Maik2005
Registrierter Benutzer
So Leute, ich habe wie angekündigt mein Fender Bandmaster-Stack veräußert und will mich wieder mehr mit dem Recording am PC beschäftigen
.
Jetzt habe ich mir zum Aufnehmen zum einen das großartige Guitar Rig 3 Session geholt (ein ausführliches Review folgt noch demnächst) und zum anderen brauchte ich fürs Recording einen einfachen Bass.
Angespornt durch diverse gute Tests in Gitarre und Bass sowie in Guitar habe ich mir mal auf gut Glück einen Harley Benton MB 22 in Twotone-Sunburst bestellt.
Das Teil kostet unfassbare 99 Euro und da es ja die 30-Tage-Money-Back-Garantie gibt hatte ich nichts zu verlieren obwohl ich trotz der guten oben erwähnten Tests in Fachzeitschriften eher skeptisch war.
Bitte beachtet beim Hören der Soundfiles und auch beim Review generell, dass ich Gitarrist und kein Bassist bin, also alles ohne Gewähr, aber ob sich etwas gut anfühlt und gut klingt, kann ich denk ich mal trotzdem ganz gut beurteilen
Es handelt sich hierbei um eine klassisch ausschauende Jazzbass-Kopie.
Ich habe bewusst die Jazzbass-Kopie genommen, da mir als Gitarrist bei der Precisionbass-Kopie der Hals doch zu klobig wäre, den Jazzbass-Hals kannte ich vom Profil her von nem befreundeten Bassisten.
Ersteindruck/Optik/Verarbeitung
Dann erstmal das orangefarbene Kärtchen gezückt und ab zur Post, um den Bass abzuholen zusammen mit Guitar Rig 3 Session.
Der Karton ist zwar groß allerdings seeehr leicht ..muss ja nichts negatives heißen.
Zuhause packe ich gespannt den Bass aus und erwarte folgendes:
Schlechtes Grundsetup, abstehende Bundgrate, labrige Tuner und schlechte Intonation.
Dann erstmal den Bass optisch unter die Lupe genommen:
Was als erstes auffällt: Saubere Lackierung aber eine Decke, bei der man deutlich sieht, dass der Korpus wohl aus mehreren Holzschichten zusammengeleimt wurde, hier ist garantiert nichts einteilig ..vielleicht werden für die Harley Benton-Bässe in dieser Preisklasse ja die Holzverschnitt-Reste anderer Hersteller benutzt ;-) Es sieht nicht wirklich schlecht aus die Lackierung sieht sehr lecker aus mein Kompliment.
Dann das erste Aha-Erlebnis: Keine abstehenden Bundgräte!
Schön seidenmatt lackierte Halsrückseite und hochglänzend lackierte Kopfplatte wow ..und das für einen Preis, zu dem man theoretisch auch einen Tonabnehmer oder Ersatz-Mechaniken bekommen könnte
Interessant ist bei der Halsrückseite, dass man an einer Stelle eine RICHTIG dunkle Stelle im Holz sehen kann, das erinnert irgendwie daran , dass es eben doch ein Stück aus einem echten Ahorn-Baumstamm ist sowas habe ich bei anderen Gitarren/Bässen noch nie gesehen stört aber auch nicht.
Auf der Kopfplatten-Rückseite fällt mir als nächstes der FHC-Aufkleber auf, der darauf hinweist, dass nur zertifiziertes Holz benutzt wird.
Das finde ich sehr erstaunlich wenn man den Preis bedenkt.
Also ein grüner Bass bei dem das Gewissen beruhigt ist ;-)
Witzigerweise sind am unteren Rand des 9. und 10. Bundes des Rosewood-Griffbretts (das eine schöne dunkle Maserung besitzt) wenn man von oben aufs Griffbrett schaut zwei Löcher zu sehen, die einen Durchmesser von unter einem Milimeter besitzen.
Spielerisch wird das nichts ausmachen aber auch DAS wird man wohl bei einem Bass eines größeren Herstellers aufgrund der internen Qualitätskontrolle nie finden man stelle sich das mal z.B. bei Herrn Paul Reed Smith vor: Ähm ..das ist ne Private Stock Custom 24 leider zwei 2 Löcher vorn drin, der Joe Knaggs musste mal wieder die Football-Tipps auf dem Hals aufspießen...
Meine Theorie: Wahrscheinlich waren dort zwei Zettel mit Heftzwecken befestigt, auf dem einen stand Diesen Bass bitte in Two Tone Sunburst und auf dem anderen Zettel stand Die erste Lackschicht TROCKNEN lassen, bevor die zweite aufgetragen wird :-D
Dann gehen wir mal an das Ende des Halses: Die Tuner sind schön vintage-mäßig und laufen erstaunlicherweise sehr sahnig und halten sogar die Stimmung.
Der Sattel selbst ist sauber gekerbt und alle Saiten laufen gut durch und es schnarrt beim ersten Trockentest NICHTS (doch dazu gleich mehr beim Klang).
Ich weiß nicht , aus welchem Material der Steg ist, jedenfalls macht er einen guten Eindruck.
Die Potis für die beiden Tonabnehmer und das Tonepoti laufen sahnig und ohne irgendwelche Kratzer oder Aussetzer.
Beim Volumen-Poti ist die Regelcharakteristik jedoch so, dass bereits von Vollanschlag nur ein wenig zurückgedreht werden muss, um schon fast Ruhe zu haben also alles andere als gleichmäßig aber das ist mir egal, werde keine Einblendeffekte bei Recordings mit dem Bass machen obwohl das mit diesem kurzen Regelweg durchaus möglich wäre ;-)
Auch die Klinkenbuchse macht einen grundsoliden Eindruck.
Die Tonabnehmer sind normale Jazzbass-Kopien und wirken sauber verarbeitet.
Je mehr ich das so inspiziere desto weniger verstehe ich den Gesamtpreis dieses Instruments, wie ist das denn bitte möglich?
An einer Stelle wird jedoch zum erneuten Mal neben den Löchern im Griffbrett die Preisklasse deutlich:
Das Pickguard ist an den Rändern dermaßen unsauber geschnitten und verfranzt, dass man meinen könnte, dass hier kein Werkzeug benutzt wurde wahrscheinlich hat ein Chinese aus Ärger über seinen bescheidenen Stundenlohn die Form aus dem Rohling einfach rausgebissen .
Naja aber bitte mal realistisch bleiben:
Wen DAS wirklich unter Berücksichtigung des Anschaffungspreis stört, der kauft sich halt ein gescheites Replacement-Pickguard und Ruhe is
Als nächstes schaue ich mir die Hals-Korpus-Verschraubung an:
Verschraubt mit einer Halsplatte aus Metall und 4 Schrauben fällt mir auf, dass die Metallplatte am Korpus nicht direkt aufliegt.
Es befindet sich zwischen der Metallplatte und dem Korpus noch eine schwarze Plastik-Scheibe mit gleichem Umriss wie die Metallplatte.
Vermutlich soll diese Plastikplatte als Schutz dienen, damit sich die Metallplatte nicht in das (Sperr?)-Holz eindrückt und somit die Verbindung schwächt.
Der Hals sitzt satt in der Tasche, da wackelt nichts und auch kein Blatt Papier passt zwischen Hals und Korpus das ist schon sehr erstaunlich ..
Was mich auch erstaunt: Selbst die Tonabnehmer wurden praxisgerecht justiert, so dass die oberen Ecken der Tonabnehmer etwas tiefer justiert wurden, um die tiefen Saiten nicht zu dominant wummern zu lassen.
Ich bin also vom Ersteindruck mehr als begeistert, soviel gutes hatte ich nicht erwartet.
Man bekommt hier ne Menge Bass fürs Geld und dazu die zeitlos schöne Jazzbass-Silouhette MIT nahezu fenderesker Kopfplatte was auch nicht selbstverständlich bei Kopien ist.
Ich gebe hier 8 von 10 möglichen Punkten.
Bespielbarkeit/Klang
Kommen wir zum nächsten Teil ..beim ersten Anspielen fällt mir auf, dass der Hals super eingestellt ist , alles lässt sich butterweich spielen und bis auf die tiefe E-Saite, die auf C# runtergestimmt war, ist der Bass sogar auf Anhieb nur einen Tick zu tief, aber ansonsten sauber gestimmt.
Der Trockentest offenbart einen sauberen ausgeglichenen Ton ohne irgendwelche Auffälligkeiten, das vibriert und schnurrt natürlich nicht so wie beim 89er American Jazzbass meines Kollegens aber wir wollen ja realistisch bleiben.
Dann mal ran ans Kabel, junges Fräulein...B]
Es schnarrt wie schon oben erwähnt nichts und beim ersten Antesten mit ein paar Presets von Guitar Rig 3 Session macht sich direkt Spielfreude breit .was da aus den Lautsprechern bzw. Kopfhörer kommt klingt sehr amtlich .es klingt alles typisch nach Jazzbass und nichts klingt irgendwie steril oder billig.
Funkige Bass-Linien kommen ebenso frisch und drahtig rüber wie einfaches 8-tel-Rock-Spiel mit Plektrum.
Selbst jazzige knurrende Linien (Stegtonabnehmer mit abgesenktem bis ganz rausgedrehten Höhen) kommen mit gesundem Sustain und klingen wirklich erstaunlich gut.
Natürlich habe ich als Gitarrist nicht das Ohr, was ein erfahrener Bassist mitbringt, aber ich habe gesunde Ohren und höre hier wirklich vom Sound nichts, was irgendwie negativ klingt.
Leider kann ich nicht slappen, sodass ich die Slapping-Fähigkeiten nicht beleuchten kann.
Vor einer Sache hatte ich beim Bestellen sehr große Angst und Bedenken:
Wie schaut es mit der Bundreinheit und Oktavreinheit aus?
Andere Kleinigkeiten wie das in Handarbeit gebissene Pickguard lassen sich für wenig Geld leicht korrigieren, wenn allerdings die Bünde und der Hals generell Mist wären, wäre ein Replacement-Hals und eine Neubundierung oder Korrektur beim Gitarrenbauer notwendig ..beides Maßnahmen, die bei einem Gesamtpreis des Basses von 99 Euro einem Totalschaden gleich kämen .dies wäre ein Grund, den Bass innerhalb der 30-Tage-Moneyback-Frist zurückzuschicken.
Doch die positive Überraschung:
Der Bass klingt sauber und intoniert auf Anhieb gut, selbst testweise Pentatonik-Licks in hohen Lagen (die naturgemäß Gitarren-inspiriert sind was die Spielweise angeht ;-) klingen wirklich sauber, früher war das gerade bei billigen E-Gitarren oft nicht der Fall.
Ich habe mal mit Cubase LE 4 über das Guitar Rig 3 Session-Interface ein paar Klangbeispiele aufgenommen mit entsprechender Beschreibung der jeweiligen Tonabnehmer-Konfiguration und Stellung des Tonreglers.
Jetzt müsste mir nur wer erklären, ob und wenn ja wie man Dateien in die Reviews einbinden kann ich erwarte PNs oder hier direkt bitte posten ;-)
Beim Aufdrehen beider Tonabnehmer-Signale herrscht absolute Brummfreiheit, schön fürs Recording.
Die beiden Tonabnehmer machen insgesamt das, was ich erwarte:
Einen schiebenden druckvollen Klang über den Halstonabnehmer und einen knurrigen offensiven Funk-Klang am Steg.
Zusammengeschaltet herrscht neben der erwähnten Brummfreiheit ein schöner Allround-Klang.
Für den Klang gibt es satte 9 von 10 Punkten, Jazzbass-Sounds zum Geiz ist geil-Tarif!
Fazit:
Meine zuvor vorhandenen Befürchtungen sind wie weggeflogen .unglaublich was hier angesichts des Preises geboten wird:
Ein grundsolider (keine Ahnung ob das auch auf das Korpusholz zutrifft) Bass, der sauber verarbeitet ist und bis auf die erwähnten kleineren teilweise sogar witzigen Fehlerchen sehr viel Gegenwert fürs Geld bietet.
Ich werde voraussichtlich nicht die Möglichkeit haben, den Bass mal unter Livebedingungen im Bandkontext zu testen.
Allerdings sind die Sounds, die man mit ihm auf Band bekommt, mehr als ansprechend.
Natürlich haben wir hier kein virtuoses Solisten-Instrument, aber wenn ich an meine eigenen Anfänge an der E-Gitarre anno 1995 denke hat sich einiges getan:
Die oft gescholtene Globalisierung hat hier für Bass-Einsteiger oder auch für Gitarristen wie mich, die einfach einen simplen Bass für Recordings brauchen, nur Vorteile:
Für unter 100 Euro bekommt man einen Bass, der zumindest soviel Qualität bietet, dass man ohne Frust spielen und aufnehmen kann das war nicht zu erwarten.
Ich erinnere mich an einen Bass , den wir damals 1998 (die älteren Semester des Boards werden das damals in Bezug auf 1998 mit einem mildem Lächeln quittieren ;-) in der Schule im Musikunterricht hatten (eine schwarze Collins-Jazzbass-Kopie).
Der klang wie ein Stück Blech mit Holz dran und hatte einen furchtbaren Hals mit abstehenden Bundgräten und die gesamte Elektrik machte einen sehr schlechten Gesamteindruck.
Bei dem Harley Benton entsprechen zumindest die für die Bespielbarkeit und Klang entscheidenden Details einen Mindeststandard, der sehr erstaunlich ist.
Man bekommt hier wirklich einen Bass, der die klassischen Fender Jazzbass-Klänge zu einem unglaublichen Kurs bringt .ich kann mir sogar vorstellen, dass man durch andere Pickups noch mehr an Klangsubstanz rausholen könnte wobei man sich das natürlich überlegen muss, da ein solches Replacement genauso viel kosten würde wie der ganze Bass ;-)
Es ist allerdings nicht notwendig, die vorhandenen Tonabnehmer klingen gut!
Ich kann diesen Bass absolut weiter empfehlen!
Selbst wenn ich jetzt mit meinem Modell nur Glück hatte und es doch Modelle mit gröberen Schnitzern gibt, ist man da durch die 30-Tage-Moneyback-Garantie abgesichert.
Insgesamt gebe ich 9 von 10 Punkten.
Wenn man die paar Kleinigkeiten (Löcher im Griffbrett, Pickguard, Maserung Korpusholzfront) etwas optimieren würde, könnte dieser Bass auch locker 200 Euro kosten und wäre immer noch vergleichsweise preiswert.
Schöne neue Welt: 99 Euro für einen wertigen grundsoliden Bass, der mich von nun an beim Recorden begleiten wird.
Bin sogar auf Dauer am überlegen, ob ich mir noch eine Harley Benton-Fretless-Variante oder deren Stingray-Kopie mit Humbucker für härtere Brillanz-Klänge kaufen soll, aber erstmal werde ich mit der Jazz-Kopie sehr viel Spaß haben!
Jetzt habe ich mir zum Aufnehmen zum einen das großartige Guitar Rig 3 Session geholt (ein ausführliches Review folgt noch demnächst) und zum anderen brauchte ich fürs Recording einen einfachen Bass.
Angespornt durch diverse gute Tests in Gitarre und Bass sowie in Guitar habe ich mir mal auf gut Glück einen Harley Benton MB 22 in Twotone-Sunburst bestellt.
Das Teil kostet unfassbare 99 Euro und da es ja die 30-Tage-Money-Back-Garantie gibt hatte ich nichts zu verlieren obwohl ich trotz der guten oben erwähnten Tests in Fachzeitschriften eher skeptisch war.
Bitte beachtet beim Hören der Soundfiles und auch beim Review generell, dass ich Gitarrist und kein Bassist bin, also alles ohne Gewähr, aber ob sich etwas gut anfühlt und gut klingt, kann ich denk ich mal trotzdem ganz gut beurteilen
Es handelt sich hierbei um eine klassisch ausschauende Jazzbass-Kopie.
Ich habe bewusst die Jazzbass-Kopie genommen, da mir als Gitarrist bei der Precisionbass-Kopie der Hals doch zu klobig wäre, den Jazzbass-Hals kannte ich vom Profil her von nem befreundeten Bassisten.
Ersteindruck/Optik/Verarbeitung
Dann erstmal das orangefarbene Kärtchen gezückt und ab zur Post, um den Bass abzuholen zusammen mit Guitar Rig 3 Session.
Der Karton ist zwar groß allerdings seeehr leicht ..muss ja nichts negatives heißen.
Zuhause packe ich gespannt den Bass aus und erwarte folgendes:
Schlechtes Grundsetup, abstehende Bundgrate, labrige Tuner und schlechte Intonation.
Dann erstmal den Bass optisch unter die Lupe genommen:
Was als erstes auffällt: Saubere Lackierung aber eine Decke, bei der man deutlich sieht, dass der Korpus wohl aus mehreren Holzschichten zusammengeleimt wurde, hier ist garantiert nichts einteilig ..vielleicht werden für die Harley Benton-Bässe in dieser Preisklasse ja die Holzverschnitt-Reste anderer Hersteller benutzt ;-) Es sieht nicht wirklich schlecht aus die Lackierung sieht sehr lecker aus mein Kompliment.
Dann das erste Aha-Erlebnis: Keine abstehenden Bundgräte!
Schön seidenmatt lackierte Halsrückseite und hochglänzend lackierte Kopfplatte wow ..und das für einen Preis, zu dem man theoretisch auch einen Tonabnehmer oder Ersatz-Mechaniken bekommen könnte
Interessant ist bei der Halsrückseite, dass man an einer Stelle eine RICHTIG dunkle Stelle im Holz sehen kann, das erinnert irgendwie daran , dass es eben doch ein Stück aus einem echten Ahorn-Baumstamm ist sowas habe ich bei anderen Gitarren/Bässen noch nie gesehen stört aber auch nicht.
Auf der Kopfplatten-Rückseite fällt mir als nächstes der FHC-Aufkleber auf, der darauf hinweist, dass nur zertifiziertes Holz benutzt wird.
Das finde ich sehr erstaunlich wenn man den Preis bedenkt.
Also ein grüner Bass bei dem das Gewissen beruhigt ist ;-)
Witzigerweise sind am unteren Rand des 9. und 10. Bundes des Rosewood-Griffbretts (das eine schöne dunkle Maserung besitzt) wenn man von oben aufs Griffbrett schaut zwei Löcher zu sehen, die einen Durchmesser von unter einem Milimeter besitzen.
Spielerisch wird das nichts ausmachen aber auch DAS wird man wohl bei einem Bass eines größeren Herstellers aufgrund der internen Qualitätskontrolle nie finden man stelle sich das mal z.B. bei Herrn Paul Reed Smith vor: Ähm ..das ist ne Private Stock Custom 24 leider zwei 2 Löcher vorn drin, der Joe Knaggs musste mal wieder die Football-Tipps auf dem Hals aufspießen...
Meine Theorie: Wahrscheinlich waren dort zwei Zettel mit Heftzwecken befestigt, auf dem einen stand Diesen Bass bitte in Two Tone Sunburst und auf dem anderen Zettel stand Die erste Lackschicht TROCKNEN lassen, bevor die zweite aufgetragen wird :-D
Dann gehen wir mal an das Ende des Halses: Die Tuner sind schön vintage-mäßig und laufen erstaunlicherweise sehr sahnig und halten sogar die Stimmung.
Der Sattel selbst ist sauber gekerbt und alle Saiten laufen gut durch und es schnarrt beim ersten Trockentest NICHTS (doch dazu gleich mehr beim Klang).
Ich weiß nicht , aus welchem Material der Steg ist, jedenfalls macht er einen guten Eindruck.
Die Potis für die beiden Tonabnehmer und das Tonepoti laufen sahnig und ohne irgendwelche Kratzer oder Aussetzer.
Beim Volumen-Poti ist die Regelcharakteristik jedoch so, dass bereits von Vollanschlag nur ein wenig zurückgedreht werden muss, um schon fast Ruhe zu haben also alles andere als gleichmäßig aber das ist mir egal, werde keine Einblendeffekte bei Recordings mit dem Bass machen obwohl das mit diesem kurzen Regelweg durchaus möglich wäre ;-)
Auch die Klinkenbuchse macht einen grundsoliden Eindruck.
Die Tonabnehmer sind normale Jazzbass-Kopien und wirken sauber verarbeitet.
Je mehr ich das so inspiziere desto weniger verstehe ich den Gesamtpreis dieses Instruments, wie ist das denn bitte möglich?
An einer Stelle wird jedoch zum erneuten Mal neben den Löchern im Griffbrett die Preisklasse deutlich:
Das Pickguard ist an den Rändern dermaßen unsauber geschnitten und verfranzt, dass man meinen könnte, dass hier kein Werkzeug benutzt wurde wahrscheinlich hat ein Chinese aus Ärger über seinen bescheidenen Stundenlohn die Form aus dem Rohling einfach rausgebissen .
Naja aber bitte mal realistisch bleiben:
Wen DAS wirklich unter Berücksichtigung des Anschaffungspreis stört, der kauft sich halt ein gescheites Replacement-Pickguard und Ruhe is
Als nächstes schaue ich mir die Hals-Korpus-Verschraubung an:
Verschraubt mit einer Halsplatte aus Metall und 4 Schrauben fällt mir auf, dass die Metallplatte am Korpus nicht direkt aufliegt.
Es befindet sich zwischen der Metallplatte und dem Korpus noch eine schwarze Plastik-Scheibe mit gleichem Umriss wie die Metallplatte.
Vermutlich soll diese Plastikplatte als Schutz dienen, damit sich die Metallplatte nicht in das (Sperr?)-Holz eindrückt und somit die Verbindung schwächt.
Der Hals sitzt satt in der Tasche, da wackelt nichts und auch kein Blatt Papier passt zwischen Hals und Korpus das ist schon sehr erstaunlich ..
Was mich auch erstaunt: Selbst die Tonabnehmer wurden praxisgerecht justiert, so dass die oberen Ecken der Tonabnehmer etwas tiefer justiert wurden, um die tiefen Saiten nicht zu dominant wummern zu lassen.
Ich bin also vom Ersteindruck mehr als begeistert, soviel gutes hatte ich nicht erwartet.
Man bekommt hier ne Menge Bass fürs Geld und dazu die zeitlos schöne Jazzbass-Silouhette MIT nahezu fenderesker Kopfplatte was auch nicht selbstverständlich bei Kopien ist.
Ich gebe hier 8 von 10 möglichen Punkten.
Bespielbarkeit/Klang
Kommen wir zum nächsten Teil ..beim ersten Anspielen fällt mir auf, dass der Hals super eingestellt ist , alles lässt sich butterweich spielen und bis auf die tiefe E-Saite, die auf C# runtergestimmt war, ist der Bass sogar auf Anhieb nur einen Tick zu tief, aber ansonsten sauber gestimmt.
Der Trockentest offenbart einen sauberen ausgeglichenen Ton ohne irgendwelche Auffälligkeiten, das vibriert und schnurrt natürlich nicht so wie beim 89er American Jazzbass meines Kollegens aber wir wollen ja realistisch bleiben.
Dann mal ran ans Kabel, junges Fräulein...B]
Es schnarrt wie schon oben erwähnt nichts und beim ersten Antesten mit ein paar Presets von Guitar Rig 3 Session macht sich direkt Spielfreude breit .was da aus den Lautsprechern bzw. Kopfhörer kommt klingt sehr amtlich .es klingt alles typisch nach Jazzbass und nichts klingt irgendwie steril oder billig.
Funkige Bass-Linien kommen ebenso frisch und drahtig rüber wie einfaches 8-tel-Rock-Spiel mit Plektrum.
Selbst jazzige knurrende Linien (Stegtonabnehmer mit abgesenktem bis ganz rausgedrehten Höhen) kommen mit gesundem Sustain und klingen wirklich erstaunlich gut.
Natürlich habe ich als Gitarrist nicht das Ohr, was ein erfahrener Bassist mitbringt, aber ich habe gesunde Ohren und höre hier wirklich vom Sound nichts, was irgendwie negativ klingt.
Leider kann ich nicht slappen, sodass ich die Slapping-Fähigkeiten nicht beleuchten kann.
Vor einer Sache hatte ich beim Bestellen sehr große Angst und Bedenken:
Wie schaut es mit der Bundreinheit und Oktavreinheit aus?
Andere Kleinigkeiten wie das in Handarbeit gebissene Pickguard lassen sich für wenig Geld leicht korrigieren, wenn allerdings die Bünde und der Hals generell Mist wären, wäre ein Replacement-Hals und eine Neubundierung oder Korrektur beim Gitarrenbauer notwendig ..beides Maßnahmen, die bei einem Gesamtpreis des Basses von 99 Euro einem Totalschaden gleich kämen .dies wäre ein Grund, den Bass innerhalb der 30-Tage-Moneyback-Frist zurückzuschicken.
Doch die positive Überraschung:
Der Bass klingt sauber und intoniert auf Anhieb gut, selbst testweise Pentatonik-Licks in hohen Lagen (die naturgemäß Gitarren-inspiriert sind was die Spielweise angeht ;-) klingen wirklich sauber, früher war das gerade bei billigen E-Gitarren oft nicht der Fall.
Ich habe mal mit Cubase LE 4 über das Guitar Rig 3 Session-Interface ein paar Klangbeispiele aufgenommen mit entsprechender Beschreibung der jeweiligen Tonabnehmer-Konfiguration und Stellung des Tonreglers.
Jetzt müsste mir nur wer erklären, ob und wenn ja wie man Dateien in die Reviews einbinden kann ich erwarte PNs oder hier direkt bitte posten ;-)
Beim Aufdrehen beider Tonabnehmer-Signale herrscht absolute Brummfreiheit, schön fürs Recording.
Die beiden Tonabnehmer machen insgesamt das, was ich erwarte:
Einen schiebenden druckvollen Klang über den Halstonabnehmer und einen knurrigen offensiven Funk-Klang am Steg.
Zusammengeschaltet herrscht neben der erwähnten Brummfreiheit ein schöner Allround-Klang.
Für den Klang gibt es satte 9 von 10 Punkten, Jazzbass-Sounds zum Geiz ist geil-Tarif!
Fazit:
Meine zuvor vorhandenen Befürchtungen sind wie weggeflogen .unglaublich was hier angesichts des Preises geboten wird:
Ein grundsolider (keine Ahnung ob das auch auf das Korpusholz zutrifft) Bass, der sauber verarbeitet ist und bis auf die erwähnten kleineren teilweise sogar witzigen Fehlerchen sehr viel Gegenwert fürs Geld bietet.
Ich werde voraussichtlich nicht die Möglichkeit haben, den Bass mal unter Livebedingungen im Bandkontext zu testen.
Allerdings sind die Sounds, die man mit ihm auf Band bekommt, mehr als ansprechend.
Natürlich haben wir hier kein virtuoses Solisten-Instrument, aber wenn ich an meine eigenen Anfänge an der E-Gitarre anno 1995 denke hat sich einiges getan:
Die oft gescholtene Globalisierung hat hier für Bass-Einsteiger oder auch für Gitarristen wie mich, die einfach einen simplen Bass für Recordings brauchen, nur Vorteile:
Für unter 100 Euro bekommt man einen Bass, der zumindest soviel Qualität bietet, dass man ohne Frust spielen und aufnehmen kann das war nicht zu erwarten.
Ich erinnere mich an einen Bass , den wir damals 1998 (die älteren Semester des Boards werden das damals in Bezug auf 1998 mit einem mildem Lächeln quittieren ;-) in der Schule im Musikunterricht hatten (eine schwarze Collins-Jazzbass-Kopie).
Der klang wie ein Stück Blech mit Holz dran und hatte einen furchtbaren Hals mit abstehenden Bundgräten und die gesamte Elektrik machte einen sehr schlechten Gesamteindruck.
Bei dem Harley Benton entsprechen zumindest die für die Bespielbarkeit und Klang entscheidenden Details einen Mindeststandard, der sehr erstaunlich ist.
Man bekommt hier wirklich einen Bass, der die klassischen Fender Jazzbass-Klänge zu einem unglaublichen Kurs bringt .ich kann mir sogar vorstellen, dass man durch andere Pickups noch mehr an Klangsubstanz rausholen könnte wobei man sich das natürlich überlegen muss, da ein solches Replacement genauso viel kosten würde wie der ganze Bass ;-)
Es ist allerdings nicht notwendig, die vorhandenen Tonabnehmer klingen gut!
Ich kann diesen Bass absolut weiter empfehlen!
Selbst wenn ich jetzt mit meinem Modell nur Glück hatte und es doch Modelle mit gröberen Schnitzern gibt, ist man da durch die 30-Tage-Moneyback-Garantie abgesichert.
Insgesamt gebe ich 9 von 10 Punkten.
Wenn man die paar Kleinigkeiten (Löcher im Griffbrett, Pickguard, Maserung Korpusholzfront) etwas optimieren würde, könnte dieser Bass auch locker 200 Euro kosten und wäre immer noch vergleichsweise preiswert.
Schöne neue Welt: 99 Euro für einen wertigen grundsoliden Bass, der mich von nun an beim Recorden begleiten wird.
Bin sogar auf Dauer am überlegen, ob ich mir noch eine Harley Benton-Fretless-Variante oder deren Stingray-Kopie mit Humbucker für härtere Brillanz-Klänge kaufen soll, aber erstmal werde ich mit der Jazz-Kopie sehr viel Spaß haben!
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