[Bass] - Harley Benton HBB 30 NT FL fretless Akustik-Bass

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HBB 30 NT FL - ein preiswerter fretless Akustik-Bass mit leichten Mängeln

Gründe für den Kauf
Seit über einem Jahr spiele ich fast ausschließlich nur noch auf meinem fretless E-Bass. Als Kontrabassist fiel mir das Spielen auf einem Griffbrett ohne Bünde nicht besonders schwer. Meine bundierten Bässe spiele ich kaum noch, weil mir der besondere fretless-Klang sehr gut gefällt und besser in unsere Band paßt.

Um mir einen langgehegten Wunsch zu erfüllen habe ich mir nun den HB B 30 NT FL (NT=natur, FL=fretless) gekauft, um auch zu Hause ganz ohne Verstärker zu meinen CDs spielen zu können. Auch soll er - leicht verstärkt - zum Einsatz in unserer Band kommen. Dafür ist ein Akustik-Bass besser geeignet als ein sperriger Kontrabaß.

Allzu teuer sollte der A-Bass auch nicht sein, deshalb fiel meine Wahl auf den Bass von Thomann. Soviel ich herausfinden konnte, ist es der einzige fretless in dieser Preisklasse. Mir war auch bewußt, daß man in der unteren Preisklasse nicht allzuhohe Erwartungen stellen kann.

Hier eine kurze Zusammenfassung für Leser, die es eilig haben ;)

positiv
+ optisch perfekte Erscheinung
+ gute Verarbeitung der Hölzer: Decke, Korpus, Hals, Kopfplatte
+ guter und relativ lauter Klang
+ brauchbarer eingebauter Pickup mit 4 Schiebereglern zur Klangregelung
+ moderater Preis

negativ
- für einen fretless unpassende roundwound Saiten (nicht so schlimm, weil wohl üblich)
- zwei Mechaniken wackelten, weil nicht richtig befestigt (Muttern nicht angezogen)
- Mechaniken teils schwergängig (Schmierung fehlt?), auch Geräusche beim Stimmen (Knarzen)
- Hals nicht für fretless eingerichtet, sondern vom bundierten Modell übernommen (irritierende falsche Bundmarkierungs-Punkte sowie zu hoher Sattel)
.................................................................................................................

Review im Detail

Äußere Erscheinung
Die gute Qualität und Verarbeitung der Holz-Bestandteile wirken makellos. Korpus, Hals und Kopfplatte sind aus Mahagoni und weisen eine schöne Maserung auf. Ebenso die Decke aus Fichte, allerdings ist diese nur furniert. Das könnte aber auch ein Vorteil sein, denn dadurch können sich keine Risse bilden wie in einer Decke aus massiver Fichte. Das Griffbrett ist gefertigt aus dem üblichen Rosewood (Palisander). Zum Glück sind auf dessen Oberfläche keine Bundstriche oder Inlays angebracht, was den Eindruck stören würde.
Auch die Hals-Einstellung ist recht gut so wie der Bass aus dem Karton kommt. Ein Werkzeug zum Einstellen wird mitgeliefert. Es fehlt ein oberer Gurtpin, den man bei Bedarf extra kaufen und einschrauben muß. Als Saiten sind - wie leider üblich - nur die besonders für einen fretless wenig geeigneten Roundwound-Werkssaiten aufgezogen. Ich habe sie sofort ersetzt durch die mitbestellten Flats, die Super Light (40-60-75-95) Chromes von D'Addario.

Elektronik
Auch die Elektronik macht einen guten Eindruck. Der eingebaute Tonabnehmer erfüllt seinen Zweck recht gut. Es mag noch bessere Pickups geben, doch sollte man bedenken, daß diese gleich viel oder mehr kosten als hier der komplette Bass!
Die vier Regler für Treble, Mids, Bass und Boost/Cut sind einfach mit Schiebereglern zu bedienen um den gewünschten Klang zu erreichen. Außerdem gibt es noch einen Drehknopf für Volume sowie einen Druckknopf für Phase. Eine rote LED blinkt kurz auf beim Einstecken des Kabels und signalisiert den Ladezustand der Batterie. Ein übliches einfaches Kabel wird ebenfalls mitgeliefert, gut als Reserve für Notfälle. Die Elektronik-Einheit läßt sich leicht herausnehmen zum Wechseln der mitgelieferten 9 Volt-Batterie. Die Ausgangs-Buchse ist unten nicht mittig sondern seitlich rechts angebracht. Sehr praktisch, wenn der Bass mit eingestecktem Kabel abgestellt wird.

Klang / Lautstärke
Der Bass klingt voll und wohltönend und hat allgemein ein unglaublich langes Sustain, besonders bei leeren Saiten. Wie üblich bei fretless Bässen kann das Sustain bei ganz wenigen Tönen etwas kürzer sein. Bei meinem Bass ist es das A im 7. "Bund" auf der D-Saite. Dieser Ton läßt sich aber mit vollem Sustain auf den anderen Saiten spielen.
Bei der Beurteilung hängt sicher vieles ab vom persönlichen Geschmack und der Wahl der Saiten. Ich würde auf alle Fälle für diesen Bass flatwound Saiten empfehlen, z.B. Thomastik-Infeld Jazz oder D'Addario Super Light. Sicher kann kein A-Bass - egal wie gut und teuer - mithalten mit einer lauten Western-Gitarre. Im Duo gespielt mit einer Akustik-Gitarre mit Nylon-Saiten ist der Bass jedoch durchaus ebenbürtig, sogar mit Gesang ohne Mikro. Ich hatte Gelegenheit, das in der Praxis zu testen und war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Für mehr Power sollte man einen passenden Verstärker benutzen.

Mängel / Kritik
Der ansonsten gute Eindruck wurde leider durch einige Mängel getrübt. Im einzelnen sind dies:
1. Zwei der Mechaniken waren nicht richtig auf der Kopfplatte befestigt. Sie wackelten hin und her, denn die Muttern vorne waren nicht richtig angezogen. Das konnte ich aber leicht selbst beheben.
2. Auch sind die Flügel der Mechaniken nicht so leichtgängig wie die von guten teuren Produkten. Oder vielleicht fehlt hier nur Schmiermittel? Um die Saiten richtig zu stimmen, muß man manchmal ein wenig hin- und herdrehen, was aber teilweise von Knarz- und Knackgeräuschen begleitet wird. Ich hoffe, auch das läßt sich leicht beheben.
3. Der Sattel ist zu hoch für einen fretless Bass, was besonders oben im ersten "Bund" deutlich wird, wo alle Töne durch die zu hohe Saitenlage nur schwer zu greifen sind.
4. Sehr ärgerlich finde ich die irritierenden Bundmarkierungs-Punkte auf der schmalen Seite des Halses, die nur auf einem bundierten Bass richtig wären, auf einem fretless jedoch alle völlig falsch sind.

Verbesserungs-Vorschläge
Die in 3. und 4. genannten Fehler stammen daher, weil der Hals des Basses offenbar unverändert übernommen wurde vom gleichen Modell mit Bünden. Wenn schon zwei Modelle - bundiert und fretless - eines identischen Basses angeboten werden, sollte man diese Details auch berücksichtigen und die Hälse entsprechend unterschiedlich herstellen und montieren. Man hätte den Sattel anpassen müssen und die Dots vollkommen weglassen oder noch besser gleich richtig anbringen sollen! Zwar hat ein Kontrabaß auch keine Markierungen für die "Bünde", jedoch ist dieser relativ einfacher zu spielen gegenüber einem A-Bass, der einen "endlos" langen Hals hat.

Fazit
Auf Umtausch und Rücksendung habe ich verzichtet, weil mir die reine Substanz und die Holzverarbeitung des Basses gut gefallen. Auch der Klang sowie die rein akustische Lautstärke erfüllen voll meine Erwartungen. Durch mein aufwendiges eigenes Nachbessern (falsche Punkte übermalt, neue richtige Punkte aufgemalt sowie Sattel tiefer passend gefeilt) bin ich nun recht zufrieden mit dem Bass.
Auf meinem Foto 3 sieht man den tiefergefeilten Sattel, auf Foto 5 sind einige der neu aufgemalten schwarzen Punkte zu erkennen.

Gerne hätte ich vier bis fünf Sterne vergeben, jedoch die Kritikpunkte (besonders 3. und 4.) lassen für mich nur drei Sterne zu. Es sei denn, man bastelt ein wenig am Instrument herum, um es richtig anzupassen. Doch das kann man wirklich nicht jedem zumuten. Wer aber diese Mühen nicht scheut und sich derer bewußt ist, wird an diesem preiswerten Bass trotzdem seine Freude haben.
 
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Sehr schönes Review! Das mit den Bundmarkierungen ist ja wirklich ein dicker Hund...
 
Sehr schönes Review! Das mit den Bundmarkierungen ist ja wirklich ein dicker Hund...
Vielen Dank für die Blumen. :)

Leider sind falsche Bundmarkierungen in dieser Preisklasse nicht unüblich, wie ich schon öfter gelesen habe. Da wird halt gespart und einfach der Hals vom bundierten Bass übernommen. :mad:

An meinem Eastwood/Ampeg fretless dagegen sind die Punkte vollkommen korrekt, obwohl es davon auch ein bundiertes Modell gibt. Aber der war auch ein bißchen teurer. ;)

Wie gesagt, nun bin ich mit dem Bass sehr zufrieden, nachdem ich die kleinen Fehler bereinigt habe.

Falls ihr noch weitere Fragen zum A-Bass habt, ihr wißt wie ihr mich erreichen könnt...
 
Nicht nur, dass das ein qualitativ wertvolles Review ist, es freut mich umso mehr, wenn man auch Berichte über günstige Bässe als Kaufhilfen findet. :great:
Es muß nicht immer Kaviar sein ! ;)

Ich hatte glücklicherweise auch Gelegenheit den Bass zu testen und komme dem Ergebnis, dass er - mal abgesehen von oben angesprochenen Mängeln - einer der Besten Akustikbässe aus dem günstigen Preisbereich ist. Wer also wirklich nicht viel geld für eine akustische Bassgitarre ausgeben möchte ist hier mit dem Preis Leistungsverhältnis gut bedient.
 
Interessantes Review! :great:

Hatte mir überlegt, entweder nen Akustikbass oder nen Fretless anzuschaffen, beides auf einmal wär für den Anfang wohl zuviel des Guten...

sowie einen Druckknopf für Phase.

was macht der? Phasenumkehr? :confused:

oder D'Addario Super Light.

"Super light" wegen deinem persönlichen Geschmack oder bringt das wirklich die besten Ergebnisse? Würd's nicht mit dickeren genau so gehen?

Und das mit den Bundmarkierungen ist in der Tat mistig.
 
Interessantes Review! :great:

was macht der? Phasenumkehr? :confused:

"Super light" wegen deinem persönlichen Geschmack oder bringt das wirklich die besten Ergebnisse? Würd's nicht mit dickeren genau so gehen?
1. Danke. :)

2. Tja, so ein phasenverdrehter Sound, ich denke wie ein dezenter Phaser? Ich benutze immer die normale Einstellung.

3. Super Light sind die dünnsten Flats von D'Addario, meiner Lieblingsmarke. Ich wollte den Hals so wenig wie möglich belasten, denn ein A-Bass ist halt nicht so stabil wie z.B. mein alter Fender. ;)
 
Ach so. Danke!
 
Soweit ich weiß dreht "phase" die Phase des Signals um, sprich die Lautsprecher bewegen sich "raus" wo sie vorher "rein" gingen und andersrum. Hilft glaube ich bei Rückkoplungen.
 
[Martin];4402126 schrieb:
Soweit ich weiß dreht "phase" die Phase des Signals um, sprich die Lautsprecher bewegen sich "raus" wo sie vorher "rein" gingen und andersrum. Hilft glaube ich bei Rückkoplungen.

Ich denke es hilft weniger bei Rückkopplungen, vielmehr bei ungewollten Phasenauslöschungen.
Aber in diesem fall scheint der knopf ja eh eine andere funktion zu haben
 
NACHTRAG:

Per E-Mail sandte ich am 29. Dez. die Kurzform meiner Kritik an Thomann. Nach einer Zwischennachricht vom 6. Jan. ("Ein Mitarbeiter unseres Teams wird sich schnellstmöglich um Ihr Anliegen kümmern...") erhielt ich dann ziemlich überraschend am 13. Jan. eine Mail mit dem Inhalt daß Ersatz-/-Austausch-Mechaniken geliefert würden zum Preis von 0,00 EUR! Sie kamen am 15. Jan an. (Auf den zu hohen Sattel sowie die falschen Markierungspunkte ging man jedoch nicht ein. :rolleyes: )

Ich montierte sie noch am gleichen Tag und stellte erfreut fest, daß sie (obwohl ein no-name Produkt) tatsächlich einwandfrei sind, nicht zu vergleichen mit den ursprünglich verbauten. Sie sehen auch (auf den ersten Blick kaum merklich) etwas anders aus, sind sehr stimmstabil und die Flügel lassen sich nun einwandfrei leicht und ohne Geräusche drehen. Warum nicht gleich so?

Den Bass besitze ich jetzt mehr als 5 Wochen, spiele ihn täglich stundenlang und kann zusammenfassend sagen, daß ich nun doch sehr zufrieden damit bin. :) Rückblickend haben mir die kleinen Basteleien, die zur Verbesserung beitrugen, sogar Spaß gemacht. ;)

Und weil ich bestechlich bin, gebe ich nun mit leichten Bedenken sogar 4 Sterne dafür. :D
 
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