Armin H.
NP Custom Guitars
Gibson Les Paul Double Cutaway Studio Carved Top m. SH-55 Seth Lover
Ein verdammt langer Name für eine Gitarre die seit 12 Jahren nicht mehr gebaut wird und in dieser Zeit, 1997-98, auch nur in einer so verschwindend geringen Stückzahl, daß man von dieser DC Studio Version mit Einteilerbridge, so gut wie keine Bilder oder Beschreibungen findet. Trotzdem habe ich mich für ein Review entschieden. Zum einen, weil ich denke, daß auch solchen Außenseitern ein würdiger Platz zusteht und hier am Ende eine wunderschöne und nicht ganz alltägliche Les Paul wieder zum Leben erweckt wurde. Diese Les Paul ist übrigens neben einem guten Duzend Strats und Telecaster der Firmen Fender und Tokai meine einzige Gibson. Das liegt wahrscheinlich daran, daß mir die Fendermensur besser liegt, ich in der Regel meine eigenen Soundvorstellungen habe und sich die Gitarren der Firma Fender problemloser modifizieren lassen. Andererseits würde ich diese Les Paul für nichts auf der Welt wieder hergeben, sie ist mir genau so gelungen wie ich sie haben wollte und ist inzwischen ein fester Bestandteil in meinem Equipment.
Es war wie Liebe auf den ersten Blick, als ich sie völlig nackisch, ohne Pickups, Tuner, Bridge und Elektrik in schwarzem Glanzlack bei meinem bevorzugten Teilehändler bei Ebay USA sah. Sie war sehr gut erhalten, ausführlich bebildert und da ich mit diesem Ebay Händler, der ansonsten hauptsächlich auf Fenderparts spezialisiert ist, bisher nur gute Erfahrungen gemacht hatte, wechselte sie kurz entschlossen für 440 € den Kontinent und damit den Besitzer.
Die Gitarre:
Eine Woche später, ich hatte mich inzwischen in allen Foren dieser Welt, mit relativ mageren Erkenntnissen versorgt, konnte ich die Gitarre beim Zollamt Berlin-Schöneberg, für den üblichen Obolus von 19% Märchensteuer plus 3,7% Zoll, also 99,88 € abholen. Das Paulchen war in einen eingespielten, aber dennoch sehr guten Zustand, es gab einige kleine Dings & Dongs, aber der Hals war absolut kerzengerade, von Lackabsplitterungen oder gar Brüchen keine Spur. Was mir sofort auffiel war das geringe Gewicht und die Messung auf meiner digitalen Badezimmerwaage pendelte sich bei etwa 2800 Gramm ein. Eine genauere Untersuchung ergab, daß die Rückseite des Bodys aus Mahagoni bestand, auf den eine 12 mm starke, gewölbte zweiteilige Ahorndecke geleimt wurde. In der Mitte ist ein etwa 14 cm breiter Ahornblock verbaut, der mit Boden und Decke verleimt ist, während der obere und untere Teil des Korpus aus Tonkammern besteht. Von der Bauweise ähnelt die DC Studio, von den F-Löchern einmal abgesehen, mehr der Gibson ES 335.
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Wie bei allen Gibson Studio Modellen wurde auch bei dieser Double Cutaway auf Features wie Bindings oder Blockinlays verzichtet. Funktionalität pur. Der Hals hat 24 Bünde, also zwei Oktaven, wobei das Griffbrett durch das großzügig geschnittene Cutaway, selbst in hohen Lagen leicht zu erreichen ist. Der Mahagonihals mit Rosewood Griffbrett ist sauber verarbeitet, die Bundstäbchen vorbildlich abgerichtet und der Steg wurde aus Knochen gefertigt. Zur Orientierung hat man sich einfachen Dot Inlays aus Perlmut bedient. Der Hals hat eine angenehme C-Kontur, wird von Gibson als 59er Profil beschrieben, was schon im trockenen Spiel positive Auswirkungen hat und geht am 22ten Bund sauber in den Body über. Ich bin Strat- und Telecasterspieler und finde, daß der Hals ordentlich Holz hat, sich aber durchaus auch komfortabel und flott spielen läßt. Die Gewichtsverteilung zwischen Hals und Body ist perfekt und durch das geringe Gewicht, sind lange Sessions und Auftritte sicherlich mühelos zu bewältigen.
Die Hardware:
Als Brücke hat Gibson die Double Cutaway mit einer Wrap-Around-Bridge, ohne Feinstimmer, wie sie bei PRS verwendet wird, ausgestattet. Also machte ich mich auf die Suche nach einer passenden Brücke. Natürlich war ein Originalteil der Firma Gibson nicht aufzutreiben, also versuchte ich mein Glück bei Ebay. Mein erster Versuch, eine Badass Wraparound war ein Reinfall. Zum ersten paßten die Bolzengewinde nicht, da Gibson hier Zollmaß verwendete, zweitens war die Bridge, selbst wenn sie auf der Decke auflag zu hoch und ich hätte schon eine Fräse verwenden müssen, um eine akzeptable Saitenlage zu erreichen. So begann eine Odyssee nach einer brauchbaren Einteilerbridge. Tagelang suchte ich Berlin nach einem passenden Teil ab, bis ich schließlich in einem alten Guitarshop und einem noch älteren Karton eine adäquate Bridge der Firma Schaller fand. Zu meinem Glück war das das gute Stück auch noch schwarz lackiert, von hoher Qualität, saß bombenfest und war zur allgemeinen Belustigung auch noch in D-Mark ausgepreist. Ich bezahlte in Euro, erstand bei dieser Gelegenheit gleich noch ein Set Grover 135 N, ein Input Jack, ein schwarzes Toogle Switch, sowie zwei schwarze Speedknobs und verließ auf einer leichten Welle der Euphorie den Laden.
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Die Pickups:
Da ich die Les Paul ohne jegliche Hardware erworben hatte, erkundigte ich mich zuerst einmal nach der ursprünglichen Ausstattung. So verbaute Gibson bei der DC Studio je einen 490T und 498T Humbucker, wie sie auch heute noch in der Les Paul Studio, der LP Classic und auch der SG Standard ihren Dienst tun. Es handelt sich dabei um Hot Output Alnico Humbucker, wobei der 498T die heißere Variante ist und deshalb die Bridgeposition einnimmt. Diese beiden PU´s werden zusammen durch ein Volume und Tone Poti geregelt. Desweiteren werden die Pickups durch einen 3 Wege Dongle geschaltet, welcher aber anders als bei den "normalen" Les Pauls hinter den Poti´s installiert ist.
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Ich mochte diesen mittenlastigen und im aggressiven Leadkanal manchmal sogar matschigen Paula-Sound noch nie, wahrscheinlich ein Grund weshalb ich seit über 30 Jahren Fender spiele, und entschied mich deshalb für ein Paar kalibrierte Seymour Duncan Seth Lover SH-55. Dieser Pickup, den Seymour Duncan zusammen mit Seth Lover, dem Erfinder des Humbuckers und in den 50ern fester Bestandteil der Gibson Truppe, nach den Vorgaben des allerersten Doppelspulers baute, war schon immer einer meiner Favoriten. Jeder kennt den PAF mit der berühmten US Patent Nr. 2,896,491, das Patent stammt aus dem Jahr 1959, für dessen Originale heute unter Sammlern ganz schnell einige 1000 $ über den Tisch gehen. Ob diese PAF´s noch genauso klingen wie vor 55 Jahren wage ich zu bezweifeln. Der Zahn der Zeit macht auch vor Spulendraht nicht halt. Dieser Pickup ist das Werk von Seth Lover und wurde erst Anfang der 60er verändert, als Pickups die mehr Höhen brachten gefragter wurden. Weniger bekannt ist, daß Mr. Lover als Fendermann auch bei den Telecaster Humbuckern der Deluxe, Custom und Thinline Serie in den 60er und 70ern seine Hand am Wickeldraht hatte. Ich hatte den SH-55 schon einmal in einer Gibson ES 175 getestet und nachdem ich die DC Studio zum ersten Mal trocken angespielt hatte, war das der erste Pickup der mir einfiel, schließlich ist sie ja auch eine halbe Semi-Acoustic.
By ahero at 2010-05-12
Der SH-55 PAF hat wie das Original eine Bodenplatte aus Neusilber, Plastikspulen, emaillierten Kupferdraht und AlNiCo II Barrenmagneten, hölzerne Abstandhalter und schwarzes Papierband. Außerdem sind die Kappen wie beim Original aus dem Jahr 1955 nicht gewachst, was zu einer leicht nasalen Mikrofonie führt und ihn für Highgain Sounds eher ungeeignet macht. Der Pickup hat einen unwahrscheinlich warmen Sound und würde wahrscheinlich selbst einer massiven Kruppstahlgitarre eine wollige Wärme einhauchen. Während der Hals Pickup (7,2 kOhm) eher weich und warm klingt, kommt der Steg Pickup (8,1 kOhm) wegen dem fehlenden Wachsbad eine ganze Spur schneidender, frecher und aggressiver daher. Doch selbst bei schärferen Akkord Attacken sind die einzelnen Saiten immer exakt zu orten. Der perfekte Tonabnehmer für Blues, Jazz, Funk und Classic Rock. Als Potis entschied ich mich für perfekt abgestimmte CTS mit langem Schaft, der passende Widerstand wurde gleich mitgeliefert. Nachdem ich nun die gewünschten Teile zusammen hatte, war der Zusammenbau ein Leichtes. Ich hatte mich bei den Humbuckern für die zweiadrige Variante entschieden und nach wenigen Stunden hatte ich einem weniger bekannten Les Paul Modell zu einer neuen Zukunft verholfen.
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Handling und Klang:
Die Double Cutaway Studio ist eine Les Paul, die durchaus ihren gebührenden Platz in dieser altgedienten Modellreihe verdient hat. Sie unterscheidet sich von ihren Kolleginnen durch eine etwas eigenwillige Bauweise, punktet jedoch durch ihr geringes Gewicht, das ihr mit knappen 3,2 Kg nach ihrer Fertigstellung, doch den ein oder anderen neidischen Blick ihrer ansonsten schwergewichtigeren Schwestern einbringen dürfte. Das angenehme Gewicht, es ist tatsächlich meine leichteste Gitarre und die Korpusform lassen eher an eine ES Modell als an eine Les Paul denken. Das Griffbrett ist leicht gewölbt die Frets mitteldick und das kräftige Halsprofil lässt ein flottes Spiel mit schnellen Akkordwechseln zu. Das Griffbrett mißt am 1. Bund 43 cm, etwas über 53 am 12. und etwa 58 cm am 24. Bund und ist somit etwas breiter als bei meinen Strats und Tellies, sodaß auch Spieler mit breiteren Fingern bequem greifen können. Da der Hals erst am 22. Bund in den Korpus geht, ist ein müheloses Spiel bis zum 24. Bund möglich, woran ich mich aber erst noch gewöhnen muß.
Die Schallerbridge war der wahre Glücksgriff, die Les Paul läßt sich nicht nur absolut bund- und oktavrein einstellen, sondern die Schaller sitzt auch bombenfest auf der Decke und damit dem Sustainblock. Der damit verbundene Vorteil liegt auf der Hand: langschwingende und kräftige Töne über das gesamte Klangspektrum. Schon trocken gespielt zeigen die Klangkammern ihre Wirkung. Die Gitarre ist lauter als ich es von Solidbodys gewohnt bin, mit schlanken aber kräftigen Bässen, vollen Mitten und einem klaren, und durchsichtigen Höhenanteil, wie man ihn sonst nur von Semi-Akustischen Gitarren kennt. Über den Engl mit seiner modifizierten Schaltung und dem 12" Weber NeoDog muß ich den Gain Regler schon mit Bedacht einsetzen. Besonders im Leadkanal reagieren die Seth Lover sehr empfindlich. Trotzdem macht die Les Paul Spaß, wenn gleich man Volumeregler immer im Auge behalten sollte, um einer zu starken Mikrofonierung entgegenzuwirken. Hier klingen die Humbucker und insbesondere der Steg Pickup schon sehr rockig-rotzig. Dem Hals PU gefallen ganz besonders schnelle Funkysounds und der komfortable Hals läßt schnelle Akkordwechsel und flottes Umgreifen direkt mühelos erscheinen. Mit einem dezenten WahWah ist der Spielspaß dann perfekt.
Doobie Song's wie long train´s runnin´ spielen sich wie von alleine und wegen des geringen Gewichtes und der flachen Saitenlage bis in alle Ewigkeit. Ihren ganz großen Auftritt hat die Double Cutaway, aber erst nach ihrem Kontakt meinen neuen Egnater Renagade. Es ist schon erstaunlich wie sensibel der smarte US Combo mit seiner neuen Freundin auf Tuchfühlung geht. Im Cleankanal über die beiden 6L6, ein wenig Reverb. Ein alter Twin Reverb kann es nicht besser, auch bei moderaten Lautstärken in einem 25 qm Zimmer ein unheimliches Headroom, here comes the sun, obwohl es draußen in Strömen regnet. Über den Hals PU, noch immer im Clean, auf 18 Watt umgeschaltet, den Voicing Schalter auf Tight, der Renagade holt nochmal schnell Luft und schmatzt in bester Bluesmanier. Ein paar Playalongs später, Jeff Becks "´Cause we ended up as lovers", dem Egnater kommen die Tränen und we ended up as Seth Lovers. Im Leadkanal, die beiden EL 34 sind schon mehr wie handwarm und Johnny Winter spielt Am. Wofür noch unpünktliche Bandmitglieder, Playalongs machen´s doch auf Knopfdruck? Weil´s einfach noch viel besser grooved. Les Paul und Renagade haben den Elchtest bestanden.
By ahero at 2010-05-15
Fazit:
Die Gibson LP Double Cutaway Studio Carved Top hat nicht nur einen langen Namen, sie ist auch eine außergewöhnliche Blues- und Rockgitarre, Sie ist bestimmt keine typische Les Paul aber in jedem Fall eine richtige und vollwertige Gibson. Leider ist es mehr wie unwahrscheinlich heute noch ein guterhaltenes Exemplar aufzutreiben und ich weiß gar nicht, ob sie je außerhalb der USA in den Handel kam. Für Fans der Double Cutaway sei gesagt, daß Gibson dieses Modell noch immer als Standard Double Cut Plus mit 24 Bünden, gechambered, allerdings mit Slim taper neck, tune-o-matic-bridge und 490R bzw. 498T AlNiCo Humbuckern vertreibt.
http://guitars.musiciansfriend.com/...rd-Double-Cut-Plus-Electric-Guitar?sku=517344
Für mich ist diese Les Paul auf alle Fälle eine Bereicherung, zusammen mit dem Seymour Duncan SH-55 eine der schönsten und komfortabelsten Paulas die ich jemals besessen und gespielt habe. Mit Gitarren ist es allerdings ähnlich wie mit Frauen oder Autos. Wie langweilig wäre die Welt, wenn wir alle die gleiche Klampfe spielten und hinter derselben Frau her wären. Ich habe ja schon einige Reviews geschrieben und weiß, daß Reviews einer gewissen Subjektivität unterliegen, aber so gesehen könnte auch nur ein brasilianischer Urwaldbewohner, der noch niemals eine E-Klampfe in der Hand hatte und deshalb völlig unvoreingenommen ist objektiv schreiben. Allerdings auch nur so lange wie er kein Riopalisander auf dem Griffbrett entdeckt.
Ein schönes Wochenende noch. Ich hoffe mein Review hat Euch gefallen .
Armin H.
Ein verdammt langer Name für eine Gitarre die seit 12 Jahren nicht mehr gebaut wird und in dieser Zeit, 1997-98, auch nur in einer so verschwindend geringen Stückzahl, daß man von dieser DC Studio Version mit Einteilerbridge, so gut wie keine Bilder oder Beschreibungen findet. Trotzdem habe ich mich für ein Review entschieden. Zum einen, weil ich denke, daß auch solchen Außenseitern ein würdiger Platz zusteht und hier am Ende eine wunderschöne und nicht ganz alltägliche Les Paul wieder zum Leben erweckt wurde. Diese Les Paul ist übrigens neben einem guten Duzend Strats und Telecaster der Firmen Fender und Tokai meine einzige Gibson. Das liegt wahrscheinlich daran, daß mir die Fendermensur besser liegt, ich in der Regel meine eigenen Soundvorstellungen habe und sich die Gitarren der Firma Fender problemloser modifizieren lassen. Andererseits würde ich diese Les Paul für nichts auf der Welt wieder hergeben, sie ist mir genau so gelungen wie ich sie haben wollte und ist inzwischen ein fester Bestandteil in meinem Equipment.
Es war wie Liebe auf den ersten Blick, als ich sie völlig nackisch, ohne Pickups, Tuner, Bridge und Elektrik in schwarzem Glanzlack bei meinem bevorzugten Teilehändler bei Ebay USA sah. Sie war sehr gut erhalten, ausführlich bebildert und da ich mit diesem Ebay Händler, der ansonsten hauptsächlich auf Fenderparts spezialisiert ist, bisher nur gute Erfahrungen gemacht hatte, wechselte sie kurz entschlossen für 440 € den Kontinent und damit den Besitzer.
Die Gitarre:
Eine Woche später, ich hatte mich inzwischen in allen Foren dieser Welt, mit relativ mageren Erkenntnissen versorgt, konnte ich die Gitarre beim Zollamt Berlin-Schöneberg, für den üblichen Obolus von 19% Märchensteuer plus 3,7% Zoll, also 99,88 € abholen. Das Paulchen war in einen eingespielten, aber dennoch sehr guten Zustand, es gab einige kleine Dings & Dongs, aber der Hals war absolut kerzengerade, von Lackabsplitterungen oder gar Brüchen keine Spur. Was mir sofort auffiel war das geringe Gewicht und die Messung auf meiner digitalen Badezimmerwaage pendelte sich bei etwa 2800 Gramm ein. Eine genauere Untersuchung ergab, daß die Rückseite des Bodys aus Mahagoni bestand, auf den eine 12 mm starke, gewölbte zweiteilige Ahorndecke geleimt wurde. In der Mitte ist ein etwa 14 cm breiter Ahornblock verbaut, der mit Boden und Decke verleimt ist, während der obere und untere Teil des Korpus aus Tonkammern besteht. Von der Bauweise ähnelt die DC Studio, von den F-Löchern einmal abgesehen, mehr der Gibson ES 335.
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Wie bei allen Gibson Studio Modellen wurde auch bei dieser Double Cutaway auf Features wie Bindings oder Blockinlays verzichtet. Funktionalität pur. Der Hals hat 24 Bünde, also zwei Oktaven, wobei das Griffbrett durch das großzügig geschnittene Cutaway, selbst in hohen Lagen leicht zu erreichen ist. Der Mahagonihals mit Rosewood Griffbrett ist sauber verarbeitet, die Bundstäbchen vorbildlich abgerichtet und der Steg wurde aus Knochen gefertigt. Zur Orientierung hat man sich einfachen Dot Inlays aus Perlmut bedient. Der Hals hat eine angenehme C-Kontur, wird von Gibson als 59er Profil beschrieben, was schon im trockenen Spiel positive Auswirkungen hat und geht am 22ten Bund sauber in den Body über. Ich bin Strat- und Telecasterspieler und finde, daß der Hals ordentlich Holz hat, sich aber durchaus auch komfortabel und flott spielen läßt. Die Gewichtsverteilung zwischen Hals und Body ist perfekt und durch das geringe Gewicht, sind lange Sessions und Auftritte sicherlich mühelos zu bewältigen.
Die Hardware:
Als Brücke hat Gibson die Double Cutaway mit einer Wrap-Around-Bridge, ohne Feinstimmer, wie sie bei PRS verwendet wird, ausgestattet. Also machte ich mich auf die Suche nach einer passenden Brücke. Natürlich war ein Originalteil der Firma Gibson nicht aufzutreiben, also versuchte ich mein Glück bei Ebay. Mein erster Versuch, eine Badass Wraparound war ein Reinfall. Zum ersten paßten die Bolzengewinde nicht, da Gibson hier Zollmaß verwendete, zweitens war die Bridge, selbst wenn sie auf der Decke auflag zu hoch und ich hätte schon eine Fräse verwenden müssen, um eine akzeptable Saitenlage zu erreichen. So begann eine Odyssee nach einer brauchbaren Einteilerbridge. Tagelang suchte ich Berlin nach einem passenden Teil ab, bis ich schließlich in einem alten Guitarshop und einem noch älteren Karton eine adäquate Bridge der Firma Schaller fand. Zu meinem Glück war das das gute Stück auch noch schwarz lackiert, von hoher Qualität, saß bombenfest und war zur allgemeinen Belustigung auch noch in D-Mark ausgepreist. Ich bezahlte in Euro, erstand bei dieser Gelegenheit gleich noch ein Set Grover 135 N, ein Input Jack, ein schwarzes Toogle Switch, sowie zwei schwarze Speedknobs und verließ auf einer leichten Welle der Euphorie den Laden.
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Die Pickups:
Da ich die Les Paul ohne jegliche Hardware erworben hatte, erkundigte ich mich zuerst einmal nach der ursprünglichen Ausstattung. So verbaute Gibson bei der DC Studio je einen 490T und 498T Humbucker, wie sie auch heute noch in der Les Paul Studio, der LP Classic und auch der SG Standard ihren Dienst tun. Es handelt sich dabei um Hot Output Alnico Humbucker, wobei der 498T die heißere Variante ist und deshalb die Bridgeposition einnimmt. Diese beiden PU´s werden zusammen durch ein Volume und Tone Poti geregelt. Desweiteren werden die Pickups durch einen 3 Wege Dongle geschaltet, welcher aber anders als bei den "normalen" Les Pauls hinter den Poti´s installiert ist.
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Ich mochte diesen mittenlastigen und im aggressiven Leadkanal manchmal sogar matschigen Paula-Sound noch nie, wahrscheinlich ein Grund weshalb ich seit über 30 Jahren Fender spiele, und entschied mich deshalb für ein Paar kalibrierte Seymour Duncan Seth Lover SH-55. Dieser Pickup, den Seymour Duncan zusammen mit Seth Lover, dem Erfinder des Humbuckers und in den 50ern fester Bestandteil der Gibson Truppe, nach den Vorgaben des allerersten Doppelspulers baute, war schon immer einer meiner Favoriten. Jeder kennt den PAF mit der berühmten US Patent Nr. 2,896,491, das Patent stammt aus dem Jahr 1959, für dessen Originale heute unter Sammlern ganz schnell einige 1000 $ über den Tisch gehen. Ob diese PAF´s noch genauso klingen wie vor 55 Jahren wage ich zu bezweifeln. Der Zahn der Zeit macht auch vor Spulendraht nicht halt. Dieser Pickup ist das Werk von Seth Lover und wurde erst Anfang der 60er verändert, als Pickups die mehr Höhen brachten gefragter wurden. Weniger bekannt ist, daß Mr. Lover als Fendermann auch bei den Telecaster Humbuckern der Deluxe, Custom und Thinline Serie in den 60er und 70ern seine Hand am Wickeldraht hatte. Ich hatte den SH-55 schon einmal in einer Gibson ES 175 getestet und nachdem ich die DC Studio zum ersten Mal trocken angespielt hatte, war das der erste Pickup der mir einfiel, schließlich ist sie ja auch eine halbe Semi-Acoustic.
By ahero at 2010-05-12
Der SH-55 PAF hat wie das Original eine Bodenplatte aus Neusilber, Plastikspulen, emaillierten Kupferdraht und AlNiCo II Barrenmagneten, hölzerne Abstandhalter und schwarzes Papierband. Außerdem sind die Kappen wie beim Original aus dem Jahr 1955 nicht gewachst, was zu einer leicht nasalen Mikrofonie führt und ihn für Highgain Sounds eher ungeeignet macht. Der Pickup hat einen unwahrscheinlich warmen Sound und würde wahrscheinlich selbst einer massiven Kruppstahlgitarre eine wollige Wärme einhauchen. Während der Hals Pickup (7,2 kOhm) eher weich und warm klingt, kommt der Steg Pickup (8,1 kOhm) wegen dem fehlenden Wachsbad eine ganze Spur schneidender, frecher und aggressiver daher. Doch selbst bei schärferen Akkord Attacken sind die einzelnen Saiten immer exakt zu orten. Der perfekte Tonabnehmer für Blues, Jazz, Funk und Classic Rock. Als Potis entschied ich mich für perfekt abgestimmte CTS mit langem Schaft, der passende Widerstand wurde gleich mitgeliefert. Nachdem ich nun die gewünschten Teile zusammen hatte, war der Zusammenbau ein Leichtes. Ich hatte mich bei den Humbuckern für die zweiadrige Variante entschieden und nach wenigen Stunden hatte ich einem weniger bekannten Les Paul Modell zu einer neuen Zukunft verholfen.
Uploaded with ImageShack.us
Handling und Klang:
Die Double Cutaway Studio ist eine Les Paul, die durchaus ihren gebührenden Platz in dieser altgedienten Modellreihe verdient hat. Sie unterscheidet sich von ihren Kolleginnen durch eine etwas eigenwillige Bauweise, punktet jedoch durch ihr geringes Gewicht, das ihr mit knappen 3,2 Kg nach ihrer Fertigstellung, doch den ein oder anderen neidischen Blick ihrer ansonsten schwergewichtigeren Schwestern einbringen dürfte. Das angenehme Gewicht, es ist tatsächlich meine leichteste Gitarre und die Korpusform lassen eher an eine ES Modell als an eine Les Paul denken. Das Griffbrett ist leicht gewölbt die Frets mitteldick und das kräftige Halsprofil lässt ein flottes Spiel mit schnellen Akkordwechseln zu. Das Griffbrett mißt am 1. Bund 43 cm, etwas über 53 am 12. und etwa 58 cm am 24. Bund und ist somit etwas breiter als bei meinen Strats und Tellies, sodaß auch Spieler mit breiteren Fingern bequem greifen können. Da der Hals erst am 22. Bund in den Korpus geht, ist ein müheloses Spiel bis zum 24. Bund möglich, woran ich mich aber erst noch gewöhnen muß.
Die Schallerbridge war der wahre Glücksgriff, die Les Paul läßt sich nicht nur absolut bund- und oktavrein einstellen, sondern die Schaller sitzt auch bombenfest auf der Decke und damit dem Sustainblock. Der damit verbundene Vorteil liegt auf der Hand: langschwingende und kräftige Töne über das gesamte Klangspektrum. Schon trocken gespielt zeigen die Klangkammern ihre Wirkung. Die Gitarre ist lauter als ich es von Solidbodys gewohnt bin, mit schlanken aber kräftigen Bässen, vollen Mitten und einem klaren, und durchsichtigen Höhenanteil, wie man ihn sonst nur von Semi-Akustischen Gitarren kennt. Über den Engl mit seiner modifizierten Schaltung und dem 12" Weber NeoDog muß ich den Gain Regler schon mit Bedacht einsetzen. Besonders im Leadkanal reagieren die Seth Lover sehr empfindlich. Trotzdem macht die Les Paul Spaß, wenn gleich man Volumeregler immer im Auge behalten sollte, um einer zu starken Mikrofonierung entgegenzuwirken. Hier klingen die Humbucker und insbesondere der Steg Pickup schon sehr rockig-rotzig. Dem Hals PU gefallen ganz besonders schnelle Funkysounds und der komfortable Hals läßt schnelle Akkordwechsel und flottes Umgreifen direkt mühelos erscheinen. Mit einem dezenten WahWah ist der Spielspaß dann perfekt.
Doobie Song's wie long train´s runnin´ spielen sich wie von alleine und wegen des geringen Gewichtes und der flachen Saitenlage bis in alle Ewigkeit. Ihren ganz großen Auftritt hat die Double Cutaway, aber erst nach ihrem Kontakt meinen neuen Egnater Renagade. Es ist schon erstaunlich wie sensibel der smarte US Combo mit seiner neuen Freundin auf Tuchfühlung geht. Im Cleankanal über die beiden 6L6, ein wenig Reverb. Ein alter Twin Reverb kann es nicht besser, auch bei moderaten Lautstärken in einem 25 qm Zimmer ein unheimliches Headroom, here comes the sun, obwohl es draußen in Strömen regnet. Über den Hals PU, noch immer im Clean, auf 18 Watt umgeschaltet, den Voicing Schalter auf Tight, der Renagade holt nochmal schnell Luft und schmatzt in bester Bluesmanier. Ein paar Playalongs später, Jeff Becks "´Cause we ended up as lovers", dem Egnater kommen die Tränen und we ended up as Seth Lovers. Im Leadkanal, die beiden EL 34 sind schon mehr wie handwarm und Johnny Winter spielt Am. Wofür noch unpünktliche Bandmitglieder, Playalongs machen´s doch auf Knopfdruck? Weil´s einfach noch viel besser grooved. Les Paul und Renagade haben den Elchtest bestanden.
By ahero at 2010-05-15
Fazit:
Die Gibson LP Double Cutaway Studio Carved Top hat nicht nur einen langen Namen, sie ist auch eine außergewöhnliche Blues- und Rockgitarre, Sie ist bestimmt keine typische Les Paul aber in jedem Fall eine richtige und vollwertige Gibson. Leider ist es mehr wie unwahrscheinlich heute noch ein guterhaltenes Exemplar aufzutreiben und ich weiß gar nicht, ob sie je außerhalb der USA in den Handel kam. Für Fans der Double Cutaway sei gesagt, daß Gibson dieses Modell noch immer als Standard Double Cut Plus mit 24 Bünden, gechambered, allerdings mit Slim taper neck, tune-o-matic-bridge und 490R bzw. 498T AlNiCo Humbuckern vertreibt.
http://guitars.musiciansfriend.com/...rd-Double-Cut-Plus-Electric-Guitar?sku=517344
Für mich ist diese Les Paul auf alle Fälle eine Bereicherung, zusammen mit dem Seymour Duncan SH-55 eine der schönsten und komfortabelsten Paulas die ich jemals besessen und gespielt habe. Mit Gitarren ist es allerdings ähnlich wie mit Frauen oder Autos. Wie langweilig wäre die Welt, wenn wir alle die gleiche Klampfe spielten und hinter derselben Frau her wären. Ich habe ja schon einige Reviews geschrieben und weiß, daß Reviews einer gewissen Subjektivität unterliegen, aber so gesehen könnte auch nur ein brasilianischer Urwaldbewohner, der noch niemals eine E-Klampfe in der Hand hatte und deshalb völlig unvoreingenommen ist objektiv schreiben. Allerdings auch nur so lange wie er kein Riopalisander auf dem Griffbrett entdeckt.
Ein schönes Wochenende noch. Ich hoffe mein Review hat Euch gefallen .
Armin H.
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