Prozac
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Ibanez Reb Beach Voyager RBM-1 - A Blast from the Past!
Vorwort:
Eigentlich wollte ich ja mit meinem Gitarren Review warten, bis ich die Gitarre komplett umgebaut habe, aber da gestern so ein sonniger Tag war (eignet sich perfekt zum Gitarrenphotos knipsen), und ich noch das Review von RG-Jules Superstrat gesehen habe, wollte ich gleich was über die Gitarre loswerden.
Im Grunde ist die Gitarre ja auch fertig, bis auf den Bridge Tonabnehmer, und ein paar Kleinigkeiten, die am Klang selbst aber nichts ändern.
Ich werde das alles noch während des Reviews erläutern, ich versuche einfach meine subjektiven Eindrücke so objektiv ich kann zu beschreiben. Außerdem versuch ich den Text etwas lockerer zu gestalten.
Die Gitarre selbst bestize ich seit 14.09.09, also die überschwängliche Euphorie und das glitzern in den Augen ist nichtmehr "bewertungsbeeinträchtigend".
Hier erstmal die Standard Facts der Gitarre:
Body: Mahagoni
Hals: Ahorn, einteilig mit eingeleimten Kopfplattenteil (damals üblich), 25.5" Mensur und 22 Medium Jumbo Bünden (ca 2.7mm Breit, 1.1mm hoch)
Griffbrett: Rosewood Griffbrett mit Dot Inlays
Tonabnehmer: Ibanez HB-2 (Bridge, Humbucker Format) ; Ibanez SB-1 (Mitte/Hals, Singlecoil Format)
Tremolo: Ibanez Lo Pro Edge (die Flache Version des alten Edges)
Sonstiges: 5weg Schalter, On / On Toggle (Humbucker Split), Volume
Neck Dimensions:
Breite: 42mm am Sattel, 56mm am 22, Bund
Dicke: 19.5mm am 1. Bund, 21.5mm am 12. Bund
Radius: 430mm
Hier mal ein Bild, in dem Zustand, wie die Gitarre bei mir ankam (alles Stock, außer Bridge Pickup (ok und alten Schaller Security-Locks)):
Noch ein paar kleine Infos, die euch vielleicht manches besser verstehen lässt:
-Die Ibanez wird mein "80s Shred Brett"
-Ich spiele einen Marshall 2203 Amp (Einkanaler!) an nem Cabinet mit G12-T75 Celestions
-Ich gebs ja zu, ich bin son kleiner "80s Fan"
Modifikationen:
- Ibanez HB-2 durch Seymour Duncan TB-10 Full Shred ersetzt
- Gurtpins durch Schaller Security Locks ersetzt
- Ibanez SB-1 durch zwei Seymour Duncan SSL-1 Vintage ersetzt
- Sustainblock, Block Befestigungsschrauben, Federklaue und Tremolofedern durch hochwertige ersetzt
So, ich glaub, ich leg langsam mal los, ist ja ein recht kurzes Vorwort.
Es war einmal vor einer langen Zeit, als Gitarristen sich noch mit einem Pickup zufriedengaben, die Gitarren schnittig und eventuell Neonfarben waren, Moonwashed die einzig wahre Jeansfarbe war, nicht nur Taucher, sondern auch Gitarristen massenhaft am diven waren, ein US-Kühlschrank großes Effektrack zum Standard Equipment gehörten, Don Johnson als Drogen-Cop über die Mattscheibe flimmerte, Hi Output Humbucker normalste des Planeten waren...
...ich glaube jetzt seid ihr langsam in den 80s angekommen (auch wenn die Gitarre eigentlich grade zum Untergang dieser Zeit aufgetaucht ist).
Zustand:
Die Gitarre selbst hab ich in einem sehr guten Zustand bekommen (gerade dafür, dass sie 16 Jahre alt ist), der Originalkoffer war auch dabei.
Optisch gesehn hat sie sogut wie keine "Battle Scars", nur die Kopfplatte hat was abgekriegt. Oh, und zwischen linkem Horn und den Tonabnehmern sind ein paar "Lackspuren", die sieht man aber nur aus einem Winkel (siehe nachfolgendes Bild). Lässt sich bestimmt rauspolieren! Die Bünde sahen fast wie neu aus, für das Alter einwandfrei, keine Dellen (sieht aber aus , wie schonmal abgerichtet). Das Lo Pro hat neuwertige Messerkanten.
Desweiteren sollte ich wohl anmerken, dass (wie oben erwähnt) der Seymour Duncan SH-10 bereits eingebaut war. Der Original Abnehmer lag natürlich dabei.
Vom Setting her (Trussrod, Saitenlage, Tonabnehmer Höhe, Saiten) wars ne absoloute Katastrophe, ok sonderlich schief war der Hals nicht, aber auch nicht der gradeste (nicht verbogen, aber Trussrod falsch eingestellt).
Optik:
Die Gitarre selbst würde ich ganz klar zu den Superstrats zählen, auch wenn ihr der "Hintern" fehlt. Grob erinnert sie an eine Kreuzung aus Ibanez RG 550 und einer Steinberger (Modell habe ich vergessen). Wenn man genauer hinsieht, fällt jedoch auf, dass die Hörner eine andere Form haben, als die der RG. Außerdem ist der Korpus leicht gerundet an den Kanten.
Die Farbe der Gitarre ist tiefstes Schwarz Hochglanz, keine Flakes oder ähnliches. Der Hals ist klar glänzend lackiert (klebt aber komischerweise kaum), die Kopfplatte auf der Rückseite ist etwas matter. Auf der Front der Kopfplatte ist der Headstock schwarz und mit dem klassischen Ibanez Logo (Prestige , Modellnummern und co gabs damals soweit ich weiß noch nicht) versehen. Das Griffbrett ist aus Rosewood mit Dot Inlays, in der Größe, wie man sie von Fender Strats gewohnt ist.
Die Hardware und das Pickguard sind golden, wobei hier die Goldschicht wohl hauchdünn ist. An zwei Reitern des Lo Pros und am Pickup Rahmen ist hier das Gold schon leicht verschwunden.
Bindings und andere Verzierungen gibts nicht, was ich allerdings auch so bevorzuge, da es den "Hot Rod Guitar bzw Flitzfinger-Look" hervorhebt. Mit Body-Bindings kommt mir son Shred Brett immer vor, wie ein Aston Martin, wenn man Gitarren mit Autos asoziiert. So ists eher das F1-Race Car.
Hals:
Zum Hals kann ich nur sagen, für mich ists der bequemste Hals, den ich bisher spielen durfte. Von der Dicke her, ist er 0.5mm dicker, als das alte JEM Neck, von der Breite her 1mm schmaler. Das Halsprofil ist mehr Wizard als JEM von der Form ansich, außerdem hat die Gitarre "nur" 22 Bünde und einen Griffbrettradius von 430mm.
Die Bünde sind sehr breit und Mittelhoch, was ich eigentlich sehr mag, da es mir ein angenehmes Gefühl beim greifen gibt. Tappen und benden bis der Arzt kommt ist damit auch kein Problem. Für mich eine gelungene Mischung, vom Gefühl her ists halt sehr eigen, aber definitiv mehr Flitzefinger- als Vintagehals, auch wenns deutlich dicker, als das Wizard Neck ist.
Falls die Bünde mal fällig sind, kommen hier wohl Dunlop 6100 oder Dunlop 6110 drauf, vielleicht sogar welche aus Stainless Steel.
Ansonsten fällt auf, dass der Hals viele stehende Jahresringe besitzt (eindeutig Quartersawn). Die Kopfplatte ist, wie bei den Facts schon erwähnt, angesetzt, Volute gibts keine (dieser Huppel, der heute beim Kopfplattenübergang üblich ist bei Ibanez) und der Klemmsattel ist durchgeschraubt. Die Mechaniken am Hals sind stimmstabil und sehen aus wie normale Schaller M6. Dort steht aber nur "Made in Japan" drauf, vielleicht sinds ja Gotohs?
Body:
Der Body ist größenmäßig genauso, wie von der RG. Dadurch, dass die Gurtbefestigungen anders gesetzt sind (einmal an der linken Seite des Cutaways, einmal hinter dem linken Horn) und wegen des "nichtvorhandenen Popos" ist die Gitarre natürlich etwas Kopflastig. Mit einem Ledergurt rutscht die Gitarre aber nicht runter und ist bequemer, als alles Andere, was ich besitze. Das liegt wohl an den leichten 2.7KG Gesamtgewicht!
Größentechnisch sitzt sie sehr gut, da ich auf große Gitarren nicht richtig klarkomme, ich aber am liebsten 25.5" Mensur spiele. Gefühlt ist sie einen Tick kleiner, als eine SG, aber nicht wirklich viel, umgehängt wirkt meine Fender viel riesiger. Die Dicke des Bodys gleicht eher meiner Strat als meiner SG, was für mich aber keinen Nachteil darstellt.
Die Halstasche ist sauber gefräst und man hat nur ganz minimales Spiel, welches aber das genaue ausrichten des Halses erlaubt. Festgeschraubt sitzt der Hals natürlich bombenfest am Body und es wackelt nichts.
Die Standardgurtpins hab ich gleich gegen Schaller Securitylocks getauscht (ne ältere Version, da sind die Schrauben und der Gurtpin etwas größer, also passt hier alles ohne Modifikation).
Tonabnehmer und Schaltung:
Tonabnehmermäßig habens mir die Duncans irgendwie mehr angetan, als die Dimarzios. Und da die RBM nicht die typische Ibanez RG/JEM (Basswood Body) ist, dachte ich, Duncans machen sich hier auch ganz gut.
Ich gehe erstmal kurz auf die Standard Abnehmer ein. Für mich waren es nicht die Knaller, aber man muss ganz klar sagen, dass sie klar und matschresistent sind.
Die SB-1 klingen eher wie Singlecoils mit etwas niedriger Resonanzfrequenz, die auch noch brummfrei sind. Vom Grundcharakter sind die außerdem noch etwas mittiger, als echte Einspuler. Der HB-2 ist sehr Outputstark und mittig vom Voicing.
Die Ibanezpickups waren mir insgesat etwas zu platt und eindimensional, daher sind die sofort rausgeflogen.
Als Singlecoilersatz hab ich die Duncan Vintage Staggered (SSL-1) gewählt, da mir der Cleansound dieser Abnehmer schon immer sehr gut am 2203 gefallen hat. Vom Voicing her sind sie ganz klar 50s Singlecoil, vom Output ists nicht ganz so Vintage, da gehts eher in die Richtung Texas Special. Resonanzfrequenz liegt bei 10khz, am Hals werkelt ein "1J" (7.04KOhm) von 1984, in der Mitte ein "1R" (6.32KOhm) von 1985.
Die Pickupkappen hab ich "George Lynch mäßig" einfach weggelassen, die Abnehmer haben beide normale Polarität.
Als Humbucker hab ich den Duncan Full Shred (SH-10/TB-10) genommen, der eingebaut war. Ich hatte hier noch einen Pearly Gates und einen Custom Custom rumliegen, aber der Full Shred hat mir von allen in der Gitarre am besten gefallen. Generell lässt sich bei dem Abnehmer sagen, dass er sehr klar und vergleichsweise obertonarm ist, eindeutig der Anti-Matsch-Humbucker des Hauses Seymour Duncan. Voicingtechnisch hat er wenige Höhen, aufgrund der Resonanzfrequenz von 5.5khz. Bässe hat er fast garkeine, die Tiefmitten sind extrem geboostet, was den Riffs sehr viel Nachdruck verleiht. Hochmitten sind normal, und die Resthöhen sind sehr präsent und ein "Wah Wah-Charakter" ist definitiv vorhanden.
Die Schaltung ist sehr simpel, Tone gibts nicht (benutze ich eh nie), dafür aber einen 5Weg Schalter, der vier Ebenen aufweist. Das Volumepoti ist Linear mit 500K Ohm und es ist ein On/On Toggle zum splitten des Humbuckers verbaut.
Der Bridgeabnehmer wird noch gegen einen JBJ getauscht, falls der nicht zur Gitarre passt, besorg ich mir einen alten Fullshred ohne Logo im normalen Spacing, für den Originalen 80s Look und Sound. Der On/On Toggle wird noch ausgebaut und der Humbucker auf Auto-Split umgelötet. (Pickguard ohne On/On Toggle Loch lasse ich mir dann natürlich auch machen)
Tremolo:
Auf der Gitarre ist das alte Lo Pro Edge von Ibanez verbaut, welches die flache Variante des alten Edges darstellt. Von der Stimmstabilität ist das Lo Pro dem Original Floyd Rose ebenbürtig. Die Feinstimmer funktionieren alle astrein, die Messerkanten sind top, also hier gibts definitiv keine Mängel.
Ich hab mich aber immer gefragt, warum die Ibanez Gitarren mit einem Floyd Rose-Verschnitt etwas dünner klingen (war immer mein Eindruck), als z.B. eine ESP mit einem OFR. Das Problem hab ich lösen können, mein Lo Pro ist dadurch aber nurnoch obenrum serienmäßig.
Unter der Haube wurde der gusseiserne Sustainblock (böser kleiner Tone-Sucker) durch einen größeren Glockenmessingblock ersetzt, welcher zwar das verriegeln der Federn nichtmehr zulässt, aber den Sound einfach drastisch verbessert. Die Gitarre hat so mehr Bässe & Mitten, die Höhen sind weicher, dazu gibts noch mehr Obertöne und Growl. Die Stringbalance und das Sustain sind so wesentlich besser.
Außerdem wurden die Sustainblockschrauben durch Edelstahlpendants ersetzt, was das Sustain weiter gesteigert hat und die ungewundenen Saiten noch etwas weicher klingen lässt.
Eine Federklaue aus Messing und Noiseless Federn hab ich auch noch eingebaut, wobei die Klaue eine eher sehr subtile Verbesserung darstellt, die Noiseless Federn fühlen sich einfach besser an, als die normalen und man benötigt keinen Schwamm, um die Federn zu dämpfen!
Klang:
Unverstärkt klingt die Gitarre meiner SG ähnlich (ok wen wunderts, Mahagoni-Body), wobei sofort auffällt, dass Korpus und Hals stärker mitschwingen, als bei der SG. Grade mit frisiertem Tremolo war der Unterschied des Mitschwingverhaltens ziemlich stark.
Verstärkt war die Gitarre mit Duncans und dem unfrisiertem Tremolo der SG nahezu ebenbürtig, mit frisiertem Tremolo hat die Gibson keine Chance. Die RBM klingt einfach runder, fetter und hat mehr Obertöne, geht eher in die Les Paul Richtung. Clean wirkt die Gitarre eher strattig durch die Singlecoils, aber definitiv nicht so glasig. Brummprobleme hab ich bisher nicht großartig gehabt.
Verzerrt hat die Gitarre mehr Punch und Attack als alle meine anderen Brettern, was die Gitarre sehr interessant für mich macht. Liegt wohl an dem angeschraubten Ahornhals in Kombination mit dem Full Shred.
Einzig der gesplittete Humbucker im Solobetrieb hat mich nicht überzeugt, echte Singlecoils klingen einfach runder und schöner.
Als Vollwertiger Humbucker macht der eigentlich obertonarme Full Shred hier eine ziemlich gute Figur, Obertöne sind dank der guten Holzkonstruktion noch in Massen vorhanden. Vor dem Umbau des Tremolos war der Full Shred nicht ganz das gelbe vom Ei, dafür jetzt umso mehr.
Fazit:
Definitiv die billigste (ok außer die allererste Gitarre) und beste Gitarre, die ich besitze. Ich hab mit "Tuning Parts" für die Gitarre keine 750 Euro auf den Tisch gelegt, grade in diesem Zustand hab ich da wohl sehr viel Glück gehabt. Die anderen Gitarren fristen wohl meistens ihr Dasein im passenden Koffer, da die RBM mein meistgespieltes Brett ist. Soundmäßig definitiv eher auf 80s und den 2203 ausgelegt macht die Gitarre bestimmt bei jedem anderen Amp auch eine gute Figur. Dem ein oder anderen könnte es eventuell sauer aufstoßen, dass man fürs Solo nicht mal eben auf den Neckhumbucker (im Singlecoil Format) switchen kann, aber ich selbst habe nix zu beanstanden.
Vielen Dank fürs zuhören, ich hoffe das lesen war einigermaßen angenehm.
Jerri
An dieser Stelle möchte ich dem Oli (gitarrero!) noch danken, da er mir sehr detaillierte Informationen über das Edge Tremolo geben konnte und mir somit beim Tremolo frisieren eine große Hilfe war.
Außerdem möchte ich dem Felix (digitalpig) danken, da er das Review für mich korrekturgelesen hat (bei dem Riesentext verliert man den Überblick).
PS: Aufnahmen kann ich leider keine bieten, da ich weder ein Audio Interface, noch ein Mikro zur korrekten Abnahme besitze. Die Photos hab ich mit ner Handy Camera gemacht, daher haben sie nicht die Qualität einer Digitalen Spiegelreflex, ich hoffe das stört niemanden.
Hier noch der Link zu den Ibanez Katalogen, im Jahr 92 und 93 werdet ihr die Gitarre finden !
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