[Amp] Vox Cambridge 30

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Einleitung

Nachdem ich meine Einstiegszeit als Metalkiddie hinter mir hatte, lag erstmal die Gitarre ein paar Monate rum - kein Auftrieb, mit der Band war wenig los, deshalb ausgestiegen, und ich widmete meine Zeit lieber dem Programmieren, wo ich nebenbei immer Radio hörte. Eines Tages, als ich einen guten Sender suchte, blieb ich an einem guten Sänger hingen - und hey, da war ja auch eine E-Gitarre! Nur klang die so seltsam, gar nicht verzerrt oder cleane Akkorde, und hat auch immer nur so kleine Phrasen gespielt - muss wohl Jazz oder sowas sein.
Das war meine erste Begegnung mit dem Blues; mittlerweile hab ich sogar genau die Aufnahme von damals aus dem Radio gefunden: I'll play the blues for you von Albert King.
Ich habe so ziemlich zum ersten Mal seit dem Kauf meiner Epiphone Explorer (irgendwie vermiss ich sie - wenn jemand zufällig eine günstig anzubieten hat, vielleicht hab ich grad etwas Geld üblich) den Halspickup verwendet, meinen Fender Frontman mal ohne den DS-1 betrieben, und da war Sound. Klar, nicht der ultimative, aber ich hatte eine neue Welt entdeckt und die Gitarre die nächsten paar Stunden nicht weggelegt.

Irgendwann musste aber was voluminöseres her, also fuhr ich in meinen Stammladen und habe dort mal ein paar Verstärker in meiner Preisklasse angespielt. Und da stand er: Ein Vox, einer, der richtig nach Vox aussah, fast wie ein kleiner AC-30, sogar mit Röhre in der Vorstufe und Celestionspeaker, und auf dem Preisschild stand 299,-. Kurz angespielt, verliebt, zum Bank gefahren und 150 für die Anzahlung abgehoben. Und noch immer bin ich mit ihm vollkommen glücklich.

Ausstattung

Leistung: 30 Watt
Speaker: Celestion 10"

Kanäle:
Clean: Volume, Treble, Bass
Overdrive: Gain, Treble, Bass, Volume, Gainboost-Schalter, Midboost-Schalter
Effekte:
Tremolo: Depth, Speed
Reverb: Mix

Fußschaltfunktionen:
Doppelfußschalter A: Kanal, Tremolo
Doppelfußschalter B: Gainboost, Reverb

Speaker Out
Line Out
Headphone Out

Endstufe: Transistor
Vorstufe: Transistor + 12AX7 (kein Starved Plate Betrieb, echte 187V)

Klang

Man hört oft von Cambridges, die sehr leise und dünn klingen - das kann zwei einfache Gründe haben:
Im Innernen gibt es zwei Trimmer, die das Tremolo justieren - falls diese schlecht eingestellt sind, funktioniert das Tremolo nur schlecht und/oder der Verstärker ist leise.
Andererseits hat der Optokoppler eine hohe Ausfallrate, insofern ersetzen ihn viele.
Meiner war von Anfang an gut eingestellt; was mich an diesem Amp von Anfang an verzaubert hat, war der Cleankanal:
Einerseits kann er einen sehr runden, vollen, aber dennoch nicht dumpfen oder spitzen Akkordbegleitsound haben, andererseits einen fetten, artikulierten Singlenote-Bluessound; alles in allem vom Frequenzverhalten sehr voxig, aber vollkommen ohne Sag. Die Ansprache ist gnadenlos direkt; zwar nicht 100% authentisch, aber ich werd regelmäßig für den Cleansound beneidet.
Der Zerrkanal hat recht hohe Gainreserven, starke Betonung in den Hochmitten, wirkt irgendwie unausgewogen, aber für Britrock etc sehr gut. Wenn man den Midboost aktiviert, erinnert das Ganze an ein vorgeschaltetes Wah; nicht gerade brauchbar. Später mehr dazu; im Werkszustand ist dieser Kanal jedenfalls wirklich Geschmackssache.
Der Reverb ist brauchbar; allerdings für meinen Geschmack zu viel Höhen und zu lange Nachhallzeit.
Das Tremolo ist ein echtes Highlight; pulsiert richtig schön rau, ohne kantig zu sein. Gefällt mir sehr gut.
Der Cleankanal fängt je nach Pickups bei Volume 10-12 Uhr zu crunchen an, und zwar richtig gut! Wie ich später herausgefunden habe, sind Clippingdioden im Signalweg.

Modifikationen

Wie schon erwähnt war der Zerrkanal nie wirklich mein Ding; hab für sowas entweder den Cleankanal weit aufgedreht oder einen Tubescreamer verwendet.
Irgendwann hab ich den Schaltplan in die Hände bekommen, und ich muss sagen, ich war in vielen Hinsichten überrascht:
- Die 12AX7 ist zwar "klassisch" beschaltet, allerdings wird zuvor schon durch LEDs verzerrt;
- Im Zerrkanal gibt es noch eine zweite, fix eingestellte Klangregelung zwischen den beiden Röhrenhälften
- Alle Klangregelungen waren vom Grundaufbau her modifizierte Fendertypen mit fest eingestelltem Mittenregler
- Am Ende des Zerrkanals saßen ein Kondensator und eine Spule, die mittels dem Midboostschalter entweder seriell im Signalweg oder auf die Masse geschaltet werden konnten
- Am Anfang des Zerrkanals sitzt ein Tiefpass, der recht extrem eingreift
Bei so einem verqueren Frequenzgang konnte ja gar nicht der puristische Crunch rauskommen, den ich suchte. Kurz und knapp:
LEDs rausgeworfen, Midboost-Schaltung entfernt, Tiefpass rausgehauen.
Testweise hab ich mal die 2. Klangregelung deaktiviert, allerdings wars dann viel zu gainig und zu mittig. Wenn ich allerdings mal die Platine rausbauen muss, und somit die Spule ganz entfernen kann, wird der ehemalige Midboostschalter dafür benutzt; den richtigen Namen hat er ja schon.

Und auf einmal kommt mir da ein sehr harmonischer, ausgewogener Sound entgegen, ohne übermäßiges Rauschen, gut mit Potis kontrollierbar - einfach herrlich.
Der Gainboostschalter lässt einen praktikablen Sprung zu, z.B. leichter Crunch/Lead, Hardrockzerre/Classic Metal Distortion, AC/DC/Gary Moore.

Fazit

Ein guter Amp für wenig Geld, wenn man einen guten Cleankanal mit ein paar wenigen, analogen Effekten und einen Britrock-Zerrsound sucht; andererseits eine schöne Spielwiese für Ampmodder. Ich geb meinen nicht so schnell her.

Pro/Contra:

+ Clean
+ Tremolo
+ Schaltmöglichkeiten
+ Umbaumöglichkeiten
- Overdrive
- Reverb
- Kein Einschleifweg

MfG Fabian
 
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Reaktionen: 2 Benutzer
danke für das review..

ich kenne zwar den cambridge nur aus der werbung, aber besitze selbst einen vr30r..das ist vom prinzip wohl der gleiche amp - nur ohne tremolo..

beim vr gibt es auch 2 kanäle, master und echten federhall, jeder kanal getrennt einstellbar..da ich auch einen ac15 aus der alten engl. serie besitze, kann ich einen vergleich anstellen: der kleine china - vox ist für mich ne echte sensation und definitif unverkäuflich.

ob zuhause, auf kleinen feten ohne pa oder beim echten gig; das teil macht alles mit bravour..
 
Sehr schönes Review, das gibt Punkte!

Ich besitze auch den VR-30R und bin wirklich zufrieden damit. Auch wenn in den nächsten 2, 3 Jahren was anderes geplant ist (Mesa Boogie), werde ich den VR-30R zum Üben behalten :)

MfG
 
Hallo,
meines Wissens ist der VR30 der Nachfolger des Cambridge. Der Unterschied ist das geringere Gehäusevolumen, und hauptsächlich, dass die Röhre dort nicht wie beim Cambridge verschaltet ist, sondern quasi als Miniendstufe hinter der gesamten Vorstufe liegt, ein Prinzip, das Vox jetzt bei ihren aktuellen Modellingprodukten aufgegriffen hat.
Du als Bealter einen Mesa? Was denn für einer, wenn man fragen darf?
 
Ah okay, das wusste ich auch noch nicht. Aber liegt nahe, die 2 sehen sich ja auch ähnlich.

Ich habe mich in den Lonestar Special 2x12 verliebt, der wird es wohl irgendwann werden. Hat nen schönen Cleansound (daher auch für einen Beatler passend) und der crunch/overdrive ist imho perfekt für Blues/Bluesrock geeignet.

Der Vox AC30H2 gefällt mir allerdings auch. Auf jeden fall wirds wohl einer von denen - kommt drauf an was die Bucht bzw. der Geldbeutel bieten :D

MfG
 

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