NotveryevilTobi
Registrierter Benutzer
Eine (mehr oder weniger) kurze Vorgeschichte:
Alles begann damit, dass ein paar Freunde und ich uns zusammen getan haben, um ein bisschen Musik zu machen (den Begriff "Band" möchte ich bewusst noch nicht in den Raum werfen, da wir uns immer noch in einer "Zusammenfindungs-Phase" befinden)
Aber nun zurück zum Thema:
Probe ist jeden Sonntag, und da ich nur im Besitz eines Verstärkers war, hieß es jeden Sonntag Vormittag: Alles abstöpseln, Footswitch vom Effektboard stibitzen, einpacken, Gigbag samt Gitarre nehmen um dann schwerst bepackt alles ins Auto zu befördern. Angekommen am Proberaum geht die Schlepperei dann weiter. Nachdem dann endlich alles seinen Platz gefunden hatte, wurde erstmal wieder die Lautstärke eingepegelt und und und... Nach der Probe dann das gleiche Spiel nocheinmal. Auf die Dauer taten mir der Verstärker (übrigens ein Hughes & Kettner Edition Tube 20th) und mein Rücken irgendwie leid und ich spielte mit dem Gedanken mir noch einen kleinen Amp für zu Hause zu holen. (G.A.S. spielte natürlich überhaupt keine Rolle ;-) )
Nun denn, mal das Internet an den ersten üblichen Anlaufstellen befragt: den großen Online-Musikläden. Röhrencombos und Röhren-Topteile nach Preis sortiert und ein bisschen gestöbert. Wichtige Kriterien: Nicht zu viel Watt, 2-Kanäle, offenes Gehäuse (damit sich der Klang schön im Raum verteilt) und wenn möglich ein Effektloop.
So weit so gut.. Da mir schon seit längerem der Lionheart im Kopf rumschwirrte kam er natürlich ziemlich schnell auf meine "Antest-Liste". Für die Leute, die es nicht wissen: Den kleinen Löwen gibts als 5 Watt Combo, 20 Watt Topteil und als 20 Watt Combo bestückt mit 4x10er Lautsprechern. Nun kommen wir zum ersten Problem: nicht jeder Musikladen hat ihn, auf gut Glück bestellen wollte ich auch nicht.
Da Bad Ems so ziemlich zwischen Köln und Frankfurt liegt, boten sich der Musicstore und der Musik-Schmidt an. Da meine Freunde und ich nicht wirklich gute Erfahrungen mit dem Store gemacht haben, und der Schmidt eigentlich unser Stammladen ist, war diese Entscheidung auch schnell gefällt - und oh, welch Zufall, Musik-Schmidt hat die 5 Watt Combo auf Lager. Perfekt. Wie immer Schönes-Wochenend-Ticket besorgen und ab gehts nach Frankfurt.
Aber zu früh gefreut: in der Woche, in der 2 Bandkollegen und ich eigentlich den Samstag im Schmidt verbringen wollten, sehe ich auf der Homepage "Lionheart 5W - (Noch) nicht an Lager". Na super, ist ja typisch. Also schnell mal per Mail nach nem Liefertermin gefragt und als Antwort kam ein: "Wir rechnen nächste Woche damit.." Grmpf. Na gut, vielleicht sind ja auch ein paar andere brauchbare Verstärker vorrätig.
In der Zwischenzeit hatte ich sehr günstig eine offene Mesa 1x12er Box in der Bucht ergattert und so fiel mein Interesse sehr schnell auf Topteile. Okay, mit knapp 1000 Euro viel zu teuer, aber irgendwie cool: der Orange AD30. Zwar kein Lionheart, aber könnte man trotzdem mal antesten.
Dann, Freitag, Tobi guckte auf der Schmidt Homepage: AD30 verkauft - "Das kann doch jetzt nicht wahr sein -.-". Auf gut Glück nochmal den Lionheart gesucht und: "Vorrätig". Oh Gott, das musste ein Zeichen sein. Gefreut wie ein Schnitzel und am darauf folgenden Tag nach Frankfurt gefahren. Der Kleine hatte einem echt den Kopf weggeblasen. Einfach nur geil.
Eine kleine Anekdote aus dem Testraum: Kumpel spielt Gitarre und ich drehe ein wenig an den Reglern, um die Sounds auszutesten. Er: "Dreh mal bisschen mehr Gain rein, die Zerre ist richtig geil". Ich: "Ehm, das ist der Clean-Kanal". Er: "WAS?!" ^^
Richtig klasse.
Nun hatte ich schon eine Mesa-Box daheim stehen und musste mir überlegen: 5W Combo oder 20W Top. Also kurz dem Verkäufer Bescheid gesagt: "Ich brauche ein bisschen Zeit zum Nachdenken, komme dann gleich wieder." - "Alles klar".
Wir sind dann zusammen mit dem Drummer auf Splash-Suche gegangen, wo ich aber - nicht ganz bei der Sache - die ganze Zeit "5W oder 20W" murmelnd durch die Abteilung gewatschelt bin =D
Nachdem der Drummer dann ausgesplasht hatte, ging ich zurück zur Gitarrenabteilung und bestellte bei Achim (mit dem ich auch den kurzen Email Kontakt hatte, vielen Dank nochmal!) das Topteil, bezahlte und nach einem kleinen Spaziergang durchs sonnige und warme Frankfurt ging's dann nach Hause.
Dienstag Mittag kam eine kurze Bestätigungsmail von Achim, dass der Verstärker die nächsten Tage bei ihnen eintreffe und dann ein paar Tage später bei mir.
Donnerstag Nachmittag klingelte dann der UPS Mann an der Tür..=)
Auspacken und freuen:
Im Karton war neben Polstermaterial irgendwo noch ein Verstärker, ein Amp-Cover, ein Footswitch, ein Stromkabel und eine Bedienungsanleitung versteckt. Also erstmal alles vom Plastik befreit, angeschlossen und ab geht die Lutzi..
Aber nein, zuerst noch was zur Optik und Haptik.
Der Amp ist in schönes Marineblau gekleidet mit beiger Frontbespannung. Das Bedienpanel ist genau wie die Schutzecken aus chromfarbenem Metall. Sieht edel aus.
Die Regler haben weiße Chickenhead-Köpfe. Passt! Mehr gibts hierzu nicht zu sagen. Alles fühlt sich sehr hochwertig an und man könnte meinen, der Amp würde mindestens das Doppelte seines eigentlichen Preises kosten.
Zum Einstellen gibt es zwei Lautstärke- einen Drive-Regler, einen Bright, einen Channel und einen Standby-Switch, einen 3 Band EQ, den sich die 2 Kanäle teilen, einen Reverb- und einen Tone-Regler. Zum Einstöpseln gibt es einen Hi und einen Lo-Input.
Auf der Rückseite sind ein An/Aus Schalter, Boxenanschlüsse in 4/8/16 Ohm, Fx-Loop und ein Footswitch-Anschluss.
Also, jetzt geht's los:
Der Klang:
Clean- und Drive-Volume erstmal auf 0, ansonsten alle Regler auf 12 Uhr und dann langsam die Lautstärke angepasst. Erster Eindruck: "Hui!", zweiter Eindruck: "Hui, aber ein bisschen viel Bass". Bass runter geregelt auf 10 Uhr, Mitten auf 2 Uhr und Höhen auf 3 Uhr. Aha, das kommt meinem Sound schon näher. Schön mittig, knurrig, Daher hat er also seinen Namen, der Löwe. Aber irgendwie immer noch ein bisschen "dumpf". Nochmal vergewissert, der Bright-Schalter ist an. Mmh, dann mal am Tone Regler drehen.
Hier kommt das erste Manko. Es tut sich eigentlich nur was zwischen 0 und 1 & 9 und 10, alles zwischen 2 und 8 klingt in meinen Ohren identisch. Runtergedreht ist es für mich viel zu dumpf, könnte man aber sicher für gewisse Sounds gebrauchen, voll aufgedreht wirds auf einmal richtig hell, weniger bassig und beinahe schon schrill. Schnell am EQ gedreht, Bass auf 1 Uhr, Mitten bleiben bei 2 Uhr und Höhen runter auf 11 Uhr. Hah! Das ist mein Sound. So will ich ihn haben. Perlige Höhen, knurrig in Mitten und Bass, viele Obertöne. Geil.
Kommen wir zum Reverb, der dank Stereo-Footswitch-Buchse auch fußschaltbar ist (das habe ich bei meinem Edition Tube immer vermisst. Irgendwie in meinen Augen bzw. Ohren Quatsch einen nicht fernsteuerbaren Hall zu haben). Bis ungefähr 12 Uhr hat er einen richtig schönen Raumklang, weiter aufgedreht klingt es schon wie in einer Halle. Flexibel! Da ist für jeden was dabei. Für schwebende, abgedrehte Sounds habe ich meinen RV-5.
So, kommen wir zum Drive-Kanal. Drive wie oben beschrieben erstmal auf 12 Uhr. Mit Humbuckern ist hier schon ein schöner Overdrive zu entlocken, mit Singlecoils ein Mittelding zwischen Clean und besagtem Overdrive. Also ein schön warmer Crunch.
Apropos warm: Der Löwe klingt immer warm und - wie soll ich sagen, fleischig. Sein Klangcharakter schwingt immer mit. Ein schöner, runder, warmer Sound. Anders kann ich es nicht beschreiben. Er klingt nie künstlich oder billig. Für Leute die sterile Metal-Sounds lieben ist er eher nichts.
Wieder zum Brüllkanal. Drive runtergeregelt geht es nahezu Clean los und bis 3 Uhr ist auf jeden Fall alles zu gebrauchen. Zwischen 12 und 3 sind Overdrive bis Distortion Klänge zu entlocken, die so ziemlich jeden Rock- oder sogar Hardrock-Freund beglücken sollten. Ab 3 Uhr tritt eine starke Kompression ein, die man entweder mag oder nicht. Ich komme mit ihr klar und für gewisse Sounds ist sie einfach wie geschaffen.
Im Vergleich dazu der Edition Tube, dessen Gain Regler bei mir selten höher als 9 Uhr und nie höher 10.30 Uhr ist. Bei Proberaum-Lautstärke steht er sogar nur auf 7-8 Uhr, weil es da schon übelst zerrt.
So, also ist der Lionheart bis zu Hard-Rock zu gebrauchen, was ist aber mit der Heavy bis Metal Fraktion, ist für die auch was dabei? Also Gain zwischen 3 Uhr und voll auf, Badewannen-EQ und los geht's. Ui, scooped. Klingt garnicht übel, aber irgendwie fehlt hier der *rsch. Also Mitten auf 9 Uhr und schon knurrt es wieder. E-Saite runter auf D und Killswitch & Sonstiges gedudelt.
Wow, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Damit kommt er richtig gut klar. Wie oben schonmal erwähnt sind hier zwar keine - wie ich es immer nenne - "sterilen" Sounds rauszuholen, aber wenn man den Löwen einmal Metal hat brüllen hören, braucht man das auch nicht.
Nur um nochmal klarzustellen, er ist zwar definitiv nicht für Härteres gemacht, braucht sich aber trotzdem nicht zu verstecken, wenn es darum geht.
Die Tretminen:
So, jetzt noch ein paar Worte zur Verträglichkeit mit Effektgeräten und dem Fx-Loop. Wah, Fuzz und Overdrive vor den Amp und Delay und Reverb einschleifen. Dann testen wir mal..
Vom kleinen Catalinbread lässt er sich richtig gerne kitzeln. Damit lassen sich schöne Lead-Klänge erzeugen, und wenn man zusätzlich noch Gain dazugibt singt er wie wild. Auch der Clean-Kanal verträgt sich süperb mit dem Overdrive-Pedal. Je nach Einstellung könnte man fast schon meinen, man würde den Drive-Channel hören. (Auch hier wieder zum Vergleich mein Edition Tube, der nicht ganz so gut mit Overdrives kann. Hier ist es schwerer einen Amp-ähnlichen Sound mit Tretern zu erzeugen. Oft klingt es nach Blechbüchse)
Wah und Fuzz klingen, wie sie sollen, da gibt es nichts Großartiges zu berichten.
Mit dem Reverb lassen sich die Bereiche abdecken, die der interne Accutronics-Reverb nicht mehr schafft. Also flächige, Post-Rock-typische Klangteppiche.
Das Delay funktioniert auch tadellos. Aufgrund einiger Stimmen im Netz, die behaupten Probleme mit gebufferten Geräten im parellelen Effektloop haben (Phasenauslöschung o.Ä.) hatte ich anfangs bedenken, kann jedoch nichts davon bestätigen. Bei mir klappt alles so, wie es soll.
Auf die Schnelle mit dem eingebauten Looper des DD20 eine kleine Akkordfolge aufgenommen und drüber gejammt. Ich würde fast schon behaupten, dass es aufgrund des parallelen Loops ein bisschen besser klingt, als durch den Seriellen im Edition Tube. Könnte aber auch Einbildung sein.
Nicht alles ist makellos:
Auch wenn die Euphorie noch so groß ist, ein paar kleinere Sachen gibt es zu bemängeln, wenn auch gleich diese einen nicht von einem Kauf abbringen sollten.
Gut gebrüllt - Das Fazit:
Du brauchst einen Amp, der britisch-rockig, notfalls aber auch flexibel genug für härtere Gefilde ist, einen Fx-Loop und fußschaltbaren Reverb hat und so ziemlich jede Box frisst, die du ihm andrehen willst und im Gegensatz zum schwarz/grauen Einheitsbrei in einem richtig schnieken Blau daherkommt, dann ist der Lionheart DER Amp für dich. Für Clean, Blues, Indie und Rock ist er für die paar Mäuse (Straßenpreis 519€) einfach unschlagbar. Die Investition werde ich mit Sicherheit nicht bereuen und hoffentlich mein Leben lang Freude damit haben.
Getestet habe ich den Kleinen mit einer Framus Diablo Pro und einer Ibanez SZ320.
Meine Effektkette: Dunlop CryBaby -> Red Witch Fuzz God II -> Catalinbread DLS -> Amp -> Boss DD-20 -> Boss RV-5, alles angetrieben durch ein Ollmann Netzteil.
Für die Leute unter uns, die das Gras wachsen hören: Klotz Gitarren-, Patch- und Boxenkabel.
Zum Schluss noch ein paar Bilder, die ich auf die Schnelle gemacht habe..
In dem Sinne hoffe ich, dass das Lesen Spaß gemacht hat..
Viele Grüße,
Tobi
Alles begann damit, dass ein paar Freunde und ich uns zusammen getan haben, um ein bisschen Musik zu machen (den Begriff "Band" möchte ich bewusst noch nicht in den Raum werfen, da wir uns immer noch in einer "Zusammenfindungs-Phase" befinden)
Aber nun zurück zum Thema:
Probe ist jeden Sonntag, und da ich nur im Besitz eines Verstärkers war, hieß es jeden Sonntag Vormittag: Alles abstöpseln, Footswitch vom Effektboard stibitzen, einpacken, Gigbag samt Gitarre nehmen um dann schwerst bepackt alles ins Auto zu befördern. Angekommen am Proberaum geht die Schlepperei dann weiter. Nachdem dann endlich alles seinen Platz gefunden hatte, wurde erstmal wieder die Lautstärke eingepegelt und und und... Nach der Probe dann das gleiche Spiel nocheinmal. Auf die Dauer taten mir der Verstärker (übrigens ein Hughes & Kettner Edition Tube 20th) und mein Rücken irgendwie leid und ich spielte mit dem Gedanken mir noch einen kleinen Amp für zu Hause zu holen. (G.A.S. spielte natürlich überhaupt keine Rolle ;-) )
Nun denn, mal das Internet an den ersten üblichen Anlaufstellen befragt: den großen Online-Musikläden. Röhrencombos und Röhren-Topteile nach Preis sortiert und ein bisschen gestöbert. Wichtige Kriterien: Nicht zu viel Watt, 2-Kanäle, offenes Gehäuse (damit sich der Klang schön im Raum verteilt) und wenn möglich ein Effektloop.
So weit so gut.. Da mir schon seit längerem der Lionheart im Kopf rumschwirrte kam er natürlich ziemlich schnell auf meine "Antest-Liste". Für die Leute, die es nicht wissen: Den kleinen Löwen gibts als 5 Watt Combo, 20 Watt Topteil und als 20 Watt Combo bestückt mit 4x10er Lautsprechern. Nun kommen wir zum ersten Problem: nicht jeder Musikladen hat ihn, auf gut Glück bestellen wollte ich auch nicht.
Da Bad Ems so ziemlich zwischen Köln und Frankfurt liegt, boten sich der Musicstore und der Musik-Schmidt an. Da meine Freunde und ich nicht wirklich gute Erfahrungen mit dem Store gemacht haben, und der Schmidt eigentlich unser Stammladen ist, war diese Entscheidung auch schnell gefällt - und oh, welch Zufall, Musik-Schmidt hat die 5 Watt Combo auf Lager. Perfekt. Wie immer Schönes-Wochenend-Ticket besorgen und ab gehts nach Frankfurt.
Aber zu früh gefreut: in der Woche, in der 2 Bandkollegen und ich eigentlich den Samstag im Schmidt verbringen wollten, sehe ich auf der Homepage "Lionheart 5W - (Noch) nicht an Lager". Na super, ist ja typisch. Also schnell mal per Mail nach nem Liefertermin gefragt und als Antwort kam ein: "Wir rechnen nächste Woche damit.." Grmpf. Na gut, vielleicht sind ja auch ein paar andere brauchbare Verstärker vorrätig.
In der Zwischenzeit hatte ich sehr günstig eine offene Mesa 1x12er Box in der Bucht ergattert und so fiel mein Interesse sehr schnell auf Topteile. Okay, mit knapp 1000 Euro viel zu teuer, aber irgendwie cool: der Orange AD30. Zwar kein Lionheart, aber könnte man trotzdem mal antesten.
Dann, Freitag, Tobi guckte auf der Schmidt Homepage: AD30 verkauft - "Das kann doch jetzt nicht wahr sein -.-". Auf gut Glück nochmal den Lionheart gesucht und: "Vorrätig". Oh Gott, das musste ein Zeichen sein. Gefreut wie ein Schnitzel und am darauf folgenden Tag nach Frankfurt gefahren. Der Kleine hatte einem echt den Kopf weggeblasen. Einfach nur geil.
Eine kleine Anekdote aus dem Testraum: Kumpel spielt Gitarre und ich drehe ein wenig an den Reglern, um die Sounds auszutesten. Er: "Dreh mal bisschen mehr Gain rein, die Zerre ist richtig geil". Ich: "Ehm, das ist der Clean-Kanal". Er: "WAS?!" ^^
Richtig klasse.
Nun hatte ich schon eine Mesa-Box daheim stehen und musste mir überlegen: 5W Combo oder 20W Top. Also kurz dem Verkäufer Bescheid gesagt: "Ich brauche ein bisschen Zeit zum Nachdenken, komme dann gleich wieder." - "Alles klar".
Wir sind dann zusammen mit dem Drummer auf Splash-Suche gegangen, wo ich aber - nicht ganz bei der Sache - die ganze Zeit "5W oder 20W" murmelnd durch die Abteilung gewatschelt bin =D
Nachdem der Drummer dann ausgesplasht hatte, ging ich zurück zur Gitarrenabteilung und bestellte bei Achim (mit dem ich auch den kurzen Email Kontakt hatte, vielen Dank nochmal!) das Topteil, bezahlte und nach einem kleinen Spaziergang durchs sonnige und warme Frankfurt ging's dann nach Hause.
Dienstag Mittag kam eine kurze Bestätigungsmail von Achim, dass der Verstärker die nächsten Tage bei ihnen eintreffe und dann ein paar Tage später bei mir.
Donnerstag Nachmittag klingelte dann der UPS Mann an der Tür..=)
Auspacken und freuen:
Im Karton war neben Polstermaterial irgendwo noch ein Verstärker, ein Amp-Cover, ein Footswitch, ein Stromkabel und eine Bedienungsanleitung versteckt. Also erstmal alles vom Plastik befreit, angeschlossen und ab geht die Lutzi..
Aber nein, zuerst noch was zur Optik und Haptik.
Der Amp ist in schönes Marineblau gekleidet mit beiger Frontbespannung. Das Bedienpanel ist genau wie die Schutzecken aus chromfarbenem Metall. Sieht edel aus.
Die Regler haben weiße Chickenhead-Köpfe. Passt! Mehr gibts hierzu nicht zu sagen. Alles fühlt sich sehr hochwertig an und man könnte meinen, der Amp würde mindestens das Doppelte seines eigentlichen Preises kosten.
Zum Einstellen gibt es zwei Lautstärke- einen Drive-Regler, einen Bright, einen Channel und einen Standby-Switch, einen 3 Band EQ, den sich die 2 Kanäle teilen, einen Reverb- und einen Tone-Regler. Zum Einstöpseln gibt es einen Hi und einen Lo-Input.
Auf der Rückseite sind ein An/Aus Schalter, Boxenanschlüsse in 4/8/16 Ohm, Fx-Loop und ein Footswitch-Anschluss.
Also, jetzt geht's los:
Der Klang:
Clean- und Drive-Volume erstmal auf 0, ansonsten alle Regler auf 12 Uhr und dann langsam die Lautstärke angepasst. Erster Eindruck: "Hui!", zweiter Eindruck: "Hui, aber ein bisschen viel Bass". Bass runter geregelt auf 10 Uhr, Mitten auf 2 Uhr und Höhen auf 3 Uhr. Aha, das kommt meinem Sound schon näher. Schön mittig, knurrig, Daher hat er also seinen Namen, der Löwe. Aber irgendwie immer noch ein bisschen "dumpf". Nochmal vergewissert, der Bright-Schalter ist an. Mmh, dann mal am Tone Regler drehen.
Hier kommt das erste Manko. Es tut sich eigentlich nur was zwischen 0 und 1 & 9 und 10, alles zwischen 2 und 8 klingt in meinen Ohren identisch. Runtergedreht ist es für mich viel zu dumpf, könnte man aber sicher für gewisse Sounds gebrauchen, voll aufgedreht wirds auf einmal richtig hell, weniger bassig und beinahe schon schrill. Schnell am EQ gedreht, Bass auf 1 Uhr, Mitten bleiben bei 2 Uhr und Höhen runter auf 11 Uhr. Hah! Das ist mein Sound. So will ich ihn haben. Perlige Höhen, knurrig in Mitten und Bass, viele Obertöne. Geil.
Kommen wir zum Reverb, der dank Stereo-Footswitch-Buchse auch fußschaltbar ist (das habe ich bei meinem Edition Tube immer vermisst. Irgendwie in meinen Augen bzw. Ohren Quatsch einen nicht fernsteuerbaren Hall zu haben). Bis ungefähr 12 Uhr hat er einen richtig schönen Raumklang, weiter aufgedreht klingt es schon wie in einer Halle. Flexibel! Da ist für jeden was dabei. Für schwebende, abgedrehte Sounds habe ich meinen RV-5.
So, kommen wir zum Drive-Kanal. Drive wie oben beschrieben erstmal auf 12 Uhr. Mit Humbuckern ist hier schon ein schöner Overdrive zu entlocken, mit Singlecoils ein Mittelding zwischen Clean und besagtem Overdrive. Also ein schön warmer Crunch.
Apropos warm: Der Löwe klingt immer warm und - wie soll ich sagen, fleischig. Sein Klangcharakter schwingt immer mit. Ein schöner, runder, warmer Sound. Anders kann ich es nicht beschreiben. Er klingt nie künstlich oder billig. Für Leute die sterile Metal-Sounds lieben ist er eher nichts.
Wieder zum Brüllkanal. Drive runtergeregelt geht es nahezu Clean los und bis 3 Uhr ist auf jeden Fall alles zu gebrauchen. Zwischen 12 und 3 sind Overdrive bis Distortion Klänge zu entlocken, die so ziemlich jeden Rock- oder sogar Hardrock-Freund beglücken sollten. Ab 3 Uhr tritt eine starke Kompression ein, die man entweder mag oder nicht. Ich komme mit ihr klar und für gewisse Sounds ist sie einfach wie geschaffen.
Im Vergleich dazu der Edition Tube, dessen Gain Regler bei mir selten höher als 9 Uhr und nie höher 10.30 Uhr ist. Bei Proberaum-Lautstärke steht er sogar nur auf 7-8 Uhr, weil es da schon übelst zerrt.
So, also ist der Lionheart bis zu Hard-Rock zu gebrauchen, was ist aber mit der Heavy bis Metal Fraktion, ist für die auch was dabei? Also Gain zwischen 3 Uhr und voll auf, Badewannen-EQ und los geht's. Ui, scooped. Klingt garnicht übel, aber irgendwie fehlt hier der *rsch. Also Mitten auf 9 Uhr und schon knurrt es wieder. E-Saite runter auf D und Killswitch & Sonstiges gedudelt.
Wow, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Damit kommt er richtig gut klar. Wie oben schonmal erwähnt sind hier zwar keine - wie ich es immer nenne - "sterilen" Sounds rauszuholen, aber wenn man den Löwen einmal Metal hat brüllen hören, braucht man das auch nicht.
Nur um nochmal klarzustellen, er ist zwar definitiv nicht für Härteres gemacht, braucht sich aber trotzdem nicht zu verstecken, wenn es darum geht.
Die Tretminen:
So, jetzt noch ein paar Worte zur Verträglichkeit mit Effektgeräten und dem Fx-Loop. Wah, Fuzz und Overdrive vor den Amp und Delay und Reverb einschleifen. Dann testen wir mal..
Vom kleinen Catalinbread lässt er sich richtig gerne kitzeln. Damit lassen sich schöne Lead-Klänge erzeugen, und wenn man zusätzlich noch Gain dazugibt singt er wie wild. Auch der Clean-Kanal verträgt sich süperb mit dem Overdrive-Pedal. Je nach Einstellung könnte man fast schon meinen, man würde den Drive-Channel hören. (Auch hier wieder zum Vergleich mein Edition Tube, der nicht ganz so gut mit Overdrives kann. Hier ist es schwerer einen Amp-ähnlichen Sound mit Tretern zu erzeugen. Oft klingt es nach Blechbüchse)
Wah und Fuzz klingen, wie sie sollen, da gibt es nichts Großartiges zu berichten.
Mit dem Reverb lassen sich die Bereiche abdecken, die der interne Accutronics-Reverb nicht mehr schafft. Also flächige, Post-Rock-typische Klangteppiche.
Das Delay funktioniert auch tadellos. Aufgrund einiger Stimmen im Netz, die behaupten Probleme mit gebufferten Geräten im parellelen Effektloop haben (Phasenauslöschung o.Ä.) hatte ich anfangs bedenken, kann jedoch nichts davon bestätigen. Bei mir klappt alles so, wie es soll.
Auf die Schnelle mit dem eingebauten Looper des DD20 eine kleine Akkordfolge aufgenommen und drüber gejammt. Ich würde fast schon behaupten, dass es aufgrund des parallelen Loops ein bisschen besser klingt, als durch den Seriellen im Edition Tube. Könnte aber auch Einbildung sein.
Nicht alles ist makellos:
Auch wenn die Euphorie noch so groß ist, ein paar kleinere Sachen gibt es zu bemängeln, wenn auch gleich diese einen nicht von einem Kauf abbringen sollten.
- der etwas seltsame Tone-Regler, der nur voll auf oder zu eine Klangänderung bewirkt
- kein eingebauter, fußschaltbarer Booster, welcher bei einem parallelen Effektloop ganz praktisch gewesen wäre
- ein Schalter um den Fx-Loop von parallel nach seriell zu wechseln oder ein Drehregler mit dem man den Anteil des Signals bestimmen kann
- (auch wenn ich hier ein wenig pingelig bin) bei meinem Modell ist die Send-Buchse sehr schwergängig
- der Fußschalter hat keine LEDs, die den Zustand anzeigen
- kein geräuschloses Kanalumschalten
Gut gebrüllt - Das Fazit:
Du brauchst einen Amp, der britisch-rockig, notfalls aber auch flexibel genug für härtere Gefilde ist, einen Fx-Loop und fußschaltbaren Reverb hat und so ziemlich jede Box frisst, die du ihm andrehen willst und im Gegensatz zum schwarz/grauen Einheitsbrei in einem richtig schnieken Blau daherkommt, dann ist der Lionheart DER Amp für dich. Für Clean, Blues, Indie und Rock ist er für die paar Mäuse (Straßenpreis 519€) einfach unschlagbar. Die Investition werde ich mit Sicherheit nicht bereuen und hoffentlich mein Leben lang Freude damit haben.
Getestet habe ich den Kleinen mit einer Framus Diablo Pro und einer Ibanez SZ320.
Meine Effektkette: Dunlop CryBaby -> Red Witch Fuzz God II -> Catalinbread DLS -> Amp -> Boss DD-20 -> Boss RV-5, alles angetrieben durch ein Ollmann Netzteil.
Für die Leute unter uns, die das Gras wachsen hören: Klotz Gitarren-, Patch- und Boxenkabel.
Zum Schluss noch ein paar Bilder, die ich auf die Schnelle gemacht habe..
In dem Sinne hoffe ich, dass das Lesen Spaß gemacht hat..
Viele Grüße,
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