der Pianoklang. Bei solchen Klängen halbiert sich die Stimmenzahl schonmal auf 31. Layert man dazu noch einen Sound mit 2 Oszillatoren, viertelt sich die Stimmenzahl auf ~15!
Bei händischem Spiel reizt man die aber kaum aus. Höchstens wenn man wie ein Bescheuerter Sound um Sound schichtet und gleichzeitig spielt, oder wenn man als Pianist bei getretenem Sostenutopedal wilde Arpeggien über die Tastatur jagt (warum wohl werben manche Highend-Digitalpianos mit vierstelligen Polyphonien). Und auch mit einem Sequencer braucht es schon sehr dichte Arrangements mit vielen Sounds mit langen Releasezeiten, um die Polyphonie auszureizen, und das wird am Ende garantiert nach Mulm klingen.
Martman