[Saiten] Vergleich: D'Addario EXL 220 (0.40er) - DR Lo Rider - DR Hi Beam (2x 0.45er)

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Oromis
Oromis
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
20.08.19
Registriert
11.12.06
Beiträge
305
Kekse
1.963
Ort
Stuttgart
Hallo liebe Bassistencommunity,

ich möchte hier über meine Erfahrungen mit den 3 im Titel genannten Saiten berichten.

Zuerst aber zur Vorgeschichte:

Wie viele Bassisten, befinde ich mich auf der Suche nach DEN perfekten Saiten für meinen G&L L2000 Premium Tribute. Da ein Satz leider sehr teuer ist und man einen gekauften Satz nicht einfach ungespielt lassen will, dauert das sehr lange.
Um anderen ihre Suche zu erleichtern, möchte ich hier einen Vergleich posten und nicht jeden Satz in einem Einzelreview testen. Da die jede Bewertung - insbesondere die der Saiten und des Soundes - äußerst subjektiv ist, kommt es häufig vor, dass sich Kommentare und Reviews zum Teil widersprechen (zB. die Thomann Kommentare etc). Oft wird der Sound - egal bei welcher Saite(nmarke) immer mit den gleichen Adjektiven beschrieben, einfach weil es sehr schwierig ist einen Sound zu beschreiben, jeder andere Ohren und einen anderen Bass hat. Auch meine Bewertungen werden ziemlich subjektiv sein. Ich werde aber versuchen nicht nur den Sound, sondern auch Spielgefühl und Handling zu beurteilen.
Der Kauf der DR Hi Beams liegt ein ganzes Stück zurück, ich habe bei diesen Saiten also keinen direkten Vergleich, weshalb ich mich eher auf die Lo Riders und D'Addarios einlasse. Die D'Addario sind eine Woche, die Lo Riders ein Tag alt.

Zum Spielgefühl - Bassetup:

Die D'Addario sind die weichsten der 3 Kandidaten - das mag jedoch auch daran liegen, dass sie die geringste Stärke haben. Ich musste meinen Bass komplett neu einstellen und benötigte eine höhere Saitenlage als zuvor. Jedoch sind die Saiten sehr leicht zu greifen und das Bassspiel lässt sich mit ihnen sehr fein artikulieren. Das "wabbeligere" Spielgefühl lädt gerade zu ein Verzierungen und Nuancen ins Spiel einfließen zu lassen. Am ehesten würde ich sie bei einem Jazzbass und gediegenerer Musik aufziehen. Slappen, lässt sich mit ihnen - trotz höherer Saitenlage sehr leicht, vorallem Poppen und Deadnotes beim Slappen gehen gut von der Hand. Am ehesten fällt mir zum Spielgefühl das Wort "cremig" ein.
Das Plektrumspiel hat mir jedoch nicht gut gefallen, die Saiten sind zu wenig stramm dazu.
Die D'Addarios sind nicht besonders rau und es lässt sich gut darauf sliden.

Ich kann jedoch nicht genau beurteilen, inwieweit das weichere Spielgefühl speziell den D'Addarios oder der geringeren Saitenstärke zu verdanken ist. (ein Vergleich mit den 0.45er wäre interessant, ich denke jedoch dass die Tendenzen die gleichen sein werden).

Ganz anders die Lo-Riders[/I]: Sie sind dank Hexacore sehr stramm (jedoch nicht unangenehm Stram wie die GHS Boomers) und ich kann mit ihnen die beste Saitenlage erzielen. Jedoch erfodert das Greifen (insbesondere auch das Slappen und Poppen) einen höheren Kraftaufwand, weshalb die niedrigere Saitenlage mit der höheren Kraft beim Greifen ausgeglichen wird, wenn es nicht sogar einen Hauch schwerer fällt. Die Saiten sind rauer als die D'Addarios, aber trotzdem nicht unangenehm.
Die Lo-Riders eignen sich dafür sehr für Rockbassisten. Man kann mit ihnen wunderbar durchgängig Anschlagen. Sie fühlen sich beim Achteln einfach stramm an und ich kann mit ihnen länger, schneller und konstanter Achtelnoten spielen und bleibe besser in time. Auch mit dem Plektrum fällt das spielen leichter. Der Nachteil ist jedoch, dass man nicht so fein und lässig spielen kann wie mit den D'Addarios.

Die Hi-Beams liegen irgendwo in der Mitte. Sowohl von der Saitenlage her, als auch vom Spielgefühl. Mit ihnen kann man gut Slappen, relativ fein artikulieren und trotzdem gut achteln - jedoch eignen sich für letzteres die Lo Riders besser meiner Meinung nach. Mich würde vorallem interessieren, wie sie sich im Vergleich zu den 0.45er D'Addarios schlagen. Ich vermute, sie würden diesen relativ nahe kommen.

Nun zum Sound

Beim Sound beziehe ich mich vorallem auf überwiegend auf das trockene Bassspiel und auf den direkten Sound über Kopfhörer und Soundinterface - also ohne Verstärker.

Direkt nach dem Auspacken:

Direkt frisch aufgezogen klangen die D'Addarios sehr metallisch und obertonreich, ohne jedoch zu "zischen". Die Hi-Beams hatte ich von den hohen Frequenzen her etwas aggressiver im Ohr, aber das gab sich mit der Zeit. Am besten hören sich ganz frisch meiner Meinung nach die Lo-Riders an. Sie klingen gar nicht metallisch, sondern als hätte man sie schon einige Tage eingespielt. Sie sind im Vergleich die Obertonärmsten.

Allgemein zur Klangcharakteristik:


Hier bestärken sich meine Beobachtungen beim Spielgefühl:
Die D'Addarios klingen mit den Fingern gespielt und geslappt sehr ausgewogen und relativ "brav" (jedoch nicht zu brav, mein G&L hatte noch genug Knurr). Beim Slappen bekommt man einen wunderbaren Hifi Sound - übrigens genauso mit den Hi Beams. Das Slappen macht mit den D'Addarios am meisten Spaß. Schrecklich fand ich jedoch den Klang mit dem Plektrum - zu obertonreich, untenrum zu wenig Dampf.
Mit den D'Addarios gefällt mir der Sound über beide Pickups meines G&Ls im Vergleich zu den anderen beiden Saiten am besten. Das mag daran liegen, dass er sich gediegener und nicht ganz so knurrig anhört und somit mehr nach Jazzbass.

Die Lo Riders sind eigentlich das genaue Gegenteil. Mit den Fingern gespielt knurren sie einfach, dass es eine Freude ist und schreien gerade zu nach Precisound und röhrendem Rock. Sie haben untenrum einen gut definierten Bass und verschwimmen nicht. Die Mitten sind gefühlt lauter als bei den D'Addario. Der Knurrfaktor meines G&Ls ist mit ihnen definitiv höher. Um jedoch gediegenere Sounds hinzubekommen (vorallem in der Mittelstellung - also mit beiden PUs), muss ich aber wohl auf die Klangregelung am Amp zurückgreifen. Der Slapsound hat mir nicht so gut gefallen wie bei den D'Addarios oder den HiBeams. Er klingt mehr nach Preci und mittig, die Brillianzen fehlen eher.

Wieder liegen die Hi Beams in der Mitte. Sie knurren nicht so sehr wie die Lo-Riders, haben aber trotzdem einen guten Bass (den die D'Addarios auch haben, aber eben nicht so rockig, sondern gediegener). Vom Output her sind die Hi-Beams am lautesten, die Lo Riders am leisesten - was ich aber nicht gerade schlecht finde, da der G&L ohnehin einen richtig hohen Output hat.

Alle 3 Saitensätze klingen ziemlich ausgewogen, lediglich bei der A-Saite der D'Addarios hört man den deutlichsten Unterschied zum gleichen Ton zur E-Saite auf einem höheren Bund. Das mag aber daran liegen, dass die A-Saite zwischen Steg und Mechaniken seltsam rasselt (hört man nur trocken gespielt). Ich vermute, dass der Sattel zu weit gefeilt ist. Ein Haargummi behebt das Manko.
Die Hi Beams sind die einzigen Saiten, über die ich etwas zu Langlebigkeit sagen kann. Diese haben mir auch nach einigen Monaten sehr gut gefallen. Sie hören sich immernoch ausgewogen an - wenn auch nichtmehr so brilliant, aber das ist der natürliche Lauf der Zeit. Da bei den Hi Beams es auch schon etwas zurück lag, dass ich sie frisch aufgezogen hatte, habe ich hier am wenigsten über sie geschrieben, um nicht eine durch die Erinnerung verfälschte Beurteilung zu schreiben.

Die perfekten Saiten habe ich noch nicht gefunden. Ich kann mich jetzt im Moment nicht so recht zwischen den D'Addarios und Lo Riders entscheiden. Einerseits hätte ich gerne den Knurr, und das stramme Spielgefühl beim Achteln, andererseits den HiFi Sound und das cremige Spielgefühl beim Slappen. Vermutlich werde ich mir in einiger Zeit noch die D'Addarios in 0.45er Stärke kaufen und schauen, ob ich mit denen zufrieden bin (und evtl. mit den Hi Beams nochmal vergleichen).

Ich hoffe das Review war interessant zu lesen und hat etwas bei der Suche nach DEN Saiten geholfen.
 
Eigenschaft
 
Ich bin bei meiner Suche bei den d'Addario XL 045-105 hängen geblieben. Das was du schreibst, kann ich weitestgehend auch bestätigen.
Zu labbrig kamen mir sie eigentlich nicht vor, aber das kann wie du schon sagst auch mit der Saitenstärke zusammenhängen.
Bei deiner Suche würde ich vielleicht noch den Preis berücksichtigen. Ich kenne zwar auch Saiten, die mir klanglich noch besser gefallen als die d'Addarios, aber die kosten nicht selten auch doppelt so viel.

Auf jeden Fall bedanke ich mich für den informativen Bericht, hat Spaß gemacht!:great:
 
Danke für das Review. Sehr schön, wenn man mal einen Vergleich lesen kann. Gibt direkt mal einen Karmaschub.

Wenn ich nicht irre, vergleichst du aber Nickel (D'Addario) mit Stahlsaiten (DR).
Von daher auch das angenehmere Spielgefühl.
Ich bin auch D'Addario-Fan und empfehle sie gerne, da sie eigentlich immer "passen".
Zur Zeit spiele ich die beschichtete Version. Die sind jetzt schon 1 Jahr drauf und klingen immer noch gut; nur bei der H-Saite lässt der Tiefbass etwas nach.
Wäre vielleicht auch eine Alternative für dich; klingen noch etwas brillanter als die normalen XL und spielen sich noch "fluffiger" (weicher).

Als nächstes werde ich wohl die SIT-Saiten testen; allein um mal wieder was Neues auszuprobieren. :rolleyes: Ich werde berichten.
 
Vielen Dank Peegee für den Tipp, die werde ich in ein paar Monaten mal probieren, das hört sich sehr interessant. Was mir noch zum Review eingefallen ist: Die D'Addario klingen am Anfang relativ metallisch aber nach 1-2 Wochen sehr rund. Ich glaube ich gebe denen wieder den Vorzug im Vergleich zu den Lo Riders.
Viele Grüße :)
 
Gute Arbeit! :) D'Addario XL in Super Light (.040 - .060 - .075 - .095) muß natürlich alleine aufgrund der Stärke schon etwas herausfallen. Etwa kein Wunder, daß sich das besser slappt. Dagegen fand ich XL in etwas stärker recht satt mit Pick klingend, und zwar aufgrund der feineren Oberfläche.

Trotzdem sieht man in dem Vergleichstest auch sehr schön, wie sich andere Fertigungsparameter auswirken. V.a. wenn man bedenkt, daß eine 105'er DR Compressison Wound bevor sie durch die Rollen gequetscht wurde eine 108'er Roundwound war. Bei anderen Fabrikaten finge da schon die Spielfreude sich einzutrüben an.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben